Gleich darauf durchschnitt dessen feste, unbeschwerte Stimme den Dunst von Phineas Geist. Er hatte sich bereits überlegt, wie er jedes einzelne Mitglied des Vorstandes auf seine Seite bringen konnte, da sowohl Nicholas, Maddison, Ashley als auch Stephanie ihre individuellen Wünsche hatten. Alle hatten Wünsche, er selbst ja auch, und es war an ihm diese herauszufinden – zumindest einen davon. Nur bot Christopher diesbezüglich kein leichtes Ziel, denn soweit er es beurteilen konnte, besaß der Mann bereits alles. Seine Kaffeefirma › One-More-Cup ‹ hatte enorm an Popularität gewonnen und mit Hilfe der Company schnell eine globale Kundschaft erreicht. Im Gegenzug hatte ihnen Christopher einen erstklassigen Zugang zur Londoner Prominenz und deren bevorzugten Anliegen verschafft, was der Firma eine großartige Option für gezielte Direktwerbung bedeutete.
Christopher führte ein erfolgreiches Geschäft, verkehrte mit der › High Society ‹ und nannte eine umwerfende, wunderschöne Frau sein eigen. Wenn er ihn nicht gerade mit etwas erpressen konnte, besaß er nichts, was er ihm anbieten konnte. Also war alles was ihm in diesem Fall blieb abwarten und sehen welche › Alternative ‹ der Mann dem Vorstand anzubieten hatte. »Ich bin ganz Ohr«, ließ er ihn wissen.
Christopher nickte einmal kurz und faltete auf dem Tisch seine Hände. »Was Sie getan haben, war eine ernste Beleidigung. Ich glaube auch nicht, dass hier jemand anwesend ist, der das anders sieht. Wir akzeptieren Ihre Entschuldigung zwar als aufrichtig, aber …«
An dieser Stelle hüstelte Maddison verhalten.
»… wir glauben nicht, dass Sie genau verstanden haben, warum sich unsere Mitarbeiter so betroffen fühlen. Ohne dieses Verständnis hat der Vorstand jedoch nicht das Gefühl, dass wir noch an der alten Vereinbarung festhalten können.«
Na, großartig , dachte Phineas. Läuft das jetzt auf eine weitere Entschuldigungstour hinaus? »Was soll ich darauf sagen?«, setzte er in bereuendem Tonfall an. »Ich habe mein aufrichtiges Bedauern bereits mit Worten zum Ausdruck gebracht.« Er versuchte nicht zu seufzen, angesichts seiner Lage, sich quasi erneut dafür verantworten zu müssen. »Wie ich bereits durch meine Buchhalterin bestätigt habe, werde ich eine nicht unerhebliche Spende an den › Women-in-Workplace- Fund‹ und neue Verhaltens-Richtlinien einführen ...«
»Das alles sei unbenommen …«, unterbrach ihn Maddison einwerfend.
Phineas war es egal, ja, sogar ganz recht, denn so würde er die Litanei darüber, was er getan hatte oder nun zu tun gedachte, deutlich schneller hinter sich bringen.
»… es macht aber nicht wett, worauf Christopher gerade hingewiesen hat. Mir scheint, dass es Sie nicht wirklich interessiert, was uns anbelangt.«
»Ich war dem Vorstand gegenüber immer offen und für jede Anfrage verfügbar«, erwiderte Phineas.
»Maddison meinte das Uns nicht in Bezug auf den Vorstand«, erklärte Stephanie korrigierend.
»Sie meinte uns Frauen«, ergänzte Ashley.
»Korrekt«, bestätigte Maddison nickend.
»Das stimmt«, fügte Nicholas hinzu, »und obgleich auch ich ein Mann bin, sympathisiere ich sehr mit der weiblichen Belegschaft, die …«
»Geschenkt, Nicholas. Das wurde längst deutlich und zur Kenntnis genommen«, fiel ihm Maddison ins Wort.
An seiner Stelle setzte Christopher ein: »Ich habe dies Problematik bereits eingehend mit meiner Frau, meiner vertrauenswürdigsten Beraterin besprochen. Und wir sind darüber einig geworden, dass dieser Mangel an Verständnis und Vertrauen in der Tat mit einem geeigneten Rehabilitationsprogramm behoben werden könnte.«
Phineas blinzelte. »Sie wollen, dass ich an einer Reha-Maßnahme teilnehme?«
»So kann man es in gewissem Sinne umschreiben, Phineas«, erklärte Christopher mit einem versteckten, aber seltsam süffisanten Grinsen in den Mundwinkeln. »Allerdings spreche ich in diesem Fall nicht von einem erholsamen › Spa ‹-Wochenende oder einigen Stunden auf der bequemen Couch irgendeines Psychiaters. Wir beabsichtigen, diese Arbeit selbst zu übernehmen, auch wenn die Therapie ein wenig experimentell sein dürfte.«
Phineas musste über die Bemerkung eines › Spa-Wochenendes ‹ innerlich lachen. In London war die Art von Reha-Zentren, auf die sich Christopher bezog, tatsächlich eher Orte der Erholung für Prominente mit schlechter Presse, die sich reinzuwaschen suchten, indem sie die eine oder andere Sucht vortäuschten. Er hatte aber weder getrunken noch irgendwelche Drogen zu sich genommen, so dass diesbezüglich zumindest für ihn keine Chance bestand. »Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist«, räumte er leichthin ein und lächelte, trotz Maddisons und Stephanies skeptischen Blicken.
»Wenn Christopher der Auffassung ist«, Ashley wandte sich Nicholas zu, der neben ihr saß, »dass diese Therapie funktioniert, bin ich geneigt, seinen Plan zu befürworten.«
»Wenngleich ich anmerke möchte, dass ich meine Vorbehalte habe, werde ich mich dem anschließen«, erklärte Maddison.
»Einverstanden«, nickte Ashley, indessen Nicholas nur ein leises Grunzen von sich gab.
»Nun, dann liegt es an Ihnen, Christopher«, stellte Ashley im Namen aller fest. »Wenn Sie wirklich bereit sind, sich der Sache anzunehmen, sich anzustrengen und tatsächlich eine Verhaltensänderung herbeiführen können … Nun, dann werde ich Ihnen die Finanzierung für einen dreimonatigen Aufenthalt in der › Nova Attitude Foundation ‹ zur Verfügung stellen.«
Phineas hatte noch nie von der › Nova Attitude Foundation ‹ gehört. Aber das überraschte ihn nicht wirklich, denn in London hatten so einige Unternehmer ihre privaten Projekte oder Stiftungen. Er vermutete, dass die Einrichtung etwas mit seinen Freunden in der › High Society ‹ zu tun hatte – und dass es, trotz seiner Worte eher einem › Spa-Wochende ‹ glich.
Ein Vierteljahr erschien ihm keine allzu lange Zeit zu sein, um leckere Smoothies zu trinken und in einer Therme zu meditieren. In gewisser Weise macht es sogar Sinn , ging es ihm durch den Kopf. Ich werde von ihnen für eine Weile aus dem Rampenlicht gehalten und wenn sich alles beruhigt hat, setzen sie mich wieder hinter meinen CEO-Schreibtisch … Alles in allem nichts wofür ich mich freiwillig gemeldet hätte, aber deutlich besser als alles zu verlieren. »Was soll ich sagen? … Ich bin einverstanden« Er schlug leicht mit den Händen auf seine Schenkel. »Was auch immer es verlangt. Ich bin bereit, an der Maßnahme teilzunehmen.«
Die Frauen des Vorstandes sahen Christopher an, der mit nachdenklichem Blick über Phineas‘ direkte Zustimmung nachdachte. »Ich bin sicher, meine Frau wird Ihnen gerne dabei behilflich sein, die Dinge einmal aus der Perspektive einer Frau zu sehen«, ließ er ihn nach einer gefühlten Ewigkeit wissen.
Die kryptischen Worte waren für Phineas schwer zu deuten, weshalb für ihn weiterhin unklar blieb, was genau Christopher meinte und sich für ihn nun ändern würde …

Kapitel 5
Wie Phineas schnell herausfand, war Christopher Davenports Frau sowohl die Vorstandsvorsitzende der › Nova Attitude Foundation ‹ als auch deren Präsidentin. Zugleich war sie aber auch zugleich deren Schatzmeisterin, Leiterin des operativen Geschäfts, Sekretärin und wie es schien auch die Hausmeisterin, da sie gerade den Müll aus ihrem Büro hinausbrachte, das offensichtlich auch ihr und Christophers Zuhause war. Behutsam ließ er seinen, auf einem › Jaguar XK ‹ basierenden, › Lyonheart K ‹ auf am Bordstein vor dem Eingangsbereich ausrollen. Er liebte diesen auffälligen Sportwagen, von dem in aufwändiger Handarbeit nur zweihundertfünfzig Exemplare gefertigt worden waren.
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