1. Wiener Nachtleben
2. Straßenhändler
3. Enttäuschung
4. Frühlingscamp
5. Nachgehen
6. Letzte Nacht
7. Neue alte Gesichter
8. Neue Perspektiven
9. Flucht aus Wien
10. Abendessen
11. Kampf der Generationen
12. Roxy
13. Nachtmahl
14. Die Käsekönigin von Ischgl
15. Vorstellungsrunde
16. Gewölbeplunder
17. Biker Berge
18. Fichtendämmerung
19. Wiener Verwandtschaft
20. Nachlagerer
21. Dämonen
22. Ski Langlauf Geräte
23. Höherer Besuch
24. Rave Auktion
25. Nachtgespräche
26. Ischgl Events
27. Warnungen
28. Trennung
29. Getränkelieferung
30. Brandstiftung
31. Tyrannenmord
32. Alibi
33. Freier Tag
34. Nachtfahrt
35. Geständnis
36. Abschied im Zorn
37. Der Brandstifter von Brig
38. Zeugenbefragung
39. Grenzgebiet
40. Versteckte Ladung
41. Märchenstunde
42. Ferngespräch
43. Grenzgängerin
44. Stop and Go
45. Retter und Bote
46. Wildpfad
47. Unter Aufsicht
48. Jagdfieber
49. Aussprache
Impressum neobooks
MORIGNONE Roman
Band III
Von Volker Lüdecke
Buchbeschreibung:
Während in Band I und Band II der Romanserie Morignone der historische Bergsturz von 1987 am Pizzo Copetto als erstes Anzeichen eines beginnenden Klimawandels gedeutet und ins Gespräch gebracht wird, halten sich die Aktivisten Maria, Florian und Roxy, die als "Klimapazifisten" firmieren, nicht länger mit Mutmaßungen auf. Für sie ist klar, der menschengemachte Klimawandel wird ihrer Generation die Zukunft rauben, weshalb sie sich dazu legitimiert fühlen, der Tyrannei von Freizeitvergnügen und Konsum symbolisch den Stecker zu ziehen.
Andere Mitglieder der Gruppe und Professor Gründling setzen eher auf gewaltfreien Widerstand, auf Vernetzung und Information, oder gar auf die Hilfe Gottes. Die Gruppe spaltet sich und ein Anschlag findet statt, der ihr Leben für immer verändert.
Über den Autor:
Volker Lüdecke wurde am 28.03.1961 in Hannover geboren und lebt seit 1983 in Berlin.
Seit 1995 werden seine Texte durch die Theaterverlage Felix Bloch Erben und stueckgutverlag vertreten, später auch durch den Drei Masken Verlag und den Verlag razzoPENuto.
1997 erhielt Volker Lüdecke für sein Theaterstück DARJA den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis.
Er verfasste Artikel im Feuilleton der FAZ und der WELT.
Als Prosatexte sind auch erschienen: die Krimireihe "Kommissar Katzorke", "Fracking Desaster Blues", "Die Fliege im Finanzamt", "Morignone Band I+II".
MORIGNONE Roman
Band 3
Von Volker Lüdecke
Volker Lüdecke, (geb. am 28.03.1961)
Anschrift: 10243 Berlin
Registriertes Urheberwerk: 316D63DD01124
Die Filmrechte von MORIGNONE Roman werden vertreten und sind geschützt durch Drei Masken Verlag, München
1. Auflage, 2018
© Alle Rechte vorbehalten.
Volker Lüdecke, (geb. am 28.03.1961)
Anschrift: 10243 Berlin
Registriertes Urheberwerk: 316D63DD01124
Die Filmrechte von MORIGNONE Roman werden vertreten und sind geschützt durch Drei Masken Verlag, München
1. Wiener Nachtleben
Vittorio steht vor dem Spiegel seiner Vermieterin und betrachtet sein Gesicht. Es ist seine Eintrittskarte zur Wiener Gesellschaft, denn über großartige Beziehungen verfügt er nicht.
Heute Abend wird er etwas erreichen, wofür er sich hartnäckig verwendet hat. Maria hat zugesagt, mit ihm auszugehen.
Dummerweise hat sie nicht erwähnt, welche Vergnügen sie bevorzugt. Einen Plan für die Nacht ließ sie sich nicht entlocken.
Die Klausuren des Semesters sind geschrieben, ein Gefühl von Leichtigkeit macht sich breit. Sein vom Lernen strapaziertes Gehirn sehnt sich nach Entlastung, jede Art von Exzess wäre ihm willkommen.
Den Verlauf der kommenden Nacht malt er sich fantasievoll aus, sein geschwungener Mund zeigt ein Grinsen, das im fast blinden Spiegel seiner Vermieterin sardonisch wirkt.
„Kehren wir blunznfett zum Haxenschmeißer in eine Presslufthütte ein? Oder soll es lieber der Kursalon mit Mozartquartett und drei Gänge Menue werden?“
Vittorio rätselt ständig über Maria, die engagierte Studentin der Geowissenschaften. Sie in Feierlaune zu bringen, was für eine Aufgabe!
Zu Beginn des Semesters war sie ein arg lädiertes Mentscherl gewesen, eine ehemals Komatöse, die in Sölden wochenlang auf der Intensivstation lag. Vollkommen unschuldig war er daran nicht.
„Schonzeit vorbei, sie ist reif.“
Manche Elfen möchten in Gefilde entführt werden, wohin sie sich alleine nicht trauen. Vittorio überlegt, wie er Maria einschätzt, da klopft es an die Tür des Badezimmers. Vom Zimmer aus, in dem Vittorio zur Untermiete in einem Mietshaus in Wien-Margareten wohnt, nur durch die angrenzende Wohnstube seiner Vermieterin zu erreichen.
„Samas?“
Die barsch klingende Stimme der korpulenten Dame treibt ihn zur Eile.
Er zupft eine Falte aus seinem besten Hemd, schleicht über den staubigen Teppich der Wohnstube zurück in sein schmales Zimmer, das nur durch ein winziges Fenster zum Hinterhof von Tageslicht beleuchtet wird.
Auf seiner Armbanduhr ist es achtzehn Uhr, ihr Treffpunkt um neunzehn Uhr am Franziskanerplatz 3, „Kleines Café“.
Zu Fuß weniger als eine halbe Stunde. Er zwängt sich in seine engste Jeans und zieht die neuen, blendend weißen Sportschuhe an, danach bricht er auf.
Unterwegs fällt ihm ein, welche Pfade durch die Nacht er der höheren Tochter Maria vorschlagen könnte. Sicher nicht verkehrt, mehrere Ideen parat zu haben.
Drei Treppen tiefer überlegt er, ob es ein Fehler wäre, sich am Franziskanerplatz im Schanigarten des Cafés bequem zu einem opulenten Abendessen niederzulassen, womöglich mit Bier, das schläfrig macht.
Die junge Lady würde sich schnell nach Bequemlichkeit sehnen, was ein Fortkommen durch die Nacht behinderte.
Die „Semester-Closing-Shot-Lotterie“ im „Polkadot“, von der er gehört hat, klingt verlockend. Zu jedem Shot spendieren sie dem Gast ein Los, mit dem sich Schlüsselanhänger, T-Shirts, Strohhüte oder Barmatten gewinnen lassen. Ein Spaß, der im Sinne des Gastwirts schnell in ein Besäufnis mündet.
Der einzige Nachteil, manche Gewandlaus aus ihrem Semester, die sich dort herumtreibt, verspürt den Wunsch, sich ihnen anzuschließen. Eindeutiger Nachteil einer Bar mit Studenten, wenn man Studenten aus dem Weg gehen will.
„Eine fesche Katz lockt faule Kater hinterm Ofen vor. Ich werde mir die Nacht nicht selber vermiesen.“
Unterhalb vom Naschmarkt schlendert er auf dem Trottoir der Margaretenstraße vom 5. in den 4. Bezirk, vorbei an kleinen Boutiquen und neuen Cafés, deren Namen öfter wechseln als die Jahreszeiten.
Neues im Stadtbild empfindet Vittorio als unecht, so lange, bis es die Patina angesetzt hat, die großstädtische Schönheit ausmacht. Die meisten neuen Läden werden niemals alt.
Mit Wien verbindet ihn seit jeher eine Hassliebe. In Schulzeiten als Itaker beschimpft, kennt er die ambivalenten Gesichter der Wiener Gesellschaft, ihre mitleidlose Boshaftigkeit genauso wie ihre charmante Liebenswürdigkeit, deren Ausdruck der Schmäh ist, diese oftmals unverhofft anrotzende Redeweise, die nur dem übel aufstößt, der die Wiener Schwermütigkeit nicht begreift.
Das Anklopfen eines verletzten Menschen, der auf brachiale Weise anfragt, ob sein Gegenüber verletzter als er selber sein mag.
Antwortet der solchermaßen Angepöbelte mit überzeugender Schwermut, entsteht aus der pöbelhaften Rede und ihrer zotigen Gegenrede eine verbrüdernde Gemeinschaft von weinseligen Trinkkumpanen, die beim Heurigen im nächsten Schanigarten todsicher wieder aneinandergeraten.
Читать дальше