„Heute abend wirst du kaum die Wahl haben, Kleine! Oder du mußt mit dem Bischof von Oporto tanzen ...” Der General grinste die junge Frau breit an. Beresford hielt Donna Ines im Arm. Schnell schlossen sich alle anderen Paare dem Tanz an. Von Zeit zu Zeit warf Lord Wellington einen interessierten Blick in die Runde: „Ich glaube, meine Liebe, dieser Abend wird einige Ängstliche in unserem Rücken beruhigen ... Damit hätte John Beresfords Auszeichnung mir einen doppelten Dienst erwiesen: Lissabon zu beweisen, daß sie von Massena und den Adlern nichts zu befürchten haben, solange Großbritanniens Soldaten auf der Iberischen Halbinsel stehen, und die Armee Portugals mit einem unverwüstlichen Selbstbewußtsein auszustatten, um 1811 endlich den Krieg nach Spanien zu tragen!” Zwei Tänze später machten die Orchester auf Arthurs Zeichen hin eine Pause und alle Anwesenden stürzten sich auf das Büffet. Der Ire lieferte Lady Lennox bei Rowland Hill und Bob Craufurd ab. Dann verschwand er ganz in den Hintergrund des Saales, um sich mit dem Marquis de la Romaña und einem weiteren, hohen spanischen Offizier zu besprechen.
„Sie sehen bezaubernd aus, Mylady Lennox!” Black Bob hatte sich verbeugt und Sarah den Arm angeboten, um sie zu einer Sitzgelegenheit zu führen. „Und ich hoffe, Nosey überläßt Sie für den Rest des Abends unserer Gesellschaft! Gewähren Sie mir den nächsten Walzer?“ Hill hatte einem Diener drei Gläser Champagner abgenommen, er reichte eines Lady Lennox, das zweite General Craufurd: „Ich glaube, Bob, wir haben den ganzen Abend unsere Ruhe vor dem Chef. Der kocht irgendeine böse Überraschung für unsere französischen Freunde aus ... Der Spanier an de la Romañas Seite ist der Kommandant der Festung von Badajoz, General Menacho!”
Das Orchester begann wieder zu spielen. Galant verbeugte der Kommandeur der Leichten Division sich vor Lady Lennox: „Meine Liebe!“ Während Lord Wellington mit den Spaniern immer tiefer in einer Ecke der Redoute zu verschwinden schien, tanzte die junge Frau Walzer um Walzer mit den Offizieren der britischen Armee. Sogar Dr. Jack Robertson, der rundliche Benediktiner und der alte Sir James McGrigor hatten ihr nicht widerstehen können. Kurz nach Mitternacht tauchte Lord Wellington zufrieden und erleichtert aus seiner Ecke des Saales wieder auf. Er konnte Lady Lennox in General Pictons Armen auf der Tanzfläche ausmachen. Das alte Schlachtroß bewegte sich auf dem Parkett eines Ballsaales wesentlich schwerfälliger, als auf einem Schlachtfeld. Leicht verbeugte er sich vor Oberst und Lady Waldegrave: „Mylady, darf ich Sie bitten?” Die junge Frau war mit ihrem Gemahl bereits seit 1808 in Portugal. Oberst Waldegrave hatte sie anfangs in einer Husarenuniform versteckt, weil er fürchtete, der Ire würde die Dame nicht bei der Truppe dulden. Dann hatte Wellington, zum großen Erstaunen einiger jung verheirateter Offiziere, in ähnlicher Situation die illegalen Ladys in Uniform kurzerhand mit einem Federstrich regularisiert. Ihm war es im Grunde gleich, wer die Aufklärungsritte unternahm, solang keiner sich über die harten Lebensbedingungen eines Feldheeres im Kriege bei ihm beschwerte: „Na, wie gefällt es uns bei den Husaren Seiner Majestät?“, flüsterte er der jungen Frau spöttisch ins Ohr, während er sich seinen Weg zu Picton und Sarah bahnte.
„Ausgezeichnet, Mylord! Ich habe schon als Kind immer gerne im Sattel gesessen ... Außerdem ist es hier viel interessanter als in London und ich kann mich austoben, ohne mir dauernd von meiner Schwiegermutter anhören zu müssen, wie gefährlich dies oder das doch für eine Dame sei ...”
„Dann wird ein Walzer mit Sir Thomas Picton Sie auch nicht erschrecken!”
Wissend lächelnd, schüttelte die junge Frau den Kopf: „Nicht im geringsten, Sir Arthur! Er bewegt sich im Ballsaal genausoungelenk wie Lord Waldegrave!”
Wellington ließ Lady Waldegraves Hand einen kurzen Augenblick los um Tom Picton am Ärmel zu zupfen: „Sir Thomas, es freut mich, Sie mit etwas anderem tanzen zu sehen als mit den Adlern! Darf ich Lady Lennox gegen Lady Waldegrave austauschen?”
Sarah und Arthur hörten erst zu tanzen auf, als die Musikanten ihre Instrumente zusammenpackten und das Fest zu Ehren von Sir John Carr Beresford in den frühen Morgenstunden zu Ende war. Der General hatte der jungen Frau während der ganzen restlichen Stunden des Balls nicht verraten wollen, was er mit de la Romaña und dem anderen Spanier ausgeheckt hatte. Er grinste sie nur an wie eine zufriedene, satte Katze. Er erwartete ungeduldig Verstärkung aus England. Sir Thomas Graham landete Truppen in der Nähe von Cadiz an, um die provisorische spanische Hauptstadt zu schützen. Außer den 65.000 verzweifelten hungernden Franzosen vor seinen Befestigungsanlagen befanden sich noch vier weitere große Armeen der Adler auf der Iberischen Halbinsel. Während die Lage des Prinz von Esslingen immer aussichtsloser wurde, hatte Marschall Soult mit seiner Armee Andalusien vollständig erobert und war dabei, Badajoz zu belagern. Der Ire war sich sicher, daß die Bemühungen seines alten Gegners noch vor Anbruch des Frühjahres von Erfolg gekrönt werden würden. Die spanische Festung von Olivenza war bereits gefallen, eine spanische Armee bei Gebora blutig geschlagen worden. Marschall Bessière, der in Alt-Kastilien stand, hatte von seinem Kaiser formell den Befehl erhalten, Marschall Massena schnellstmöglich mit 70.000 Mann zu verstärken. Wellington würde bald einen Teil seines Feldheeres abkommandieren müssen, um Soult südlich des Guadiana zu blockieren und am Überschreiten der portugiesischen Grenze zu hindern. Und er hatte Sir Thomas Graham bereits im Rücken des Feindes.
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