Die Originalschriften auf Hebräisch und Aramäisch aus zwölf Jahrhunderten vor Christus stammen von Verfassern, durch die angeblich Gott zu den anderen Menschen sprechen ließ. Es sind unter anderem die Schriften, die auch die jüdische Tora ausmachen, die fünf Bücher Moses. Diese Schriften wurden dann angeblich irgendwann zwischen 250 vor Christus und 100 nach Christus von 72 jüdischen Gelehrten im Ägyptischen Alexandria in 72 Tagen aus dem Hebräischen ins Alt-Griechische übersetzt. Genannt wurde diese Übersetzung, die Jahrhunderte lang die Grundlage unseres Glaubens war, SEPTUAGINTA, weil von 72 Übersetzern in eben 72 Tagen erarbeitet. Im Latein heißt Septuaginta siebzig, und weil irgendwo in der Bibel steht, dass siebzig Auserwählte mit Gottes Geist begabt wurden, hat man dann die Zahl 72 auf 70 abgerundet, und die Übersetzung halt Septuaginta genannt.
Es gab dann auch lateinische Übersetzungen, die bekannteste und am weiten verbreitete war die Vulgata von Hieronymus, 393 nach Christus, die auch als erste später von Gutenberg dann gedruckt wurde. Es hieß, dass Hieronymus sie aus dem Hebräischen ins Latein übersetzte, da man aber heute der Auffassung ist, dass dieser Hieronymus kein Hebräisch konnte, er also als Grundlage die griechische Septuaginta hergenommen haben müsste.
Martin Luther lehnte die Vulgata ab, da sie ihm zu viele Fehler hatte, und übersetzte dann im 16. Jahrhundert von den Urtexten ausgehend, ins Deutsche. Die Lutherbibel war entstanden. Wie in aller Welt nun der deutsche Mönch Martin Luther glauben konnte, dass er genügend Althebräisch und aramäisch kannte, um nun zu behaupten, dass seine Übersetzung die bessere sei, ist völlig schleierhaft.
Die wichtigen ersten fünf Bücher, die die Tora ausmachen, sind: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium. Die hat angeblich Moses selbst geschrieben. Das sind auch die Schriften, die für den Normalbürger das alte Testament ausmachen, und von denen man Ansatzweise auch Inhalte kennt.
Es gibt noch viele andere Schriften, wie die Apokryphen, die der Bibel später zugefügt wurden, um sie dann doch wieder aus der Bibel raus zu nehmen.
Der Leser ahnt hier schon, dass das, was angeblich als heilige Schrift so hochgehalten wird, eine ziemlich willkürliche Ansammlung von Jahrtausend alten Schriften ist, die irgend jemand geschrieben hat, dann irgendwann von irgendwem übersetzt wurden, vom Hebräischen ins Griechische, dann ins Lateinische, dann ins Deutsche, zurück ins Griechische.
Wer konnte schon perfekt aramäisch, reichten die Griechisch Kenntnisse von dem jüdischen Übersetzer aus, um fehlerfrei ins Griechische zu übersetzen, oder waren umgekehrt die Aramäisch Kenntnisse von dem griechischen Übersetzer so gut, dass er die schwierigen Texte und Gesetzgebungen in den Urtexten verstehen konnte?
Um sich gegen etwaige weltliche Kritik abzusichern, schreiben die Kardinäle und Bischöfe dann auch zum Schluss:
„ Die meisten Bücher des alten Testamentes sind in einem langen Überlieferungsprozess entstanden. Gott hat zunächst zu den Patriarchen, zu Moses, zu den Propheten und anderen Gottesmännern gesprochen. Diese haben die Offenbarung teils mündlich, teils schriftlich weitergegeben. Die Lehrer Israels haben das so empfangene Wort Gottes betend durchdacht, erläutert und erweitert. Schließlich fanden sich Männer, die der so weitergegebenen Überlieferung jene endgültige schriftliche Form gaben, die Jesus und die Urkirche als Heilige Schrift anerkannten und der Kirche anvertrauten.
Dieser letzte Absatz ist mir erst jetzt beim erneuten Lesen dieser Bibelausgabe aufgefallen, er zeugt von großer Rhetorik Akrobatik. Und zusätzlich ist es auch ein mutiges Eingeständnis. Man rückt, wie Jahrhunderte lang behauptet, von dem einzigartigen, heiligen und unfehlbaren Wort Gottes ab, das angeblich in der Bibel steht. Ich bin mir sicher, dass die Herren beim Schreiben dieses Absatzes gehofft haben, dass niemand bemerkt, dass sie sich erneut ein Hintertürchen aufgelassen haben. Sie können weiter immer wieder sagen, eigentlich wie immer, dass man diese und jene unsinnige Aussage aus der Bibel nicht wortwörtlich nehmen kann, weil die Lehrer Israels oder einer von den anderen Männern nicht genau hingehört hatte, als Gott ihm was sagte, oder dass ihnen beim überdenken doch ein Fehler unterlaufen sei. Und genau dafür hat die katholische Kirche ja ihre Exegeten, die das Geschriebene dann jetzt noch mal überdenken können, betend natürlich. Sie haben ja viel Zeit, ist ihre einzige Aufgabe, an Jahrtausend alten Texten immer wieder rum zu drehen.
Spätestens hier muss doch jedem Leser klar werden, dass ein angebliches Gottes-Wort, das so viele Stationen durchläuft, nicht unverfälscht beim Endverbraucher ankommen kann. Also Gott hat zunächst leibhaftig zu den Patriarchen oder Propheten, was ja normale Erdenbürger waren, gesprochen. Diese haben dann ihren Mitbürgern davon erzählt. Zu Hause angekommen, erzählten diese es ihren Frauen und Kindern. Wie man so was halt erzählt, mal ließ man was weg, mal fügte man ein bisschen hinzu, ganz ohne Vorsatz, einfach nur das, was man vom Erzählten noch im Gedächtnis hatte. Die Kinder haben es dann Jahrzehnte später ihren Kindern erzählt, von Generation zu Generation, bis sich irgend wann jemand fand, der Lesen und Schreiben konnte, und dachte, dass es an der Zeit wäre, diese Erzählung von Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater doch einfach mal aufzuschreiben.
Man ahnt hier schon, dass diese Niederschrift mit dem angeblichen Original Wort-Gottes nicht mehr unbedingt identisch ist.
Dann kommen jüdische Lehrer ins Spiel, hier etwas verdruckst als Lehrer Israels bezeichnet, die das nun schriftlich niedergelegte angebliche Wort Gottes betend durchdachten. Gleich hier werde ich stutzig, was gab es da zu durchdenken, auch noch betend? Waren diese Worte schwer begreiflich?
Dann erläuterten sie die Worte Gottes. Warum, waren die nicht klar verständlich, oder mussten sie sogar interpretiert werden? Oder waren die, weil sie schon durch so viele Hände gegangen waren, verzerrt?
Und zu guter Letzt erweiterten sie das Wort Gottes. Geht das überhaupt? Darf man das überhaupt? Ist das Wort Gottes nicht so unveränderbar für alle Zeiten in Stein gemeißelt, auf dass kein jüdischer Lehrer es wagen kann, sie zu erweitern?
Kann ein Mensch Gottes Wort erweitern? Dann ist es doch nicht mehr Gottes-Wort!! Oder war das gängige Praxis, dass Menschen das Wort-Gottes bearbeiteten???
So und nun finden sich zu guter Letzt noch Männer, die all den schriftlich überlieferten, im Gebet durchdachten, erläuterten und erweiterten Worte Gottes jene endgültige schriftliche Form gaben, die Jesus als heilige Schrift anerkannte. Das heißt doch eindeutig, dass diese Männer auch noch mal an dem Wort-Gottes Hand angelegt haben, da sie Ihm eine endgültige Form gegeben haben!! Wer waren denn nun diese Männer? Was machten die mit dem Wort-Gottes?
Was haben die verändert?
Warum waren es immer Männer, nie Frauen?
Und um den nun durch Menschenhand immer wieder veränderten Worten Gottes die nötige Legitimierung zu geben, schreiben die Kardinäle und Bischöfe als Schlusssatz in ihrem Vorwort, dass Jesus höchstpersönlich diese Texte abgenommen hat, sie als Heilige Schrift anerkannt hat und sie der Kirche anvertraut hat . Das alte Testament hat also sein Echtheitszertifikat durch Jesus Christus persönlich erhalten, behaupten die Kirche.
So, jetzt ist alles wieder gut. Nein, ist es nicht.
Hier erklären uns selbst ernannte Kardinäle einfach, dass die von ihnen behaupteten Worte Gottes aus dem Besonderen Buch, jetzt durch einen von Ihnen zum Sohn Gottes ernannten Propheten Namens Jesus Christus zu echten Worten Gottes gemacht wurden. Einfach so halt, par Ordre de Mufti und das muss man dann einfach glauben. Oder auch de Jure, durch selbstgebasteltes Kirchenrecht.
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