E. W. Schreiber
Feuervogel
Wenn Liebe alle Grenzen sprengt
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel E. W. Schreiber Feuervogel Wenn Liebe alle Grenzen sprengt Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Für Erich, der mich immerzu in meinem Glauben bestätigt, dass nichts im Leben unmöglich ist.
1.Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10.Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20.Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28.Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32.Kapitel
33.Kapitel
34.Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37.Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
Impressum neobooks
Für Erich,
der mich immerzu in meinem Glauben bestätigt,
dass nichts im Leben unmöglich ist.
Sie springt ihr ins Genick, die Nacht, vor der sie sich so fürchtet. Wie ein vernichtender Schleier breitet sie sich dunkel über sie, um sie samt Haut und Haaren zu verschlingen.
Ellen beginnt zu laufen, so schnell sie ihre Füße tragen können, rennt sie. Sie rennt um ihr Leben und beginnt dabei zu schreien. Es sind Schreie aus Wut, Verzweiflung und Enttäuschung. Ellens Atem wird immer schneller, während sie wie ein gehetztes Tier durch den Wald jagt. Sie muss laufen, denn solange sie läuft, würde sie überleben. Sie würde Sein dürfen.
Der finstere Schatten, der sie umhüllt, aber verrät ihr, dass es in ihrem Sein niemals Identität geben wird, dass der Tod längst Einzug gehalten hat in die leere Hülle, die da lief.
Ellen ist müde. Sie schleppt sich weiter, und als sie sich umdreht, ist ihr, als würde sie ein paar Kilo verwundetes Fleisch zum Endspurt treiben.
Ihre Schreie verhallen. Ungehört.
Ellen ist es, als sei die Welt stumm und taub geboren. Als hätte die Erde in ihrer Dunkelheit das Augenlicht verloren. Und jetzt irrt sie auf ihr umher und sucht Rettung vor dem, was sie verfolgt.
Aus dem Dickicht ragen Hände. Starke, behaarte Hände, die an ihr zerren und ihr den Mund zuhalten, bis sie sich auf den feuchten Waldboden gepresst wiederfindet.
‚Pst’, flüstert die Stimme, die zu den Händen gehört. ‚Pst, sei still! Dann wird es an dir vorbeilaufen. Es wird so sein, als wäre nie etwas geschehen.’
Ellen liegt geduckt, ihr Körper erschaudert vor Angst. Doch die Hände und die Stimme wiegen sie in Sicherheit. Es ist die wunderbarste aller Stimmen. Sie ist aus Ellens Vergangenheit, und sie ist ihr verloren gegangen.
Etwas schleicht an ihr vorüber, sie wendet ihren Blick ab. Es schnaubt und blickt wild um sich, als es umkehrt. Es sucht sie und hungert nach ihr und ihr ist, als schnaubt es ihr in diesem Moment seinen heißen Atem ins Gesicht. Heiß und feucht, wie der eines wildes Tieres.
‘Verdammt, wer bist du?’ allein diese Frage zu denken ist gefährlich.
Dann wendet es sich schauderlich keuchend ab. Und Ellen weiß, dass es die Suche nach ihr weiter fortsetzen wird. Es wird nie, niemals aufhören sie zu jagen. Eines Tages, ja eines Tages, wenn ihr auf der Flucht der Atem ausgehen wird, wird es sie finden, ihr Fleisch zerreißen, und ihr auch noch das Letzte, was ihr geblieben ist nehmen. Ihr letzter verbliebener, stummer Gedanke an die Vorstellung von einem Leben in diesem Leben.
Aufrecht und starr vor Angst saß Ellen in ihrem Bett und wagte es kaum, zu atmen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Alles um sie war still, nur das leise Zirpen der Grillen drang sanft durch das geöffnete Schlafzimmerfenster. Der Traum hatte sie aufgeweckt.
Nur für eine kurze Zeit hatte er sie nicht verfolgt, ihr Traum, der seit einem Jahrzehnt ihr stetiger Begleiter war.
Aber nun war er wieder zurückgekehrt. Seine Intensität hatte beträchtlich zugenommen, und vor allem hatte er länger gedauert als je zuvor.
‚Wenn schon kein gutes Gefühl, so hat der Traum wenigstens etwas Positives hinterlassen’, überlegte Ellen. Ein Gefühl der Genugtuung erfüllte sie, denn heute war sie einmal mehr dem unheimlichen Schatten entkommen.
Das schrille Klingeln des Telefons riss Ellen jäh aus ihrer inneren Ohnmacht. Es war ihre Rettung, welche sie aus ihrem erbärmlichen Zustand der Hilflosigkeit befreite, den sie aus dem Traum mitgenommen hatte. Und noch nicht gänzlich im Jetzt, in ihrer Gegenwart zu Hause, hauchte sie ein leises ‚Hallo?’ in den Hörer.
‚Ellen ich bin´s, Carlaaa’, plärrte eine laute und aufreibende, nur allzu bekannte Stimme in die Muschel. Augenblicklich riss Ellen den lärmübertragenden Störfaktor von ihrem Ohr, gerade so, als wäre darin soeben der Countdown einer Bombe abgelaufen, der ihren Gehörgang zum Zerfetzen bringen wollte. ‚Hab ich dich geweckt?’
‚Gott!’, stöhnte Ellen, ‚musst du denn so schreien?’ Und noch etwas verstört stammelte sie ein leises ‚Nein, ist schon in Ordnung’, zurück. ‚Hatte nur wieder diesen schrecklichen Albtraum, weißt du.’
‚Den mit dem Schatten?’
‚Ja, genau den’, bestätigte Ellen. ‚Wie spät ist´s denn?’
‚Hm’, machte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Eine kurze Pause folgte.
‚Fast Mitternacht. Du musst unbedingt in die „No Name Bar“ kommen. Hier ist die Hölle los!’
Ellens müder Körper lag noch immer eingewickelt in ihrem Laken.
‚In die No Name Bar also’, dachte sie verschlafen. ‚da war ich ja noch nie.’ ‚Aber na ja, ein bisschen Ablenkung kann ja nicht schaden’, überlegte sie laut. ‚Schlafen kann ich jetzt ja doch nicht mehr.’
‚Genau! Wer will denn schon schlafen bei solchen Träumen. Wir bringen dich auf andere Gedanken’, erwiderte Carla euphorisch. ‚Also beeil dich!’
Gedankenversunken legte Ellen den Hörer auf. Spätestens jetzt war sie hellwach.
Noch immer lag ihr der letzte Streit mit Carla im Nacken.
Worum zum Teufel ging es dabei noch mal? Aber gleich fiel es ihr wieder ein. Carlas nächtliche Anrufe waren es, die sie gestört hatten, und ihr ewiges sich Einmischen, was das Thema Männer betraf.
Sie hatte ihr vorgehalten, sie würde als alte Jungfer sterben, wenn sie nicht endlich mal etwas lockerer werden würde. Am Leben vorbeigehen würde sie, ein Angsthase sei sie. Kalt wie ein Eisblock und stur wie ein alter Esel, obwohl sie doch erst fünfundzwanzig war, und noch so einiges mehr war aus Carla hervorgebrodelt. Und das wollte Ellen so gar nicht schmecken. Carla musste doch wissen, dass es in Ellens Herzen nur Platz für einen Menschen gab. Auch wenn sie nicht wusste, ob dieser überhaupt noch am Leben war, war er ihr das gewesen, was sie ihrer Überzeugung nach nie wieder würde finden können. Ein Held.
Ellen räkelte sich aus ihrem warmen und weichen Bett und raufte sich ihr zerzaustes Haar. Dann schlurfte sie, noch immer in Gedanken an den Traum ins Bad.
‚Dieser Traum, dieser gottverdammte Schatten-Traum’, dachte sie. ‚Der macht mir wirklich Angst, verdammt noch mal.’
‚Mein Gott wie theatralisch! ’ fluchte sie und musste dabei lachen, weil ihr Spiegelbild ihr mit völlig zerzausten Haaren und geballten Fäusten wie ein Rumpelstilzchen entgegenhüpfte. ‚Am besten ist’s wohl, mit ein paar Gläsern Wein den ganzen Humbug aus meinen Eingeweiden zu spülen’, überlegte sie noch laut, ‚mit Carla bin ich ja in bester Gesellschaft.’
Читать дальше