Gloria Fröhlich - DENKSÄULE

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Sich durch dieses Buch zu lesen, ist wie ein Spaziergang durch einen fremden Garten, in dem eine grenzenlose Phantasie Wörter skurril erblühend verduften lässt und mit merkwürdigen, prächtigen Züchtungen überrascht. Wo sich Realität und Wahnvorstellung kreuzen, wird der Lesende vom Gedankenstrudel mitgerissen und durch Wörter, Erinnerungen und Assoziationen auf seine ganz persönliche Reise geschickt. Die Wortgewandtheit, der Humor und die unverblümte Grausamkeit der Realität lässt uns schmunzeln und gleichzeitig erschaudern. Da sind zwei Seelen in einer Brust. Eine beschwert sich über die andere und nimmt wahnsinnig aktiv und emotional ihre Umwelt wahr. Da ist «die Frau», die sich durch ein schauriges Erlebnis in ihrer Wohnung durch den Aufstand der Tiere, die sie bisher gegessen hat, ihres übertriebenen Fleischkonsums bewusst wird und da ist die suspekte Fleischverkäuferin aus dem Supermarkt. Beide treffen zufällig auf dem Schiff nach Helgoland aufeinander, nachdem die Frau aus triftigem Grund heimlich eine Malzbierflasche mit fragwürdigem Inhalt in der Nordsee entsorgt hat.

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4. Kapitel

Kissenfüllung, Innentasche, Wegbiegung, wegbiegen, ankleben, zurückschneiden, Zuneigung, Abneigung. ** Nur weil Menschen lieben, lenkt Erato die Gedanken. Erato ist die Göttin der Liebeslyrik und durch ihren Einfluss entstehen schwülstige, inbrünstige Liebesgedichte, wegen der wahnsinnigen Emotionen, die wie wild ranken. Und die Magie, die Leidenschaft, tanzt dazu den Reigen. Pythia, die Seherin, soll lieber schweigen, um die Illusionen nicht zu zerstören. Dadurch geht ganz gewiss der Lichtengel Seraphin verloren und dann wird womöglich die Lethargie, die schreckliche Gleichgültigkeit, geboren. Heinrich Heine ließ hören: „Die Engel nennen es Himmelsfreud’, die Teufel, die nennen es Höllenleid, die Menschen nennen es Liebe“. In der Liebe hatte die Frau bisher kein Glück. Es ist ein Glücksspiel, bei dem sie aus welchen Gründen auch immer, stets verlor. Dabei wünschte sie sich so sehr, auch einmal in den Glückstopf zu greifen. Aber für sie schien es tatsächlich keinen zu geben. Der letzte Versuch war ein Glücksflop, dem das vorher aber leider nicht anzusehen war. Und sie ließ sich nicht warnen und wollte selbst ergründen, doch er konnte sich gut tarnen und fand in ihr ein geduldiges Opfer. Der vermutete Glückstopf war kein Glücksfall, es war ein harter Aufprall, den die Frau niemals vergisst. Wie wir wissen, ist sie um die Vierzig, und auch sie wird, wie alle anderen, aus Schaden nicht klug. Und wie sagt Faust: „Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein. ** Lachfalten. Die kann man sich schön reden, wie die anderen Knitterchen. Die Tatsache „alt“, aber bleibt und hässlich ist Ansichtsache. Fürstentum, Regentonne, in die Tonne treten, Verlogenheit, Hinterlist. Die List, die hinterrücks kommt, ist ganz besonders schlimm. ** Es geschah einmal vor langer Zeit in einem prunkvollen Schloss, als die Hoffnung und die Liebe zu sterben begannen. Da machte eine alternde Regentin bei der Frau ihres Sohnes ihrem Unmut mit der Bemerkung Luft, dass es an der Zeit wäre, endlich wieder einmal das viele Gold und das Silber zu zählen und nach Münzen zu sortieren, damit wieder Ordnung in der Schatzkammer im Kellergewölbe herrschte. So gefiele es ihr nicht, und sie hätte sich das Zusammenleben mit Sohn und Schwiegertochter unter dem Dach ihres Schlosses anders vorgestellt. Sie sähe sich sonst gezwungen, einen Schatzmeister einzustellen, wenn der Sohn nicht seiner Pflicht nachkäme. Die zukünftige Königin schwieg betroffen. Um eine gute Atmosphäre bemüht, unterrichtete sie ihren Prinzen von der Klage seiner Mutter, der sie mit einer lässigen Handbewegung gleichgültig abtat. Tags darauf, entsprach die Zeit des Prinzen, ohne anderweitige Verpflichtungen, der aufwendigen Aktion des Gold- und Silberzählens. Das überschaute die aufmerksame Prinzgemahlin, als die drei Akteure im großen Spiegelsaal das Frühstück einnahmen. Die zukünftige Königin glaubte, dass es der alten Regentin gefallen würde, wenn sie mit ihr am selben Strang zöge und schlug ihrem Prinzen vor, die freie Zeit doch endlich zum Zählen der Gold- und Silbermünzen zu nutzen. Die Regentin aber war hinterlistig und sah erneut eine Chance, einen Keil zwischen die Liebenden zu treiben und winkte entrüstet mit den Worten ab: „Nein, nein, was redest Du da, es hat absolut keine Eile, das Gold kann warten, warum gönnst Du meinem geliebten Sohne nicht, dass er sich in Muße in der Schatzkammer umsieht und Gefallen daran findet, meinen Reichtum zu bestaunen. Ich wünsche, dass er den herrlichen Tag genießt und die Zeit nicht mit dem Zählen meines Gold- und Silberschatzes vergeudet“. Die zukünftige Königin schwieg bestürzt, und ihr Leben begann an Glanz zu verlieren. Der Prinz aber, der tat nur all zu gern, was seine Mutter ihm Gutes wollte. Seiner Frau warf er vor, Intrigen zu schmieden und seine Mutter in ein schlechtes Licht rücken zu wollen. Seine Gattin jedoch litt Seelenqualen, ohne dass er es wahrnahm. Die alternde Königin, der Thronfolger und die zukünftige Königin lebten noch lange unglücklich unter dem Dach des prunkvollen Schlosses bis zum bitteren Ende der Regentin. Die Wiege des Prinzenpaares blieb leer. Geboren wurden über viele Jahre jedoch Eifersucht, Lieblosigkeit, Missgunst und Hass. ** Rückgrad, Zusammenhalt, Kummerkasten, Doppelleben, Schamlosigkeit, Lebensrest. ** Damit ist die Zeit bis zum Tod alter Menschen gemeint, die unweigerlich ins Nichts wandern, jeden Tag ein Stück weiter in Richtung Endlichkeit. Eine undefinierbare Sehnsucht zieht sie in die ewige Stille. ** Spucktüte, Flugreise, Flugangst, Sanftmut, Petersiliensoße, lebensmüde, Volkstanz, luftgetrocknet. Fisch, Schinken. Würste, deren Name meistens mit „Beißer“ endet. Beißerchen nennt man auch die Milchzähne, wenn man sie nicht ganz so ernst nimmt, wie die Bleibenden. Kau- und Knabberleiste oder Kauwerkzeug heißen sie und viel später einfach nur die „Dritten“. Hasskappe, zielgerichtet, Sommerfrische, Webkante, feindliche Gesinnung, Hassliebe, hitzebeständig. Das sind garantiert nicht die beschichteten Bratpfannen. Eine Eisenpfanne, die hält enorme Hitze aus, rostet aber, wenn sie nach dem Gebrauch nicht eingeölt wird und bis zum nächsten Einsatz eine Weile warten muss. Wer rastet, der rostet, sagt ein altes Sprichwort. Während Rast eine verdiente oder nötige Ruhepause ist, wird Rastlosigkeit als innere Unruhe gedeutet und somit negativ besetzt. Und es gibt auch ohne lange zu warten, Grasflecken, wenn ohne Wolldecke auf einer Wiese Rast gemacht wird, weil keine Raststätte in der Nähe ist. Und dann rastet jeder aus, weil Grasflecken in einer weißen Hose viel schlimmer sind als Rost in einer Pfanne. ** Vielschichtig, Vielseitigkeit, Moorleiche, Schleppnetz, Lederhaut, Gruselkabinett, Gipfelstürmer, Belegbetten, die können für Gesunde gefährlich werden, wenn sie nicht belegt und nutzlos sind. Wie ein brachliegender Acker, der keine Ernte bringt. ** Kneippkur, Großhirn, Altpapier, Buchdeckel, Vorfreude, Kanalisation. Ratten. Rattenscharfe, aus Asien verschleppte, außerordentlich unbeliebte Nager, die sich im feuchten Abwasser-Labyrinth unter der Erde, ungeniert und ungebremst vermehren, als wären sie in einem Schlachthaus. ** Nahrungsvielfalt, Altersarmut, Tierwohl, Dauerparker, Eintrittskarte, Knotenpunkt, zeitlos, Klammerbeutel, damit soll man unter bestimmten Voraussetzungen sogar pudern können. Sonderposten, Hormonhaushalt, Freudentränen, Endstücke, Sofaecke, Handschuhfach. Das ist die Klappe in Kniehöhe vor dem Beifahrersitz im Auto. Es gibt darin aber meistens keine Handschuhe. Zerfledderte Papiertaschentücher vielleicht und alte Bonbons, die sich in dickflüssig aufgelöst haben und unnachgiebig an der Ersatzbrille festhalten. Absperrband, ist auffällig rotweiß gestreift, stramm gespannt oder hängt durch und flattert, wenn es windig ist. Da geht es nicht weiter, aber dahinter ist etwas in Bewegung. Manchmal monatelang. Absperrgitter halten auch über lange Strecken eisern fern.

5. Kapitel

Dritte Rollbraten-Mahlzeit. Beim ersten Bissen überlegt die Frau, und das geschieht aus heiterem Himmel und zum ersten Mal in ihrem Leben, welche Körperteile des Schweins wohl gerade ihren Magen füllen. Schweinebacke, grob aus dem Schweinegesicht geschnitten, vielleicht ein muskulöses Stück vom Nacken, von der Schulter oder vom Bein? Es fühlt sich nicht gut an. Sie sieht im Geiste das entstellte Tier vor sich, und ihr Appetit schwindet, noch bevor sie satt ist. ** Wollreste, Erinnerung, Risikofalle, stupide, schmerzfrei, Beeteinfassung, Armbeuge, schonungslos, Verwandtschaftsgrad, Kabeltrommel, Glasknochen, Wellblech, Ringelschwanz, lammfromm, Weißkohlsaft. ** Der soll helfen bei Helicobacter pylori, diesem widerlichen Magenkeim. Es wird vermutet, dass ihn etwa 20 Prozent der Bevölkerung in sich trägt. Und der kann Probleme machen, wie Übelkeit, Mundgeruch und Durchfall. ** Die Frau denkt an eine kräftige, sämige Ochsenschwanzsuppe in einer antiken Terrine mit Goldrand und überlegt, wo eigentlich die wunderschöne, silberne Schöpfkelle ist. Sie hat sie lange nicht gesehen und sucht sie sofort in allen Schubladen. ** Großkundgebung, Gnadenbrot, Zwangsräumung, Zahnstein. Einmal im Jahr hat jeder Kassenpatient Anspruch auf kostenlose Beseitigung dieser weißen Brutstätte für Bakterien. Danach ist das Zahnfleisch entsetzlich zugerichtet, blutig, wund und tut zwei Tage lang weh. Unkontrolliert produziert der Speichel sofort neuen Zahnstein für das kontrollierte Unbehagen im nächsten Jahr. ** Rohstoffe, Kartoffeln, Steckrüben, roh weniger oder gar nicht bekömmlich. Witzfigur, Selbstzweifel, Pannenhilfe, Dreireiher, Sparschäler, Flusensieb, Hasenscharte, Künstlerbedarfsladen. Da gibt es alles, was ein Künstler für seine Arbeit braucht, außer Talent. Künstlerpech. Das ist ähnlich wie Reinmachefrauenpech, wenn der Eimer mit dem Dreckwasser auf der Auslegeware umkippt. Kunstdünger, vielleicht hilft der bei künstlerischer Schwäche. Der Impressionist Max Liebermann, „Rasenbleiche“, „Gänserupferinnen“, soll folgender Ansicht gewesen sein: „Wer malen kann, hat eine Ausbildung nicht nötig, wer sie nötig hat, soll die Finger vom Malen lassen. ** Kunst, ein großartiges Stichwort, jetzt sprudelt es: „In wessen Herz die Kunst sich niederließ, der ist vom Sturm der Welt geschieden, dem öffnet sich, durchwallt von süßem Frieden, im ew’gen Lenz ein stilles Paradies“, so empfand sie der Romantiker und Philosoph Jean Paul (1763-1825). ** Kunst sind alle menschlichen, nicht unbedingt zweckbedingten Schöpfungen, so prosaisch steht es im neuen Wörterbuch der Deutschen Sprache. Gestaltungsgabe, Fertigkeit in der Malerei, Bildhauerei, Musik und Dichtung. „Dichterwort gleicht einer Flamme, die das Herz erwärmt, erhellt. Dichterwort wirkt wie ein Balsam, wenn es in die Seele fällt“. Die deutsche Dichterin Helene Krüger (1861-1940) hat diese Art der Kunst in wunderschöne Worte gefasst. ** Brotlos. Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens. Diese Meinung vertrat Jean Paul. Und Lebenskünstler kommen mit ganz wenig aus. Kunstturnen, das besteht aus graziösem Verbiegen. „Schnurgerade fließt das Fleet, bis ins Moor, so weit es geht. Würde es sich gern verbiegen, um was andres hinzukriegen?“, Das frage ich. ** Kunstgeschichte. Die beginnt im Altertum in Ägypten, auf Kreta, in Griechenland, in Italien. Etruskische Kunst und die Römische Kunst. Sie setzt sich fort im Mittelalter mit der Völkerwanderungskunst. Da wurde der primitive, geometrische und ornamentale Stil gemischt. Altchristliche Kunst, Byzantinische Kunst, Karolingische Kunst, Ottonische Kunst, Romantische Kunst, Gotik, dann in der Neuzeit, die Renaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus, Romantik, Protest gegen akademischen Klassizismus. Dann Neue Zeit, 19tes Jahrhundert, Zeitalter des Individualstils, Historismus und Relativismus. Alle Bindungen werden aufgehoben. Die Kunst in Amerika orientierte sich zunächst an europäischen Vorbildern. Danach die Vorderasiatische, die chinesische und japanische Kunst und die Altamerikanische Kunst, Altmexiko, Reich der Asketen. Enthaltsamkeit. Es gibt sogar eine Waffenkunst, eine Brücken- und Tunnel- und Dämmekunst. Sammelbegriff Ingenieurskunst. Und Kunstarrak ist ein unechter Reisbranntwein. Kunststoff, Kunsthaar, Kunstobjekt, Kunsthalle, Kunstfehler, der hat etwas mit unfähigen Ärzten zu tun, deren Unvermögen man erleidet, weil man ihnen vertraut hat. Kunstseide, Kunstrasen. Das ist eine saftiggrüne, struppige Auslegeware aus Kunststoff für draußen, wenn auf dem Balkon kein Gras wächst aber man trotzdem das Gefühl haben möchte, dass es so ist. Künstlertreffpunkt, Kunstleder ist eine gepresste Masse aus Lederabfällen, und die Kunst ist, erstmal darauf zu kommen, dass viele Reste dann keine mehr sind. Kunstschnee, Kunstkenner, Kunstkritiker. Die Kunstkritiker sind aus der Kunstszene gar nicht wegzudenken. Die werden immer wieder gebeten, Kritik zu „üben“. Solange jemand etwas übt, befindet er sich, wie allgemein angenommen, noch in der Lernphase. Daher braucht sich kein Künstler vor Kunstkritikern zu fürchten, sondern sollte mit ihnen nachsichtig umgehen. Man fürchtet sich ja auch nicht vor anderen Auszubildenden, sondern zeigt Verständnis. Kritik steht in erster Linie für Beanstandung, für Tadel, so wie Regen immer für Nässe und Sonne für Licht und Wärme steht. Die Arbeit des Kunstkritikers besteht darin, mit gutem Willen immer wieder zu üben, das in Worte zu fassen, was er sieht und vielleicht auch mit den Händen im Beisein des Künstlers berühren und sich erklären lassen darf. So lange er das aber noch übt, unterscheidet sich die Beurteilung erfahrungsgemäß ganz erheblich von dem, was er nicht sehen, nicht berühren, nicht versteht und einfach nicht empfindet, wofür er jedoch nichts kann, weil es nicht seinem Wesen entspricht, sonst wäre er ja selbst ein Künstler und kein Kritiker. Es könnte sein, dass Kritik den empfindsamen Künstler, der auch noch übt, kritikfähig zu sein, ganz erheblich verletzt und ihn sogar in schwere Depressionen stürzt. Und das könnte selbstverständlich Konsequenzen haben. Der missverstandene und gekränkte Künstler könnte den Spieß umdrehen und als Laie am Kunstkritiker Kritik üben. Es entsteht also eine Win-Win-Situation, in der beide voneinander lernen können. Ein Kunstfärber ist hingegen ein Schönredner, dem auch nicht unbedingt zu trauen ist, von dem aus Eitelkeit aber alle Künstler gerne hören, dass sie große Künstler sind. Eine Kunstgröße ist ein schon bedeutender Künstler, der die Kunstszene beherrscht. Um den reißen sich selbstverständlich der Kunsthandel und die Kunsthallen, inzwischen völlig unabhängig von Kritik noch übender Kunstkritiker. Und was manchmal dabei herauskommt, weiß jeder. ** Kunstbaumwolle. Das ist ein aus Abfällen gewonnenes Gespinst. Kunstpostkarten, Künstlerkolonie, Worpswede, dort waren meine Erwartungen zu hoch. Es gab dort nicht einen einzigen Worps. Ich wähnte sie noch hoffnungsvoll im Teufelsmoor, suchte sie aber vergeblich. ** Kunsthonig, Sirup aus eingedampfter Rohrzuckerlösung. Kunsthistoriker, der hat die Kunstgeschichte erforscht und sein Wissen darüber aufgeschrieben. Kunstliebhaber. Der sammelt wie verrückt alles, was er für Kunst hält. Kunstmäzen. So ein kunstbegeisterter Mensch unterstützt großherzig und fördert Künstler, weil er glaubt, dass es sich vielleicht irgendwann einmal für ihn lohnen könnte. Ganz anders als der Kunstbanause, ein unkünstlerischer, kleinlicher Mensch, so steht es jedenfalls in einem Lexikon aus dem vergangenen Jahrhundert. Banausen sollen angeblich keinen Sinn für Höheres haben. Spießbürger oder Spießer. Ein Spießer war im Mittelalter ein armer Bürger, der mit nur einem Spieß bewaffnet war. Spießrutenlaufen war eine militärische Strafe im 18. Jahrhundert und wird heute im übertragenen Sinne und scherzhaft „durch eine gaffende Menge gehen“ beschrieben, wie zum Beispiel bei einer Modenschau, allerdings ohne Rutenhiebe von Soldaten, sondern von scharfen Zungen. Kunstband, ist nicht aus Hanf oder Sisal, manchmal sogar aus Satin, aus Kunstseide oder Glanzgarnen. Es könnte aber auch ein Buch sein, vielleicht eins mit sieben Siegeln, den sieben Weltwundern oder den sieben Weisen. Kunstbeflissen, Kunstunterricht, Kunstfigur, das ist die künstlerisch gestaltete Vogelscheuche gewesen, die der reichen Erbtante eines Bio-Bauern im Thüringer Wald mit deren abgelegten Kleidern bis aufs Haar glich und eines nachts vom Erdbeerfeld statt der Erdbeeren geklaut wurde. Mindestens einen Monat lang wurde intensiv und doch vergeblich nach ihr gesucht. Erst viel später verplapperte sich der rothaarige, drahtige Fußpfleger der Erbtante beim raffinierten Massieren ihrer Füße, ohne es sofort zu merken. Erst als die Erbtante ihm abrupt ihre Gehwerkzeuge entzog und einen kleinen, empörten Schrei ausstieß, den der Fußpfleger zunächst falsch deutete und die Erbtante anfing zu keifen, bemerkte er seine Unvorsicht und erschrak heftig, dass er aufgeflogen war. Schockiert erfuhr die Erbtante, dass er es war, der seine heimliche Liebe zu ihr und seine Habsucht nicht beherrschen konnte und die Vogelscheuche in seinen Besitz gezwungen hatte, sie vor neugierigen und wissenden Blicken geschützt, in seinem Hühnerstall versteckt gehalten und den Fuchs tatsächlich damit abgeschreckt und seiner Hühnerschar ruhige Nächte beschert hatte. Die Erbtante war zunächst mit Recht zornig und dann ziemlich überrascht, dass sich der gemeine Diebstahl durch den Dieb selbst aufgeklärt hatte. Da er sich aber überwinden konnte und sich traute, bei der Gelegenheit zu beichten, dass er ihr emotional mehr als zugetan war, fiel sie beinahe in Ohnmacht und war mehr als gerührt und sofort milde gestimmt. Seine Liebe zu ihr war so weit gegangen, sie mit der Vogelscheuche in Verbindung zu bringen und seine Hühner an dieser Verehrung teilhaben zu lassen, dass sie ihm umgehend umso lieber ihre Füße überließ und mit Herzklopfen und einem süßen Lächeln die Fußmassage mehr als sonst genoss und darauf verzichtete, eine Strafanzeige zu stellen. Der Fußpfleger ließ sich nicht lumpen, und er opferte als Entschuldigung ein mächtig großes Suppenhuhn, das ihren Magen drei Tage lang füllte. ** Kunstblumen, Kunsteis, Eiskunstlauf, erst die Pflicht, dann die Kunst, also die Kür und später die entsetzten Augen bei der als äußerst ungerecht empfundenen Wertung der Jury für so viel Anstrengung. Verdrehungskünstler, vor dem sollte man sich in Acht nehmen, wenn es nicht darum geht, sich im Kreis oder um die eigene Achse zu drehen. Verkleidungskünstler, Kunstausstellung. So viel zu Kunst. Und das kommt alles in einen Topf und ist doch so verschieden. ** Die Frau ist beruhigt, nachdem sie die Schöpfkelle gefunden hat, die angelaufen, an Zauber verloren hat. Wenn sie wollte, könnte sie sofort dafür sorgen, sie in leuchtendem Silber strahlen zu lassen. Aber sie will sich nicht die Hände schmutzig machen und legt sie zurück in die Schublade, ohne dass es ihr schwer fällt. ** Aushängeschild, Nebensache, Schlafstörung, Knollennase, Klappstuhl, Kaltschale, federführend, Bildmaterial, Rutschpartie, Schneidersitz, Wirkungskreis.

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