„ICH KANN NICHT!!“
„Du solltest sie nicht drängen, Kevin“ kam es ruhig von Mary. Beide saßen nebeneinander auf der Couch und hielten eine Tasse in den Händen. Kleinlaut sagte er „Ich weiß, aber ….“ er stockte „Mary, ich hab einfach nur Angst um sie. Ich hab Angst, dass sie einfach verschwindet. Es scheint mir immerzu, als warte sie nur noch auf die Geburt seines Kindes, so als wäre das der Startschuss für ihren Endspurt…….ins Nichts“ er schnaubte. Dann schlug er sich die Hände vors Gesicht „Was soll ich nur machen?“ verzweifelt kam es über seine Lippen. Mary strich ihm über die Hände „ER hätte gewollt, dass sie wieder glücklich wird, das weiß ich. Kevin, ich weiß, dass sie dich mag, sehr sogar. Lass ihr einfach noch Zeit, mmhh? Sie kann IHN nur noch nicht loslassen. Versteh doch. Sie trägt SEIN Kind unter ihrem Herzen. Wie sollte sie IHN denn vergessen können? Wir können es doch auch nicht“ er sah in ihre graublauen Augen und nickte nur.
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Sie wusste nicht wie lange sie geweint hatte. Doch jetzt war es ihr kalt, trotz ihrer Jacke. Vielleicht wollte sie auch nur zu ihm und bei ihm sitzen. Sie erhob sich, ihre Beine fühlten sich ganz steif an. Umständlich stieg sie die restlichen Stufen hinauf, trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. Ganz unbewusst schlug sie gleich die Richtung des Bettes ein. Es war dunkel im Raum, sie konnte fast nichts erkennen, daher ging sie doch erst in Richtung Badezimmer, nun ja, Badezimmer ist wohl etwas übertrieben, es war eben mehr ein Raum mit einer Dusche, Toilette, Waschbecken. Sie war nicht anspruchsvoll, sie kam gut damit klar, auch wenn sie nunmehr schon fast zehn Jahre in diesen Trailern lebte und dieser hier war wirklich luxuriös. Es befand sich alles darin, was man benötigte. Sie knipste das Licht von ihrem ^Badezimmer^ ab und ließ die Tür offen stehen. Somit erhellte sich der gesamte Außenraum leicht. Es war gut so, nicht zu grell, von dem er aufwachen könnte, aber hell genug, dass sie alles sehen konnte.
Ihr Bauch meldete sich, aber sie konnte jetzt nichts essen „So sollte es mir öfter gehen, da würden meine Hüften von ganz alleine schmaler“ dachte sie verbittert. Sie kannte sich zu gut, sie wusste warum sie überall herumwuselte, nur um den Moment hinauszuzögern, noch nicht zu ihm gehen zu müssen. Sie wollte ja. Sie würde auch. Aber sie hatte Angst. Angst vor dem was sie vielleicht sehen würde. Sie lehnte an ihrer ^Küchenzeile^ und wandte ihren Blick auf die Kontur, die sie jetzt deutlicher sah. Ganz automatisch setzten sich ihre Beine in Bewegung.
Als sie an seinem Bett stand, wusste sie nicht mehr, vor WAS sie denn Angst hatte. Was hatte sie denn erwartet? Ihre Hände näherten sich seinem Gesicht, mit zaghaften Bewegungen streichelte sie ihm mit den Fingerspitzen über seine Wange, sacht strich sie mit dem Finger auch über seinen Bart. Er war ganz weich. Seine Augen zuckten und schnell zog sie ihre Finger zurück. Beschämt blickte sie zu Boden, als hätte sie gerade eine Straftat begangen. Peinlich schlug ihr das Herz bis zum Hals.
Abermals wollte sie sich kritisieren mit Selbstvorwürfen, als er plötzlich die Augen aufschlug. Abwartend beobachtete sie ihn. Doch sie merkte schnell, dass er nicht richtig wach war, sein Blick war geistesabwesend, als wäre er in so einer Art Trance. Langsam bewegten sich seine Augäpfel, es schien als schaute er irgendetwas hinterher „Wer weiß, was du gerade in deiner Fantasie erlebst“ sanft strich sie ihm, dieses Mal, über seinen Kopf. Eigentlich Mütze wenn man es genau beschreiben wollte. Sie setzte sich auf die Bettkante, das wurde langsam ihr Stammplatz. War zwar nicht gerade bequem, doch so war sie ihm näher
„Mein Gott, Barbara. Was tust du da gerade?“ fragte sie ihre innere Stimme. Zaghaft sprach sie es laut aus, die Antwort auf ihre Frage „Ich glaub, ich verliebe mich gerade“ traurig schloss sie ihre Augen, leise in Gedanken setzte sie den Satz fort
„……..in Tobias Arth“ sie lachte innerlich selber über sich „Oh Barbara, weißt du, wie irrwitzig sich das anhört“ er wurde unruhig, seine Hände, die auf der Decke lagen, zuckten, sein Kopf drehte er von links nach rechts, dann bewegte er seine Beine, winkelte sie an und gequält stöhnte er auf. Seine Finger bewegten sich, er griff sich mit den Händen an den Kopf, fuhr mit seinen Fingern unter seine Mütze in seine Haare und schob so seine Mütze vom Kopf. Sie sah ihm zu und erblickte nun das erste Mal seine Haare in Natura. Er fuhr sich immer wieder mit den Fingern in die Haare, wischte sich mit den Händen dann übers Gesicht, als wolle er irgendetwas entfernen, runterziehen. Wie gebannt saß sie neben ihm und beobachtete jede seiner Bewegungen. Dann wurde er wieder ruhiger. Sein Gesicht sah ruhig und zufrieden aus. Ihr fielen immer wieder die Augen zu, die Wärme, das sanfte Licht, die Stille, alles trug dazu bei, dass ihr ihre Glieder schwer wurden. Sie konnte nur noch denken, bewegen konnte sie sich nicht mehr „Soooo müde…………“ sie wollte eigentlich zu ihrer Bank laufen. Wie sie aber dann auf die andere Seite des Bettes gekommen war, wusste sie nicht mehr.
Sie bemerkte es erst als sie das Sonnenlicht wachkitzelte, die Augen blinzelnd öffnete und sich erst mal orientierend umblicken musste. Sie wusste im ersten Moment nicht, wo sie war. Als ihr Verstand langsam die Informationen verarbeitet hatte, erstarrte sie erschrocken und drehte ganz langsam den Kopf. Sie lag NEBEN IHM.
Sie schreckte hoch und schaute ihn gleich von oben bis unten an, sie hatte Angst, dass sie ihm wehgetan haben könnte. Doch lag er ganz ruhig im Bett. Sie atmete erleichtert auf und stieg schnell aus ihrer ^Hälfte^. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er noch schlief, ging sie ins Bad. Sie stand unter der Dusche und ließ das warme Wasser über ihr Gesicht laufen. Ihre Gedanken schweiften ab. So gut hatte sie schon tagelang nicht mehr geschlafen. Ihm würde sie das natürlich nicht erzählen. Plötzlich hörte sie ihm rufen, sie hatte vorsorglich die Tür nicht geschlossen.
Sie wickelte sich ein Handtuch um ihren nassen Körper und lief schnell zu ihm. Er lag wach im Bett und suchte nach ihr, so schien es ihr, denn sein Kopf ging hin und her. Er versuchte gerade sich aufzusetzen, als sie schon vor ihm stand. Sie lächelte ihm entgegen „He. Guten Morgen“ begrüßte sie ihn freundlich „schon wach? Willst du dich aufsetzen…….warte ich helf dir“ mit diesen Worten langte sie mit einem Arm um ihn herum, fuhr ihm den Rücken hinunter und wartete, dass er sich aufsetzte. Doch als er sich nicht rührte beugte sie sich wieder vor und blickte nun doch etwas verwirrt in sein Gesicht. Gesagt hatte er auch noch keinen Ton, sie suchte ihn mit ihren Augen ab, um die Ursachen feststellen, zu können. Er lag nur da und starrte………sie folgte seinem Blick und dann weiteten sich ihre Augen entsetzt.
Sie stand vornübergebeugt über ihn und ihr Handtuch verdeckte nicht mehr alles, was es sollte. Hastig schnellte sie hoch und gleichzeitig raffte sie ihr Handtuch wieder an die Stelle, wo es eigentlich hingehörte. Ihr entwich ein „OH GOTT!!“ er sagte immer noch nichts „Oh Mann, Barbara, jetzt hast du ihm den Schock des Lebens verpasst. Pffff. Sadistische Folterungen übersteht er, um von dir niedergemacht zu werden. HA! Ein Blick genügt und der schönste Mann fällt in Schockstarre. Gut gemacht“ inzwischen glühte ihr Kopf, wie die Drähte einer Glühbirne, mit ihrem Gesicht könnte man bestimmt einen Raum ausleuchten. Er sagte immer noch nichts
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so schocken“ nun blickte er sie doch verwirrt an. Sie stotterte „Du könntest es einfach vergessen...“ „…..und ich auch“ setzte sie in Gedanken fort „Was?“ er klang ganz heiser „Was meinst du?“ fragte er verwirrt „Wie kommst du auf solche Gedanken? Warum solltest du kein……?“ fuhr er verwirrt fort. Ganz leise fügte er hinzu „ich sollte mich entschuldigen, ich hätte dich nicht so anstarren sollen“ entschuldigend blickte er ihr direkt in die Augen. Sie war sofort gefangen von seinem intensiven Blick. Sie musste sich zwingen den Kontakt zu unterbrechen. Erst als sie das tat, konnte sie wieder einigermaßen klar denken.
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