„Wie stellst du dir das vor? Soll jede von uns dann den Gürtel eine Zeitlang behalten dürfen? Das wäre doch absurd!“
„Warum nicht? Ich habe eh den Eindruck, dass dieser Wirbel um den Gürtel maßlos übertrieben ist. Wenn die Bauchtanzszene mehr auf den Boden kommt, könnte ihr das nicht schaden. Dieser krampfhafte Nimbus um irgendwelchen Glitzerfummel, das ist doch lächerlich.“
„Das sagst ausgerechnet du mit deiner esoterischen Buchhandlung! Die ganzen Steine und Fläschchen, die du da verkaufst, das ist doch erst recht hohler Nimbus!“
„Oh Margot, lass uns doch nicht streiten. Aber ich sehe regelrecht, wie deine Aura sich verdunkelt. Ich hole am besten gleich ein Aurasoma Elixier. Vielleicht lässt sich deine Besessenheit um den Gürtel wieder ausbalancieren.“
„Schätzchen, das hab ich nicht nötig. Lass uns lieber ins Schlafzimmer gehen, dort balanciere ich mich besser aus.“
Entschieden stand Elke vom Tisch auf. „Nein, ich hab jetzt keine Lust, deine Wut und deinen Frust wegen des Gürtels auch noch körperlich übertragen zu bekommen.“
Sie blickte ihrer Lebensgefährtin fragend in die Augen. „Margot, sei ehrlich, was willst du wirklich mit dem Gürtel? Glaubst du, du könntest deswegen etwa Berufstänzerin werden, sind dir deine Immobiliengeschäfte zu langweilig geworden?“
„Also Elke, diese infame Verdächtigung mir gegenüber ist ungeheuerlich. Mein Standpunkt ist simpel: je eher jemand den Gürtel findet, desto besser. Dann ist nämlich mit den Gerüchten mit einem Mal Schluss.“
„Ach, wie edel! Aber Tatsache bleibt, dass du am liebsten allein den Gürtel haben willst. Und bedenke eines: gesetzt den Fall, du findest ihn, glaubst du etwa, damit wäre Ruhe eingekehrt? Fast jeder in der Bauchtanzszene würde ihn dir neiden, es würden garantiert übelste Intrigen ablaufen. Margot, wie kannst ausgerechnet du - die clevere realistische Geschäftsfrau, so naiv sein und denken, damit wären alles Probelme gelöst?“
„Du nennst mich naiv? Also Elke, jetzt reicht´s aber! Wer war denn hier naiv? Wer hat dir die Augen bezüglich deiner Ehe mit diesem alkoholverseuchten Ausbeuter von Bodo die Augen geöffnet? Wem hast du es zu verdanken, dass du existentiell und seelisch wieder auf die Füße gekommen bist? Ich will hier deine Unterstützung und du fällst mir regelrecht in den Rücken.....“
Wütend stand Margot auf, stöckelte energisch durch das mit Tricia Guild Stoffen ausgelegte Esszimmer und schlug heftig die Türe zu. Im Flur stolperte sie fast über den Stapel der Esotera Zeitschriften, die Elke abonniert hatte. Ihr kam plötzlich eine Idee. Wollen doch sehen, ob die Esos so wirkungsvolle Methoden haben, wie sie immer behaupten.
Sie nahm den gesamten Stapel in ihr Zimmer mit und durchforstete die Kleinanzeigen.
Madame Halamira, weltberühmte Wahrsagerin mit Zertifikat,
berät Sie in allen schwierigen und unmöglichen Lebenslagen,
persönlich oder telefonisch.
Na bitte, vielleicht sieht die ja, wo dieser Gürtel ist!
Entschieden zückte Margot ihr Handy und wählte die Nummer. Eine geheimnisvolle Melodie ertönte aus dem Hörer ...
Elke öffnete währenddessen alle Fenster - die schlechte Energie musste erst mal raus. Sie holte ihr selbstgemischtes Raumspray und atmete erschöpft die Essenzen von Sandelholz, Zitrone und Rosmarin ein. War das möglich? Dass die Suche um einen Gürtel eine seit fünf Jahren bestehende gute Partnerschaft in eine bedrohliche Krise geraten ließ?
Elke und Margot hatten sich bislang sehr gut ergänzt: Sie war die eher Sanfte, Umhegende gewesen, der es oft an Durchsetzung mangelte, Margot hingegen war die temperamentvolle Realistin, die zu kämpfen verstand und die ihr tatsächlich vor fünf Jahren die Augen bezüglich ihrer Ehe geöffnet hatte.
Bodo, ein von Minderwertigkeitskomplexen zersetzter Alkoholiker, der inzwischen von Sozialhilfe lebte, hatte es über zehn Jahre fertiggebracht, sie in dieser schrecklichen Partnerschaft gefangenzuhalten. Ein Eierstockkrebs lenkte Elke dann letztendlich in eine gesunde Richtung: sie las psychologische Bücher und merkte dann, dass Liebe nicht unbedingt mit Selbstaufopferung gleichzusetzen war. Feministische Bücher von Angelika Alitti regten sie dazu an, workshops zu besuchen.
Auf einem Seminar von Luisa Francia lernte sie dann Margot kennen, deren temperamentvolle unverkrampfte Art sie sofort anzog. Sie besuchten mehrere Bauchtanzkurse in Münzberg bei Soraya und innerhalb kurzer Zeit entschieden sie sich, eine Lebensgemeinschaft zu gründen. Elke reichte die Scheidung ein, gegen die sich Bodo bis zuletzt wehrte. Noch lange rief er nachts an und beschimpfte sie oder Margot als lesbische Schlampen. Inzwischen hatten sie eine Geheimnummer, die nicht im Telefonbuch stand.
Elke zog sich gedankenvoll in ihr Zimmer zurück und machte eine wirkungsvolle Bioenergetikübung, die sie wieder zur Besinnung brachte. Sie beschloss, Marlene, Dunja und Ottilie anzurufen, um deren Stand der Dinge zu erfahren. Vielleicht könnten sie Margot dazu bewegen, sich von ihrem unseligen Alleintrip zu entfernen und im gemeinsamen Vorgehen die Suche nach dem Gürtel entspannter anzugehen.
„Dunja, bist du am Apparat? Hier ist Elke. Ich muss dir einiges erzählen...“
Auch Margot hing am Telefonhörer, wenn auch mit deutlich anderer Absicht.
„Madame Halamira, was meinen Sie? ... Wie bitte? Ich muss Ihnen erst 300 Euro überweisen?..... Aber was ist, wenn Ihre Auskunft nicht stimmt?... „
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