Gerd Pfeifer - ...des Lied ich sing'

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Aus der Laudatio der VONTOBEL-STIFTUNG, Zürich, gehalten anlässlich der Preisverleihung für «…des Lied ich sing'», den vorliegenden Roman:
"Gerd Pfeifer erzählt den Aufstieg eines charakterarmen Profiteurs spannend und mit hoher Formulierungs- und Gestaltungskunst. Behend bewegt sich der Opportunist, Lebenskünstler und Schwerathlet Georg Schäfer durch die deutsche Vorkriegs- und Kriegszeit. Er läuft bei den Nationalsozialisten mit, obwohl ihn Politik innerlich wenig angeht. Aber es dient dem Geschäft. Auch bei den Frauen hat er Glück. Die Biographie dieses anpasserischen, keineswegs simplen Protagonisten, der sich auch dem Kriegsdienst erfolgreich zu entziehen weiss, lässt die Anfänge der Judenverfolgung und die Zeitstimmung auf subtile Weise erkennen. Zu Wort kommt später auch die Stimme eines alten, illusionslos zurückblickenden Mannes. Dabei versteht es Gerd Pfeifer, die verschiedenen Zeitebenen dieser fesselnden Schelmengeschichte virtuos zu verbinden."

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Der alte Mann liegt in seiner Badewanne

Er hält die Augen geschlossen und denkt über seine Jugend nach. Das heiße Wasser besänftigt seinen schmerzenden Rücken. Aber ganz durchdringt die Wärme seinen gebrechlichen Körper nicht mehr. Auf seiner Stirn stehen Schweißperlen, dennoch ist ihm kalt. Hin und wieder schreckt er aus dem Sekundenschlaf alter Leute, dem er sich willig überlässt, öffnet den Wasserzulauf und mischt heißes Wasser unter den Schaum, der gnädig seinen faltigen Körper verhüllt.

Er leidet nicht unter Schlaflosigkeit. Wenn er gegen elf oder zwölf Uhr abends sein Bett aufsucht, schläft er sofort ein. Am nächsten Morgen erwacht er zwischen fünf und sechs Uhr. Dann liegt er zwischen den warmen Laken und führt gemächlich seine Gedanken spazieren. Bis er rund zwei Stunden später ins Bad geht, um sich für sein einsames Frühstück anzukleiden. Er liebt diese Zeitspanne zwischen Wachen und Träumen. Für ihn ist sie die produktivste Zeit des Tages. Zwar sind die meisten Gedanken, denen er während dieser Wachträume nachhängt, praktisch wertlos. Es geschieht selten, dass er sie für das tägliche Einerlei nutzen kann. Aber sie beweisen ihm, dass er noch nicht völlig senil ist.

In diesen zwei Stunden spricht er mit den Geistern seiner Vergangenheit. Öfter noch diskutiert er politische Alltagsfragen, soweit sie ihn interessieren. mit imaginären Kontrahenten. Er versucht, seine Überzeugungen dezidiert zu formulieren, entwirft diffamierende Äußerungen und polemisiert gegen Politiker im Allgemeinen und ihre Steuerpolitik im Besonderen. Hier entstehen die einstudierten Texte seiner verbalen Ausfälle gegen das Zeitgeschehen, dem er sich mehr und mehr entzieht, gegen die Agitatoren der öffentlichen Meinung, gegen die Protagonisten der political correctness und die Beschränkung persönlicher Freiheiten durch den Staat zu Gunsten einer versprochenen, aber nicht realisierbaren Sicherheit, gegen die Diffamierung seiner Generation durch die aktuelle Geschichtsschreibung, gegen das Weltgeschehen in Vergangenheit und Gegenwart und gegen die deutschen und alle anderen Politiker.

Vor Utas Tod stritt er in diesen frühen Morgenstunden stumm mit ihr über das Scheitern ihrer Ehe. Er rekapitulierte, was sie ihm vorgeworfen hatte. Schlagfertig war er noch nie gewesen. Aber hier im Morgengrauen fielen ihm die richtigen Antworten ein. Er stellte sich vor, wie er hätte argumentieren können, wenn ihm die eloquenten Erwiderungen rechtzeitig über die Lippen gekommen wären.

Diese im Geiste geführten Auseinandersetzungen enthoben ihn der Mühe, tatsächlich mit ihr zu streiten. Er hatte bereits alle Argumente in seiner Fantasie mit ihr ausgetauscht. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie waren sich in seiner virtuellen Welt nicht einig geworden; in der Realität würden sie ebenso ergebnislos streiten. Der Aufwand, die Diskussionen mit ihr tatsächlich zu führen, lohnte nicht. Und so unterblieben die Gespräche, die ihre Ehe vielleicht gerettet hätten.

Ein Mal nur hatte er der Versuchung nicht widerstehen können, einen morgens im Geiste formulierten Zynismus tatsächlich anzubringen. Das war anlässlich der offiziellen Einweihung einer damals dem letzten Schrei moderner Architektur entsprechenden Wohnmaschine. Zusammen mit dem bekannten Kaffeeröster und einer gräflichen Vermögensverwaltung hatte er eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet, die als Bauherrin aufgetreten war.

Die publikumswirksamen Namen hatten den damaligen Bundeswohnungsbauminister – eine Charge, die es wegen der allgemeinen Wohnungsnot zu der Zeit noch gab – angelockt. Er kam mit seinen Beschützern, die angestellt waren, ihr Leben für ihn zu opfern, und großer Entourage angerauscht, um sich vor dem scheußlichen, fand Georg, Betonbau filmen und fotografieren zu lassen.

Leutselig unterhielt er sich vor den Kameras mit den Bauherren, als Georg ihn mit scheinheiliger Verwunderung fragte, ob er sich denn für derart unersetzlich und wichtig halte, dass er selbst in der politischen Provinz ein mit Steuern der kleinen Leute finanziertes, schusssicher gepanzertes Auto benutzen müsse. Minister seien doch beliebig austauschbar, wie man aus der Prozedur der Regierungsbildung wisse, in deren Verlauf die Ministrablen wahllos und ohne Eignungsnachweis die Ministerien unter sich aufteilen. Da sei der Aufwand für vorsorgliche Lebensrettungsmaßnahmen doch eigentlich nutzlos verschwendet, vielleicht sogar Missbrauch von Steuermitteln.

Der Minister hatte ihn mit offenem Mund eine oder zwei Sekunden angestarrt und sich dann dem nächsten Bewunderer zugewandt. Der Kaffeeröster grinste, zwinkerte mit den Augen und vermied danach jeden persönlichen Kontakt mit Georg.

Georgs Bemerkung blieb ohne erkennbare Folgen. Dass seine Partei den Minister, der Zinsen nicht von Annuitäten zu unterscheiden wusste, wenige Wochen nach der Einweihung der Wohnmaschine tatsächlich zur Abdankung zwang und ihn durch einen noch weniger geeigneten Parteifreund ersetzte, wollte Georg nicht auf seine Fahnen schreiben. Später wurde der ohne besondere Ehren entlassene Ressortchef neben einer Reihe anderer abgehalfterter Politiker in den Aufsichtsrat einer staatlichen Mittelstandsbank berufen, die während einer kleineren Börsenturbulenz mit Milliardenbeträgen aus Steuermitteln saniert werden musste. Keiner der Verantwortlichen wurde zur Rechenschaft gezogen. Die vor der politischen Macht sich fügende Presse nannte nicht einmal Namen.

Das alles ist lange her. Der entmachtete Minister lebt nicht mehr. Wahrscheinlich hatte er Georgs Einwurf nach ein paar Tagen vergessen. Politiker müssen belastbar sein.

Der alte Mann seufzt. Heute enthält er sich solcher Eskapaden. Nicht weil ihm der Mut fehlte oder die eher kindische Freude an der Provokation. Aber es ist so sinnlos, die Dummheit in der Politik bekämpfen zu wollen. Nicht einmal Lächerlichkeit kann ihre absurde Selbstverliebtheit beeinträchtigen. Politiker sind nicht von diesem Stern. Sie leben in einer virtuellen Welt, die mit dem Leben ihrer Wähler, die sie wie unmündige Kinder zu gängeln belieben, nichts gemein hat.

Der alte Mann ruft sich zur Ordnung. Er ist zu alt, um sich derart gehen zu lassen. Andererseits sind diese Momente, da er sich ärgert und sein Herz schneller schlägt, die wenigen Augenblicke, in denen er spürt, dass er noch lebt – allen Ärzten zum Trotz. Er lächelt breit und zufrieden vor sich hin. Wie im Schlaf nach einem schönen Traum.

An den Inhalt seiner nächtlichen Träume kann er sich selten erinnern. Meistens durchlebt er in ihnen immer wieder einander ähnelnde Situationen: Er befindet sich auf einer verzweifelten Suche – nach seinem Auto, einem Hotel, einer fremden Haustür, nach seinem Büro oder einer Verabredung. Er hat es eilig, möchte pünktlich sein. Äußerlich ruhig überlegt er methodisch, warum er den rechten Ort nicht findet. Befremdliche Hindernisse geraten ihm in den Weg. Er steigt über Zäune und Hecken, befreit sich aus schmerzhaftem Dornengestrüpp, überwindet Sumpf- und schmutzige Wasserflächen, steht vor verschlossenen Türen, leidet unter zäher Bewegungsunfähigkeit, kommt trotz quälender Anstrengung nicht voran, seine Höhenangst macht ihm zu schaffen. Niemals kommt er an, und wenn er resigniert die Suche abbricht, erwacht er. Und hin und wieder überfällt ihn auch sein Kriegstraum.

Vor Jahren hat er versucht, den ständig wiederkehrenden Traumthemen und ihren unbefriedigenden Abläufen einen Sinn abzutrotzen. Er hat Bücher gekauft und über manifeste und latente Trauminhalte, über Verdichtung, Verschiebung und symbolische Darstellung der Traumarbeit und über die Zensur des Ich gelesen. Für eine auch nur annähernd fassbare Traumdeutung hat die Lektüre nicht gereicht. Sie hat nur sein Vorurteil bestärkt, dass Psychologie aus kabbalistisch verbrämten Binsenwahrheiten besteht, die mit einer kryptischen Terminologie einen unhaltbaren Wissenschaftsanspruch erhebt. Er hält sie für Scharlatanerie.

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