„Naja, einige Macken hatte ich schon immer und werde sie wohl auch behalten und ansonsten weißt du ja, wie das Leben so spielt. Solange man sich selbst gut leiden und über sich lachen kann, ist alles in Ordnung.“
Sie zog mich wieder zu sich und schmiegte sich an mich, als wolle sie mit mir verschmelzen.
„Ach Hinata, bei dir fühle ich mich so sicher. Du bist meine Oase der Ruhe, auch wenn du manchmal ein hitziges Temperament hast. Bei dir blühe ich richtig auf, weil du mich so liebst wie ich bin. Kai hat mich immer versucht zu verändern und hat meine niedliche Art immer nervig gefunden.“
Obwohl ich das wusste, schaute ich etwas entrüstet.
„Vielleicht ist das nicht jedermanns Geschmack, aber ich will dich lieber so als kalt und herzlos. Du dürftest mittlerweile gemerkt haben, dass ich eh nicht zur Sorte typischer Männer gehöre.“
Sie wuschelte liebevoll durch meine Haare und massierte meine Kopfhaut. Einige finden das vielleicht nervig, aber ich fand das immer recht entspannend. Ich mochte es auch mir diese Kopfmassage-Spinnen, welche man in jedem Ramschladen bekommt, über den Kopf gleiten zu lassen oder wenn der Friseur mir mit dem Kamm durch die Haare kämmte. Am besten war es aber noch, wenn ich meine bessere Hälfte nicht um Schmusereien bitten musste, wie es bei den meisten meiner vorherigen Freundinnen der Fall war, und so tat ich es ihr gleich.
Dass jeder irgendwie anders ist und Stereotypen eigentlich nur abstrakte Konstrukte sind um Menschen zu kategorisieren, war mir durchaus bewusst. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass meine sanftmütige, für Männer untypische, Art nicht gerade von Vorteil für mich war. Vor allem in Sachen Sensibilität, welche ich eher in unerwarteten als angebrachten Momenten zum Ausdruck brachte, wurde ich oft zum Sklaven meiner eigenen Seele. Warum sonst hätte ich gerade so komisch reagiert, als sie, wohlbemerkt nicht böse gemeint, sagte, sie sei von meiner häufigen Erregtheit genervt? Obwohl ich aus rationaler Betrachtung wusste, was sie mir sagen wollte und wie ich es auffassen sollte, war ich oft von der Impulsivität meiner Emotionen geblendet, so dass die Instanz meiner Vernunft an Einfluss verlor oder nur mit Mühen und viel Selbstbeherrschung wieder nach außen hin sichtlich greifbar wurde. Schlicht und einfach stand ich mir selber im Weg und schaffte Probleme, die es eigentlich gar nicht gab.
In meinen bisherigen Beziehungen hatte ich immer das Problem auf Granit zu beißen, sobald ich das Thema Sexualität ansprach. Die Resonanz, die ich meistens bekam, vermittelte mir das Gefühl, ich sei einfach nur "notgeil". Ich versuchte Neko also zu verstehen zu geben, weshalb ich Wert auf körperliche und intime Nähe legte, dass es eben nicht daran lag, dass ich ein Mann bin, sondern weil ich einfach den Gedanken schön fand mich mit ihr in größter Vertrautheit gehen zu lassen und diese Unbeschwertheit exzessiv auszuleben. Nur wenn ich darüber erst diskutieren müsste, war das Ding und vor allem die Spontanität ohnehin schon gegessen.
Es tat mir im Herzen weh von einer Frau als "schwanzgesteuert" degradiert zu werden, denn dann hatte sie einfach nicht verstanden, dass dies für mich eine Vorstellung davon war den Tücken des Alltags zu entfliehen, wo doch bereits so viele Dinge am Leben verkorkst sind. Aber nein - statt damit andere Probleme zu entkräften, weil man auf den Wogen der wohltuenden Zweisamkeit wieder einen klaren Kopf bekommt, wird es eher zum Objekt einer eigenen paradoxen Problemstellung. Es ist fast so, als würde man sich im kalten Krieg um den Frieden streiten. Was für 'ne verkorkste Scheiße. Neko war zum Glück nicht so oberflächlich und verstand es, ja sie verstand es wirklich, deshalb sagte sie zu mir:
„Normale Männer gibt es da draußen genug. Was du empfindest, kann ich gut verstehen. Wirklich abnormal ist doch eher, dass ich dir das Einfachste und Natürlichste nicht geben kann. Vielleicht habe ich mich vorhin blöd ausgedrückt, denn ich weiß, dass das für dich nicht der Mittelpunkt unserer Beziehung ist, doch ich weiß auch, dass es dir auf Dauer fehlen wird.“
Mein Gesichtsausdruck verriet, dass ich ihr zustimmte, es mir aber etwas unangenehm war: „Mh.“
Ich war mir sicher, wir würden schon noch eine Lösung dafür finden. Trauma hin oder her, sollte das ein unbeschwertes Liebesleben denn soweit beeinflussen? Es ging mir zwar auch noch um diese Angelegenheit, aber mittlerweile schon viel mehr um das Prinzip Hindernisse für die Beziehung vorbeugend zu beseitigen. Im Grunde war keiner von uns beiden an der Situation schuld, es hat sich einfach etwas Ungünstiges ergeben, wie wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
„Ach Schatz, mach dir keine Sorgen, das regelt sich schon noch. Jetzt bin ich eh müde und wir sollten langsam mal schlafen.“
Ich zog die große Decke zu uns, deckte erst sie und dann mich selber zu. Das Kissen rückte ich solange zurecht, bis ich bequem drauf liegen konnte. Neko machte es sich bequem und drehte ihren Kopf zu mir.
„Ich bin Rechtsschläfer, ich hoffe das stört dich nicht.“
Ich schlief hingegen immer links, egal ob es die Außen- oder Wandseite war. In diesem Fall war es die äußere.
„Leg dich hin, wie du am besten schlafen kannst, solange du nicht das ganze Bett einnimmst.“
„Sag das mal nicht, ich wälze mich viel im Schlaf.“
„Das Bett ist breit genug, dass jeder eine Hälfte hat. Wir sind eh schon solche Spargeltarzane, da sollte das möglich sein. Und wenn du mich aus dem Bett schubst, komm ich als Mumie wieder und zieh dir das Gehirn aus der Nase.“
Das sagte ich natürlich nur, um sie zu ärgern, weil ich wusste, dass sie noch immer Angst vor Mumien hatte.
„Dominik, ich will noch schlafen können!“
„Ich bin ein Dominik, ich darf das.“
„Nein, darfst du nicht, außerdem gilt das nur bei Katies. Und jetzt Licht aus, ich will schlafen.“
Ich schaltete die Lampe aus, kuschelte mich wieder unter die Decke und legte meine Arme um Neko, zog sie ein Stück zu mir hin und lächelte sanft, während ich die Wärme genoss.
„Gute Nacht.“
„Schlaf gut, mein Hinata.“
Ich beugte mich noch einmal kurz zu ihr und küsste sie und so machten wir nun doch noch die Augen zu.
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