„Danke, Malek. Es ehrt mich sehr, dass ihr mir so viel Vertrauen schenkt. Gleich am Anfang unserer Beziehung in Winton ist mir aufgefallen, dass Don ein außergewöhnlicher Charakter ist. Er handelt außerordentlich weise und hat in wenigen Tagen alles wieder ins Lot gebracht. Dann lernte ich dich Malek, deine Familie, Edy, Erol, Alida, Ernst, Gisela und zuletzt Lore kennen. Ihr alle habt etwas in eurem Verhalten, das mich gleichzeitig inspiriert und aufatmen lässt. Ihr strahlt eine Aufrichtigkeit und fast unnatürliche Sorglosigkeit aus, und meistert Probleme mit der Lässigkeit eines Mondwandlers. Erst heute ist mir bewusst geworden, dass ihr keine gewöhnlichen Menschen seid. Ich erlebte diese Theatervorführung mit Kuky und dem Fernseher wie in Trance. Wie in einem Science-fiction Film bringt ihr Sachen zustande, von denen keiner glauben kann, dass so etwas möglich ist. Wo auch immer ihr auftaucht, ihr wirbelt die Menschen auf. Ihr bringt neue Ideen, Schwung und könnt alles das aus der Westentasche bezahlen.
Ihr selbst zeigt kein Interesse an Geld, Luxus und sonstigem Zeug, womit sich die Neureichen so gerne schmücken. Ihr seid fast abartig großzügig und schenkt jedem eurer Freunde uneingeschränktes Vertrauen.“ Benjamin atmete tief durch und fasste Mut das Schlusswort auszusprechen: „Ihr seid alle so etwas wie die Engel auf Erden, oder bin ich vielleicht zu weit mit meiner Überlegung gegangen?“
„Ach Benjamin, du spinnst wohl, wir sind genauso wie du und viele andere, lediglich ein bisschen mehr weise. Das kann jeder werden, wenn man sich dazu entscheidet. Kugellager, die mit Anständigkeitsfett geschmiert sind, laufen ewig“, meinte Malek.
Don blickte zur Wanduhr und klopfte mit beiden Händen auf seine Knie.
„Freunde, es wird allmählich Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen. Ich muss euch in die Details des hiesigen Projektes einweihen, damit ihr mit den Anwälten weiter kommt. Wir wollen morgen eine Bank übernehmen und den Finanzierungsplan für das Projekt gestalten. Das ist eure Aufgabe und daher hört genau zu.“
„Wir sind ganz Ohr, Kapitän, schieß los“, bemerkte Malek erwartungsvoll.
Don erklärte in kurzen Worten was er vorhatte. Er informierte die beiden über Zahlen und Konditionen, Vorgehensweise und langfristige Pläne. Zum Schluss übergab er ihnen die Verträge sie noch einmal durchzulesen und ging ans Telefon.
„Nacho, mein Freund und Helfer. Ich brauche einen Tisch im Restaurant für zehn Personen für zwanzig Uhr. Kannst du das für uns arrangieren?“
„Klar doch, Kapitän. Ich kann euch auch einen Konferenzraum einrichten lassen, dann seid ihr ungestört. Habt ihr einen besonderen Wunsch in Bezug auf die Speisen und Getränke?“
„Das mit dem Konferenzraum ist eine gute Idee. Was die Speisen anbelangt, so sage dem Chefkoch, er soll ein Überraschungsmenü zusammenstellen und gekühlten hiesigen Weißwein servieren. Danke Nacho, deine Dienste weiß ich sehr zu schätzen.“
„Gern geschehen Kapitän, und lasst es euch gut munden.“ Don legte den Hörer auf und wandte sich wieder den beiden Freunden zu, die sehr angeregt die Verträge kommentierten.
„Ich mache mir jetzt ein heißes Bad, das empfehle ich euch auch. Kurz vor acht treffen wir uns an der Bar.“ Damit war die Sitzung beendet.
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Don erschien als erster an der Bar. Nacho kam gleich zu ihm und führte ihn in den festlich eingerichteten Konferenzraum.
„Soll ich die Gäste gleich hierher bringen? Es wäre natürlich vornehmer, wenn die Vorspeise serviert ist, und ihr so lange an der Bar wartet.“
„Das ist besser so, Nacho. Die Leute sollen sich erst mal kennenlernen.“ Don griff in seine Sakkotasche und zog ein fürstliches Trinkgeld für Nacho hervor.
„Danke, Nacho, auf dich ist immer Verlass“, bedankte er sich freundlich.
„Es war mir ein Vergnügen, Kapitän“, entgegnete er und ließ die Scheine in seiner Hosentasche verschwinden.
Als beide in Richtung Rezeption zurück kehrten, sahen sie wie Kuky mit einer Einkaufstüte den Aufzug betrat.
„Na also, Kuky hat es doch geschafft“, flüsterte Don und schlenderte wieder zur Bar. Dort bestellte er einen Gin Tonic, setzte sich in einen Sessel, denn die Barhocker waren ihm nicht bequem genug. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass er noch Zeit für eine Pfeife hatte. Als er die ersten Wölkchen genüsslich verteilte, war er sehr überrascht als die zwei jungen Damen aus der Kanzlei auf ihn zu kamen. Zu ihrer Überraschung zauberte er zwei rote Rosen aus seiner Sakkotasche und hielt sie ihnen wortlos entgegen. Sie warteten dass der Rosenkavalier sie mit Komplimenten begrüßte. Er aber schwieg und rollte nur mit den Augen. Als Don noch immer stumm da stand, ergriff Karin die Initiative.
„Danke schön, Mr. Don, sehr aufmerksam von Ihnen“, sagte sie ein wenig verwirrt. Auch Donna nahm die Rose überrascht entgegen. Sie wunderte sich über den schweigsamen Gentleman, der doch sonst immer so gesprächig war. Verwundert nahm sie seine Hand schüttelte sie heftig und fasste dann Mut sich zu bedanken. Aber Don rollte noch immer mit den Augen und sagte kein Wort. Jetzt wurde die Szene allmählich peinlich und die zwei Damen guckten sich fragend an. In diesem Moment konnte Don ein schallendes Lachen nicht mehr zurück halten. Er klatschte in die Hände, was auf die beiden Damen ansteckend wirkte. Sie lachten mit und klatschten ebenfalls in die Hände.
„Meine Damen, verzeihen Sie bitte mein Benehmen, Sie sind so bezaubernd anzusehen, dass es mir die Sprache verschlagen hat.“ Mit herzhaftem Lachen versuchten Karin und Donna ihr errötetes Gesicht zu kaschieren.
„Mr. Don, Sie sind ein ganz schlimmer Charmeur. Vor Ihnen sollte man sich in acht nehmen“, meinte Karin.
„Keine Bange, meine Damen, ich bin nie lange genug an einem Fleck, um zwei reizende Damen ernsthaft zu verführen. Wo sind Ihre verehrten Anwälte?“
„Die sind im Büro geblieben, als wir zum Friseur eilten“, antwortete Donna. „Vermutlich streiten sie sich noch immer über irgendeinen Paragraphen“, was die beiden Mädels veranlasste über ihren Witz zu kichern.
„Habt ihr zwei schon etwas zum Trinken bestellt? Ich trinke auf eure blühende Schönheit einen Gin Tonic“, verkündete Don der noch immer lachte.
„Wir schließen uns an, obwohl wir noch nie einen getrunken haben“, antwortete Karin etwas schüchtern.
Don ging zur Theke und bestellte drei Drinks, wenig Gin, viel Tonic auf Eis, während die Damen sich bemühten mit ihren engen Röcken die Barhocker zu erklimmen.
„Waren eure Anwälte sauer, dass ich euch zwei zu meinen Vermögens-Verwalterinnen vorgesehen habe?“
„Viel mehr, sie wundern sich ein wenig darüber, dass Sie uns so viel Vertrauen schenken, und wir übrigens auch. Sie kennen uns doch noch gar nicht“, meinte Donna.
„Macht euch keine Sorgen darüber. Euch wird das ganze nicht nur viel Spaß bereiten, sondern auch Ansehen verschaffen. Gerade weil ihr so jung und unvorbelastet seid, werdet ihr eure eigenen Ideen entwickeln. Ich möchte, dass ihr euch um die Waisenkinder und alleinerziehende Mütter kümmert. Ein Mutter-Kind-Dorf mit weltoffener Schule für die Heranwachsenden, Weiterbildung, Stipendien usw. Das sind nur Stichworte, über welche ihr beide demnächst nachdenken sollt. Ihr arbeitet weiter mit in der Kanzlei, die Betonung liegt auf mit und nicht für die Anwälte. Ihr arbeitet auch nicht für mich, sondern mit mir in der Stiftung. Ab dem nächsten Ersten des Monats erhaltet ihr eure Bezüge und Sozialleistungen von unserer Stiftung. Ihr beide habt freie Hand als meine Stellvertreterinnen weiteres Personal einzustellen, größere Büroräume zu mieten und nach eurem Geschmack einzurichten. Über alle diese Sachverhalte sollt ihr euch Gedanken machen. Ich gebe euch eine Woche Zeit über mein Angebot nachzudenken, ob ihr diese Aufgabe annehmen wollt. Es ist viel mehr Arbeit damit verbunden, als ihr euch jetzt denken könnt. Zwei meiner Freunde und Partner waren neulich in Kanada . Dort haben sie einige Orte besucht, in denen christliche Kirchen Sonderschulen für Indianerkinder eingerichtet haben. Eine entsetzliche Affäre mit etwa fünfzigtausend Toten und tausenden missbrauchten Kindern. Eine Schande der Menschheit in einem zivilisierten Land wie Kanada . Aber in Melbourne ist auch gerade etwas Schlimmes mit Waisenkindern passiert. Daher werdet ihr mit Alida reden müssen, sobald sie abkömmlich wird. Ich weiß nicht, welcher Konfession ihr zwei angehört, aber ich wünsche keine Priester und Nonnen, nicht einmal in der Nähe unserer Institutionen zu sehen.“
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