„Du meinst die Schurken in Palau drehen durch?“ antwortete er, setzte sich auf den Bettrand und entdeckte Edy’s grinsendes Gesicht in der Spiegeltür des Kleiderschranks.
„Die Knaben in Guam haben jetzt das Kommando übernommen. Der Admiral verlangt von den Planern einen „Clean cut“. Sie wollen uns bis Palau und danach in Frieden auslaufen lassen. Was danach für uns geplant ist, hört sich ein wenig gruselig an.“
„So lange wir wissen was die mit uns vorhaben, ist alles halb so wild. Was haben die Schurken diesmal ausgehext?“
„Es betrifft nicht nur unsere Schiffe, sondern auch die jungen Forscher mit dem alten Schooner”, meinte Edy der noch immer grinste.
„Sind die Forscher informiert“, wollte Don zuerst wissen.
„Ezra und Erol sind dabei die jungen Leute ins Bild zu setzen. Helle Aufregung an Deck des Schooner, kannst du dir denken.“
„Ich könnte mir denken, dass die Schurken diesmal auf eine verdeckte Operation aus sind. Ein U-Boot ist bestens geeignet kleinere Schiffe spurlos zu versenken, ohne das die Besatzung unbedingt in allen Einzelheiten eingeweiht ist, oder überhaupt merkt was gespielt wird.“
„Wie Recht du hast Seemann. Ein U-Boot ist schon ausgelaufen mit dem Kurs nach Norden, um den alten Schooner abzufangen. Das zweite soll in einer Woche von Guam aus auf Süd-Ost Kurs gehen und das ist für uns gedacht. Welche Ehre für uns, von einem Ami U-Boot gerammt zu werden.“
„Edy, Spaß bei Seite. Ich sehe noch immer nicht ein Quäntchen Logik bei diesem Admiral und seiner Besessenheit uns ins Jenseits befördern zu wollen”, meinte Don. „Weder von den jungen Forschern noch von uns geht eine Gefahr aus, zumal die Amis von der Existenz der VIRDULA noch keine Ahnung haben. Der Opus Dei ist hinter Alida her, aber das rechtfertigt in keiner Weise den Einsatz von zwei nuklear betriebenen U-Booten.“
„Es sei denn, die verrückten Popanze haben irgend eine Prophezeiung aus den Archiven ausgegraben und sehen in uns die gefährlichsten Widersacher seit Luthers Zeiten“, schaltete sich Lore mit ins Gespräch. „Das Ausmaß an Paranoia bei den geistesverwirrten, religiösen Freaks geht über das Vorstellungsvermögen der einfachen Leute weit hinaus. Daher ist es weniger relevant wie wir uns als potentielle Gefahr den Schurken gegenüber verhalten, vielmehr wie uns diese Hirnverbrannten einschätzen. Ein Machtimperium das auf fundamentalen Lügen aufgebaut ist, fürchtet sich vor jedem Quäntchen Wahrheit. Einen großen Luftballon zum Platzen zu bringen, dafür reicht eine kleine Stecknadel. Diese Schurken sehen in uns einen rätselhaften Stachel, der ihre Luftballons zum Platzen bringen kann.“
„Moment mal Lore, bis jetzt hat Alida nicht ein einziges Wort von dem Material ihres Vaters veröffentlicht. Worüber wir uns unterhalten bleibt auch unter uns. Wir haben nicht vor eine neue Ideologie zu verkünden, oder eine Revolution vom Zaun zu brechen. Die VIRDULA ist nicht dafür bestimmt der Menschheit Schaden zuzufügen, ganz im Gegenteil.“
„Ganz im Gegenteil sagtest du eben. Genau darum geht es Don. Die Schurken wollen Status Quo, inklusive konsequente Kürzung der Bürgerrechte. Die Wahrheit ist das letzte was sie bei der Errichtung der Weltregierung gebrauchen können.“
„Also gut Lore, ich habe dich ein wenig gereizt, weil ich feststellen wollte wie tief du die Gesamtlage durchschaut hast. Du bist ziemlich dran an Pudels Kern. Habt ihr konkrete Details, wie sie es anstellen wollen?“
„Zunächst kennen wir den Namen der Operation”, antwortete Edy belustigt. „Operation Igel“ damit ist in der Tat ein Seeigel gemeint. Eine Art Seemine die knapp einen Meter unter der Oberfläche schwimmt und von einer pneumatischen Kanone abgefeuert wird.“
„Oh heiliger Seemannssack, primitiver geht’s gar nicht. Was Besseres ist denen nicht in den Sinn gekommen.“
„Oh doch, aber wegen Geheimhaltung wieder verworfen. Nur der Kommandeur und drei Spezialisten sind im Bilde.“
„Habt ihr auch brauchbare Vorschläge wie wir diese Leute vor dem Blödsinn retten könnten?“
„Wir dachten an etwas Harmloses. Die Mutter Natur treibt manchmal seltsame Späßchen mit den bösen Buben. Wie wäre es mit Dünnschiss an Bord, das soll öfters vorkommen?“
„Daraus könnte man durchaus eine spannende Filmkomödie inszenieren. Der Kommandeur und die drei Experten hocken auf dem Klo und scheißen sich die sündige Seele aus dem Arsch. Das wäre lustig, aber uns und der ahnungslosen Mannschaft an Bord des U-Bootes in keiner Weise gedient, Edy. Diese Schurken sind extrem paranoid, vergesse das nie Seemann. Der erste den sie sich vorknöpfen werden ist der Koch, dann der Intendant und letztendlich der Arzt. Sabotage an Bord eines nuklear betriebenen U-Bootes ist eine ernste Sache. Eine Kettenreaktion von Verdächtigungen. Keiner dieser Männer hätte eine Chance seine Unschuld zu beweisen. Darüber hinaus würde diese Magenverstimmung in keiner Weise die Absicht uns zu versenken ändern. Der Admiral und seine Auftraggeber werden sich eine andere blöde Idee ausdenken. Das mit dem Dünnschiss ist keine Lösung, lediglich eine Verschiebung. Denkt euch etwas Solideres aus. Wir wollen keinen Krieg gegen diese Leute führen, weil sie nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben.“
„Viel Zeit bleibt uns nicht Don. Das U-Boot von Süden läuft mit zweiundzwanzig Knoten dem alten Schooner entgegen. Spätestens morgen Abend ist es so weit”, warnte Lore besorgt.
„Also gut Freunde, teilen wir uns die Schlachtfelder. Ihr bastelt an etwas lustigem mit dem U-Boot von Guam und ich übernehme die Verantwortung für den alten Schooner.
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Wer auch immer sich die nuklear betriebenen Schlachtschiffe ausdachte, musste ein Vollidiot gewesen sein. Insbesondere die U-Boote, die im Zeitalter des kalten Krieges von beiden verfeindeten Großmächten in Windeseile unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkrieges so zahlreich wie möglich gebaut wurden, sind ein unmissverständlicher Beweis der geistigen Unreife der Männer, die in jeder Generation die Führung beanspruchen. Oder sind es doch nur Marionetten einer unsichtbaren eigennützigen Macht? Spätestens nach der massiven Anwendung der Atomenergie, die als Antrieb von Turbinen der Kriegsschiffe, insbesondere der U-Boote dienen, dürfte doch jedem vernünftig denkenden Mensch klar geworden sein, dass sich die Führungseliten zu unkontrollierten rücksichtslosen Egoisten entwickelt haben.
Für die ewig Gestrigen, geistig unreifen kriegslüsternen Knaben, die nur in Uniformen vorübergehend ihre krankhafte Geltungssucht zu befriedigen vermochten, können die Kanonenrohre nicht lang genug und die Knaller nicht tödlich genug sein. Dem Schwachsinn der notorisch von allerlei Ängsten geplagten unreifen Knaben, ist durch Erfindergeist der Wissenschaft einerseits, und geliebte Habsucht nach Macht und Moneten anderseits, keine Grenze gesetzt.
Jahrtausende schlugen sich die machtgeilen Knaben, noch Mann gegen Mann mit relativ primitiven Waffen die Köpfe ein. Nichts begeistert die geistig unreifen, in Weisheit kurz geratenen Muskelprotze so sehr, wie ihre glänzenden Waffen, mit denen sie raubend und schändend durch die Lande ziehen. Kein anderes Lebewesen verhält sich so extrem unvernünftig gegenüber den eigenen Artgenossen und der Mutter Natur, wie Männer mit Waffen. Obwohl viele von ihnen gebildet, belesen und hoch begabte Erfinder sind, verfallen sie bedauerlicherweise dem Exzess ihrer destruktiven Gesinnung. Sehr lang gärte der Paranoia Virus in ihren Hohlköpfen, die ausnahmslos dem potentiellen Gegner das unterstellten, was sie selbst in ihrem Größenwahn dem anderen gedachten anzutun.
Die Geschichtenerzähler und Romanschreiber feierten diese kannibalisch veranlagten Raufbolde als Helden. Sie waren Vorbilder der heranwachsenden Buben in allen verfeindeten Lagern. Die Raufbolde im gegnerischen Lager beschimpfte man immer als blutdürstige Barbaren. Die gleichen aus den eigenen Reihen dagegen galten als edle Beschützer, die das beste Stück Fleisch, Tuch und Weib nachgeliefert bekamen. Die fleißigen Männer wie Bauern, Hirten und Heilkundige blieben bei allen Geschichtserzählern nur das dumme Fußvolk in der Masse erwähnt.
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