Jetzt beschimpft der Schäfer die Hunde und schafft sich einen Dobermann an, der die Hunde überwacht. Es geht so weiter. Während des gesamten Szenariums gab es keine unabhängige Institution, von der die Arbeit und die Entscheidungen des Schäfers kontrolliert worden wären, weil selbst seine Anhänger, die Hunde und die hörigen Schafe, die sich mehr grünes Gras versprachen, nicht wagten aufzumucken. Die unglücklichen Schafe bekommen keine Lämmer mehr und ihre Wolle wird zausig und strohig. Der Schäfer hat wirtschaftliche Verluste, ihm droht die Insolvenz. In einem solchen Zustand befindet sich das Schäfergelände längst. So wie einige Demokratien auf der Erde auf diese schwächelnden Entwicklungen rutschen.
Nicht nur das. Sie suchen immer mehr Gründe, um ihr absurdes Verhalten zu rechtfertigen. Durch Forderungen und Drohungen verlangen sie immer mehr und setzen andere, die dem gleichen Verband angehören unter Druck. So wie in unserem Beispiel. Die anderen Verbandsmitglieder beraten sich und sagen:
„Ja, das ist alles nicht so schlimm. Wir sollten ihm von uns größere Weiden geben.“
Sie tun es. Der Schäfer kommt und beklagt sich, weil man ihm nicht rechtzeitig die Hunde gegeben hätte. Er erhält kostenlos neue Schafe, weil man ihn als Verbandsmitglied der Schäferunion nicht verlieren will, und bald fällt die Schäferunion auseinander, weil zu viele Ersatzkosten auf sie zukommen. Die Schafe laufen frei herum, Wölfe stürzen sich auf sie, ermorden sie und fressen sie auf. Der ursprüngliche Schäfer sitzt am Waldesrand und beklagt sein Schicksal:
„Da könnt ihr sehen, wie schlecht diese Welt ist.“
A1 änderte schlagartig den Inhalt seines Vergleichs. Selbst ihm schienen die Attacken, die er wiedergab, zu reichen. Spontan rief er in den Versammlungsraum hinein:
„Die Menschen hatten das Paradies und sie verspielen es leichtsinnig.
Von daher gesehen ist die Erde für uns reif zur Übernahme. Was dort gemischt und geschummelt wird, ist selbst für Demokratien undenkbar und dennoch vorhanden.“
A1 bemerkte, wie seine Führungsriege den Inhalt dieser Worte als schwer genug empfand, um sich über Formalitäten hinwegzusetzen.
„Wir wollen uns heute einer Aufgabe widmen, die uns schneller und sicherer zum Ziel bringt“, ging der Ethikboss ohne Umschweife zu ihrem geplanten Vorhaben über. Er griff diesen Faden auf: „Einige Religionen auf der Erde haben eine Geschichte mit dem Titel:
"Die Vertreibung aus dem Paradies."
Demnach sind die ersten Menschen Adam und Eva von Gott persönlich nach dem Sündenfall aus dem Paradies gejagt worden. Doch die wahre Geschichte endet erst jetzt. Die Menschen vertreiben sich selbst aus dem Paradies. Umso grauenvoller wird es für sie sein, denn sie verlassen das Paradies mit dieser furchtbaren Erkenntnis der Selbstverursachug.“
Seine Delegierten nickten zustimmend.
„Ja, es ist die Erkenntnis, den Untergang selbst eingeläutet zu haben“, warf B2 ein.
A1 stellte eine neue Frage:
„In diesem Zusammenhang: Welchen Begriff auf der Erde können wir nehmen, um die Bereitschaft der Menschen, sich selbst zu vernichten, mit einem Wort auszudrücken?“
Es bedurfte in diesem Kreis keiner weiteren Erläuterung. Wie aus einem Munde riefen sie:
„Gier.“
A1 sah sich bestätigt und er resümierte: „Sie haben vergessen, Liebe, Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller als Signal, als Zusammenhalt für das Miteinander einzusetzen. Aber von Gier sind noch keine Menschengruppen glücklich geworden.
Noch zur Erklärung“, fügte A1 an, „bei den Menschen selbst heißt das Wort Gier: heftiges, maßloses, hemmungsloses Verlangen, ungezügelte Begierde. Es sind also Begriffe, mit denen die Menschen selbst ein unethisches Verhalten ausdrücken. Wir Akribaler können glücklich über diese Gier sein“, fügte er hinzu, „wir pflanzen ihnen nicht Hass und Zerstörung ein. Wir brauchen sie noch nicht einmal mit Gier zu versorgen, denn davon ist genügend vorhanden.“
C6 blickte aufmerksam seinen Chef an. Ist es das, was er wollte, fragte er sich?
Und A1 fuhr fort: „Lockvögel dafür gibt es zahlreich und sie sind so simpel. Der Kampf gegeneinander setzt aber sofort ein. Wir werden nicht so schnell schauen können, wie sie sich gegenseitig vernichten. Sie bringen sich nicht um, das wäre zu aufwendig. Einer macht den anderen klein, einer raubt dem anderen die Selbstbestimmung. Sie bleiben als hirnlose Geschöpfe auf der Erde zurück und können von uns, für unsere Zwecke benutzt und eingesetzt werden. Ja, das sind sogar neueste Erkenntnisse von der Erde selbst.
Seit mehr als zwanzig Jahren lässt die Intelligenz der Menschheit auf der Erde Jahr für Jahr um sieben Punkte nach. Dazu laufen in sehr unterschiedlichen Instituten Untersuchungen und Versuche. Die Ergebnisse sind nicht mehr zu leugnen. Die Geschwindigkeit potenziert sich. Das hat mit den unterschiedlichsten Gründen zu tun. Die Mittel verstärken sich, die chemisch eingesetzt und denen die Menschen ausgesetzt werden. Sie baden in einem Meer von chemischen Ausdünstungen, die sich täglich verstärken. Außerdem summieren sich auch geringe Verschmutzungen zu einem größeren Giftbrei.
Freunde“, sagte er aufatmend, „was jetzt noch kommt, ist ein Leichtes für uns. In wenigen Jahren werden sie vor uns um Gnade bitten. Diejenigen, die dann noch leben, erhalten die Gnade. Sie erhalten die Gnade, für unser Team schuften zu dürfen.
B1 erhielt in diesem Moment eine Nachricht:
„Einer der Staaten, der uns immer wieder vor neue Herausforderungen stellte, weil in ihm noch ein Rest und ein Hauch von ehrbarer Kultur zu finden war, zumindest in jüngster Zeit“, reichte er den Inhalt der Information an seine Kollegen weiter, „gehört nach neuesten Erkenntnissen, die selbst von der Erde stammen, nicht mehr zu den sauberen und geschätzten.
Die Meldung auf meinem Com Phone lautet: In Mitteleuropa hätten große Teile der Kapitalisten über viele Jahre hinweg den Staat erfolgreich übers Ohr gehauen. Und der Staat hätte es nicht bemerkt oder wollte es nicht bemerken, schließlich sind viele der Betroffenen auch … aber lassen wir das. Einige seiner hochangesehenen Vertreter wären selbst daran beteiligt gewesen.“
B1 blickte sich im Kreis seiner Freunde lächelnd um: „Möglicherweise haben sie intern einen Wettbewerb gestartet nach dem Motto: 'Wer ist der erfolgreichste Giergigant?“
Der gedachte Humor wäre bei den anderen angekommen, wenn die Inhalte nicht so schwerwiegend gewesen wären.
„Gut“, meinte B1, „gehen wir das Thema anders an: Eine Meldung geht um, sie hätten viele Schulen, Brücken und Theater bauen, den Armen helfen und friedliche Projekte in Szene setzen können. Sie hätten mit dem Steuergeld der Betrüger sogar Erfindungen selbst kleinster Leute fördern können. Erfindungen, die es dem einzelnen Haushalt ermöglichen könnten, den Schmutz aus der Luft saugen zu können, wenn denn eine solche Maßnahme überhaupt gewünscht würde.“
„Ich habe noch nie eine Steuermaßnahme erlebt, die für eine bessere Ethik gesorgt hätte“, meinte C6 und stieß auf mehr Beifall.
„Sie berücksichtigten die Gier nicht“, fuhr B1 fort, „sie kannten die Macht der Mächte nicht. Freunde, schätzen wir uns glücklich, die Gier nach Geld und Macht bringt die Menschen dorthin, wo wir sie haben wollen. Wir brauchen keinen Krieg, keinen Mord, keine Gewalt.
Die größten zwanzig Wirtschaftsstaaten der Erde sind sich offenbar einig:
'Machen wir bloß nichts, was unsere Großkapitalisten hemmen könnte'.
Da waren sich wieder einmal die zwanzig größten Staaten einig. Das sind nicht etwa die Staaten mit der größten Verantwortung. Seit Neuestem klingt es ja auch durch das mächtigste Land der westlichen Hemisphäre: ‚Wir zuerst’. Dummheit kann nicht klüger ausgedrückt werden. G20 besagt nur 20 bedeutsame Gesichter, von denen jedes einzelne seine Macht und sein fehlendes Interesse an dem Glück der Menschheit mit dem wichtigsten Gesicht auszudrücken beabsichtigt.“
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