„Danke, Hans!", sagte das Nilpferd.
Und schnell schwamm es los und freute sich auf den Nil. – Als die Sonne aufging und die Hähne krähten und die Hunde bellten, wurde es von den Menschen bemerkt. Die wollten gar nicht glauben, was sie da sahen! Ein Nilpferd in diesem Fluss! Das musste doch ausgebrochen sein!
Bald kam ein Motorboot angeflitzt. Darin waren Reporter von der Zeitung und vom Fernsehen. Die fuhren mit dem Boot neben dem Nilpferd her, riefen: „Hallo, warten Sie mal!" und versuchten, es auszufragen: „Wo kommen Sie her?", „Wo wollen Sie hin?", „Wer hat Ihnen bei der Flucht geholfen?"
Das Nilpferd sagte nichts. Es wollte doch seinen Retter Hans nicht verraten und auch nicht in den Zoo zurückgebracht werden! – Die Reporter brausten ärgerlich davon.
Doch kaum waren sie verschwunden, schwoll in der Luft ein Motorengebrumm an! Das war der Zoodirektor! In einem kleinen Flugzeug und mit einem großen Fernglas suchte er nach dem Nilpferd! Ob er es entdeckte?! Ob er seinen Nilpferd-Rücken sah, der aus dem Wasser guckte!?! Aber im selben Augenblick schwamm ein schnatterndes Entenvolk heran, setzte sich von vorne bis hinten auf den Rücken, putzte sich die Federn und schnatterte. Und der Zoodirektor hielt das Nilpferd für einen schwimmenden Baumstamm und flog woanders suchen. Das war aber knapp!
Die Enten hüpften vom Rücken runter und das Nilpferd – bekam Hunger. Es schwamm ans Ufer und ging in einen Garten. Dort fraß es Salat und Kohlrabi und Äpfel. Da sprangen zwei große Hunde heran und bellten und knurrten! Das Nilpferd sprang in den Fluss und schwamm so schnell es konnte davon!
Dann kam es durch eine Stadt. Dort wurde gerade Schützenfest gefeiert. Und die Menschen riefen freundlich: „Komm raus, du nasses Pferd!" „Feiere mit uns!" Das Nilpferd schüttelte den Kopf. Aber der Schützenkönig schenkte ihm seinen Hut, an dem viele Orden hingen! Und mit dem Hut auf dem Kopf schwamm das Nilpferd weiter.
Doch – es fühlte, dass es schwächer wurde! Wie lange konnte es noch schwimmen?
Das Nilpferd schwamm und schwamm. Bis es den Hafen am Meer erreichte. – „Jetzt muss ich nur noch durch das Meer schwimmen, dann bin ich in meinem Fluss, dem Nil", flüsterte es. Aber das Nilpferd hatte keine Kraft mehr! Es fühlte, gleich würde es untergehen!
Aber da – sprangen zwei Matrosen ins Wasser, schlangen ein dickes Seil um seinen Körper, und ein Kran, der zu ihrem Schiff gehörte, zog es nach oben! Und die Matrosen und der Kapitän von diesem Schiff: – die nahmen das Nilpferd mit! Über das große Meer, hin zu seinem Fluss, dem Nil! Wo es nun immer mit den anderen Nilpferden fröhlich schwimmen und planschen konnte!
Es war ein wunderschöner Sommertag. Herr Müller-Thurgau stand in seinem Garten, hatte einen Schlauch in der Hand und spritzte mit leichtem Strahl seine Blumen. „Bald bin ich fertig", sagte er sich, „dann gehe ich Kuchen essen und Kaffee trinken." Denn er sah, wie seine Frau auf der Terrasse den Kaffeetisch deckte. Und sein Hund Pinschi kam von dort freudig auf ihn zugesprungen.
Herr Müller-Thurgau drehte den Wasserhahn nun viel stärker auf, um schneller fertig zu werden. Doch was passierte da?! Der Gartenschlauch drehte sich um – und spritzte Herrn Müller-Thurgau ins Gesicht! Und der konnte sich vor Überraschung gar nicht bewegen! Und wurde triefend nassgespritzt! Endlich ließ er den Schlauch los und lief schnell zu seiner Frau auf die Terrasse! Und Pinschi, der gleich angefangen hatte, den Schlauch anzubellen, wurde von dem prompt auch nassgespritzt! Das konnte Pinschi gar nicht haben und lief in großen Sprüngen zu Herrchen und Frauchen.
Der Schlauch hatte großes Vergnügen und spritzte in jede Richtung, kreuz und quer, nach oben und nach unten! Und weil er stark unter Druck stand und ein großer Teil von ihm noch auf der Schlauchtrommel aufgerollt war, beschloss er, sich die Welt anzugucken.
Unter hohem Wasserdruck schwebte der Schlauch auf die Straße, wobei er sich zugleich von der Schlauchtrommel abrollte. Ein Fahrradfahrer kam heran gebraust, klingelte heftig und rief: „Ich glaub, mein Schlauch spritzt"! „Ich bin doch nicht dein Schlauch!", dachte der Schlauch und spritzte den Fahrradfahrer nass. Und der trat ordentlich in die Pedale, um schnell von hier wegzukommen.
Als der Schlauch an einem Cabriolet vorbeikam, das ist ein Auto ohne Dach, guckte er neugierig hinein. Denn solch ein Auto hatte er noch nie gesehen. Und weil das Wasser immer weiter lief, war das Auto bald voll Wasser und sah mehr wie eine überlaufende Badewanne aus!
Bald darauf erreichte er einen Blumenladen. Die Besitzerin von diesem Laden war dabei, mit einer Gießkanne die vielen im Freien aufgestellten Blumen zu gießen. Der Schlauch dachte sich: „Da kann ich doch gut helfen." Das war ja nett gemeint, aber der Wasserdruck vom Schlauch war viel zu stark! Die Blumen wurden nicht nur gegossen, die Blumentöpfe kippten auch um! Und die Blumenfrau rief: „Hilfe! Hilfe!"
Dann schwebte der Schlauch an einem Eis-Cafe vorbei. Und die Leute dort fingen sofort an zu schreien und versuchten, ihre Eisbecher und Eiswaffeln vor dem Wasser zu schützen! Sie versteckten sich unter den Tischen oder ergriffen sogar die Flucht!
Als der Schlauch aber dann einige Kinder traf, wurde er mit Jubel begrüßt! Die Kinder ließen sich gerne von ihm nass spritzen! Es war doch warmes Sommer-Wetter!
Dann bog der Schlauch um eine Straßenecke und sah: aus einem Wohnungsfenster qualmte es mächtig! Es brannte! Da konnte er gar nicht anders, als voll in das Fenster zu halten! Er spritzte und spritzte und tatsächlich – er löschte das Feuer! Und gerade, als er mit Löschen fertig war, kam die Feuerwehr. Na, und die Feuerwehrleute waren froh, dass sie nicht mehr löschen mussten! Sie ernannten den Gartenschlauch sofort zu ihrem Ehren-Feuerwehrschlauch! Dazu kriegte er eine große Ehrenschleife umgebunden! Und der Feuerwehr-Fotograf machte ein schönes Gruppenbild: Feuerwehr-Mannschaft mit spritzendem Gartenschlauch. „Prima!", dachte sich der Gartenschlauch, „jetzt gehöre ich zur Feuerwehr!"
Doch was zwickte ihn denn da auf einmal? Der Pinschi! Und das Wasser wurde plötzlich auch abgestellt! Und dann nahm Pinschi den Schlauch zwischen seine Zähne und trug ihn zurück zum Garten!
Der Schlauch – wurde wieder ein ganz normaler Gartenschlauch. Mit dem Herr Müller-Thurgau seine Blumen spritzte. „Aber", blubberte der Schlauch vor sich hin, „ich bin der einzige Gartenschlauch mit einer Ehrenschleife!"
DER BOCK UND DIE WINDMÜHLE
Irgendwo im Lande lebte eine Herde von Schafen. Die fraßen den lieben langen Tag das grüne Gras und fühlten sich wohl in ihrer Wolle. Auch der Schafbock, der das Oberhaupt der Schafe war, sagte sich immer wieder: „Mir schmeckt´s, ich bin der Größte, ich bin der Stärkste – und der Schönste bin ich sowieso!"
Aber eines Tages, als er grade wieder: „Ich bin der Größte!" sagen wollte , kam nur noch: „Ich bin der Grrr …" über seine Zunge! Was mussten seine Schafbock-Augen sehen? Da stand ja auf einem Hügel etwas viel Größeres! Eine Windmühle!
„So eine Frechheit!", blökte der Bock. Und voller Wut rannte er auf die Windmühle zu, den Kopf nach unten gesenkt und die Hörner drohend nach vorne gerichtet. Und dann machte es „Wuff!", und eine weiße Staubwolke hüllte den Bock so ein, dass er nichts mehr sehen konnte! Er war mit seinen Hörnern direkt gegen einen Mehlsack gelaufen, der vor der Mühle stand! Mit mehlverklebten Augen-Wimpern stolperte der Bock zurück und blökte: „Das hast du davon! Morgen will ich dich hier nicht mehr sehen, sonst mache ich wieder was kaputt!"
Und als dann am nächsten Tag die Mühle immer noch an ihrem Platz stand, wurde er wieder wütend. – „Ich bin zwar noch der Stärkste und Schönste, aber ich will auch der Größte sein!", blökte er und rannte wieder wie verrückt auf die Mühle zu. Diesmal stand kein Mehlsack im Wege, aber diesmal krachte und klirrte es! Der Bock war mit den Hörnern in ein Fenster der Mühle gerannt. Und mit Scherben auf dem Kopf blökte er: „Das wird dir jetzt wohl reichen, was?"
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