Vollkommen mitgenommen blieb ich im Garten sitzen und versuchte meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, was gar nicht so einfach war. Ich hatte um sie gekämpft, hatte versucht sie umzustimmen, doch nun musste ich akzeptieren, dass ich sie verloren hatte und darin war ich eine Niete.
Um nicht direkt wieder reingehen zu müssen, schrieb ich Laura noch eine Nachricht, in der ich ihr für alles dankte, was sie für mich getan hatte, aber dass ich das Aus der Beziehung zu Evelyn akzeptieren müsse. Anschließend legte ich das Telefon wieder ins Jackett und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als ich hinter mir die Schiebetür zum Garten hörte.
>> Telefonierst du noch?<< fragte mich Dan und kam schließlich zu mir, wo er sich neben mich auf eine Liege legte und so wie ich auf den Pool blickte.
>> Nein, schon länger nicht mehr.<<
>> Willst du drüber reden?<< fragte er mitfühlend und hielt mir ein Glas Whisky hin, das ich jedoch ablehnte. Ich wollte meine Gefühle, meine Trauer, meine Wut und meinen Selbsthass nicht mit Alkohol vernebeln. Ich wollte leiden und den Mist verarbeiten, um darüber hinwegzukommen.
>> Ich soll sie in Ruhe lassen, weil es für sie vorbei ist.<< klärte ich ihn auf, woraufhin er seufzte und mich nachdenklich ansah.
>> Wirst du dich daran halten?<<
>> Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich habe sie verloren und nun muss das Leben weitergehen.<<
>> Ihr seid zwei so sture Dickschädel...<< fluchte er resigniert, bevor er einen großen Schluck Whisky trank und den Kopf schüttelte.
>> Evelyn noch viel mehr als du und das hätte ich nie für möglich gehalten, das jemand noch sturer und dickköpfiger sein könnte als du Blake. Ehrlich... Dass sie nicht sieht, dass du perfekt zu ihr passt, dass ihr toll harmoniert und dass sie sich nicht eingestehen will, wie viel du ihr wirklich bedeutest, denn ganz ehrlich, ich glaube, dass du ihr viel mehr bedeutest, als ihr Job, aber aus irgendeinem Grund, kann sie das nicht zugeben und tritt ihr eigenes Glück dadurch lieber mit Füßen und so lange kannst du da nichts dran machen. Ich hoffe einfach für Evelyn, dass sie das irgendwann einsieht und dann werdet ihr wieder zusammenkommen.<< versicherte er mir, doch den Glauben hatte ich so langsam verloren. Dieses ganze hin und her hatte mich mürbe und überaus müde gemacht.
>> Und was soll ich so lange tun?<<
>> Nichts. Du arbeitest und genießt dein Leben, denn vielleicht wird sie es auch nie begreifen und dann hättest du dein Leben weggeworfen.<< sagte er und wartete auf eine Reaktion von mir, doch dafür war ich einfach zu ausgelaugt. Ohne Evelyn das Leben zu genießen, passte einfach nicht und machte keinen Sinn, was ich aber erst jetzt verstand. Ich verfluchte den Abend vor einer Woche und meine Kurzschlussreaktion, wo ich mich von ihr getrennt hatte, egal wie richtig es anscheinend gewesen war.
>> Und bevor du an dir selbst zweifelst... Dein Schlussstrich war richtig.<< redete er mir ins Gewissen und sah mich dabei scharf an.
>> Ich hätte mich nicht von ihr trennen sollen...<< widersprach ich ihm, was ihn in helle Aufregung versetzte.
>> Doch! Das war nötig, denn du warst nicht glücklich in der Beziehung, musstest immer hinten an stehen und oft zurückstecken und so sollte es nicht sein. Beide sollten glücklich sein und deswegen war diese Trennung so wichtig. Damit sie sieht, dass du unglücklich warst, sieht, dass du oft zurückgesteckt hast, dass es so nicht in Ordnung war... Damit sie aufwacht und merkt, wie viel du ihr bedeutest und dass sie dich braucht. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie das irgendwann einsieht und dann wird sie zu dir kommen und um eine zweite Chance bitten. Glaub mir.<< bat er mich und sah mich durchdringend an.
So sehr ich seine Worte auch glauben wollte, momentan konnte ich sie nicht glauben. Evelyn war ein Sturkopf und zwar ein sehr stolzer, der sicherlich niemals zu mir kommen und um eine zweite Chance bitten würde. Das passte einfach nicht zu ihr. Eher würde sie ein Leben lang allein und unglücklich bleiben, als sich und vor allem jemand anderem gegenüber einen Fehler einzugestehen.
>> Was hältst du davon, wenn wir nächstes Wochenende mal wieder rausfahren? Nur Lewis, du und ich? Ein Männerwochenende, damit du auf andere Gedanken kommst und mal abschalten kannst?<< fragte Dan mich schließlich, da ich nichts mehr zu seinem Vortrag gesagt und stattdessen wieder lieber das Wasser im Pool beobachtet hatte.
>> Klingt gut.<< mischte sich plötzlich Lewis ein, der ebenfalls in den Garten gekommen war und sich direkt zu uns setzte.
>> Das ist lieb gemeint, aber genießt doch lieber die Zeit mit euren Freundinnen. Ehrlich. Mir geht es gut. Ich glaube, dass ich erst mal ein wenig Zeit für mich allein brauche, um das alles zu verarbeiten.<<
>> Dann hast du aber keine Freude und denkst die ganze Zeit nur an sie und das zieht dich dann extrem runter. Wir lassen dir keine Wahl. Nächstes Wochenende schleppen wir dich einfach mit.<< besiegelte Lewis mein Schicksal, wobei ich mich auch nicht mehr wehrte. Zum einen waren es noch einige Tage hin, bis wir wirklich segeln wollten und zum anderen konnte sich bis dahin noch eine Menge ändern, weswegen ich nichts mehr dazu sagte.
>> Hat sie denn noch irgendetwas gesagt?<< hakte Dan auf einmal nach und sah mich wieder nachdenklich an.
>> Nur, dass ich Dimitrij danken soll, dass er sie gerettet hat.<< sagte ich, während Dan lautlos auflachte, da er nach der ganzen Sache genau so sauer auf Dimitrij gewesen war, wie ich.
Am nächsten Morgen hatte Dan ihn zusammen mit dem anderen Personenschützer zur Rede gestellt und sie abgemahnt, da ihr Verhalten inakzeptabel gewesen war. Auch wenn ein Schichtwechsel stattfand, musste man die zu beschützende Person im Auge behalten, was sie nicht gemacht hatten und das nicht nur für einen kurzen Augenblick, sondern länger, da es einige Zeit gedauert hatte, bis sie Evelyn mit Adam gefunden hatten.
Diese Unachtsamkeit hatte Adam ausgenutzt und dadurch war es ihm gelungen Evelyn wieder so heftig zu verletzen und zuzurichten. Zum Glück hatte er es nicht geschafft sie zu vergewaltigen oder zu ermorden, denn sonst hätte ich die beiden gefeuert oder noch schlimmeres getan, wenn Evelyn es nicht geschafft hätte.
>> Wofür danken? Dass er nicht auf sie geachtet und sie dadurch so viel abbekommen hat? Dass Adam sie verletzen, fast erwürgen und beinahe vergewaltigen konnte?<< sagte Dan ironisch, während seine Mimik seine Äußerung stark untermauerte.
>> Dafür, dass Adam ihr nicht noch mehr antun konnte und dafür, dass er vor zwei Tagen gestorben ist.<< klärte ich Dan auf und sah wie auch Lewis mich auf einmal wieder interessiert ansah.
>> Er hat es nicht geschafft?<<
>> Nein, er ist gestorben.<<
>> Zum Glück. Dieser miese Wichser.<< fluchte Dan, woraufhin Lewis ihm Recht gab und zustimmend nickte.
>> Dann braucht sie jetzt keine Angst mehr zu haben, dass er wieder kommen und sie wieder verletzen oder vergewaltigen könnte.<<
>> Mhm.<< stimmte ich Lewis zu und fuhr mir mit den Händen durchs Gesicht, da ich komplett fertig war.
>> Ich werde ihn morgen anrufen und es ihm ausrichten, wenn ich in der Firma bin und genau das ist mein Stichwort. Ich hoffe, dass ihr mir verzeiht, wenn ich jetzt schon gehe.<< entschuldigte ich mich und stand bereits von meiner Liege auf, was auch Dan und Lewis taten.
>> Kein Problem. Es war schön, dass du hier warst und dass du Hannah mal kennengelernt hast.<<
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