Sie saß nun schon fast eine Stunde vor ihrem Trailer. Teils auf der Treppe, teils tigerte sie ruhelos auf dem Platz umher. Ihre Nerven lagen blank. Vor Nervosität hatte sie sich schon die ganze Lippe aufgebissen und immer wenn sie jetzt mit ihrer Zunge darüberfuhr, zuckte sie zusammen. Ihr war schlecht. Minutenlang hielt sie sich sogar die Ohren mit ihren Händen zu, weil sie die Laute, die aus dem Trailer drangen, nicht mehr ertragen konnte. Sie wollte weglaufen. Einfach nur weg, aber sie konnte nicht. Ihr Trailer wirkte wie ein magnetischer Anziehungspunkt, von dem sie sich, aus eigener Kraft, nicht mehr lösen konnte. Als Viktor die Tür öffnete, saß sie gerade auf den Stufen und biss an ihren Fingernägeln herum. Sie sprang sofort auf. Ihr fragender Blick musterte ihren Freund argwöhnisch und besorgt. Er sah ihr traurig und müde in die Augen, als er sich erschöpft auf den Stufen niederließ. Sie stand vor ihm und sah ihn immer noch fragend an. Sein Blick war so traurig, dass ihr Tränen in ihre Augen stiegen. Er lehnte seinen Kopf zurück bis an die Türvertäfelung und schloss seine Augen. Er sagte kein Wort. Sie setze sich still zwischen seinen Beinen vor ihm auf die Stufen. Lehnte ihren Oberkörper an seine Brust und fuhr beruhigend über seine Beine.
Sie wusste nicht wie lange sie so saßen, bis sie zu frösteln begann. Anfangs schmiegte sie sich mehr an ihn heran, aber das half nach einer gewissen Zeit auch nicht mehr richtig „Mir ist kalt“ sie musste sich räuspern um einen einigermaßen hörbaren Satz rauszubekommen, stand auf und sah ihn fragend an „Kann ich rein?“ er nickte ihr zu, hielt sie jedoch am Arm fest bevor sie die Stufen bestieg „Barbara, lass ihn einfach nur schlafen. Egal wie lange. Ich hab ihm etwas gegeben, er wird einige Zeit brauchen, bis er wieder zu sich kommt“ teilte er ihr mit trauriger Stimme mit.Sie bekam nichts anderes raus, als ein leises „Mmmm…..“ sie stieg die Stufen hinauf, öffnete die Tür und ließ sie offen stehen. Machte kein Licht. Holte sich ihre Jacke und nahm Viktors gleich mit. Schaute zum Bett, indem sie nur Umrisse seines Körpers wahrnehmen konnte. Ruhig lag er unter der Decke.
Als sie wieder hinaustrat sah sie Viktor gerade noch als er einen Müllsack im Kübel verschwinden ließ. Trotz des wenigen Lichts, das vom Mond her reichte konnte sie die vielen mit Blut durchtränkten Tücher erkennen. Entsetzt sah sie ihn an. Er schüttelte nur seinen Kopf „Nicht heute. Ich erzähl es dir morgen, okay?“ konnte er nur tonlos herausbringen. Er schlüpfte n seine Jacke, nahm sie in seine Arme, gab ihr einen kurzen Kuss auf ihre Haare und drehte sich um, wollte gehen, blieb aber nochmal kurz stehe „Sollte er dennoch heute Nacht noch wachwerden, ruf mich an. Ich komm dann sofort, ja? Versuch ein wenig zu schlafen. Morgen früh komm ich wieder, um nach ihm zu sehen. Nacht, Kleine“seine Gestalt verschwand in der Dunkelheit. Sie setzte sich wieder auf die Stufen, wickelte ihre Jacke fest um ihren Körper und begann zu weinen.
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Plötzlich lagen zwei Hände auf ihren Augen, zwei starke Arme umschlossen ihren Oberkörper und ein ihr bekannter Aftershaveduft stieg ihr in die Nase. Vor Schreck hätte sie beinahe ihre Teetasse fallen gelassen und klammerte sich jetzt regelrecht daran fest. Ihre freie Hand griff an ihr Gesicht und umfasste die männliche, die ihr die Sicht verhinderte
„KEVIN“ stieß sie freudig hervor. Er packte sie an den Schultern, drehte sie zu sich herum und presste sie an sich „HE MEIN SCHÖNSTE“
„Kevin. Sieh, was du angerichtet hast“ rief sie erschrocken. Der ganze Tasseninhalt wurde von seinem Shirt aufgesaugt „Mein Tee, Kevin“
„Dein Tee? Was ist mit meinem Shirt, Iiiiigitttt und auch noch Tee, hättest du nicht wenigstens Whiskey trinken können, dann hätte ich wenigstens männlich gerochen. Baaahh, so riech ich wie so`n Tuntenvater nach….“er schnüffelte an dem Stoff und zog angewidert die Nase kraus „Toll, Vanille! Nun werden mir heute alle schwulen Hunde nachlaufen. Wie kannst du nur immer noch dieses Zeug in dich hineinschütten?“ entgeistert glotzte er sie an und begann übers ganze Gesicht zu grinsen
Er schob sie schnell ein Stück von sich weg und betrachtete sie von oben nach unten „Mann, wie hab ich dich vermisst“ noch bevor sie überhaupt reagieren konnte, hatte er ihr einen Kuss auf ihre Lippen gedrückt. Sie drückte ihn von sich weg und sah verlegen zu Boden, gleichzeitig wischte sie sich über ihren Mund „Nicht! Was machst du denn?“ zärtlich hob er ihren Kopf mit einer Hand hoch, damit sie ihn wieder anschauen musste. Er schaute ihr tief in die Augen „Ich hab dich wirklich vermisst, Kleine“ gestand er ihr mit sanfter Stimme. Sie sah in zwei strahlendblaue Augen, die sie zärtlich betrachteten.
Leise stimmte sie zu „Ich dich ja auch….du großes Kind“ nun zog er sie langsam in seine muskulösen Arme. Er seufzte tief, als er genüsslich an ihrem Haar roch „Barbara……..ich konnte es schon gar nicht mehr erwarten. Die ganze Woche war ich schon aufgedreht, wie `nen Kreisel. Ich hab die anderen ganz schön genervt, glaub ich“ gestand er ihr abermals sehr aufrichtig. Sie tätschelte seinen Kopf mit ihrer freien Hand „Na, na, so schlimm war es bestimmt nicht. Es waren doch vielleicht..…….“ sie überlegte kurz „zwei – drei Monate, oder?“ „Er vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und nuschelte „76 Tage“ sie wand sich aus seiner Umklammerung und trat einen Schritt zurück. Gekränkt sah er sie an, nahm dann ihre Hand und fragte sie „Na, wie ich sehe, geht es deinem Wurf anscheinend besser, denn das wächst ja ganz schön“ dabei zog er überrascht seine Augenbrauen in die Höhe. Sie fing das Stottern an „Dadaaa, die Größe…das …ist …ganz …normal…“ verblüfft kam es von ihm „Ehrlich? Das sieht ja fast so aus, als wären da gleich zwei drin“ zog er sie auf.
Sie knuffte ihm spielerisch an die Schulter „Keviiinn, musst du mich immer so ärgern, wenn du schon mal hier bist?“ „Deswegen bin ich ja schließlich gekommen. Ich wusste doch, du benötigst deine gewisse Dosis Spott. Sonst würde dir nur zu langweilig werden. Das würdest du doch nicht aushalten, längere Zeit ohne den „Kevinator“ er strahlte sie an. Sie konnte nicht anders und lachte ausgelassen mit „Oh Gott!!KEVINATOR??“ fragte sie lachend nach „JA“ er poste vor ihr und ließ seine Muskeln spielen „Der Kevinator ist bereit, bereit dich aufzumuntern und aus der trüben Barbara, eine strahlende Barbara zu machen“ sie lachte lauter „Das hört sich wie `ne Waschmittelwerbung an. Hast du deinen Beruf gewechselt oder hast du einen Werbevertrag unterschrieben?“ feixte sie rum. Er blickte ihr ernst in die Augen „Einen Vertrag würde ich nur mit dir unterzeichnen“ verlegen schaute sie zu Boden und erwiderte leise „Kevin, bitte….nicht“ er schluckte schwer, erwiderte ernst „Ich geb nicht auf“ sie drehte sich von ihm weg „Kevin, lass es“ sagte sie traurig.
Sie hörte ihn lautstark atmen und zog schon ihren Kopf ein, weil sie wusste was folgen würde. Er reagierte immer so, wenn sie ihn abwies. Sie drückte ihre Augen zu „DU lebst weiter. DU bist nicht tot. Für dich geht das Leben weiter. BARBARA. Hörst du?“er stand vor ihr und drückte ihre Schultern, mit beiden Händen und schüttelte sie leicht „Hörst DU? ER hätte das nicht gewollt. Dass du dich hier eingräbst. Zum Sterben hast du lange genug Zeit“ seine harten, direkten Worte verletzten sie immer aufs Neue tief und schmerzvoll „Hörst du?“ kam es jetzt nur noch zaghaft von ihm, gleichzeitig schlang er seine Arme wieder um sie und drückte sie an sich „Bitte, gib deinem Leben wieder eine Chance“ wisperte er ihr ins Haar. Mit voller Kraft drückte sie, mit einem Ruck, seine Arme weg und lief in ihr Schlafzimmer, schlug die Tür hinter sich ins Schloss und schrie lauthals
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