Ich verstehe nichts von Politik, denn ich bin nur ein Reisiger, leidend an der Ruhr, der seinen langbogen durch die Ebenen des hundsföttischen Frankreich trägt, immer bereit, zu sterben, aber neben der Wortbrüchigkeit der Franzosen mag die Tatsache ebenso entscheidend für unseren Feldzug gewesen sein, dass der König der Franzosen, Karl VI., geistesgestört war.
Es ist wie mit einer fetten Schafsherde, die von einigen lahmen und altersschwachen Hunden bewacht wird. Jede solche Schafsherde zieht die Wölfe an und verheißt ihnen leichte Beute.
Ein schwacher und ein unentschlossener König zieht die Feinde an wie der Honig im Bienenstock die jungen Bären.
Ein geisteskranker König aber ist ein Einfallstor in jede Feste, ist ein Pfahl im Fleische seines Volkes und eine Seuche. Er ist ein Hort des Krieges und der Not, fordert er doch alle Edlen in den benachbarten Ländereien auf, mit Gewalt über ihn herzufallen und ihn seines Besitzes zu berauben.
Gutwillig, schwach und sprunghaft soll sein Wesen sein, wie es heißt. Und regieren könne Karl VI. von Frankreich überhaupt nur, gestützt auf seine Berater, die Marmousets, wie ein Lahmer, der sich auf die Krücken stützt.
Jeder Edle der Erde wäre angesichts eines solchen Königs mit seinen Reisigen in dieses hundsföttische Land eingefallen! Jeder, so wahr mir Gott helfe!
Sichtbarstes Zeichen der geistigen Umnachtung dieses Königs war der Bal des Ardents gewesen, der Ball der Brennenden: Ein Brand angesichts eines vom König für eine Ehrendame veranstalteten Polterabends, bei dem vier seiner Freunde bei lebendigem Leibe in ihren Verkleidungen aus Federn, Pech und Werg verbrannten, wie Zunder!
Alle Verhandlungen mit Frankreich galten schon seit dem Sommer als gescheitert!
So dass wir uns Ende des Sommers sammelten: der englische Adel als Gewappnete in seinen Rüstungen und wir gemeines Volk als die englischen Bogenschützen mit dem Langbogen, zu 12.000 an den Küsten, um uns nach Frankreich einzuschiffen.
Wir landeten an der normannischen Küste und mussten die offene Feldschlacht mit dem gewaltigen französischen Heer meiden, das uns an Zahl und an Gewappneten weit überlegen war.
Geschwächt von der Geißel der Ruhr zogen wir in endlosen Märschen durch den Regen und durch das verfluchte Land der Franzosen. Immer wieder dezimierten Scharmützel unsre Reihen.
Wie ein gewaltiges Leichentuch lag der Nebel auf den öden Feldern und in den borstigen Kronen der Baumreihen. Jämmerlich bimmelten die Kirchenglocken aus den fernen französischen Kirchtürmen zu unserem Marsch.
Wir fühlten unsere Stärke in der Nässe und Kälte der Tage schwinden, wie hungernde Kinder, die zur Feldarbeit verdammt worden waren, ohne Nahrung erhalten zu haben.
Wir fühlten unsere Glieder erlahmen und unseren Geist sich verwirren. Wir fühlten die Furcht, die sich uns näherte wie ein dunkles böses Tier, das uns aus dem fremden Unterholz heraus ansprang und die Gewissheit ging uns auf, dass wir hier, in Frankreichs öden Fluren und Feldern, wohl unsere letzte Ruhe finden würden.
Wie um uns selbst auf unser Sterben einzustimmen, sangen wir gemeinsam, während wir in Regen und Nebel marschierten, das Deo Gratias Anglia:
„Deo gratias Anglia redde pro victoria!
Owre Kynge went forth to Normandy
With grace and myght of chyvalry
Ther God for hym wrought mervelusly;
Wherefore Englonde may call and cry“
Hier fiel dröhnend und erschütternd der Chorus ein, der sich nach jeder weiteren Strophe vernehmen ließ:
„Deo gratias!
Deo gratias Anglia redde pro victoria!“
Und während wir marschierten, durch Schlamm und Regen und Nebel und Sterben, fuhr unser Gesang fort, immer wieder und nach jeder einzelnen Strophe ergänzt durch den Chorus:
„He sette sege, forsothe to say,
To Harflu towne with ryal aray;
That toune he wan and made afray
That Fraunce shal rewe tyl domesday.
Chorus
Then went hym forth, owre king comely,
In Agincourt feld he faught manly;
Throw grace of God most marvelsuly,
He had both feld and victory.
Chorus
Ther lordys, erles and barone
Were slayne and taken and that full soon,
Ans summe were broght into Lundone
With joye and blisse and gret renone.
Chorus
Almighty God he keep owre kynge,
His peple, and alle his well-wyllynge,
And give them grace wythoute endyng;
Then may we call and savely syng:
Chorus.“
(Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Agincourt_Carol)
So wie der Blinde nach innen gewendet sieht, wie das Kind, obschon ohne Erfahrung, erkennt und der Schlafende reglos und mit geschlossenen Augen träumt, ist auch das Atma, als das innerste Wesen der individuellen Existenz und als die Essenz des Seins, erkenn- und erfahrbar.
Es heißt, das Atma ist ein strahlend helles Licht, welches die Augen jedoch nicht blendet. Verborgen im Innern des Gefäßes, bleibt es den meisten Menschen unsichtbar während ihres gesamten Lebens.
Der Rückzug auf das Atma ist der Rückzug aus der Gier. Ist der Rückzug aus dem Zufügen von Schmerz und die absolute Verinnerlichung. Nichts ist so wichtig, dass es nicht losgelassen werden kann. Doch trotz des Loslassens geht nichts verloren, denn das Atma, welchem man sich nun öffnet, ist die Essenz des persönlichen Seins, aller Äußerlichkeiten und jeden Tands vollkommen entkleidet. Es ist der Kern jener Frucht, die sich Individuum nennt. Freigelegt und entblößt.
Das Atma bedarf keiner Äußerlichkeiten, die die Emanationen der Gier sind.
So wie der Blinde, nach innen gerichtet, sehen und erkennen wird, so wird Jener, der das Äußere und alles Leben loslässt und alles fahren lässt, was ist, sein Atma erkennen, als die ewige und unzerstörbare Essenz seines Seins.
Lege Dich möglichst bequem auf Deinen Rücken und schließe dabei die Augen. Lasse alles los, was mit dieser Welt zu tun hat und was Dich auf der Reise zur den wesentlichen Grundlagen Deines Seins ablenken könnte und konzentriere Dich ganz auf Dasjenige, was in Dir ist!
Lass alles los, was Dich mit der Welt dort draußen verbindet. Auch alle Menschen und alle Erinnerungen. Kappe alle Gedanken und Gefühle an Gegenwärtiges oder an Vergangenes in der Welt und Du wirst sein, wie ein Schiff, dessen Ankertaue, die es mit der Pier verbanden, durchtrennt worden sind und dass nun seinen Weg mit der Strömung ganz allein finden wird. Ohne Steuermann auf dem Deck und nur getrieben von der Strömung, die ursprünglicher und wahrhaftiger ist, als jeder Steuermann, der sie überwältigt und dem Schiff seine Richtung dadurch aufzwingt.
In Deinem Kopf, hinter der Stirn und abwechselnd auch in Deiner Brust, wirst Du einen dumpfen Druck spüren. Aber lasse Dich dadurch nicht erschrecken und lasse nicht nach in Deiner Konzentration auf den wesentlichen Kern Deines Seins, denn Du bist auf dem richtigen Weg!
Du kannst frei sein von all der Furcht und dem physischen Leid, das in der Menschenwelt herrscht, verursacht durch Gier und Unwissenheit der Menschen. Und Du kannst frei sein davon, selbst Leid zu verursachen in der Welt, durch Deine eigene Gier und Deine eigene Unwissenheit.
Konzentriere Dich wieder auf den Kern Deines Seins, auf das Atma, auf die Essenz Deiner Existenz in Zeit und Raum, die unzerstörbar ist und ewig und die Dir bleibt, durch alle Dimensionen hindurch!
Sieh nur nach innen und halte die Augen geschlossen dabei. Merkwürdige Figuren und Gestalten ziehen an Dir vorüber. Tanzende Gestalten und glatzköpfige Dämonen, die Dich erschrecken oder andere mögliche Traumgesichte. Lass Dich nicht verunsichern, sondern halte Deine Augen geschlossen und fahre fort in Deiner Konzentration auf das innerste Deines Seins und auf die Essenz Deiner Existenz und die Traumgesichte werden verschwinden.
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