Mevanya D. Y. Dogbé - Eine Reise zu mir selbst

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Mevanya nimmt Dich mit auf eine Reise zu Dir selbst. Tauche ein in die Welt der Glaubenssätze, Deines Seins, Deiner Möglichkeiten und Limitierungen. Wer bin ich? Wer bist Du? Wer ist sie und wie können wir sein? Mit all dem beschäftigt sich dieses Buch.
Mevanya kehrt erstmals zurück nach Togo, das Land ihrer Urväter und Vorfahren und begegnet dabei nicht nur sich selbst, sondern auch Dir. Sie nimmt Dich mit auf einen magischen Weg zurück zu Dir selbst über Hügel und Täler des Landes, des Lebens und des Seins.
Traust Du Dich, Deine volle Wahrheit zu sehen, sie zu leben und zu lieben was Du bist? Ein Augenöffner für jeden, der bereit ist!
Magisch, authentisch, klar, herausfordernd, warm, philosophisch, laut und leise. Das Leben in jeder Zeile!

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Eine Reise zu mir selbst

Eine Reise zu mir selbst

Mevanya

Impressum Texte Copyright by Mevanya D Y Dogbé Umschlag Copyright by - фото 1

Impressum

Texte: © Copyright by Mevanya D. Y. Dogbé

Umschlag: © Copyright by Mevanya D. Y. Dogbé

Verlag:

Mevanya D. Y. Dogbé

Max-Brauer-Allee 243

22769 Hamburg

mail@mevanya.com

www.mevanya.com

Vorwort

Der Inhalt dieses Buches bist Du. Du liest hier alles und nichts, etwas über Dich, ein wenig über mich, und vieles, was andere nicht lesen werden. Du begegnest Dir, mal hier mal dort, erkennst Sozialisierung, Glaubenssätze, Wünsche und Ängste. Nicht nur meine werden Dir bewusst, sondern vor allem Deine eigenen, wenn Du magst. Höre hin, fühle hinein, sei, wer Du bist und begleite Dich selbst auf diesem Weg durch einige Stunden ganz mir Dir. Danke, dass ich Teil sein darf; Teil Deines Weges, Teil Deines Glücks, Teil Deines ganz besonderen Lebens und der Stunden, die ich bei Dir bin. Wo auch immer Du bist, wenn Du möchtest, werde ich auch dort sein. Denn wir sind alle Eins, verbunden in uns, nie allein. Was auch immer Du hier findest, es sagt ein wenig über mich und zeigt Dir so viel mehr über Dich, wenn Du genau hinschaust. Komm mit mir auf eine Reise zu mir selbst und finde Dich wieder auf einer Reise zu Dir selbst.

Anna

Ich habe hier zwei wundervolle Schwestern. Anna ist ein sanfter Riese. Ihr Lächeln verlässt fast nie ihr Gesicht und ihre Bäckchen (Wangen) sind längst zu kleinen, festen Bällchen geformt, die ihr schwarzes Gesicht stets fröhlich anmuten lassen. Sie erinnert mich an ein Sumo-Baby, wenn es jemals so etwas gab. Ihre fast schwarze Haut glänzt auch außerhalb des Sonnenlichts, alles an ihr scheint rund, weich und übergroß. Ihre Unterarme sind so dick, dass sie ein Herz formen. Ich mag Anna und ich weiß schon jetzt, dass Anna mit Abstand meine Lieblingsschwester ist. Sie lacht und schaut mit schräg in die Schulter gedrücktem Kopf gen Himmel “ja, böse bin ich nie!”, übersetzt mein Vater mir ihre Worte, denn Anna spricht weder Englisch, noch Französisch oder gar Deutsch. Anna spricht lediglich Ewe.

Ich liege auf der Couch, betrachte ihre Sanftmut und Güte, die sie überall mithinträgt. Ja, böse ist sie nie. Jede meiner Fasern weiß, dass das, was sie gerade sagt, der Wahrheit entspricht. Liebevolle Wehmut durchströmt mich. Ich würde am liebsten aufspringen, zu ihr rüber gehen, mich auf den Sessel neben ihr setzen und in meiner großen Schwester versinken. Ich stelle mir vor, wie ich meinen Kopf an sie lege und mich ins pure Glück kuschele, als hätte ich nie etwas anderes getan. Anna kommt mir so vertraut und nah vor. Ich liebe Dich, Anna! Wenn Du nur wüsstest, wie sehr.

Und als ich nun diesen Text abtippe, frage ich mich, ob man das so schreiben kann. Sollte oder muss ich Anna anders beschreiben? Mit sanfteren Worten, oder geeigneteren? Und darf ich eine Lieblingsschwester haben? Zudem noch eine, mit der ich nicht aufgewachsen bin, wenn meine Schwester daheim, mir so sehr am Herzen liegt? Sollte ich auch das umformulieren, damit sie es nicht falsch versteht und nicht verletzt ist?

Fragen, Zweifel und Unsicherheit machen sich breit.

Und ich frage Dich: Hättest Du diesen Absatz so stehen lassen? In einem Buch, das jeder lesen kann? Oder hättest Du das Gefühl gehabt, den einen oder anderen Teil verändern zu müssen oder zu wollen, um andere zu schützen? Schützen wovor? Welche Glaubenssätze beeinflussen Deine radikale Wahrheit? Was bedeutet richtig und falsch, Gut und Böse für Dich?

Wahrheit ist neutral und vielseitig. Kann ich meinen, was ich da schreibe und auch alle meine Schwestern gleich viel lieben? Gibt es mehr als eine Wahrheit? Ist Wahrheit immer nur eins oder eins und auch viele? Und können wir überhaupt viel und wenig lieben? Oder nur anders? Ist anders am Ende gleich, weil Liebe Liebe ist?

Eine dicke Frau kommt durchs Tor. Sie stapft und strahlt und blinzelt fröhlich aus ihren schmalen Augen. Dies ist das erste Mal, dass ich Anna sehe. Bis vor wenigen Monaten wusste ich nicht, dass ich eine Halbschwester habe, ganz zu schweigen davon, dass es nun zwei sind. Doch heute treffe ich erstmal nur Anna und freue mich, sie kennen zu lernen.

Anna wirkt stark. Sie ist groß gewachsen, sicher ein bis zwei Köpfe größer als ich, sie wankt von einem auf den anderen Fuß um ihr Gewicht zu stemmen, ihre Arme hängen entspannt und kraftvoll zugleich an ihrem Körper hinunter.

Ich bin unsicher. Wie soll ich eine Schwester, von der ich nie etwas wusste, begrüßen. Weiß sie, wer ich bin? Hat sie ihr Leben lang von mir gehört? Werden wir einander mögen? Und wie steht sie zu mir? Noch bevor ich über all das nachdenken kann, hat sie den kurzen Weg vom Tor zu der Terrasse hinter sich gebracht und breitet, nachdem sie auch die letzten zwei Stufen bewältigt hat, freudestrahlend ihre Arme aus. Puh! Ein Stein fällt mir vom Herzen, Freude durchdringt mich. Auch ich breite nun meine Arme aus und falle ihr kurzerhand überschwällig um den Hals. Anna! Wie schön ist es, dich kennen zu lernen. Am liebsten würde ich sie vorerst nicht loslassen, doch Anna hat bereits den Griff gelockert und wartet wohl darauf, dass ich es ihr gleichtue. Ein wenig widerwillig entlasse ich Anna aus der Umarmung und schaue ihr in die Augen. Ein tiefes, verschmitztes Funkeln, gepaart mit Unsicherheit und Scham kommt mir aus ihren dunklen Augen entgegen. Und ich spüre was sie verkörpert, ohne auch nur ein Wort zu sagen. “Willkommen!”, sagt sie in Ewe. Willkommen, Anna, willkommen in meinem Leben! Willkommen in meinem Sein.

Anna dehnt gern ihre Flanken. Sie sitzt auf einem Sessel und beugt ihren gesamten Oberkörper zu einer Seite. Meist ist das die Seite, auf der niemand anderes sitzt, also weg von uns. Sie legt dann den Arm der gestreckten Seite über ihren Kopf, sodass ihre Armbeuge über dem Sakral Chakra liegt. Ihr Kopf ruht sicher zwischen ihrem Arm und der Schulter und selbst ihr Hals streckt sich sanft zur Seite. So kann sie stundenlang sitzen. Es ist nicht so, dass sie stillsäße. Anna ist immer in Bewegung, doch anders als bei anderen, stört mich das bei ihr nicht. Ihre Bewegung nehme ich kaum wahr, sie wirken harmonisch und natürlich, unaufgeregt. Und wenn sie mal in ihrem so ganz eigenen Takt auf die Armlehne des Sessels klopft, wirkt das auf mich, wie ein kleiner Teil des großen Ganzen, wie ein unabdingbarer Mikrobestandteil einer kosmischen Harmonie, die ohne das Klopfen nicht vollkommen wäre. Anna ist echt, Anna ist authentisch, in allem, was sie tut und ist. Das spüre ich.

Kossi, Kossi

Ich sitze am Botoqin Stand und warte darauf, dass meine heißen, frisch frittierten Bällchen gleich fertig sein mögen. Ich kämpfe mit den Tränen und merke, so frei, wie ich mich in meiner kleinen, spirituellen Blase fühle, bin ich nicht. Ich verbiete mit gerade, hier, jetzt all meine Emotionen zu zeigen, zu leben, zu sein. Ich lasse meinen Tränen keinen freien Lauf, ich bin nicht alles von mir und nicht vollkommen echt. Ich möchte mich hier nicht erklären, ich möchte nicht auffallen, als die weinende Yovo (Weiße). Ich möchte nicht noch mehr anders sein, als ich es, in diesem Land, eh schon bin. Ich halte meine Tränen zurück.

Die Armut dieses Landes bricht mir das Herz. Ein schätzungsweise erst dreizehn Jahre alter Junge zieht einen Karren durch ein wadentief mit rotem Wasser und Schlamm gefülltes, fünf mal fünf Meter messendes Loch in auf der Straße. Er wird dies den gesamten Tag und jeden Tag tun, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Karren sich meterhoch beladen und nur dürftig zusammengeschnürt. Wenn ihm irgendetwas von seiner wertvollen Ladung über Board geht, ist er vermutlich nicht nur seinen heutigen Lohn los, sondern gleich auch seine einzige Erwerbsquelle.

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