„Schauen Sie sich diese wunderschöne Insellandschaft an Mr. Donovan.“
„Kenne ich, dort war ich drei Monate mit von der Partie. Henry liebte solche verschlagenen Klöster, idyllische Landschaften, pastorale Scheinparadiese sozusagen. Er ist ein Feinschmecker, mag Ziegenkäse mit Oliven und Lammfleisch vom Spieß.“
„Ersparen Sie sich den Sarkasmus Mr. Donovan. Oben wird gerade ein griechischer Kommunist am Spieß gebrutzelt. Ersparen wir uns die abscheuliche Szene. Die frommen Priester haben gerade ihren Spaß, so erzählt man sich unten im Dorf, nicht wahr? Die sogenannten Heiden hatten keine Bibel zur Hand, um ihre Heidentaten zu rechtfertigen, die frommen Priester dagegen schon. Sie schlugen irgendeine Seite ihres Heiligen Buches auf, und siehe da eine halbwegs brauchbare Interpretation des Wort Gottes sprang wie ein Korken aus der Flasche. Dafür sind die heiligen Schriften da, verehrter Donovan, damit man jede Schandtat rechtfertigen kann. So mancher Ziegenhirten aus dem Dorf ahnte schon längst, was da oben auf dem Plateau bei den heiligen Männern so getrieben wird. Die konnten sehr wohl den Duft vom gegrillten Lammfleisch unterscheiden. Kommunistisches Pack, nicht wahr? Klappe halten, Ziegen hüten und beten“.
„Was genau wollen Sie mir durch diese Demonstration sagen, dass ich nichts gesehen oder mitgemacht habe? In meinem Ex-Verein kannte ich mich bestens aus. Bei euch bin ich mir nicht im Klaren, ist es Traum oder Wirklichkeit”, protestierte Donovan völlig entsetzt.
„Nun Mr. Donovan was wir soeben sahen ist knallharte Realität. Suchen Sie sich irgendeinen Ort aus, an dem Sie noch nie waren und wir zeigen Ihnen was vor Ort passiert, oder in der Vergangenheit geschehen ist. Was wir nicht können und auch nicht wollen, ist in die Zukunft schauen.
Viele Menschen, ungeachtet ihres Alters, haben alltägliche Wünsche oder Träume, ob sie morgen etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf haben? Diese überwiegende große Mehrheit träumt in einem sehr bescheidenen Rahmen und sehr kurzfristig. Manche dagegen träumen von Frieden und Brot für alle, von blühenden Wiesen und paradiesischen Landschaften. Eine winzig kleine Minderheit dagegen, insbesondere die destruktiv gesinnten, träumen langfristig gigantisch, niederträchtig, ausbeutend. Sie fühlen sich als die Elite, Realisten, eben Zukunftsgestalter im Rahmen des Machbaren. Die konstruktiven Träumer dagegen werden als Phantasten diskreditiert. Menschen, die angeblich keinen Bezug zur Realität erstellen können, sich trotzdem ein Paradies auf Erden wünschen. Beide extreme Minderheiten sind von dem Mandat und der Vollmacht der großen Mehrheit der braven Bürger abhängig.
Beide Zukunftsgestalter beschwören eine übergeordnete göttliche Kraft im unerforschten Himmel. Weil es keine gibt, erfindet man eben eine oder gleich mehrere, je nachdem wofür sie gelegentlich braucht werden. Je nach Wunschvorstellung der Erfinder sind die Gottheiten mehr oder minder gerecht, mal gut mal zornig gestimmt. Die bösen Gottheiten sind logischerweise immer die der Konkurrenz. Die Erfinder, man nennt sie auch Propheten, schrieben sich die Seele aus dem Leib, die ihre Gottheit priesen bis zum Exzess. Jeder von ihnen der irgendwann eine Abhandlung seiner eigenen Wunschvorstellungen verfasste, behauptet, entweder von Gott persönlich oder durch seine angeblich gesandten Engel inspiriert worden zu sein. Damit niemand das Gegenteil beweisen kann, und um die Dramaturgie attraktiver zu gestalten, suchten Engel die Propheten immer in entlegenen Berglandschaften oder in geheimnisvollen Höhlen auf. Damit verschaffte sich dieser Prophet das Exklusivrecht der göttlichen Eingebung. Die Phantasie der Menschen, speziell der Männer ist eben grenzenlos.
Es ist daher sehr wichtig zu erkennen, dass die Theorien der Propheten zu ihren Lebzeiten kaum Anhänger fanden, weil sie selbst für ihre Überzeugungen keinen absoluten Anspruch zu erheben wagten. Erst viele Jahrhunderte später, als die räuberischen Römer die klug formulierten Behauptungen als eine Art Machterweiterung erkannten, und zu einem lukrativen Konzept zusammen trugen, erklärten sie diese göttlichen Eingebungen durch die Propheten für legitim. Die Römer bestätigten was das Zeug hielt, denn Papier trägt alles geduldig, genauso wie der erfundene abstrakte Gott, der für alles herhalten muss, was die Schurken auf Erden vermasseln.
Damit das ganze abstrakte Himmelreich auch einen Anker bekam, also ein real existierendes menschliches Wesen, suchte man nach einer geeigneten Person, die womöglich gar nichts schriftliches hinterlassen hatte, die aber werbewirksam langfristig gut zu gebrauchen ist. Moses für die Juden, Jesus für die Römer, Mohammed für die Araber. Keiner dieser drei Charaktere hinterließ ein einziges von ihm geschriebenes Wort. Was allerdings nach ihrem Ableben zusammengedichtet worden ist, kann man in drei wesentliche Teile aufgliedern:
Den ersten Teil, der im Wesentlichen aus einer Sammlung von Allzeit Weisheiten besteht, die im Prinzip durchaus für das alltägliche Leben von nutzen ist. Das betrifft insbesondere die Körper- und Nahrungsmittel Hygiene.
Der zweite Teil behandelt die Rechtsprechung , oder Vormachtstellung, für die die männlichen religiösen Idealisten lange Zeit vorsorgten. Dagegen deklarieren sie Dreiviertel der Menschheit – Frauen und Kinder – als unterwürfige Gesellschaft. Ein Zehntel der männlichen Seelen, insbesondere die Oberganoven des Klerus und der Aristokratie garantieren sich die ewige Allmacht. Nicht einmal ein Funke göttlicher Gerechtigkeit ist in diesen sogenannten heiligen Schriften zu finden. Homo und pädophile Klosterhocker durften sich bei dieser Juristerei köstlich austoben.
Der dritte Teil ist unter der Rubrik Mystischer Schmarren einzuordnen. Dieser Teil ist ursprünglich als historische Rückendeckung für die fundamentalen Lügen gedacht. Die damaligen Klöster als einzige Verlagshäuser, waren weit voneinander entfernt und hatten keine Kommunikation wie wir heute. Daher ereiferten sich die Stubenhocker in der Dichtung denkbarer Wundergalionsfiguren.
Das dunkle Mittelalter, ein Zeitalter voller schrecklicher Dichtungen, in dem noch schlimmere Entwürdigungen der Menschen stattfanden. Knapp vierhundert Jahre erdichtete Geschichte, samt Karl der Große und einundsechzig Päpste. Eigenartigerweise wagt sich kaum ein Akademiker in diesen Abfalleimer hineinzuschauen. Jetzt mein lieber Donovan haben Sie eine wage Vorstellung davon, welches Potential hier ansteht, einmal nach den spannenden wahren Geschichten zu forschen, andererseits die erfundenen Geschichten aufzudecken. Hier ist unser Hilfsmedium”, dabei zeigte Don auf den VIRDULA Bildschirm.
„Unsere VIRDULA Technologie ist eine Erfindung die den Menschen zur Wahrheitsfindung dienen soll. Das Zeitalter des Computers ist angesagt. Unsere VIRDULA ist ein Quanten Computer. Wir nennen ihn VIRDULA. Im Klartext: „Virtueller Dualer Lügenanalysator“. Er verschafft uns uneingeschränkten Zugang in die Vergangenheit und Gegenwart, aber nicht in die Zukunft. Uns interessiert in erster Linie die Wahrheit. Das, was einerseits wirkliche Geschichte war, wie andererseits die Wahrheit manipuliert wurde, und was die Ganoven zurzeit hinter verschlossenen Türen austüfteln.
Die Menschheit hat zu allen Zeiten das uneingeschränkte universale Recht, anhand von Fakten und nicht in gutem Glauben, von hinterlistigen Ganovenversprechungen ihre Zukunft zu gestalten. Das ist das Minimum was wir als Freidenker den nachfolgenden Generationen schuldig sind. Es kann doch kein vernünftig denkender Mensch die Zukunftsplanung den abgebrühten, kannibalisch gesinnten Ganoven überlassen, die in ihrem Wahn die Welt zu Grunde richten. Schlussendlich war der Erste- und Zweite Weltkrieg ein unmissverständlicher Bugschuss. Wer das nicht kapiert hat, dem ist nicht zu helfen.“
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