Beide mochten nicht daran denken, dass ihr Glück durch Kriegsereignisse ein Ende finden könnte und sie planten eine Zukunft in Frieden und Harmonie. Bis im Februar 1944 Arthur zum gemeinsamen Wochenende nach Hause kam und Susan sofort eine Veränderung in ihm bemerkte.
Auf ihr Drängen hin, erzählte er ihr, dass seine Einheit in Kürze nach Europa versetzt werden sollte, doch sein Einsatz wird in einem bereits befriedeten Gebiet sein.
Log er ihr beschwichtigend vor.
Die letzten Wochen vor seiner Abreise genossen sie besonders intensiv als wäre es eine Vorahnung.
Sie umarmten sich das letzte Mal am Kriegshafen in Norfolk.
Arthur sah seinen Sohn nie.
Susan brachte Ted im November fünf Monate nach dem Tod seines Vaters unter Tränen zur Welt.
Wenn Bobby Zuhause war, begleitete er seine Mutter zu dem Grabbesuch nach Washington. Er legte immer seinen Arm um sie und knieten zuerst vor Teds Grabstein und tauschten die verwelkten Blumen vom letzten Besuch gegen ein frisches Gebinde aus.
Susan hasste die Plastikblumen, die im Frühjahr wie im Winter gleich aussahen und auf den traurigen Hills von Arlington kitschig farbige Akzente setzten. Ein Friedhof ist ihrer Meinung nach ein Ort wo der Kreislauf des Lebens endet und hier sollen auch die Blumen verwelken.
Manchmal fand sie einen Strauß rosa Nelken an beiden Gräbern. Sie wusste wer sie dort abgelegt hat. Nur Charles kannte deren traurigen Zusammenhang - und Nelken waren seine Lieblingsblumen.
Während sie alleine weiter zu der Eichengruppe ging, blieb Bobby zurück am Grab seines Halbbruders.
Ein tief hängender großer Zweig versperrt diskret die Sicht auf den Grabstein von Lcpl. Arthur Davies. Unter seinem Geburtstag den 2.2. 1921 stand sein Todestag der 6.6.1944.
Der Tag der als D-Day in die traurige Weltgeschichte einging.
Arthur war einer der ersten von tausenden Marines, deren Blut den Strand von „Omaha Beach“ rot färbte.
Noch bevor er in das knietiefe Wasser sprang, fiel er getroffen von einer deutschen MG -Salve auf die herunter
gelassene Landungsbrücke. Sein toter Körper hinderten die Nachfolgenden am schnellen Ausstieg, wobei weitere Marines noch im Boot starben.
Susan würde den Grabstein blind finden, denn seit nunmehr fast vierzig Jahren geht sie den Weg der ihr nie zur Gewohnheit wurde.
Jeder Besuch war geprägt von Erinnerungen an schöne Tage mit ihrem Jeff und Arthur. Oftmals überwältigten sie Emotionen, wenn sie über Arthurs Grab auf Teds Grabstein zurückblickte. Hier liegen geliebte Menschen – nicht weit voneinander entfernt, Vater und Sohn die sich nie kennenlernten. Beide hat sie das gleiche Schicksal ereilt und beide hatten in ihrem Leben und im Tod Gemeinsames - Susans grenzenlose Liebe.
Oftmals sah sie trauernden Gruppen nach - voran Uniformierte mit steifen Schritten, die einen gefallenen Kameraden zur letzten Ruhestätte trugen.
Susan betete nicht mehr.
Den Glauben an Gott hat sie zusammen mit Ted verloren.
Zwei Wissenschaftler brüteten auf der deutschen
Insel Usedom über einer Raketentechnik die als Vergel-tungswaffen gegen die Engländer eingesetzt werden sollten.
Die von Hitler angekündigte „Wunderwaffe“ V1 und V2 sollten die massiven Bombardierungen der Engländer auf deutsche Städte rächen.
Zugleich glaubte er mit deren Einsatz den in weite Ferne gerückten Endsieg doch noch zu erreichen.
Angesichts immer größerer Misserfolge, beauftragte er Zeitgleich den jungen Physiker Wernher von Braun eine Flüssigstoff Rakete mit hoher Reichweite zu entwickeln, denn bereits zu dieser Zeit hatte Hitler die Vision mit dieser Waffe die USA anzugreifen. Von- Braun erfüllte den Auftrag und nannte sie A9 und A 10. Doch zum Einsatz kam sie nicht mehr. Angesichts der drohenden Niederlage musste er zugleich die bereits entwickelte A4 modifizieren indem er deren Sprengkraft auf 1000 kg erhöhte und in „Vergeltungswaffe 2" kurz V2 umbenannte.
Damit drangsalierte Hitler zwar die Londoner Bevölkerung, eine Niederlage konnte er jedoch nicht mehr abwenden.
Bereits 1939 betrachtete der Physiker Albert Einstein mit großer Sorge die Bemühungen deutscher Wissen-schaftler eine Nuklearwaffe zu entwickeln und schnell informierte er Franklin Roosevelt, der daraufhin eilig das Manhattan Projekt ins Leben rief.
Die beiden Physiker Robert Oppenheimer und Albert Einstein erhielten einen weitreichenden Auftrag und entwickelten eine faszinierende Technologie.
Am 16 Juli 1945 überlagerte ein greller Blitz die Helligkeit der gerade aufgegangenen Sonne über der Wüste von New Mexiko.
Ein Riesenpilz aus Feuer und Rauch stieg kilometerweit in die Höhe.
Die Wissenschaftler hofften vergeblich, mit diesem Test
den Politikern die schreckliche Wirkung dieser Waffe vor Augen zu führen um deren Einsatz zu verhindern.
Und Oppenheimer zitierte tags darauf nachdenklich in einem Interview den Satz aus der heiligen Schrift des Hinduismus:
Ich bin jetzt der Tod geworden.
Der Zerstörer der Welten.
Bereits drei Wochen später, bestätigte sich das Zitat im Abwurf von Little Boy und Fat Man über Hiroshima und Nagasaki und brachte nahezu Zweihunderttausend Japanern den Tod. Deren frecher Angriff auf Pearl Harbor und die nicht aufzuhören wollenden Aggressio-nen im Pazifik wurden somit vergolten - und zugleich der Krieg beendet.
Viele betrachteten den Zeitpunkt des Abwurfs dieser Bomben als zu spät. So Makaber der Gedanke auch war, so bezeichnend war auch das Denken in diesen Kriegsjahren.
Besser Zweihunderttausend Menschenleben opfern, als weitere Millionen zu riskieren. Man setzte aber damit auch ein Zeichen der Warnung an die Russen ->> seht her zu was wir fähig sind, wenn man uns zu sehr ärgert.<<
Damit begann ein atomares Wettrüsten ungeheuren Ausmaßes. Sahen die Einen darin eine Waffe zur Abschreckung, betrachteten sie andere als ideal geeignet für einen vernichtenden Erstschlag.
Das dritte Reich lag am Boden und die Alliierten teilten es auf wie einen Käsekuchen. Aus Flüssen wurden der Einfachheit halber Grenzlinien - man schacherte mit Territorien und Städte sowie ganze Landstriche erhielten fremdartige Namen.
Ehemalige Ländernachbarn wurden zu Gesetzgebern und die Schulkinder mussten deren fremde Sprachen lernen.
Betrachteten die einen den Kommunistischen Sozialismus als die Erfolgs - Ideologie, flohen die anderen davor - in der Hoffnung, keinen Fehler gemacht zu haben.
Zweifler wurden vertrieben und gegen andere ersetzt die über jeden Zweifel erhaben waren.
Schnell überzeugte man im Rahmen der „Operation Overcast" deutsche Physiker und Techniker von einer besseren und sichereren Zukunft in den USA, als in ihrer zerstörten Heimat. So kam Wernher von Braun und einige seiner Kollegen in die USA und wurden zu Pionieren der Zivilen und auch Militärischer Rakenten-programmen.
Es war eine Zeit des Aufbruchs in den Staaten. Bald kehrte man zum gewohnten, ungezwungenen Leben zurück und den Aufbau in Europa betrachtete man bewundernd aus weiter Entfernung.
In den Kinos lief erfolgreich das Drama >> das Mädchen Hagen<< mit Shirley Temple und Ronald Reagan in den Hauptrollen. Aus den Radios plärrten die Andrew Sisters " toolie - oolie - doolie" und Glenn Miller animierte zu einem beschwingten Tanz.
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