1 ...8 9 10 12 13 14 ...25 Die Vorarbeiter und Aufseher wussten um diese Charakterschwäche und weideten sie zu genüge aus. Mit kleinen Versprechungen, Vergünstigungen und Extrarationen erhielten sie die Namen der Aufwiegler. Dass die Denunzianten selbst bald zum alten Stollen aufbrechen würden wussten nur die, die sie mit der Belohnung, einer Extrarationen Hyxan, belieferten. Doch einstweilen gefährdeten sie das was ein paar mutige und weitsichtige Männer hätten ändern können.
In der Zwischenzeit waren auch in anderen Dimensionen Kräfte am Erwachen. Böse, seit langem tot geglaubte Kräfte. Kräfte die nie wieder hätten geweckt werden dürfen.
Saturnia, schöner denn je und in neuer Gestalt, hatte soeben ihren heißersehnten Spielplatz, die Bühne ihrer baldigen Alleinherrschaft, betreten. Wie lange schon war ihr dieser Weg versperrt geblieben…?
Doch nun, die schöne Dämonin war gerade von einem Besuch bei ihrem besten Freund zurückgekehrt, hatte sich das Blatt, wie schon so oft zuvor zu ihrem Gunsten gewendet. Gargabel at Smur Mauruth, der große Zauberer der ihr seit Menschengedenken, und darüber hinaus, mit Rat und Tat beiseite stand, konnte ihr auch diesmal behilflich sein
Die flammende Aura ihrer Selbstherrlichkeit wurde lediglich von der kleinen aber konstanten Wolke ihrer eigenen Ohnmacht getrübt, wobei selbst Gargabel ihr nicht zu helfen vermochte.
Saturnia wurde ungehalten als sie an ihren letzten Besuch bei Gargabel dachte. Sie hatte ein ähnliches Problem wie Adonay, nur dass das ihre von noch dringlicherer Natur schien. Ein Problem bei dem nicht einmal ihr alter Freund Rat wusste.
Adonay… Gargabel…Versager, beide.“ Saturnia war sichtlich aufgebracht. Schrill klang ihre Stimme, die jedoch bei dem Gewürm, wie sie ihre Lakaien nannte, keine Resonanz fand. Nichts und niemand von dem das sie umgab, hätte auch nur gewagt den Blick zu erheben, geschweige einen Laut von sich zu geben, wenn die mächtigste aller Dämonen auch nur in die Nähe kam oder den Raum betrat.
So wie ein Vampir sich vom Blut seiner Opfer nährt, so überlebt Saturnia, bis zur endgültigen gottgleichen Metamorphose, ausschließlich von der Seelenstärke derer, die diese für eine Gefälligkeit an sie verkaufen. Da ihr, trotz dieser Praktiken und einstiger Göttlichkeit die Fähigkeit zur Selbstregenerierung fehlt, konzentrierte sich ihr Interesse mehr denn je auf jene starken Persönlichkeiten die ihr das Überleben garantieren.
Trotzdem, zufrieden und selbstgefällig betrachtete sie ihren fast perfekten Körper in den großen Spiegeln. Ihr alter Freund kannte sie auch, als ihr „kleines körperliches Problem“ gravierende Formen angenommen hatte. Dessen ungeachtet, brachte Gargabel diesem wandlungsfähigen Wesen seit jeher Verehrung entgegen.
Ein paar kleinere Korrekturen noch, ein paar „Transfusionen…“
Saturnia war sich ihrer neuen Schönheit wohl bewusst. Nicht jedoch, dass die Sanftmut dieser zeitlosen Schönheit, die Grazie, die Anmut eines nun fast körperlosen Wesens, erschaffen wie aus Feenstaub und Elfenglitter, nicht so recht zu ihrem Charakter passen wollte. Nur das lange schwarze Haar, das sich rhythmisch ihren lasziven Bewegungen anpasste, harmonierte mit ihrer aufreizenden Persönlichkeit.
Viele haben sich mir noch nicht verkauft, das ist auch nicht nötig. Ich gebe ihnen Macht, überlegte sie laut - nachdem sie sich, wie schon so oft an diesem Morgen, selbstverliebt ihrem Spiegelbild zugewendet hatte - doch sie nutzen sie, ganz ohne mein Zutun, sehr schlecht. Zerstörung ist das Resultat. Und ich Saturnia werde ernten, ernten, ernten… und dann, wenn von ihnen nur noch schwarze Klümpchen, von dem was sie einmal waren übrig geblieben sind, gehörten sie trotzdem mir.
Und Saturnia erntete. Die Menschen erlagen ihren Schwächen, ihrem Aberglauben, ihren Göttern die sie fürchteten… und Saturnia erntete.
Ein Wehrmutstropfen jedoch trübte auch hierbei die Siegerlaune der schönen Dämonin. Es waren die Schwachen die sich verkauften. Dämonen-Futter, wie sie ihre willigen Handlanger nannte.
Angewidert verzog sie ihren schönen Mund. Auch jene die ihren Schwächen erlagen, an ihrer Gier schier erstickten, waren für sie ohne Bedeutung. In ihrer Armee der Finsternis
würden diese zwar, dann, wenn ihr irdisches Dasein beendet sein würde, ihre letzte Bleibe finden, doch für ihr eigenes Überleben brauchte sie starke, integere Persönlichkeiten. Und so reifte seit langem schon ein Plan der nach Auferstehung schrie. Ein uraltes Wissen war am Erwachen. Tief verborgen in den zerklüfteten Schluchten ihrer schwarzen Seele rührten sich Stimmen. Und somit war auch sie, nicht nur Adonay, an den beiden jungen Leuten interessiert, weckten deren Namen doch Erinnerungen… Masheba….! Xedek…!
All das und mehr ging der schönen Dämonin heute, wie auch an jeden anderen der unzähligen Tage durch den Kopf, an denen sie sich in Erinnerungen ergoss und über ihre Zukunft sinnierte.
Xedek, mein schöner Dammonen
Prinz. Prinz der Finsternis…! dann wenn ich mit dir fertig bin, dann, wenn aus dem einstigen Dammonen-Prinz ein Dämon geworden sein wird. Dann wird man die Schuld dir zuschreiben, dann wirst du als der Böse, als Satan in die Geschichte eingehen. Als der mit dem Pferdefuß, als der Gehörnte, schuldig befunden all derer Taten die ich begangen und weiter in deinem Namen begehen werde. Man wird dich und deinen Clan jagen und die die den Teufel anbeten werden jedoch nicht dich, sondern mich, das wahrhaftig Böse anbeten. Und diejenigen die Gott suchen werden ihn nicht finden.
Ein gelungener Tag. Und Saturnia schmiedete weiter… Pläne, Ränke im Jetzt und für die Zukunft. Einer Zukunft mit all den berauschenden Möglichkeiten die diese nun für sie bereit hielt. Pläne für jene Zeit, wenn sie Dank der Elysischen Weihen
ihre einstige Schönheit und auch ihr verlorengegangenes Wissen - Wissen wie man dieses Universum endgültig beherrscht - zurückerobert haben würde. Und Pläne für ihr eigenes Jüngstes Gericht, ihrem Armageddon, ihrer Abrechnung mit den Göttern, die sie einst in diese missliche Lage gebracht hatten.
6 Ein kleines Zwischenspiel
Während sich das ganzen Universum in Aufbruchsstimmung befand herrschte auf Ars immer noch, wie in alten Zeiten auch, die Mentalität der Gemächlichkeit. Die waghalsig wilden Wettkämpfe der Dakuai, die wie immer unter der Rubrik „Spiele“ verbucht wurden hingegen, hätten so manch einen Beobachter in ungläubiges Staunen versetzt. Eine verwegene Bande die mit ihren Pferden verwachsen, am liebsten durch die endlose Weite der Wüste streifte, bizarr zerklüfteten Canyon ihren alltäglichen Spielplatz nannte, Wettkämpfe austrug, bei denen manch einer nicht nur Haare sonder auch schon mal Blut lassen musste. Doch nicht nur das unterschied sie von der Außenwelt.
Trotz der Kargheit des Landes war man autonom. Es war eine der vielen Besonderheiten der Dakuai mit wenig auszukommen, wie überhaupt ihr ganzes Wesen nicht dem der anderen Völker entsprach.
Das was man zum Leben brauchte lieferten die urbar gemachten Randgebiete von Ars. Fruchtbarer Boden, den man mit viel Liebe und Geduld der allgegenwärtigen Wüste abgerungen hatte. Das Los bestimmte wer zum alljährlich wechselnden Sesshaftsein verdonnert wurde, wer nun für das nächste Jahr das Land bestellen würde. Schimpfend und fluchend die auf die das Los fiel, doch lachend die anderen. Gutmütig murrend ergab man sich dem Schicksal, das jeden irgendeinmal in seinem Leben traf. Jubelnd zogen die anderen von dannen, nicht ohne mit deftigen Scherzen die zurückbleibenden zu traktieren. In einem Jahr vielleicht schon würde der, der am meisten Schabernack trieb an seiner Stelle sein, doch das störte keinen.
„Jeder Grund um ausgelassen zu sein ist ein guter Grund um ausgelassen zu sein“, lautete ihr Motto. Es war ein Spiel, ein Spiel das täglich von neuem gespielt wurde.
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