Die erste Begegnung gegen Aufsteiger Borussia Mönchengladbach konnte der HSV klar mit 5:0 gewinnen. So leicht sollte es in der Folgezeit gegen die „Mannschaft der 70er Jahre“ allerdings nie wieder werden. Als dann Bayern München am 20. Oktober 1965 zum ersten Mal in der Bundesliga im Hamburger Volksparkstadion gegen den HSV antrat, waren mein Vater und ich selbstverständlich auch dabei, nachdem wir in der Zwischenzeit einige andere Bundesligaspiele gesehen hatten, an die ich mich aber nicht mehr so intensiv erinnern kann, wie an die Spiele im ersten Bundesligajahr. Natürlich wollten wir in dieser Begegnung auch den neuen deutschen „Wunderspieler“ Franz Beckenbauer zum ersten Mal live im Stadion sehen. 72.000 Zuschauer fasste das Volksparkstadion seinerzeit, aber als das Spiel begann, waren mit Sicherheit weit über 80.000 Menschen auf den Tribünen. Tausende Fans hatten sich Zugang in den Innenraum verschafft, indem sie über die Zäune geklettert waren. Dies wäre heute undenkbar. In dem Spiel selbst wurde deutlich, was mit den Bayern auf die Bundesliga in Zukunft zukommen würde. Bei der 0:4-Niederlage gegen den Aufsteiger hatte der HSV nicht den Hauch einer Chance. Aber die Zuschauer erlebten obendrein noch ein Novum. Als Torwart Sepp Maier für einige Minuten verletzungsbedingt behandelt werden musste, vertrat ihn Gerd Müller zwischen den Pfosten. Doch auch den „Bomber der Nation“, wie er Jahre später tituliert wurde und der zuvor schon für das 2:0 gesorgt hatte, konnten die HSV-Stürmer nicht überwinden.
Im Frühjahr des Jahres 1965 war meine zweijährige Zugehörigkeit zu der Förderklasse zu Ende gegangen. Die Lehrer hatten sich dafür entschieden, dass ich zukünftig die Realschule besuchen solle. Meine Eltern begrüßten dies und auch ich hatte kein Problem damit. Der Vorteil war, dass ich fortan nicht mehr zu Fuß mehrere Kilometer zur Schule gehen musste. Die Grundkondition war jetzt ohnehin vorhanden und nunmehr konnte ich bequem mit der Bahn in die Nordheidestadt Buchholz fahren, wo sich die Realschule befand. Da ich Fußball spielen konnte und ohnehin nicht kontaktscheu war, hat die Integration an der neuen Schule ohne Probleme sofort geklappt.
Bei der ersten Bundestagswahl ohne Konrad Adenauer konnte der neue Bundeskanzler Ludwig Erhard mehr Stimmen holen, als sein Vorgänger im Jahr 1961. Trotzdem muss seine Zeit als Bundeskanzler eher als glücklos bezeichnet werden. Mehr Glücksgefühle hatte wahrscheinlich die englische Queen Elisabeth II. im Mai 1965 bei ihrem Staatsbesuch in der Bundesrepublik. Überall wo sie hinkam, wurde sie von der deutschen Bevölkerung begeistert empfangen.
Durch die Erfolge in der Fernsehserie „Die Unverbesserlichen“ wurde Inge Meysel an der Seite von Josef Offenbach zur „Mutter der Nation“. Davon abgesehen blieb Deutschland im Jahr 1965 weitgehend von größeren Katastrophen verschont. Im Fernsehen triumphierten Hans Söhnker und Jane Tilden im „Forellenhof“, Dr. Kimble war „Auf der Flucht“ und „Spiel ohne Grenzen“ hatte Premiere. Und erstmals wurde ein damals 31-jähriger Entertainer aus Holland im deutschen Fernsehen gesichtet, Rudi Carrell. Als böser Widersacher von Sean Connery in dem neuen James-Bond-Film „Goldfinger“ wurde Gert Fröbe zum Weltstar. Dem Hit des Jahres fehlten die Worte, doch noch heute wird Nini Rossos Trompetensolo „Il Silenzio“ auf größeren Familienfeiern gerne gehört. Auch Petula Clark hatte mit „Downtown“ einen großen Erfolg. Der wohl heute noch bekannteste Schlager aus diesem Jahr aber stammt von Drafi Deutscher. Es gibt wohl kaum ein Stadtfest in Deutschland, bei dem nicht irgendwann „Marmor, Stein und Eisen bricht“ ertönt. Der Interpret wurde einmal gefragt, ob er wisse, dass es in seinem Lied einen grammattischen Fehler gebe. „Natürlich“, erklärte Drafi Deutscher und fragte, „aber wie würde es sich anhören, wenn ich gesungen hätte: „Marmor Stein und Eisen brechen, aber unsere Liebe nechen“? Da hatte er Recht. Last but not least: Im Alter von 90 Jahren verstarb Winston Churchill. Neben der Tatsache, dass er zu den größten Politikern des 20. Jahrhunderts gehörte, verbindet man mit ihm noch zwei andere Dinge. Zum einen ist er neben Helmut Schmidt der Trost aller Raucher, da er trotz seines enormen Rauchkonsums so alt geworden ist. Zum anderen wird noch heute vielfach nach einer seiner größten Weisheiten gehandelt: „Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!“
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