Rita Hajak
Scarlett und der Lord
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Inhaltsverzeichnis
Titel Rita Hajak Scarlett und der Lord Dieses ebook wurde erstellt bei
Zitat Zitat Wer umgeben ist und gehalten wird von seiner Familie, trägt nur den halben Schmerz. R.H.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Impressum neobooks
Wer umgeben ist und gehalten wird von seiner Familie,
trägt nur den halben Schmerz.
R.H.
Scarlett blickte ihre Eltern fragend an. »Was gibt es Wichtiges, dass ihr mir sagen wollt?«
»Setzt dich, Scarlett«, bat ihr Vater. Seine Miene war ernst.
»Ihr macht es aber spannend. Ist was passiert?«
Ihr Vater holte tief Luft. »Deine Großmutter hat einen Schlaganfall erlitten.«
»Oh, mein Gott, wie geht es ihr?« Scarlett schaute ihren Vater erschrocken an.
»Soweit gut. Sie ist ärztlich versorgt. In der Klinik konnte sie, nach gründlicher Untersuchung, zwei Tage später, nach Hause. Aber ihr fehlt der familiäre Beistand.«
»Wir können sie nicht im Stich lassen«, schaltete sich ihre Mutter ein. »Deine Großmutter hat immer alles alleine geregelt, hat uns nie behelligt. Jetzt braucht sie uns. Kind, du musst nach Cornwall.«
Damit hatte Scarlett nicht gerechnet. »Ich? Wie regele ich das mit meiner neuen Arbeitsstelle?«, fragte sie nicht gerade begeistert. »Ich mag Großmama, aber ich habe hier mein Leben. Was soll ich Micha sagen? Wir hatten vor, mit dem Motorrad in die Berge zu fahren.«
»Dein Freund muss alleine fahren. Ihr könnt das später nachholen, ihr seid noch jung. Grandma läuft die Zeit davon und deine Arbeit als Logopädin, in der Schule, beginnt erst im September. Da hast du noch neun Wochen Zeit. Bis dahin wird es Großmutter besser gehen.«
Scarlett seufzte. »Schon gut, Ihr habt mich überzeugt.« Sie wusste, dass es keinen Sinn machte, dagegen anzugehen. Sie käme in einen Gewissenskonflikt.
»Danke, Scarlett«, sagte der Vater und lächelte sie erleichtert an.
»Entschuldigt bitte, ich habe unüberlegt reagiert. Ich werde mich um Grandma kümmern.«
Ihre Mutter strich ihr übers Haar. »Lieb von dir. Für deinen Vater ist es wichtig, dass wir seine Mutter nicht sich selbst überlassen. Wir wären zu ihr geflogen, wenn das Restaurant uns nicht bräuchte. Wir holen die Reise ein anderes Mal nach.«
Zwei Tage später saß Scarlett im Flieger. Sie dachte an Micha, der nicht erfreut gewesen war, als sie ihm von ihrer Reise erzählt hatte. »Was ist mit unserem Trip? Du hattest es mir versprochen«, hatte er gejammert.
»Manchmal kommt es eben anders. Du wirst es überleben«, hatte sie ihm geantwortet. Schließlich waren sie kein Paar, sondern gute Freunde. Sie wusste, dass er auf Jungs stand, was sie nicht störte. Es war sein Leben. Sie schloss die Augen. Ihre Gedanken wanderten zu ihrer Grandma. Vor fünf Jahren war sie das letzte Mal in Cornwall zu Besuch. Sie war gerne dort gewesen, aber sie hatte ständig an Micha gedacht, den sie kurz zuvor kennenlernte. Sie verstanden sich auf Anhieb, wurden gute Freunde, sind es heute noch. Eine Bruder-Schwester-Liebe, auf die sie sich verlassen konnte. Scarlett war gespannt, was sie bei Grandma erwartete. Ein freudiges Kribbeln nahm von ihr Besitz, eine Art Vorfreude. Aber auch eine gewisse Angst, Grandma würde leiden. Sie schlummerte ein und erwachte, als die Flugbegleiterin die bevorstehende Landung ankündigte.
Es dauerte Stunden bis sie in Fowey, einer kleinen Hafenstadt, im südwestlichen Teil Cornwalls, ankam. Sie hatte eine Ruhepause nötig. Die Reise war lange und ermüdend. Erst der Flug von Nürnberg nach London, die Bahnfahrt, und die letzte Strecke mit dem Bus. Die wunderschöne Landschaft Cornwalls entschädigte sie. Jedes Mal, war sie aufs Neue beeindruckt.
Bei ihrem letzten Aufenthalt war es Herbst und die Blumen begannen zu verblühen. Jetzt Mitte Juni war es angenehm warm und die herrliche Blütenpracht in der Umgebung war bewundernswert. Ihre Grandma besaß in Meeresnähe ein beachtliches Anwesen, mit Wiesen, die im Sommer mit leuchtend roten Mohnblumen übersät waren. Einige Felder hatte sie verpachtet. Sie lebte mit einer Haushälterin und einem Butler alleine in dem großen, aus Naturstein erbauten, Haus. Seit ihrem Schlaganfall kam einmal am Tag eine Pflegekraft, um sie zu versorgen.
Jenny Belfordt, die Hauswirtschafterin, war im mittleren Alter, vollschlank, von stattlicher Größe und hübschem Gesicht. Sie trat aus der Tür, als Scarlett den gepflasterten Weg entlang kam, deren Blick bewundernd über die herrlich blühenden Blumen, wie Rhododendron, Glockenblumen, Agaven, Lupinen, wanderte. Hinter ihr her trottete der Taxifahrer, mit ihrem Gepäck.
Jenny, entlohnte den Fahrer. »Schön, dass Sie da sind. Seien Sie gegrüßt, Miss Scarlett. Sie haben sich verändert, sind eine hübsche junge Frau geworden.«
Was meint sie damit?, fragte sich Scarlett. Na schön, das letzte Mal, als Jenny sie gesehen hatte, war sie achtzehn. Ein bisschen flippig, mit zerzausten Haaren.
»Kommen Sie, Ihre Grandma redet seit gestern von nichts anderem, als von Ihnen.«
»Danke, Jenny, das kann ich gut verstehen. Es wäre schön, öfter hier zu sein.«
Jonathan, der Diener, ein älterer, freundlicher Herr, mit leicht gebeugtem Rücken, nahm ihr Gepäck in Empfang. Bei ihrem letzten Besuch ging Jonathan aufrecht. In der oberen Etage war ein Zimmer für sie hergerichtet, neben dem ihrer Grandma. Die wertvollen alten Möbelstücke verbreiteten ein gemütliches Flair. Eine Zwischenwand trennte den Raum zu einem Schlaf- und Wohnraum. Das kleine Bad, mit Dusche und WC, war mit modernsten Armaturen ausgestattet. Auf dem Boden lag in der Mitte ein Perserteppich. Scarlett erfrischte sich und bat Jonathan, sie zur Grandma zu begleiten. Auf dem mit Parkett ausgelegten Flurboden lagen mehrere Teppichbrücken, sodass zwischen den freien Stellen, das Klappern der Schuhe zu hören war.
»Wie darf ich Sie nennen, Miss?«, fragte Jonathan.
»Sagen Sie Scarlett zu mir, wie bisher«, entgegnete sie in perfektem Englisch.
Er verbeugte sich leicht und klopfte, wenige Schritte weiter, an eine Tür. Er öffnete sie, bevor Lady Gloria herein rief.
Im Schlafgemach stand mittig ein Doppelbett mit Goldrahmen. In seidige Bettwäsche gehüllt, lag ihre Grandma und streckte lächelnd einen Arm nach ihr aus.
»Mein liebes Kind, ich freue mich, dass du da bist. Komm her, lass dich drücken.«
Scarlett eilte zu ihr und nahm sie behutsam in den Arm. »Liebe Grandma, ich habe dich lange nicht gesehen und finde dich krank im Bett vor. Wie geht es dir?«
»Viel besser. Wie du siehst, kann ich einen Arm bewegen. Die Beine wollen nicht, wie ich will, aber der Doktor sagt, ich brauche Geduld. Denke nicht, dass ich die ganze Zeit liegen muss. Auf meinen Mittagsschlaf verzichte ich jedoch ungern«, erklärte sie. »Lass uns deutsch miteinander sprechen, damit ich es nicht verlerne.« Sie lachte und wandte sich an Jonathan. »Bitten Sie Jenny den Nachmittagstee zu richten und leckeres Biskuit aufzutragen. Sie weiß, was zu tun ist.«
»Gerne, Lady Gloria.« Jonathan zog sich zurück.
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