Johannes Hahn
Die Einführung des Fernsehens im Senegal
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Inhaltsverzeichnis
Titel Johannes Hahn Die Einführung des Fernsehens im Senegal Dieses ebook wurde erstellt bei
1 Einleitung 1 Einleitung 'Marimar' Film Fanatic Dies Of Heart Attack Panafrican News Agency July 12, 1999 DAKAR, Senegal (PANA) - A 20-year-old Senegalese girl died of heart attack last Friday on seeing that Marimar, her favourite heroine in the Mexican television film 'Marimar', was about to be shot dead by a female rival. The series, shown thrice a week on national television, is a big hit in Senegal. The Senegalese News Agency (APS), reported the incident, quoting the Dakar- based independent newspaper, Walfadjri. The paper said that the tragedy occurred in President Abdou Diouf's home town of Louga, 205 km north of Dakar. The victim, Khady Sene, was passionately watching the film when power suddenly went off just at the time a pistol was being pointed at Marimar, the star of the film, it said. Khady fainted and later died of heart failure while she was being rushed to hospital. Diese Meldung der Panafrikanischen Nachrichtenagentur PANA vom 12. Juli 1999 verdeutlicht auf ebenso tragische wie kuriose Weise, dass das Medium Fernsehen zuweilen eine sehr unmittelbare Wirkung haben kann. Die Annahme, dass das Fernsehen und seine Inhalte eine direkte und zwangsläufige Wirkung beim Rezipienten hervorrufen, ist so alt wie das Medium selbst. Diese These wird von der heutigen Kommunikationswissenschaft zwar regelmäßig widerlegt, in der öffentlichen Diskussion über das Medium Fernsehen bleibt sie aber weiterhin präsent. So beispielsweise in der Behauptung, dass Gewalt auf dem Bildschirm zwangsläufig Gewalt auf Seiten der Zuschauer hervorrufe - wobei zahlreiche andere Faktoren ignoriert werden, die für die Entstehung von Gewalt mindestens ebenso verantwortlich sind wie Gewaltdarstellungen im Fernsehen. In den Pioniertagen des Fernsehens attestierten allerdings auch viele Vertreter der Kommunikationswissenschaft dem neuen Medium eine unmittelbare und geradezu “magische” Wirkung - auch wenn wohl kaum davon ausgegangen wurde, dass die Zuschauer sterben, sobald auf dem Bildschirm geschossen wird. Die vermeintlich unmittelbare Wirkung des Fernsehens war in den 50er und 60er Jahren auch weniger Anlass zu Befürchtung, als vielmehr zu der Hoffnung, dass sich mit diesem Medium nicht nur Informationen transportieren, sondern die Zuschauer auch gleichzeitig von diesen Informationen überzeugen lassen würden. Mit dem Fernsehen als Massenmedium ließe sich also das Verhalten ganzer Gesellschaften steuern, könne man die Zuschauer “auf den richtigen Weg” bringen. Da es über den “richtigen Weg” niemals nur eine Ansicht gibt, bot dieses Szenario auch Anlass zu Befürchtungen, die sich allerdings auf die Inhalte beschränkten. Die Wirkweise des Mediums wurde kaum angezweifelt - die “Wunderwaffe” Fernsehen müsse eben nur jeweils “richtig” angewandt werden.
1.1 Thema der Arbeit
1.2 Materiallage und Forschungsstand
1.3 Fragestellungen und Vorgehensweise
2 Theorien über Kommunikation und gesellschaftlichen Wandel
2.1 Lineare Ansätze
2.1.1 Modernisierungstheorie
2.1.2 Dependenztheorie
2.1.3 Diffusion von Neuerungen
2.2 Relationale Ansätze
2.2.1 Kommunikationsnetzwerke
2.2.2 Partizipationskommunikation
2.2.3 Komplexe Innovationssysteme
2.3 Resümee
3 Die Einführung des Fernsehens im Senegal - eine Rekonstruktion
3.1 Der Weg zur staatlichen Souveränität - und fortbestehende Abhängigkeit
3.2 Französisches Fernsehen in Dakar – ein erstes Angebot
3.2.1 Planung eines senegalesischen Fernsehens – unter dem Einfluss französischer Wirtschaftsinteressen
3.3 Die Rolle der UNESCO und die Entstehung des Pilotprojektes
3.4 Das Pilotprojekt79
3.4.1 Die technische Einrichtung
3.4.2 Das Personal
3.4.3 Das Publikum
3.4.4 Die ersten Sendungen
3.4.5 Alphabetisierung
3.4.6 Die Schlussphase des Pilotprojekts
3.4.7 Die Auswertung des Pilotprojekts
3.5 “Télévision expérimentale”
3.5.1 Die Entstehung der “Télévision expérimentale”
3.5.2 “Télévision expérimentale” - die Übertragung der Olympischen Spiele 1972
3.5.3 “Télévision expérimentale” nach der Olympiade 1972
3.6 Die Institutionalisierung des Fernsehens
4 Resümee
4.1 Zusammenfassung der Rekonstruktion
4.2 Beantwortung der aufgeworfenen Fragen
4.2.1 Der theoretische Hintergrund der Fernseheinführung im Senegal
4.2.2 Die Unterstützer und Befürworter des senegalesischen Fernsehens
4.2.3 Die Erwartungen an das Medium Fernsehen
4.2.4 Erfüllung und Enttäuschung der in das Fernsehen gesetzten Erwartungen
4.3 Schlussbetrachtung
5 Anhang
5.1 Zeitzeugeninterviews
5.1.1 Owen Leeming
5.1.2 Ousmane Madamel Cissé
5.2 Programmschemata
5.3 Abkürzungen
5.4 Quellenverzeichnis
5.5 Literaturverzeichnis
Impressum neobooks
'Marimar' Film Fanatic Dies Of Heart Attack
Panafrican News Agency
July 12, 1999
DAKAR, Senegal (PANA) - A 20-year-old Senegalese girl died of heart attack last Friday on seeing that Marimar, her favourite heroine in the Mexican television film 'Marimar', was about to be shot dead by a female rival. The series, shown thrice a week on national television, is a big hit in Senegal.
The Senegalese News Agency (APS), reported the incident, quoting the Dakar- based independent newspaper, Walfadjri. The paper said that the tragedy occurred in President Abdou Diouf's home town of Louga, 205 km north of Dakar.
The victim, Khady Sene, was passionately watching the film when
power suddenly went off just at the time a pistol was being pointed at Marimar, the star of the film, it said.
Khady fainted and later died of heart failure while she was being rushed to hospital.
Diese Meldung der Panafrikanischen Nachrichtenagentur PANA vom 12. Juli 1999 verdeutlicht auf ebenso tragische wie kuriose Weise, dass das Medium Fernsehen zuweilen eine sehr unmittelbare Wirkung haben kann. Die Annahme, dass das Fernsehen und seine Inhalte eine direkte und zwangsläufige Wirkung beim Rezipienten hervorrufen, ist so alt wie das Medium selbst. Diese These wird von der heutigen Kommunikationswissenschaft zwar regelmäßig widerlegt, in der öffentlichen Diskussion über das Medium Fernsehen bleibt sie aber weiterhin präsent. So beispielsweise in der Behauptung, dass Gewalt auf dem Bildschirm zwangsläufig Gewalt auf Seiten der Zuschauer hervorrufe - wobei zahlreiche andere Faktoren ignoriert werden, die für die Entstehung von Gewalt mindestens ebenso verantwortlich sind wie Gewaltdarstellungen im Fernsehen.
In den Pioniertagen des Fernsehens attestierten allerdings auch viele Vertreter der Kommunikationswissenschaft dem neuen Medium eine unmittelbare und geradezu “magische” Wirkung - auch wenn wohl kaum davon ausgegangen wurde, dass die Zuschauer sterben, sobald auf dem Bildschirm geschossen wird.
Die vermeintlich unmittelbare Wirkung des Fernsehens war in den 50er und 60er Jahren auch weniger Anlass zu Befürchtung, als vielmehr zu der Hoffnung, dass sich mit diesem Medium nicht nur Informationen transportieren, sondern die Zuschauer auch gleichzeitig von diesen Informationen überzeugen lassen würden. Mit dem Fernsehen als Massenmedium ließe sich also das Verhalten ganzer Gesellschaften steuern, könne man die Zuschauer “auf den richtigen Weg” bringen. Da es über den “richtigen Weg” niemals nur eine Ansicht gibt, bot dieses Szenario auch Anlass zu Befürchtungen, die sich allerdings auf die Inhalte beschränkten. Die Wirkweise des Mediums wurde kaum angezweifelt - die “Wunderwaffe” Fernsehen müsse eben nur jeweils “richtig” angewandt werden.
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