Schwarze und rote Nebel werden Dich umfangen und Dein Atem und Dein Herzschlag werden ruhiger, bis sie kaum mehr wahrnehmbar sind.
Schwarze und rote Nebel werden Dich wabernd umfangen, bis Dein Blick sich verengt und von den Rändern her jenes gleißende weiße Licht auftauchen wird, das die beginnende Erkenntnis des Wesens Deines Seins ist.
Lass Dich dadurch aber nicht beirren, sondern fahre fort, Dich auf die Essenz Deines Seins zu konzentrieren und das weiße Licht wird wieder verschwinden.
Nun wird der Druck plötzlich anschwellen in Deinem Kopf, dass es schmerzt und es wird Dich beunruhigen, als ob etwas entweichen will, aus Deinem geschlossenen Schädel, durch die Nase hindurch und aus Deiner Brust.
Du aber fahre fort, Dich auf Dein Wesen und die Essenz Deines Seins zu konzentrieren und fahre fort auf Deiner Reise zu Dir selbst!
Fahre fort auf Deiner Reise zu Dir selbst, die Dich fort führt von der Menschenwelt dort draußen, in der es nur Kränkungen gibt und das Gekränktwerden, nur Verdrängen und das Verdrängtwerden!
Du wirst das Gefühl haben, langsam in den dunklen Schacht eines Brunnes zu fallen und die Angst wird in dir aufsteigen, den Weg zurück nicht mehr zu finden.
Lass Dich dadurch nicht beunruhigen, denn der Weg zurück ist unwichtig und was dort draußen in der Welt der Menschen ist, das sind nur Gier und Unwissenheit, die das allgegenwärtige Leid verursachen.
Und ist das Leid erstrebenswert? Ist es erstrebenswert, selbst zu leiden oder anderen Menschen Leid zuzufügen? Nichts davon ist erstrebenswert und nichts davon ist wichtig! Also fahre fort in Deiner Reise zur Essenz Deines Seins und lasse alles, was Du als Unwichtiges und Böses erkannt hast, vollkommen hinter Dir zurück. Lasse die Welt vollständig los und mach Dir keine Gedanken darüber, ob Du ihren Rand je wieder erreichen wirst und Dein Kinn in das Leid hinein recken wirst, über ihren Rand hinaus, denn diese Welt ist unwichtig!
Erst, wenn Du dies vollständig akzeptierst hast und weiter hinab tauchst, zu den Wurzeln der Essenz Deines Seins, hast Du die Möglichkeit, überhaupt jemals Dein Atma zu erreichen, denn der Weg dorthin ist schwierig und bedarf großer Konzentration!
Am besten tauchst Du deshalb in den Abendstunden hinab zu Deinem Atma, in jenen Stunden zwischen Dämmerung und Nacht, wenn die Welt draußen leiser ist und ihr Licht am Verlöschen ist.
So ist es am günstigsten, wenn Dich der Ruf der Welt nicht mehr zu erreichen vermag und Du ohne alle Störungen hinab tauchen kannst auf den Grund Deiner Existenz und zu den Wurzeln Deines Seins.
Du bist jetzt wie ein Taucher, mit angehaltener Luft, auf dem Weg tief nach unten. Fern ist die Oberfläche des Wassers über Dir und das Sonnenlicht schimmert nur noch schwach. Du aber tauchst tiefer und tiefer, während Du den letzten Rest der Luft in Deinen Lungen spürst, die sich ausdehnt und die nun mit Macht hinaus will.
Mach Dir keine Gedanken über die Wegstrecke, die Du bereits zwischen Dich und die Oberfläche des bewussten Seins in der Menschenwelt gebracht hast und mach Dir keine Gedanken über die Luft in Deinen Lungen, die sich ausbreitet und die hinaus will!
Tauche tiefer hinab zu den Wurzeln Deines Seins, werde dabei vollkommen ruhig und konzentriert und lasse bewusst alle Verbindungen und Erinnerungen an die Welt dort oben los und werde Dir bewußt, dass Du dies tun musst und dass die Welt dort oben unwichtig ist!
Ich bin ein englischer Bogenschütze im Heer Heinrichs V. von England, das sich durch den nebeligen und regnerischen Norden Frankreichs wälzt, leidend an der Witterung und an der Ruhr und dabei stets auf der Hut vor einer direkten Konfrontation mit der gewaltigen schweren Reiterei der Franzosen. Ich trage den englischen Langbogen.
Ich trage ihn mit mir, wie ein zusätzliches Glied meines Körpers.
Den Langbogen, den wir Mary Rose nennen. Er ist ganz von Eibenholz gemacht, jenem kostbaren und harten Holz, das wohl schon die Inder und Griechen zur Herstellung ihrer Pfeile verwendet haben.
Giftig sind ihre Rinde, ihre Nadeln und Samen, so dass viele Menschen, viele Rinder und Pferde nach ihrem Genuss gar kläglich verendet sein sollen, obschon es heißt, dass Hirsche und Elche den Genuss der Eibennadeln und der Eibenrinde gewöhnt sind.
Man findet die Eiben in den Strauchschichten der feuchten englischen Wälder.
Sie wachsen in den Tälern und selbst auf den Höhen.
Rot ist die Farbe der Frucht der Eibe, die uns leuchtend rot im Herbst erscheinen, wie eine deutliche Warnung.
Eibenholz ist das ideale Holz für den englischen Langbogen, seit alters her. Es ist hart und zugleich doch biegsam.
Jeder gute und brauchbare Langbogen in England ist aus Eibenholz gemacht. Dazu muss man die Eibe aufsuchen und ihre dicken Äste gewinnen.
Besser noch eignen sich jedoch ganze Stämme der Eibe. In Längsrichtung werden sie gespalten, um auf diese Weise das begehrte Rohmaterial der gefürchteten Waffe zu erhalten.
Bei der Herstellung des Bogens muss der komplette Jahresring der Eibe erhalten bleiben. Er bildet den Rücken der Waffe, jenen Teil der vom Schützen stets abgewandten Seite des Bogens.
Der Bogenmacher beginnt daher damit, die Bauchseite der Eibe vorsichtig zu tillern. Er bearbeitet diese Seite des Holzes mit größter Achtsamkeit so lange, bis sich die Wurfarme des entstehenden Bogens gleichmäßig biegen lassen.
Unter den Händen des Bogenmachers nimmt der Longbow ganz allmählich sein D-förmiges Profil an.
Bauchseitig findet sich das druckstabile Kernholz, rückenseitig hingegen das zugstabile Splintholz.
Aus Lein oder ganz aus den Fasern der Brennnessel entsteht die Sehne.
Unser englischer Langbogen ist furchterregend und stark. Es gibt Bögen mit Zuggewichten von 120 englischen Pfund und mehr. Allerdings sind diese selten.
Die meisten Bögen besitzen Zuggewichte von 80 englischen Pfund. Stark genug, um und Bogenschützen Schmerz und frühe Verschleißerscheinungen in den Schultergelenken zu bescheren!
Unsere Pfeile durchschlagen mit Leichtigkeit die Ringe der Kettenrüstungen und die Platten der Eisenrüstungen der Reisigen, ja selbst Bohlen von Eiche!
Bis zu sechs Pfeile kann ein geübter Schütze von uns in jeder Minute verschießen. Und wir wissen, dass unsere Wirkung nicht allein auf der Durchschlagskraft des Longbows beruht, sondern vor allem auf seiner Massierung. So wird aus dem Stich einer einzelnen Biene ein tödlicher Bienenschwarm, dessen Gift keine Macht der Welt widersehen kann!
Ganzen Zweigen der Handwerkerschaft geben wir englischen Bogenschützen Arbeit: Da sind zunächst die Bowyers selbst, die Bogenmacher. Dann die Arrowsmiths und Fletchers, die Pfeilemacher. Schließlich die Schmiede, die Holzhändler und die Fuhrbetriebe. Und nicht zu vergessen, die Stringers und Stringfellows, all die Seiler!
Waren die Gewappneten Adelige, die von einem Herzog in die Schlacht geführt wurden, so waren wir Bauern. Anfangs zumeist walisische Bauern. Um uns zu führen, genügte ein Ritter oder ein Baron. Wir waren ersetzbar. Wir waren nur der Abschaum der englischen Erde!
Wir hielten die schwere Reiterei des Gegners auf Distanz. Doch wehe uns, brach sie in unsere Reihen ein! Unsere Stärke, im Fernkampf eine tödliche Formation zu sein, verwandelte sich im Nahkampf in unsere Schwäche! Dann nämlich standen uns nur der Buckler, unser einhändiges Kurzschwert, der lange Dolch und die leichte Streitaxt zur Verteidigung unseres Lebens zur Verfügung!
Reiterattacken endeten für uns meistens tödlich. So galt es, uns vor dem Nahkampfe möglichst zu schützen.
Dies könnte durch lange spitze Speere geschehen, die wir uns mit unserer leichten Axt anfertigten, um die schweren Reiter damit auf Distanz zu halten.
Oder durch Deckung, die wir hinter den Holzhindernissen der Krähenfüße oder hinter den Gewappneten aus den eigenen Reihen suchen mussten
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