Manfred Ludwig
Das Geheimnis des Flaschenschiffs
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Inhaltsverzeichnis
Titel Manfred Ludwig Das Geheimnis des Flaschenschiffs Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Impressum neobooks
Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön... , dieses Lied ist sehr bekannt. Die junge Gabriele Reichenbach und ihr Freund Hans-Jürgen Gühnand würden gerne eine größere Reise unternehmen. Dass so etwas eine Stange Geld kostet, ist den beiden bekannt. Gabi, so wird Gabriele von ihrem Liebsten genannt, stammt aus keiner wohlhabenden Familie. Deswegen hat sie öfters Zweifel, ob ihr „Traum“ überhaupt verwirklicht werden kann. Trotzdem wurden bereits lange vorher Pläne für ein solches Unternehmen geschmiedet. Sie hat bis heute gespart, was sie zum Geburtstag, an Weihnachten und manchmal auch nur so als Geldgeschenk bekam. Hans-Jürgen stammt dagegen aus einer reichen Familie und ist das einzige Kind. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass er jede Woche neue Klamotten bekommt. Dadurch wurde er ein etwas verwöhnter Bursche. Das lästige Wort Sparen ist für ihn fremd, denn es wird ihm jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Alles hat sich geändert, seit er seine liebe Gabi kennengelernt hat. Die beiden netten Leute verstehen sich seit Anfang an sehr gut, haben die selben Interessen und möchten später auch heiraten. Aber wohin können sie jetzt in so einer kurzen Zeit der Planung und Vorbereitung reisen. Ihre Entscheidung ist eine Last Minute Mittelmeerkreuzfahrt und beginnt bereits nächste Woche. Nun heißt es, noch alles Notwendige besorgen, organisieren und packen. Es bleibt den beiden nicht mehr viel Zeit. Aufgeregt und voller Erwartung laufen sie gleich am Montag ins Passamt, um ihre Reisedokumente abzuholen. Gott sei Dank haben sie sie rechtzeitig beantragt. Dort meinte es das Schicksal gut mit ihnen, denn erst am Vormittag sind sie fertig geworden. Die Zeit vergeht im Fluge und nun ist es endlich so weit, die Reise beginnt morgen. Am letzten Tag der Abreise werden die letzten Vorbereitungen getroffen. „Hast du auch wirklich an alles gedacht, morgen ist es zu spät“, äußert sich Gabrieles Mutter fürsorglich.
„Hast du auch deinen Ausweis, das Geld und deinen Teddy als Talisman nicht vergessen?“
„Ja Mama, mach dir bitte keine Sorgen, ich habe wirklich alles.“
In der letzten Nacht denkt Gabi noch über vieles nach. Ihr fällt nichts mehr ein, was sie trotz gründlicher Vorbereitungen vergessen hat. Irgendwie kann sie heute gar nicht richtig schlafen, erstens grübelt sie sehr viel und dann kommt noch die Aufregung dazu. Deshalb dauert es nicht lange und der nächste Tag bricht an.
Es sind nur noch vier knappe Stunden und auf dem Kreuzfahrtschiff kommt das Kommando: „Leinen los“. Gabi und ihr Freund genießen jeden Tag und jeden Augenblick. Sie könnten sich vorstellen, dass es ihre Hochzeitsreise wäre. Sie finden keine Worte, wie gut sie sich fühlen.
Langsam neigt sich die Reise dem Ende zu. Es sind nur noch zwei Nächte auf hoher See, bis sich ihr Schiff dem Heimathafen wieder nähert. Doch in dieser Nacht geschieht etwas Unvorhergesehenes. Hans-Jürgen hat sich an Bord des Luxusliners ein riesiges Buddelschiff als Souvenir gekauft. Er möchte es seiner Gabi zeigen, die schon in ihrem Bett liegt und ein Buch liest. Vorher will er noch unbedingt zur Reling gehen und ins Meer schauen. Es ist eine klare Nacht und es weht ein leichter Südwind. Während der junge Mann zu den Sternen aufblickt, stolpert er über eine Liege. Durch den Ruck kann er sein Buddelschiff nicht festhalten, deswegen fliegt es über Bord. Hans-Jürgen greift noch hinterher, aber er erwischt es nicht mehr. Wutentbrannt ärgert er sich sehr über sein Missgeschick und sieht das soeben Gekaufte in den Wellen verschwinden. Wenn er sich sofort in die Kabine begeben hätte, dann wäre alles nicht passiert. Hans-Jürgen geht noch einmal zurück zum Souvenirladen, aber er muss leider feststellen, dass es das Einzige in dieser Größe war. Ein kleineres Andenken will er sich auch nicht gönnen. Als die unvergessliche Reise der beiden Verliebten zu Ende geht, kommen sie aus dem Schwärmen nicht heraus und haben viel zu erzählen. Mittlerweile hat Hans-Jürgen das Souvenir vom Meer ziemlich vergessen, das immer noch in den Wellen des Meeres hin- und herschaukelt. Beide sind ein wenig gestresst, das sieht man ihnen an, als sie das Kreuzfahrtschiff verlassen. An der Kaimauer werden sie von ihren Eltern erwartet. Gabi und ihr Freund werden in nächster Zeit viel zu erzählen haben.
Doch was ist mit dem Buddelschiff passiert? Alles hat einmal ein Ende und so ist es auch hier. Nach ungewissen vielen Seemeilen strandet die Flasche mit dem Schiff in einer kleinen Bucht, in der Nähe von Marseille. Zwei Wochen vergehen, bis dieses Strandgut, zwischen Steinen eingeklemmt, von einer Frau gefunden wird. Diese Person wirkt sehr gepflegt, vielleicht etwas gestresst, macht aber einen selbstsicheren Eindruck. Beinahe hätte sie die Flasche gar nicht gesehen, wenn sich nicht die Sonne auf dem Glas gespiegelt hätte. Hat hier vielleicht jemand was versteckt? Jedenfalls kann es sich die Frau nicht vorstellen. Die Finderin hat einen kranken Jungen zu Hause, der seit ein paar Wochen an den Rollstuhl gefesselt ist. Durch einen Fahrradunfall kann der Knabe seine Beine nicht mehr richtig bewegen, deshalb ist er oft auf fremde Hilfe angewiesen. Eigentlich wollte die Mutter heute gar nicht an den Strand gehen, um etwas auszuspannen. Aber ihre innere Stimme hat sie irgendwie dazu gedrängt. Eine besondere Abwechslung ist es, dem Rauschen der Wellen zu lauschen, den Leuten beim Baden zuzusehen und die salzhaltige Luft einzuatmen. Wenn nur ihr Sohn dabei wäre, könnte er sich ebenfalls im Wasser austoben. Bis dies möglich ist, wird noch eine Weile vergehen. Um wenigstens ihrem Sohn eine Freude zu machen, nimmt die Frau die Flasche mit nach Hause. Sie schaut sich immer wieder diese Flasche mit dem nicht alltäglichen Inhalt an. Zu Hause angekommen, sieht sie durch das geöffnete Fenster ihren Sohn, der vor dem Fernseher sitzt und sich einen Kinderfilm anschaut. Dieser Lausbub ist so ein toller Bursche, er wird bestimmt mal viel Erfolg bei den Frauen haben. Er hat jetzt schon die besonderen Vorzüge eines Gigolo, längeres schwarzes Haar, volle Lippen, ein makelloses Gesicht und einen kräftigen Körperbau. Von seinen hellblauen Augen schwärmen jetzt schon seine Mitschülerinnen. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist für den jungen Mann kein Fremdwort. Einen Augenblick bleibt die Frau stehen und starrt einfach vor sich hin. Was wird sie wohl in diesem Moment denken? Sicherlich nichts Schönes, denn sie wird auf einmal ganz bleich.
Der Junge im Zimmer sieht seine Mutter draußen stehen und sagt zu ihr: „Warum kommst du nicht rein?“
„Ich komm ja schon“, antwortet diese und begibt sich ins Haus.
„Schau mal, was ich dir mitgebracht habe“, sagt sie, „ich habe es am Strand gefunden, gleich da unten“ und zeigt mit dem Zeigefinger in die Richtung, woher sie gerade kam. Das Wohnhaus steht in einer sehr schönen Gegend und zur Bucht hinunter sind es nur wenige Gehminuten.
Philipp, so heißt nämlich der kranke Junge, nimmt die große Flasche mit dem Segelschiff in seine Hände und strahlt über sein rundliches Gesicht. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt er zur seiner Mutter.
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