Robin Lang
Die beste Zeit ist genau jetzt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Robin Lang Die beste Zeit ist genau jetzt Dieses ebook wurde erstellt bei
1 10. September 2016
2 11. September 2016
3 Montag, 12. September 2016
4 Donnerstag, 15. September 2016
5 Freitag, 16. September 2016
6 Samstag, 17. September 2016
7 Sonntag, 18. September 2016
8 13. Dezember 2009
9 Samstag, 24. September 2016
10 Montag, 26. September 2016
11 Dienstag, 27. September 2016
12 Mittwoch, 28. September 2016
13 Donnerstag , 29. September 2016
14 Freitag, 30. September 2016
15 Samstag, 1. Oktober 2016
16 Samstag, 2. Oktober 2016
17 Samstag, 15. Oktober 2016
18 Sonntag, 16. Oktober 2016
19 Montag, 17. Oktober 2016
20 Samstag, 22. Oktober 2016
21 Für meine Leser....
22 Blick ins nächste Buch: Die Antwort ist ganz einfach - eigentlich!
Impressum neobooks
- Lucca -
Ich schaute mich in meinem Zimmer um – hatte ich tatsächlich alles Wichtige eingepackt?
Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und nahm alles in mich auf.
An der Wand hingen Bilder aus alten Tagen.
Ich auf Skiern zusammen mit meiner Schwester, ich inmitten meiner Volleyballmannschaft, mit einem breiten Grinsen im Gesicht – kurz nach dem Aufstieg in die nächst höhere Spielklasse. Meine Urkunden von Leichtathletikwettkämpfen.
Wieso hatte ich das nur alles hängen lassen?
Aber sie jetzt abzunehmen würde auch keinen Sinn mehr machen.
Ich griff an meine Räder, drehte mich auf der Stelle und rollte aus meinem Zimmer raus, meinen Rucksack auf dem Schoß. Ich schloss die Tür leise hinter mir und stand meinen Eltern gegenüber.
Meine Mutter hatte Tränen in den Augen.
„Lucca, bist du sicher, dass du das willst? Wieso musst du von uns weggehen? Wieso in eine andere Stadt. Du hattest es doch so gut bei uns, oder?“
Meine Mama – sie verstand es einfach nicht!
Die letzten sieben Jahre war ich in einem goldenen Käfig groß geworden. Nie hatte ich es wirklich geschafft, zu leben.
Seit dem Unfall hatte ich fast alle Entscheidungen meinen Eltern überlassen. Der Hausunterricht, das Fernabitur, die Lehre im Hotel meiner Eltern. Meine Schwester hatte ihre Flügel ausgestreckt und das heimische Nest verlassen, kaum, dass sie 18 geworden war. So hatte ich seit fünf Jahren mit meinen Eltern allein in diesem Haus gelebt. Sie hatten für mich alles umbauen lassen. Ich bekam einen Treppenlift, das Badezimmer war vergrößert worden – ich will nicht undankbar klingen, aber ab und zu hatte ich das Gefühl, dass sie mich mit all den Umbaumaßnahmen dazu bringen wollten, nie wegzugehen.
Es war ein Unfall, ich hatte nie jemandem einen Vorwurf gemacht. Aber die Schuldgefühle meiner Umgebung hatten mir manchmal die Luft zum Atmen genommen.
Nun war ich 24 und es wurde für mich Zeit, hier rauszukommen.
Ich war noch nie weit oder lange von zu Hause weg gewesen – sieht man von den Klassenfahrten in der Schule bis Klasse acht oder den Aufenthalten in der Reha in den letzten Jahren ab.
Unzufrieden mit der Situation hier war ich schon länger, aber ich brauchte die richtige Gelegenheit, den richtigen Job. Ich brauchte einen neuen Anfang – aber nicht auf Teufel komm raus. Es musste passen!
Ich konnte mich noch gut erinnern, wie ich vor über zwei Wochen in meiner Pause die Zeitung gelesen hatte und dort die Anzeige sah, die mein Leben verändern sollte. Es war eine eher unscheinbare Anzeige, eine Werbeagentur suchte eine neue Kraft für die Rezeption. Man sollte über Erfahrung, Freude am Umgang mit Menschen, aber auch Ellenbogen zum Durchsetzen, Teamfähigkeit und gute Englischkenntnisse verfügen. Das passte alles genau auf mich. Neben Englisch sprach ich noch Spanisch und Französisch – was sollte man sonst tun, wenn man fast ein Jahr nur im Krankenhaus gelegen hat? Ich hatte mir zuerst leid getan, die Welt verflucht, die mitleidigen Blicke meiner Freunde ausgehalten, mit meinem Freund Schluss gemacht, mir noch ein bisschen leid getan und dann angefangen, nach vorne zu blicken.
Ich hatte meine Energie kanalisiert, wie es einer der mich betreuenden Psychologen so schön ausgedrückt hatte.
Zum einen begann ich, wie verrückt die Unterrichtsinhalte nachzuarbeiten, lernte die Sprachen und dann arbeitete ich so intensiv an und mit meinem Körper, dass ich vier Jahre nach meinem Unfall am Heidelberger Rollimarathon teilgenommen hatte. Es war ein harter Kampf bis dahin gewesen. Gegen viele Widerstände, aber wenn ich eines gelernt hatte: aufgeben gab es nicht, weder mich selber, noch mein Ziel.
So hatte ich mich also schlau gemacht über die Firma „Mc & M“, ich hatte sie im Internet gesucht, mir die Fotogalerie angesehen – wobei mir nur eine Kollegin direkt total unsympathisch war. Außerdem suchte ich Informationen über den Standort des Büros. Und als ich feststellte, dass es in einem Gebäude lag, das nach neusten Standards gebaut war, also über behindertengerechte Parkplätze, Aufzüge und Toiletten verfügte, war die Sache für mich klar. Ich schrieb die Bewerbung und ließ nichts aus, spielte mit offenen Karten, holte mir Referenzen aus all unseren Abteilungen im Hotel. Mein Onkel – und der Mitinhaber – war mir eine große Hilfe, denn mein Vater hätte mir am liebsten gar kein Zeugnis ausgestellt. Wie gesagt, meine Eltern wären froh, wenn ich für immer bei ihnen bleiben würde. Aber für mich stand fest, dass ich mit 24 Jahren auf eigenen Beinen stehen musste – wenn auch nur im übertragenen Sinne.
Mein Weg schien der richtige gewesen zu sein, denn ich wurde nicht nur zu dem Bewerbungsgespräch eingeladen, nein, ich hatte sogar den Job bekommen. Und die Stelle hatte noch ein Gutes – ich hatte bereits am Tag der Bewerbung eine wundervolle Frau kennengelernt. Sue war nur zwei Jahre älter als ich, arbeitete seit Februar in der Firma und hatte mir sogar angeboten, übergangsweise bei ihr zu wohnen.
Auf dieses Angebot war ich eingegangen.
Ich sollte bereits zum 15. September stundenweise anfangen, um alle Abläufe kennen zu lernen und um eingearbeitet zu werden.
Die Frau, die den Job bisher gemacht hatte, würde zum 1. 10. aufhören. Bis dahin wollte ich die Zeit nutzen, um mich an die Leute, das Aufgabenfeld und die Umgebung zu gewöhnen. Außerdem wollte ich mir eine bezahlbare Wohnung suchen. Wobei bezahlbar relativ war, ich hatte noch so gut wie nichts von dem Schmerzensgeld meines Unfalls gebraucht – man konnte mich durchaus vermögend nennen. Aber man konnte eben nicht alles mit Geld bezahlen!
Ich schaute auf die Uhr – noch eine Stunde, dann würde Sue zusammen mit „ihrer Familie“ hier auftauchen, um mir beim Umzug zu helfen. Es handelte sich dabei um Teile ihre Clique, die wohl wie Pech und Schwefel zusammen hielten.
Ihren Freund hatte ich schon kennengelernt – wie es der Zufall so wollte, war sie mit unserem Chef zusammen. Ein super sexy Typ aus den USA, der Sue zuliebe nach Deutschland übergesiedelt hat. So, wie ich Sue verstanden hatte, würde sie noch ein befreundetes Pärchen mitbringen, das beim Schleppen helfen sollte.
Sue und ihr Freund Nate – oder Jonathan McCabe – hatten mich hier auch schon besucht. Nate hatte einen guten Eindruck auf meine Eltern gemacht und ihnen sowohl als mein zukünftiger Chef als auch als mein vorübergehender Mitbewohner fest versprochen, dass er immer auf mich aufpassen würde.
Das hatte sie etwas beruhigt, denn Nate war 30 – für meine Eltern ein klares Indiz dafür, dass er auch verantwortungsbewusst sein würde.
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