Was sind wir in unseren Berufen so kreativ und engagiert, lebenslanges Lernen, wir sind dabei! In unseren Beziehungen sind wir, leider, oft nachlässig. Im täglichen Umgang übernehmen Gewohnheiten rasch die Oberhand. Austausch, Interesse, tiefer Respekt, erhält eine Beziehung am Leben. Mal ganz zu schweigen von Komplimenten, Lob, Zuwendung und Zeit für Zärtlichkeit. Dem besonderen Kleber, der Liebende verbindet und der so notwendig ist, wenn das Lebensschiff durch stürmisches Gewässer steuert. Wirklich dabei zu bleiben, wie geht das? Wie es gelingen kann, auch wenn es, zugegebenermaßen, anstrengend ist, darauf findet dieses Buch Antworten und Anregungen, die sofort, noch heute, umsetzbar sein könnten. Es lohnt sich allemal, in die eigene Beziehung zu investieren - und sei es aus ganz egoistischen Gründen. Wenn es meiner Beziehung gut geht, geht es auch mir gut. Doch zurück zu den Fremdgängern.
Es gibt auf der Ebene der Körperzellen zwei Zustände: Wachstum oder Schutz. Beide sind notwendig und wechseln sich gegenseitig ab. Nach Zeiten der Pflicht und der Verantwortung, und manchmal, überraschenderweise, gerade mittendrin, entdecken wir ein Gegenüber, das in uns selbst einen Menschen erweckt, den wir selbst gar nicht kannten oder den wir schlicht vergessen hatten im täglichen Getriebe.
Die Ursache für das Fremdgehen ist oft ein Mangel. Meistens an Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit und, natürlich, Sex. Dieses Gefühl, für einen Moment oder eine Weile für jemanden der allerwichtigste Mensch auf der Welt zu sein, ist schlicht unwiderstehlich. Im Anderen, im Fremden, kann ich Aspekte von mir finden, die ich zu lange oder überhaupt verborgen habe. Es ist immer auch eine Chance zur persönlichen Entwicklung. Manchmal schmerzhaft, manchmal heilsam, manchmal zukunftsweisend, manchmal nur für einige glückliche Stunden, in denen wir uns selbst wieder neu entdecken. Um in schwierigen Beziehungen oder Situationen emotional zu überleben kann fremdgehen manchmal helfen. Eine Person von außen, die unterstützt und heilsam wirkt.
Wir sind alle so furchtbar liebebedürftig. Hungrig nach körperlicher Liebe, nach Zärtlichkeit, nach Berührung. Da hilft alle Sublimierung oder Verdrängung wenig. Wenn sich die Chance ergibt ist (fast) jeder verführbar.
Das Erleben, besonders zu Beginn, ist extrem. Man ist nicht mehr Herr seiner Sinne, eine Art Schockzustand. Panik und Vorfreude zugleich. Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch, die Hormone laufen auf Hochtouren. Es heißt nicht umsonst: Die Liebe ist eine milde Form des Wahnsinns. Die Situation wirkt wie eine Droge. Im Grunde kann man es eigentlich nicht lassen, man muss es zulassen. Niemals wieder ist man so glücklich wie in dieser ersten Zeit der Verliebtheit. Alles ist wieder fühlbar, alles ist möglich. Wie lange war man denn blind gewesen? Den Schlaf der Vernunft hatte man zu lange geschlafen, jetzt ist man erwacht. In den Adern rauscht das beste Aphrodisiakum der Welt, die Verliebtheit. Der ganze Mensch erstrahlt und benimmt sich wie in der Pubertät. Sehnsuchtsanfälle sind an der Tagesordnung, alle Mittel der Kommunikation werden eingesetzt und die Begegnungen sind der Himmel auf Erden.
Intensives Erleben ist unersetzbar. Vom Verstand allein lässt sich der Körper nicht nähren. Warum passiert mir das? Wie gehe ich jetzt damit um? Warum geht mein Partner fremd? Man muss lernen, den anderen gegenüber manchmal untreu zu sein, um sich selbst treu zu bleiben. Davon erzählt dieses Buch: Von emotionaler Disziplin, von Verführerinnen und Verführern. Von der Mentalität der Kapitäne. Vom Tod des guten Mädchens und vom Verlieben als Strategie um zu überleben. Von neuen Bausteinen, aus denen zu oft nur dasselbe alte Haus gebaut wird. Von Sexbeziehungen, langen Lieben und Knoten durchtrennenden One Night Stands. Von der Liebessuppe im erotischen Restaurant geht es zur Komplimentdiät. Drama Designer, mutige Schwestern, zu Tode betrübte und Himmelhoch jauchzende Liebende. Vom System der Logen und dem Prinzip der ersten Reihe gelangen wir zur Ehe 3.0.
Sex ist bei all dem nur ein Symptom. Aber was für eines!
oder das aphrodisische Restaurant
Hätten Sie Lust, mich in ein ganz spezielles Restaurant zu begleiten? Die Auswahl der Speisen ist raffiniert, doch das Spezielle des Hauses ist, dass man sie selbst zubereitet. Lassen Sie mich Ihnen eine kleine Auswahl aus der Speisekarte zeigen, um Ihr Interesse zu wecken:
Freundschaft:Unbedingte Zutat ist Toleranz, Humor und gegenseitiges Vertrauen. Dieses Gericht kommt leicht daher wie ein Omelett und ist auch für den Anfänger überschaubar. Der Meisterkoch wird dieses jedoch in ein Kunstwerk verwandeln durch wahre Empathie und gegenseitiges Wachstum ohne Neid. Die Bekömmlichkeit zeigt sich bei längerem Genuss und so manches, was hoffnungsvoll begann, welkt wie ein Salat, der zu lange warten musste, durch Langeweile. Ein leichter Weißwein dazu, hat ja auch kaum Alkohol...
Erotische Freundschaft:So zart wie ein wundervoller Fisch. Hier ist Freiheit die Hauptzutat und kreatives Spiel mit Möglichkeiten. Alle Zutaten sind erlaubt, nichts ist verboten. Vielleicht Austern, die Tränen des Meeres, vielleicht Spargel, aphrodisisch schon in seiner Form. Wichtig ist die Dekoration, nicht sparen an dieser Stelle! Ein Gericht, bei dem die Freude am genießen, am gefallen, leicht verwechselt werden kann mit wahrer Liebe. Dazu passt, natürlich, Champagner.
Liebe, platonisch:Wird gern genommen und auch der Anfänger kann sich in den höchsten Sphären fühlen, denn gegessen wird nur wenig. Die wichtigste Zutat sind Worte und Sehnsucht. Kann allerdings zu Schwermut führen, also ist unbedingt ein guter Rotwein als Begleitung nötig.
Liebe:Das können doch alle, meinen sie, und der Chefkoch schmunzelt leise (nein, man ist nicht allein in der Küche). Denn nichts ist so unterschiedlich, unvorhersehbar und so leicht zu verderben. Für die ganz Hungrigen empfiehlt das Haus als Vorspeise die erotische Freundschaft. Gut durchdacht, ohne Hast, mit den besten Zutaten, an nichts wird gespart und Zeit spielt keine Rolle. Die absolute Akzeptanz des Anderen ist die wohl kostbarste Zutat, gleich gefolgt von der Aufgabe der eigenen Selbstbezogenheit. Es ist das überraschendste Gericht, denn die Wirkung ist unvergleichlich: Stärkend, verändernd, im tiefsten bewegend. Es ist ein ehrliches Gericht, das oftmals nicht spektakulär daherkommt. Der Fond ist die Tradition der Liebenden und gepaart mit immer währender Kreativität wird daraus das Beste entstehen. Der Geschmack kann nicht beurteilt werden, denn nur die beiden, die gemeinsam dieses Mahl genießen, wissen, während sie die funkelnden Gläser mit dem besten Wein füllen, dass es ihr Lieblingsgericht ist.
Das aphrodisische Restaurant führt auf seiner Speisekarte zwei besonders exklusive Gerichte:
Die Liebessuppe Hot Lady
sowie
die Liebessuppe Hot Lover
Die Wirkung ist überwältigend! Guter Sex beginnt im erotischsten Teil des Körpers: dem Gehirn. Bei Frauen führt der Weg zwischen ihre Beine definitiv über ihren Kopf. Um sie zu befriedigen muss zuerst der Wunsch nach Befriedigung geweckt werden. Diesen Satz sollte man dick unterstrichen hervorheben. Frauen haben häufig das Gefühl, zuerst muss alles erledigt sein, dann ist Zeit für Sex und Entspannung. Bei Männern ist andersherum. Sex ist Entspannung. Oder um es vereinfacht zu sagen: Bei Frauen führt der Weg von oben nach unten, bei Männern von unten nach oben.
Sex nach einem Streit zum Beispiel ist für einen Mann eine Möglichkeit, danach sein Herz zu öffnen um zu reden. Eine Frau sollte dies wissen und versuchen, mit ihm in Einklang zu kommen. Und sei es beim zweiten Mal Sex an diesem Abend, nach dem Gespräch, wenn er sich mehr der Frau und ihrem Bedürfnis nach Zärtlichkeit widmen kann.
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