Meine Freundin sagte mir unlängst: “Du bisch afeng en rächte Luxus-Traveller wordä!”. Es sollte eine Beleidigung sein. Jetzt habe ich die Antwort: Ich bin ein Flashpacker! Das zweite Leben der Backpacker. Die Welt zu entdecken muss nicht weh tun!
Bei www.secretescapes.com gibts die schönsten Boutique Hotels, um die tollsten Ecken der Welt zu besuchen. Sogar auf den Irrawaddy und bis in die hintersten Flüsse von Assam gibts unglaublich luxuriöse “Kreuzfahrtschiffe”. Den Mekong runter, auf dem Brahmaputra. Für höhere Ansprüche, aber individuell unterwegs. Mit Sinn für Entdeckungen und Pioniergeist, in total abgelegenen Landschaften. Ich suche immer den Kontakt zu den Einheimischen. Aber ohne Pauschalarrangement und Massentourismus. Nur weil jemand in einem Zehnerschlag in einer Jugendherberge schläft, lernt er doch nicht das Land und die Leute besser kennen. Es gab und gibt wahrscheinlich heute noch Travellers, die damit prahlen, dass sie nur 5 Bucks für ihr Shithole bezahlt haben. Die Armen. Man braucht nicht tagelang zu leiden, um etwas zu erleben.
Eine Reise, die nicht von einem Anbieter durchpauschalt wurde, ist sowieso ein Abenteuer. Ich habe nun für die ganze Reise von Buenos Aires über Bolivien, Chile und zurück nach Argentinien alle Hotels gebucht. Zuerst den Atlantikflug, dann einen Inlandflug, wieder einen, dann die Schiffspassage… Plötzlich schwante mir, dass das doch recht teuer wird. Zusammenzählen. Oh Gott. So viel? Sollen wir doch nach Neuseeland? Nein! Die Gletscher schwinden. Ich wollte schon ewig mal nach Patagonien. Wenn nicht jetzt, wann dann? In 10 Jahren würde es noch viel teurer werden. Also durch.
Und ich möchte nicht in Hotels, wo nicht jeder einzelne die WHO-Hygienestandards einzuhalten vermag. Wenn ich am Arsch der Welt die Wahl habe zwischen einem sehr hässlichen Guest House für 50 Dollar und einem sehr schnuckligem Bed and Breakfast für 90 Dollar, dann entscheide ich mich doch für das Zweite. Man gönnt sich ja sonst nichts! Zu vielem ist man ja jenseits der Dreissig doch gar nicht mehr bereit. Zu farbigen Gardinen, Ikea-Möbeln, keiner Gepäckablage, Schimmel im Bad! Und wenn die Hitze des Tages in den Strassen klebt wie einem das T-Shirt auf dem Rücken, dann brauch ich einen genussvoll eingerichteten eigenen Waschraum.
Bin dann doch einigermassen erschrocken, als ich herausfand, was für Preise wir im Engadin von Argentinien, den Nationalparks von El Calafate und El Chalten, für ein Dreierzimmer rechnen müssen, um unseren Standard aufrechtzuerhalten. Aber als ich sah, dass ein dorm bed in einem hässlichen stickigen Viererzimmer mit zwei Kajütenbetten, wohlverstanden ohne Lavabo, shared bath auf der Etage, 60 USD pro Person kostet, dämmerte es mir. Da nehm ich lieber das Boutiquehotel!
Aber muss der Weg steinig sein, damit sich die Reise authentisch anfühlt? Nein! So plane ich beim Reisen mit Kind immer nur kleinere Etappen und an jedem Ort ein paar Tage zu bleiben. Schwierig abzuschätzen, wenn ich ja selbst noch nie da war. Planung ist alles. Reiseführer durchlesen, nachfragen im Freundeskreis. So kam ich auf meine Route. Drei Tage Akklimatisieren in Sucre. Zwei in Potosi. Weils vom Salar de Uyuni, dem Salzsee in der Hochebene von Bolivien, mit dem 4x4 Geländewagen drei Tage in die chilenische Wüste runtergeht, mit sehr einfachen Unterkünften unterwegs, leisten wir uns vor der Abfahrt noch ein ganz besonders luxuriöses (Salz-)Hotel. Nach drei Tagen im 4x4 ist dann natürlich eine Unterkunft mit Swimming Pool angesagt, zum Ausspannen und Chillen. Drei Tage.
“Ich bin losgezogen, um mich selber zu finden. Und alles, was ich fand, war die Erkenntnis, dass ich einfach gerne reise.” Das hätte auch von mir sein können. Scherzkeks!
Wegen dem Vorbuchen sämtlicher Hotels: Sollen wir mit einem siebenjährigen Kind bei 30 Grad im Schatten losziehen und Hotels suchen? Bei den vielen vorzubuchenden Transportmitteln, die ich auf dieser geplanten Südamerikareise eingebaut habe, weiss ich ja sowieso ganz genau, an welchem Tag ich wo bin. Mehrere Hotels waren zudem schon ein halbes Jahr vorher ausgebucht. Da riskieren wir nichts. Die Zimmer füllen sich schnell, vor allem in den touristischeren Gebieten. Ohne Kind und früher hätte ich nie vorgebucht, höchstens die ersten zwei Nächte nach der Ankunft in einem mir noch fremden Land. Aber mit dem Geländewagen über die Anden, mit einem Inlandflug von Nord- nach Südchile, dann 10 Tagen Mietwagen, der viertägigen Schiffspassage, abermals zwölf Tagen vorbestellter Automiete und vor allem dem Propellerflugzeug von Punta Arenas nach Feuerland ans Ende der Welt, wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Alle wichtigen Transportmittel fixen. Ja, dies wird halt leider nicht mehr sehr viel Platz für Spontanität übrig lassen...
Für den Geländewagen in Bolivien entschied ich mich für www.creativetours.com.bo, gabriela.uyuni.expeditions@gmail.com.
Meine Mietautos buche ich immer bei www.rentalcars.com. Ein Wagen bei Puerto Montt kostet unter 30 Franken pro Tag, in Patagonien wird’s dann schnell sehr viel teurer. Unser Auto in Puerto Natales mit allen Papieren für die Grenzüberquerung nach Argentinien und zurück habe ich bei der Firma Koyer gefunden: www.arriendoskoyer.com, bei Karla Escobar, Telefon Office Puerto Natales: +56 (9) 4 466 77 05, mail: cotizaciones@koyer.cl,mobile 24 hours +56 (9) 8 731 96 16. Sehr empfehlenswert und hilfsbereit. Allerdings über 100 Franken pro Tag!
Unsere Flüge von Buenos Aires nach Sucre in Bolivien und von Calama (1 Autostunde von San Pedro de Atacama) über Santiago de Chile nach Puerto Montt buchte ich direkt bei lastminute.com (auch edreams.ch oder travelgenio.ch, auch vergleichen mit den Airlines direkt, also LATAM oder Aerolineas Argentinas!), die Flüge im Süden von Punta Arenas nach Puerto Williams direkt bei DAP Airline, www.dapairline.com. Das Schlauchboot über den Beagle-Kanal buchte ich per Email bei Gabriela: sursur.turismo@gmail.com. Die Frau ist top!
Als wir dann alle Transportmittel mal zusammenzählten, kamen wir auf über 12’000 Schweizer Franken! Da hatte ich noch kein einziges Hotel gebucht, geschweige denn ein argentinisches Bifi Lomo gegessen oder einen einzigen Mendoza oder Cafecito getrunken... Aber es gab kein zurück mehr. Südamerika, wir sind in den Startlöchern!
Ich muss zugeben, ich liebe Hotels! Wenn wir drei Wochen nach Sri Lanka fliegen, dann buche ich für 21 Tage mindestens acht verschiedene Hotels. Erst bleiben wir vielleicht zum Akklimatisieren ein oder zwei Tage im gleichen Hotel (in diesem Fall im legendären sensationell schönen Mount Lavinia Hotel, einem Fünfstern-Kolonialstilhotel des letzten Jahrhunderts). Dann alle zwei bis vier Nächte an einen anderen Ort, in einem anderen Haus. Wobei ich also auch schon am selben Ort in zwei verschiedenen Unterkünften übernachtet habe, weil ich mich nicht entscheiden konnte, in welches Hotel. So sieht denn eine dreiwöchige Thailandreise für unsere Familie zum Beispiel so aus: zwei Nächte in Bangkok, eine Nacht in Ranong, vier auf der Insel Koh Phayam, zwei im Nationalpark Khao Sok, vier im Marriott Khao Lak, zwei verschiedene Hotels auf Koh Yao Yai: Eine Nacht im Glow Elixir und zwei im Santhiya. Am Schluss vor dem Abflug aus Phuket noch eine Nacht in Flughafennähe im Dörfchen Naiyang (L’Esprit de Naiyang!). Macht acht Hotels in 20 Tagen. Unser Sohn macht das übrigens super mit, kein Problem. Es ist immer eine grosse Überraschung, wenn man vom Rezeptionisten zum Zimmer begleitet wird. Nur keine 14 Tage am gleichen Ort bleiben! Jedem das Seine...
Meine Hotelsuche beginne ich meist nach dem Studium der Reiseführer. Ich notiere mir die empfohlenen Hotels auf einem Stück Papier und schaue mir dann die Beliebtheitswerte der Hotels derjenigen Stadt auf der Tripadvisor-Seite an. Die Rezensionen auf Tripadvisor lese ich dabei meistens nicht. Könnten gekauft sein. Gar gelogen. Oder die Leute, die da hineinschreiben, haben eine Geschmacksverstauchung.
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