„Wir sind genau das was Sie sehen Mr. Donovan, harmlose junge Menschen die Spaß am Leben haben. Aber an uns sind ihre Auftraggeber nicht interessiert. Diese Herren jagen seit Jahrzehnten die Familie meiner Frau Alida, das müsste Ihnen bekannt sein. Die jungen Forscher sind genauso harmlos wie wir. Sie hatten lediglich das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, als sie die Bombardierung der Mayflower beobachteten”, antwortete Erol sachgemäß.
„Viele Fischer die mit ihren Booten unterwegs waren konnten das gruselige Szenario auch beobachten. Ihre Auftraggeber bemühten sich alle Zeugen hinterhältig zu beseitigen. In ihrem Wahn gingen sie so weit, sogar eine ganze Stadt voller harmloser Menschen durch Ihren Einsatz auszulöschen. Die Frage wer wir sind ist somit unerheblich. Wer Ihre Auftraggeber sind und zu welchen Wahnvorstellungen sie fähig sind, sollten wir einmal besprechen. Morgen wird die hiesige Behörde die Munitionsdepots besichtigen. Die Einheimischen wissen nichts von ihrem Spezialauftrag. Von den kleinen niedlichen Spielzeugen in ihrem Koffer wissen sie auch nichts. Die Frage ist viel mehr, wie kommen Sie heil aus dieser Affäre heraus? Ihre Kollegen sitzen im Knast und berichten freiwillig alles was sie wissen. Selbst die Presse bekam ihre Informationen aus erster Hand. Was ihre Auftraggeber im Schilde führen, ist inzwischen jedem bekannt.“
„Das juckt meine Auftraggeber nicht im Geringsten, liebe Leute. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie durch ähnliche Aktivitäten aufgefallen sind. Der Vatikan hat alle Unannehmlichkeiten seit Jahrhunderten überstanden. Schweigen, Aussitzen und Zeugen beseitigen darin sind sie absolute Weltmeister. Es passieren so viele mysteriöse Dinge in der Welt. Wer erinnert sich Jahre später an diesen Vorfall in Rabaul? So lange sie alles als Verleumdung und als Verschwörungstheorien abtun können, steigert die Ehrfurcht der Lammfrommen. Eine Macht die sich nicht demonstriert, eine von der keiner weiß dass sie existiert, ist keine wahre Macht. Zumindest ist das die Philosophie die Rom bis heute verholfen hat die Welt zu unterjochen.“
„Offensichtlich weiß die Menschheit noch gar nicht, dass sie bereits unterjocht wird Mr. Donovan“, äußerte sich Lore zu diesem Thema.
„Der Vatikan setzt sehr viel Kapital auf den Glauben. Durch Bedürfnisse des Lebens verändert sich die Glaubenslehre wie Duftnoten mein lieber Donovan. Darauf ist inzwischen kein Verlass mehr, es sei denn man bemächtigt sich der Quellen der Gelderzeugung und kontrolliert die Weltwirtschaft. Das hört sich so einfach an. Heutzutage hält sich jeder Mafiosi für den Gottvater, warum nicht auch so einer von inneren Zerwürfnissen Befallener wie Escriva. Die Menschheit hat es wirklich nicht leicht mit all den Größenwahnsinnigen.“
„Ihr seid also voll im Bilde“, gab Donovan resigniert auf. „Ihr wollt die Welt verbessern, sie wieder erträglicher machen. Habe ich Recht so?“
„Es wimmelt ja nur so von Weltverbesserern, einer davon ist dieser Escriva“, sprang Alida ins Wort. „Wann war die Welt jemals in Ordnung? Wenn überhaupt, vielleicht vor vier oder achttausend Jahren? Seit die Kannibalen mit Schwertern die Weltgeschichte schreiben, die Schlacht im Namen dieses oder jenes Gottes besungen wird, dürfen die Frauen Trümmer aufräumen und ihre kleinen Jungs als Soldaten groß ziehen. Sie Mr. Donovan sind hierher gekommen um eine ganze Stadt mit einem gewaltigen Knall auszulöschen. Wieviele andere Knaller haben Sie hoch gehen lassen? Sehen Sie wirklich eine Chance sich selbst zu verbessern? Wer von Weltverbesserung redet, muss zunächst bei sich selbst anfangen.“
„Es reicht schon für den Anfang aus dem Teufelskreis auszusteigen Alida“, versuchte Erol sie zu beruhigen. „Mr. Donovan weilt friedlich unter uns und Rabaul ist nicht zerstört. Mr. Donovan hätte es vermutlich aus eigener Kraft, ohne Zureden von Magda nicht geschafft. Hauptsache wir haben eine Katastrophe verschoben, eher verhindern können. Der hiesige Bischof ist nicht getürmt, das heißt, er weiß von ihrem Auftrag gar nichts.“
„Wie Sie eben sagten, wäre der hiesige Bischof einer von diesen Escriva Anhängern, hätte er türmen müssen noch bevor der Tanker explodieren sollte. Nichts ist dem guten Escriva heilig, bis auf seinen Wahn, das Werk seines persönlichen Gottes zu vollenden”, erwiderte Donovan.
„Die Menschheit hat keine Ahnung welche „heiligen Männer“ sie demnächst regieren. Es ist faszinierend solche Männer zu studieren. Derselbe Mann kann in einem nebensächlichen Bereich seiner Psyche völlig rationell denken und handeln. Das ist im Wesentlichen der Bereich den die Öffentlichkeit zu sehen bekommt. Zur gleichen Zeit tüftelt sein Hirn das von religiösen Phantastereien befallen ist, ganz unüberlegte Alternativen aus. Jeder normale Bürger nimmt die vernünftigen Erscheinungen wahr und baut seine Meinung darüber. Das ist das große Manko der Männer, deren völlig unabhängige Hirnbereiche sich nicht nach ein und demselben Maßstab richten. Frauenhirne dagegen ticken ganz anders. Sie denken in fließenden Übergängen und fragen sich, ob diese oder jene Entscheidung generell vernünftig wäre. Daher kommen die ureigensten Ängste der Männer, von extrem vernünftig, rationell denkenden Frauen, als Dummkopf entlarvt und lächerlich gemacht zu werden.
Schauen Sie sich diese von Macht und Ruhm besessenen Männer an. Angefangen vom Papst über Diktatoren bis zum Militär. Die Hackordnung, ihre Kleidung, der Schmuck, die Medaillen, auf Hochglanz polierte Stiefel oder Lackschuhe. Nichts kann teuer genug sein für diese Hosenscheißer, die sich durch den ganzen Firlefanz als Machtmänner gegenseitig bestätigen müssen. Keiner duldet kluge Frauen in seiner Nähe, weil sie keinen Wert auf den Prunk legen, sondern auf Substanz. Denken Sie an Napoleon wie er durch seinen Palast in Versailles wie ein aufgeblasener Truthahn stolzierte. Beim Rückzug aus Moskau jedoch schleppte er sich mit dem Rest seiner stolzen Krieger wie ein vertriebener Hund durch das Jammertal der Versager.
Vernünftigerweise baute sich Adolf Hitler seinen allerletzten Fluchtbunker unter der Erde. Sein Verstand hatte ihm schon das Endergebnis seines Wahnsinns vorausgesagt. Trotzdem hinderte es ihn nicht das größte Blutbad aller Zeiten anzurichten. Die männlichen Nachkriegspolitiker zogen keine Konsequenzen aus diesem Wahnsinn. Im Gegenteil, die Bankiers der Weltkriege rieben sich die Hände vor lauter Freude so viel Geld verdient zu haben.
Versteht ihr jetzt was ich euch klar machen möchte? Die meisten Männer die sich anschicken die Welt zu regieren, sind sich mit einem Teil ihrer Hirne wohl der Konsequenz ihrer wahnwitzigen Pläne bewusst. Verfangen in dem gesponnenen Netz ihrer Vorväter, aus purer Eitelkeit und Geltungssucht getrieben bringen sie nie den wahren Mut auf, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Wenn sie es tun würden, würde der Rest der Männer sie zu Kneifern und Verrückten erklären.
Sie werden mir nicht glauben wollen, dass es Päpste gab, die ganze Bücher über die fundamentalen Lügen des Christentums verfasst haben, heimlich natürlich. Als sie sich dann endlich entschlossen hatten ihre Bücher zu veröffentlichen, wurden sie stillschweigend kalt gestellt. Seitdem wählen die Kardinäle nur noch die hochbetagten alten Schurken. Die Männerwelt, liebe Leute, ist ein großes Jammertal vieler Schurken die was werden wollen, voller Hass über ihre eigene Unfähigkeit, sich der Vernunft der Frau zu ergeben. Sie richten lieber die Welt zu Grunde, als den Mut zu fassen richtige ehrliche Männer zu sein.“ Dass Donovan für seine Analyse einen schallenden Applaus ernten würde, damit hatte er nicht gerechnet. Zum allerersten Mal in seinem Leben standen Freudentränen in seinen Augen.
„Ihr habt keine Ahnung wie gut das tut“, bedankte er sich schluchzend bei den neuen Freunden. „Ihr wollt keine Beichte von mir, sondern meine innige Meinung. Ich fing schon als kleiner Junge an darüber nachzudenken, in welcher Welt ich da eigentlich lebe. Während meiner Reisen von einem Kloster zum anderen bekam ich einen kleinen Einblick von der Welt da draußen. Eine sehr andere Welt als ich und meinesgleichen sie kannte.
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