„Das bringt rein gar nichts.“ donnerte Subdurus.
Dabei erwischte er Dyako, sodass dieser von ihm auf den Boden fiel.
Wargo gelang indes ein Treffer bei Milos. Dieser blutete am Bein. Die Wunde war allerdings nicht so stark, sodass Milos weiterkämpfen konnte. Durch einen geschickten Schwerthieb, stolperte Wargo zurück und verlor unglücklich sein Schwert.
Milos nutzte dies und stieß sein Schwert tief in das Herz des Glacianers, der daraufhin zuckte und seine Lebensenergie verlor.
Subdurus stampfte auf. Er ging schnellen Schrittes auf Dyako zu, der noch immer am Boden lag und trat zu. Dyako erlitt Knochenbrüche und unendliche Hämatome, denn der Drache brachte viel an Gewicht mit. Plötzlich durchbohrte ein Schwert die Halsschlagader des Drachen.
„Verrecken sollst du, du Schwein.“ rief ihm Milos ins Ohr.
Dieser war nach dem Kampf mit Wargo unbemerkt auf den Drachen gesprungen und konnte gezielt einen Schnitt ansetzen.
Danach sprang er von Subdurus hinunter. Der Drache taumelte, spie wild Feuer um sich und knallte auf den Boden. Milos konnte nicht verhindern, dass Mirabella in einem unachtsamen Moment zu Dyako konnte mitansehen wie sie durch den Drachen zerquetscht wurde. Mirabella war sofort tot. Subdurus verblutete.
Als Milos nach Laetizia Ausschau hielt, konnte er nur feststellen, dass sie verschwunden war. Sie hinterließ eine Leiche von Lagon, dem sie die Halsschlagader durchtrennt hatte.
Milos ging zurück zu Amberius, der noch lebte. Alle anderen waren des Todes- Dyako war verschwunden.
Schnell schulterte er den verletzten Amberius, um von hier zu fliehen. Er ging mit ihm zum Schiff, um Proviant und ein Zelt zu besorgen.
Danach schleppte er Amberius auf einer Trage, die er aus Kleiderresten und Baumstämmen selbst gebaut hatte, hinter sich her.
Am Abend errichtete er ein Zelt und ein Feuer. Der Sonnenuntergang war rot- so wie dieser Tag, dachte sich Milos.
Amberius war ruhig. Am nächsten Morgen wanderte Milos zum See, um die Leichen zu begraben, aber er fand nichts vor. Als er gerade am See etwas Wasser zu sich nahm, hörte er Schmerzschreie von Amberius. Er machte sich schnellstens auf den Weg zu ihm.
„Ich werde sterben!“ hauchte Amberius.
Milos erschrak kurz. Er drückte dann die Hand von Amberius.
„Nach Allem, was geschehen ist, machst du jetzt schlapp?“ warf Milos ihm vor. „Reiß‘ dich zusammen!“ brüllte er.
Dann schüttelte er ihn, als wolle Milos ihn wecken. Amberius sagte kein Wort. Seine Augen schlossen sich. Er hörte wie aus weiter Ferne seinen Namen rufen: „Amberius…
Amberius wachte auf. Er war geheilt! Keine einzige Wunde mehr. Wie war das passiert? Amberius schaute sich um. Er lag auf dem Platz des Kampfes- der hier stattfand, bei dem alle starben! Wo waren alle? Auf einmal kamen sie:
Rubina ganz vorne, gefolgt von Wargo, Milos, Dyako und Mirabella- selbst Subdurus in Menschengestalt! Sie lachten und sie rannte auf ihn zu, dabei kommen sie kaum näher.
Als Amberius genau hinsieht, erkennt er, dass Rubina älter aussieht und ein zerfetztes Gesicht hat, zudem scharfe Zähne- war dies Rubina?
Ehe er darüber nachdenken konnte, waren sie an ihm dran, er wollte laufen, doch er konnte nicht. Er fühlte sich zerrissen, da ihn alle beißen wollten!
„Nein, nein!“ schrie er und zitterte.
„Es wird schon wieder“, versicherte eine Stimme.
Amberius erwachte.
Milos hatte ihn wieder.
„Wo bin ich? Was mache ich hier?“ fragte Amberius hektisch. „Wo ist Rubina?“
„Sie ist nicht hier. Konzentriere dich jetzt auf dich, du brauchst die Kräfte, sonst stirbst du und bringst niemandem etwas.“ sagte Milos energisch.
Amberius wusste, dass Rubina tot war. In ihm füllte sich Leere. Der Sin seines Lebens erschloss sich ihm nicht mehr.
Er wusste auch, dass Milos Recht hatte und trotzdem waren seine Gefühle gerade wie ein Spiel aus Verzweiflung, Überlebenswillen, Sehnsucht und Todeswunsch, wenn auch sich alles widersprach. Aber seit waren Gefühle etwas logisches?
Trotz allem beruhigte Amberius sich. Es dauerte Stunden bis Milos alle Wunden soweit versorgt hatte, sodass Amberius außer Lebensgefahr war.
Am nächsten Tag ging es Amberius, zumindest körperlich betrachtet, schon deutlich besser. Die Wundheilung schritt voran.
Milos besorgte einen Hasen, den er häutete und über dem Feuer grillte. Die beiden hatten seit gestern kein Wort mehr miteinander gewechselt und doch hätte jeder laute Schreie gehört, viele Fragen und Trauer.
Das Knacken eines Astes verriet, dass sich jemand dem Lager näherte. Milos war auf alles vorbereitet und zückte sein Schwert. Was er sah, verwirrte noch mehr.
Eine Gestalt, mit einem schwarzen Mantel und einer schwarzen Kapuze, mit einer Aura aus Kälte stand Milos gegenüber. Bei sich trug sie einen Sack, der ziemlich gefüllt aussah.
„Was wollt Ihr?“ wollte Milos wissen.
Zugleich machte er sich kampfbereit.
„Amberius.“ durchdrang eine Stimme die Ohren und den Körper von Milos.
„Den werdet Ihr nicht bekommen- nur über meine Leiche!“ gab Milos zu verstehen.
„Nichts Leichteres als dies.“ entgegnete die Gestalt.
Sie hob ihre Hand und eine Art Energie sammelte sich zunehmend. Ein Zauberer? Ein Hexer?
„Halt!“ unterbrach plötzlich eine Stimme.
Die Gestalt hielt inne. Sie erblickte Amberius, der aus dem Zelt gekommen war.
„Nicht.“ befahl Milos. „Geh‘ wieder ins Zelt. Ich regele das hier.“
„Nein“, brachte Amberius ein, „es hat schon genug Blutvergießen gegeben.“
„Endlich“, begann die Gestalt, „lernen wir uns kennen. Mein Name ist im Übrigen Agamemnon. Ich bin hier, um Euch ein Angebot zu unterbreiten.“
Milos war noch immer nicht bereit, mit Agamemnon zu sprechen, da er einen Angriff, eine Hinterlist befürchtete und trotzdem beobachtete er zunächst die Situation.
„Was für ein Angebot könnt Ihr mir schon machen?“ wollte Amberius wissen, dabei konnte man den Sarkasmus in seinem Satz förmlich spüren. „Wenn man mir alles genommen hat.“
„Ich kann Euch Rubina zurückgeben“, versprach Agamemnon.
Amberius zuckte zusammen. Rubina zurückholen? Er realisierte, obwohl er wusste, dass sie tot war. Sofort fiel er Gedanken an sie. Er vermisste sie schrecklich, sein Herz schrie nach ihr. Und trotzdem: Er glaubte dem Fremden nicht!
„Das ist unmöglich.“ brachte Amberius hervor.
„Das dachte ich mir und deshalb“, dabei offenbarte er, was sich im Sack befand: Ein totes Wildschwein! „beweise ich es Euch.“
Agamemnon nahm etwas Abstand, sprach eine für die Anwesenden nicht zu verstehende Formel und eine Art Energie ging von seinem Finger auf das Tier über. Zunächst passierte nichts.
„Es geschieht nichts!“ warf Milos ein. „Sie wollen uns hinters Licht führen.“
In diesem Augenblick erwachte das Wildschwein, quiekte und lief an den beiden vorbei. Milos und Amberius waren unfassbar erstaunt.
„Ich habe verstanden. Was wollt Ihr als Gegenleistung?“ Amberius witterte eine Falle.
„Ihr habt Euren Part schon erfüllt, denn Ihr seid Eurer Bestimmung nachgegangen und hier her gekommen. Nun ist es an der Zeit. Ihr müsst mich nur darum bitten.“ teilte Agamemnon mit.
„Das ist eine Falle.“ fuhr Milos dazwischen.
„Das verstehst du nicht.“ Warf Amberius ihm vor. „Du hattest wohl nie eine Liebe verloren.“
„Doch, ich verstehe es sehr wohl. Auch ich hatte einst eine große Liebe und es gab Zeiten, an denen ich sie mir zurückgewünscht habe“, begann Milos. „Aber lass‘ dir eines sagen, wenn du es auch erst nicht verstehst: Der Tod gehört zum Leben und wer tot ist, sollte tot bleiben, dies kann niemand ändern, auch er nicht… das musste auch ich erkennen!“ strömte es aus Milos heraus.
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