Thomas Hölscher - Die Seele des Ruhrgebiets wäre dann weg

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Die Seele des Ruhrgebiets wäre dann weg: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Seele vom Ruhrgebiet wäre dann weg: So beschrieb 1995 ein junger Bergmann das drohende Aus des Bergbaus im Ruhrgebiet. Anlässlich der damals bevorstehenden Schließung der letzten Zeche in Gelsenkirchen äußerten zahlreiche Bergleute und Menschen, die sich dem Bergbau sehr verbunden fühlten – wie die Schriftstellerin Ilse Kibgis und der Künstler Alfred Schmidt -, ihre Befürchtungen, Hoffnungen und Vorstellungen zur Zukunft dieser Region. Was ist 25 Jahre später aus diesen Vorstellungen geworden? Inzwischen wurde 2018 der letzte Pütt im Kohlenpott geschlossen. Und «die Seele vom Ruhrgebiet»?

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Es war wirklich sehr mühsam. Ich sagte gerade schon, dass ich mich heute nicht mehr für den Bergbau entscheiden würde. Der Stand der Mechanisierung im heutigen Bergbau ist dafür ein wichtiger Grund. Mittlerweile hat auch der Computer dort schon Einzug gehalten, und ... ich weiß gar nicht, wie ich das nun sagen soll ... Die Arbeit des Bergmanns ist völlig unpersönlich geworden. Man drückt heute nur noch auf den Knopf, durch den Schildausbau ist man zudem nach oben so abgesichert, dass normalerweise gar nichts mehr passieren kann. Und das hat auch Konsequenzen für das Verhältnis der Leute untereinander. Heute fehlt einfach die Kameradschaft. Früher saß man mit 60 Mann nebeneinander und hat die Kohle herausgemacht, und da war man auf den Alfred rechts und den Max links neben sich angewiesen. Heute drückt jemand auf den Knopf, der Hobel läuft los, und wenn Schicht ist, dann wird der Hobel wieder abgestellt. So ungefähr läuft das. Es bleibt gar keine Zeit mehr für ein Gespräch, es wird auch nichts mehr gemeinsam geplant. Wenn wir z.B. früher aus der Grube kamen und noch bei einer Flasche Bier in der Steigerkaue zusammensaßen, dann hat man sich noch über Probleme und Erfolge bei der Arbeit ausgetauscht. So etwas ist heute gar nicht mehr möglich. Und wahrscheinlich wollen die Leute das heute auch gar nicht mehr. Gerade für die jüngeren Bergleute ist der Bergbau nur noch ein Broterwerb, vor ein paar Jahren noch ein recht sicherer, heute einer mit vielen Fragezeichen, aber mehr ist diese Arbeit nicht. Und für mich war der Beruf des Bergmanns eben doch immer viel mehr. Unter den Leuten passierte damals einfach noch mehr, und auch das Verhältnis Steiger - Kumpel war noch ein anderes. Der Steiger war von der Leistung der Kumpel abhängig, und die Kumpel vom Steiger; denn für gute Leistung gab es auch gutes Geld. Oder wenn Gefahr im Verzuge war - ich habe auf "Bismarck" zweimal unter einem Bruch gelegen-, dann waren alle Kollegen da. Oder besser gesagt: alle Kumpel. Das ist nämlich das richtige Wort dafür.

Infolge der Mechanisierung ließ die Kameradschaft natürlich auch schon deshalb nach, weil wir immer weniger Leute im Streb hatten. Heute sind drei oder vier Mann im Streb, früher saß da Kumpel an Kumpel. Auf "Hugo-Ost" wurde die erste Schrämmaschine übrigens 1958 eingesetzt; es gab da aber auch weiterhin zunächst noch jede Menge Handbetriebe, wo also die Kohle mit dem Abbauhammer gemacht wurde, evtl. durch Sprengarbeiten aufgelockert wurde. Damals hat der Hauer auch noch von Hand ausgebaut, um sich nach oben abzusichern. Dann kamen die ersten Stahlstempel anstelle der Holzstempel, schließlich die Hydraulikstempel. Anfang der 70er Jahre kam dann der Schildausbau. Erst zu der Zeit konnte man nämlich Leitungen im Streb verlegen für die Hydraulikflüssigkeit; denn das war ja problematisch: man kann nicht 250 Atü durch eine x-beliebige Leitung jagen. Außerdem mussten diese Leitungen mit dem Abbauvorschritt zu bewegen sein. Insgesamt ist der Bergbau in den letzten Jahrzehnten wesentlich sicherer geworden; aber die dazu notwendige Mechanisierung hatte ganz eindeutig zur Folge, dass die ursprüngliche Kameradschaft unter den Leuten immer mehr verschwand.

Und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl der Bergleute ging auch weit über das Arbeitsleben hinaus. Wenn ich an die ersten Jahre auf "Bismarck" denke, da ging man nach der Schicht erstmal in die Zechenkantine. Die gab es praktisch bei jeder Zeche; direkt neben dem Zechentor lag irgendein Gasthaus. Da wurde dann ein Halber und ein Schnaps genommen, und dann ging es gemeinsam nach Hause. Man hat sich auch über das Privatleben ausgetauscht, sich seine Sorgen erzählt. Und wenn es mal wieder gut gelaufen war im Streb und man eine Mark zusätzlich verdient hatte, dann sagte der eine oder andere: Lass uns mal heute zu Hause einen draufmachen! Dann wurde in der Zechenwohnung in der Auguststraße - zwei Zimmer, in denen sich eigentlich alles abspielte - ein großer Pott Kartoffeln gekocht, eine anständige Portion Matjes dazu, ein Kasten Bier, und dann wurde mit mehreren Familien zusammen gefeiert. In den neun Jahren, als ich in Logis war, da spielte sich ein Großteil des Lebens auch noch im Hof oder auf der Straße ab. Wenn man heute durch die Waldstraße geht, dann sieht man dort nur isolierte Fenster, Rollläden davor, und auf der Straße spielt sich gemeinsames Leben überhaupt nicht mehr ab. Mein Kollege hatte sich früher einen Schallplattenspieler gekauft, ich mir ein Radio, und Sonntagsmorgens machten wir in unserer Dachkammer das Fenster auf, es wurde richtig Power gegeben, und die ganze Waldstraße lag im Fenster und hat mitgeträllert. Heute würde gleich jeder schreien: Mach das Fenster zu! Diese Entwicklung kam natürlich auch durch die Einführung des Fernsehens; das Fernsehen hat vieles von dem kaputt gemacht, was es damals noch an gemeinsamem Leben unter den Leuten gab.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bergbaufamilien resultierte natürlich auch aus der Tatsache, dass der Bergbau damals eben noch viel gefährlicher war als heute und es dementsprechend mehr Unfälle gab. Und durch solche Unfälle kam man dann zwangläufig in die Familien hinein. Auf "Bismarck" habe ich es z.B. einmal erlebt, dass wir in einer Woche drei tödliche Unfälle im Revier hatten; und bei allen drei Unfällen war ich mit als Sargträger eingeteilt. Damals wurden die getöteten Bergleute übrigens noch in den Wohnungen der Familien aufgebahrt. Der letzte, den wir in der besagten Woche beerdigen mussten, wohnte in Resser-Mark, und wir haben ihn von dort mit dumpfem Trommelwirbel bis zum Hauptfriedhof begleitet. Meine Frau war damals als Lehrmädchen in einer Fleischerei auf der Cranger Straße angestellt, und sie kann sich auch noch gut daran erinnern, wie diese Trauerzüge die Cranger Straße hinaufzogen. Und durch diese schrecklichen Ereignisse wurde man jedesmal mit in die betroffenen Familien hineingezogen und hat die Not miterlebt, die plötzlich über die Leute hereingebrochen war. Wenn heute noch jemand tödlich verunglückt, dann spielt sich alles vor der Leichenhalle ab, und es dauert - wenn man die Leute nicht näher kennt - vielleicht eine Stunde, dass man sich Gedanken macht über den Kollegen, über die Familie; aber dann läuft alles wieder auseinander. Damals hat man noch konkret erlebt, wie es in den betroffenen Familien zuging. Nach der Beerdigung war es dann immer so, dass die Musikkapelle und die in Kluft erschienenen Bergleute sich formierten und mit Marschmusik die Cranger Straße wieder hinunterzogen. Anschließend ging es in die erstbeste Kneipe, und dort wurde dann das Fell versoffen. Aber wirklich versoffen.

Derartige Rituale gehörten früher einfach dazu. Wobei ich einschränkend sagen muss, dass das Standesbewusstsein der Bergleute hier im Ruhrgebiet längst nicht so stark ausgeprägt war wie z.B. in Mitteldeutschland. Da hatte der Bergbau eben eine viel längere Tradition, und die Leute waren auch bodenständiger. Hier im Ruhrgebiet waren die Belegschaften doch von Beginn an bunt zusammengewürfelt: Ostpreußen, Schlesier, und von den 50er Jahren an, als wir zu wenige Leute im Bergbau hatten, kamen die Gastarbeiter, Italiener, Spanier, dann die Türken. Und doch sind all diese Menschen im Ruhrgebiet integriert worden. Ich habe selber auf der Arbeit mit Türken, Italienern, Spaniern die besten Erfahrungen gemacht. Vor allem mit den Menschen, die zuerst gekommen sind, gerade von den Türken. Und die aus Spanien, Belgien oder Italien kamen, das waren doch z.T. Bergbaulegionäre, die auch schon vorher im Bergbau gearbeitet hatten. Zu vielen hatte ich ein Verhältnis, wie man es sich besser nicht vorstellen kann. Da muss ich eine kleine Episode nebenbei erzählen: Im vergangenen Jahr gehe ich in Buer durch die Stadt, und plötzlich springt ein Türke auf mich zu, umarmt mich, die Tränen kommen ihm, und er ruft: Steiger, du lebst ja noch! Der wusste von meinem schweren Infarkt und sagte immer wieder: Du lebst ja noch! Ich muss sagen, diese Anteilnahme nach Jahren war für mich so überwältigend, dass auch mir in dem Augenblick die Tränen kamen. Solch ein Zusammengehörigkeitsgefühl gab es eben unter Tage, weil man genau wusste, dass jeder auf den anderen angewiesen ist.

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