Ganz ruhig sagte sie nur: „Liebe Mauritz, ich weiß wohl, was mir Spaß macht.“
„Schön, dann zeig es auch.“
„Okay, nur keine Eile, mir geht’s gerade sehr gut. Ich bin entspannt und erfüllt. Mach dir keine Sorgen“, entgegnete sie.
„Wollen wir gehen?“, fragte Stefan.
Aber Günther war plötzlich nirgendwo zu sehen.
Es war schon fast 1 Uhr und sie wollten alle ins Bett.
Endlich ließ der große Mann Anna frei und sie kam auch total happy zum Tisch.
„Wo ist Günther denn?“
„Wir wissen selbst nicht, wo er ist. Er ist sicher nicht entführt worden“, sagte Stefan, „wir gehen einfach und er kommt nach.“
„Nein, wir verlassen diesen Ort nicht, wenn wir nicht komplett sind“, erwiderte Anna.
„Der ist doch kein Baby. Mein Gott, du übertreibst manchmal Anna, mit deiner überzogenen...“
„Nein lass es ein. Wir müssen nicht streiten und den schönen Abend kaputt machen. Ich gehe ihn suchen. Wartet mal“, intervenierte Johnny.
Er stand auf und redete ein bisschen mit den Leuten und gab einem Mann 1000 F (ca. 1,50€), der dann mit ihm wegfuhr. Nach zehn Minuten kam er zurück und meinte: „Er ist in guten Händen und feiert ganz doll privat weiter. Ich schlage vor, wir trinken fertig und dann gehen wir. Er kennt den Weg. Er ist kein Kind mehr, mon Dieu!“
Sofort griff Stefan wieder an: „Siehst du Anna? Siehst du? Immer versuchen die Obermutter zu sein.“
Sie sagte nur: „Ha du, ich glaube du bist betrunken, gehen wir.“
„Ich will aber noch ein letztes Bier“, forderte Stefan. Mauritz auch.
Sie tranken und plauderten Quatsch dabei. Es war einfach schön, aber sie waren nun echt müde.
Als sie ins Taxi einsteigen wollten, hörten sie Günther lauf rufen: „He, wartet auf mich. Ihr wolltet schon ohne mich weg fahren.“
Er rannte und stieg auch ein und das Taxi fuhr los. Die Straße der Freude wurde langsam wieder die Straße des Stresses, die Straße des Leids. Der Tag war schon unterwegs und die Straße wurde stetig leerer und ruhiger.
„Wo warst du denn Günther?“, fing Anna an. „Wir haben uns Sorgen gemacht.“
Stefan konterte Annas Aussage: „Nein, sag nicht wir, sei doch selbstbewusst genug, um zu sagen, ich habe mir Sorgen gemacht. Die anderen waren ganz gelassen.“
Günther war wie immer verständnisvoll: „Warum hast du dir Sorgen gemacht, liebe Anna? Mir geht es gut“, er hasste Auseinandersetzungen, ein bisschen das Gegenteil von Stefan.
Stefan, vielleicht betrunken, ging weiter: „Anna, ehrlich gesagt, was ist dein Problem dabei? Bist du in Günther verliebt? Oder eifersüchtig?“
Diesmal reagierte Anna sichtlich genervt: „Halt deine Fresse, du bist betrunken, du weißt nicht mehr, was du sagst. Du bist echt wie ein Bauer. Du bist doch einer. Geh zu deiner Plantage. Die Bauern sind immer so.“
“Es war mein schönster Abend in Kamerun. So habe ich noch nie gefeiert“, fing Günther an.
„Ja es war echt toll. Ich habe mich richtig amüsiert. Und du Mauritz?“, fragte Stefan.
Es kam keine Antwort von Mauritz. Er schlief die ganze Zeit schon tief und fest. Mauritz hatte auch viel Bier getrunken und noch nie so fröhlich ausgesehen, wie gestern Abend.
„Danke Johnny. Es war nett von dir und wir werden uns revanchieren. Wir waren schon oft abends unterwegs, auch mit Kamerunern. Aber sie brachten uns immer nur dahin, wo die Europäer und wohlhabenden Kameruner gern hingehen und...“, Stefan unterbrach Anna: „Ja, da wo alle und alles spießig ist. Auf solchen Straßen, wie der Straße der Freude lernt man mal wirklich Kamerun in der Nacht kennen. Das ist das wahre Kamerun. Die Leute kommen nicht, um sich zu präsentieren, ein neues Auto zu zeigen, um anzugeben. Hier geht’s nur darum Spaß zu haben, zu feiern. Man ist, wie man ist. Das ist echt toll. Dafür danke ich dir, Johnny. Dieses Mal hat die Mutter der Nation – er meinte damit provokativ Anna – Recht. Wir werden uns revanchieren und wer weiß, vielleicht kommst du uns mal in Deutschland besuchen?“
„Ja gute Idee“, meinte auch Günther.
Das Taxi verließ die Hauptstraße und bog links in einen engen Weg ab, der zum Hotel führte.
„Ehrlich Günther, wo warst du denn eigentlich?“, fragte nun Stefan.
„Ah ja. Willst es also doch wissen“, sagte Anna.
„Bitte bleib einfach ruhig Anna. Lass es uns unter Männern regeln, wie man es in Kamerun macht“, konterte Stefan lachend.
„Es geht euch nichts an“, meinte Günther nur.
„ War es denn zum mindestens schön?“, versuchte Stefan doch noch etwas mehr zu erfahren.
Das Taxi hielt an. Sie waren angekommen.
Mauritz musste wirklich lange geweckt werden. Er war im totalen Tiefschlaf.
Sie verabschiedeten sich von Johnny, der mit dem Taxi weiter zu seinem Hotel fuhr.
Solche Abende waren nichts Besonderes für Johnny. Er war es gewohnt. Er hatte geahnt, dass es den Deutschen dort gut gefallen würde. Die meisten Europäer, weil sie das Land nicht kannten, hatten ein ganz konkretes Bewegungsprofil und gehen nur in sogenannte In-Lokale. Da er selbst öfter in solchen Lokalen war, wusste er, wie langweilig es dort war. Dort war es voll mit vielen Prostituierten, die vermögende Kameruner und Euroscheine der Europäer suchten. In solchen Lokalen waren Bekanntschaften auch sehr oberflächlich. Deswegen waren die meisten Freundinnen der Europäer hier in Afrika die sogenannten „leichten“ Mädchen, die gleichzeitig noch neun andere Männer hatten.
Er war nun in seinem Bett angelangt und total kaputt. Das Zimmer war viel komfortabler, mit Klimaanlage. Er versuchte, an Carla zu denken. Die Müdigkeit war leider viel stärker als sein Wille und es blieb ihm keine weitere Fantasieminute. Er schnarchte schon und vielleicht träumte er von Carla?
Carla lag neben Mauritz, der wieder sofort eingeschlafen war und fand keinen Schlaf. Sie drehte sich öfter hin und her und die Bilder von der Szene mit Johnny gingen ihr nicht aus dem Kopf. Was war los mit ihr? Woher kannte dieser fremde Mann ihre intimsten Fantasien? Und wusste genau, wie sie erweckt werden konnten? Sie war schon zwei Jahre mit Mauritz zusammen und hatte niemals solche Erregung gespürt. Ihr Körper juckte regelrecht. Sie wollte Sex. Es kam ihr die Idee, einfach wieder raus zu gehen und Johnny anzurufen. Er sollte zurückkommen und sie mitnehmen. Aber die Idee verwarf sie schnell wieder. Es ging nicht und sie wollte auch Mauritz nicht wehtun. „Morgen aber werde ich es tun. Ich werde mit Johnny schlafen. Ich will ihn in mir spüren, ich will dieses steife Ding, dass ich in seiner Hosen gespürt habe, in mir. Ich will seinen braunen, muskulösen Körper sehen, streicheln, lecken, an seinen vollen Lippen knabbern. Ich will seinen runden festen Po schlagen. Ja ich bin mir sicher, dass ich es will, egal was passiert. Es tut mir leid, Mauritz“, und dabei schlief sie doch ein.
Es war schon fast Mittag als der erste Deutsche aus seinem Zimmer kam. Stefan lächelte die nette Angestellte an, die seit gestern versuchte, mit ihm zu flirten. Er war barfuß und ging direkt an den Strand. Das Wetter war herrlich. Die Sonne schien und der Himmel war blau. Das Wasser war so klar. Man fühlte sich einfach wohl.
Er lief den Strand entlang mit den Beinen bis zu den Knien im Wasser. Es war einfach erfrischend. Nach einer Stunde Spaziergang in paradiesischer Landschaft kam er wieder zurück ins Hotel. Er hatte Lust zu schwimmen und wollte seine Schwimmsachen holen. Er roch den Kaffee aus 100 Meter Entfernung. Die anderen Deutschen waren schon wach. Sie saßen auf der Terrasse und tranken Kaffee UCCAO. Dieser Kaffee wurde produziert von einer Agrargenossenschaft in Westkamerun, das Grasfieldland, mit Sitz in Bafaoussam. Den Geruch dieses Kaffees kann man von sehr weit riechen. „Bonjour, Madame, ich will auch einen Kaffee, schwarz, stark und ohne Zucker“, sagte er.
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