>> Natürlich.<< versicherte sie Lewis, der daraufhin zufrieden grinste und Jen verliebt ansah. Sofort dachte ich an Evelyn, an unsere verliebten Blicke, die wir oft ausgetauscht hatten, daran, wie es war, neben ihr zu sitzen und ihre Anwesenheit zu spüren. Niedergeschlagen trank ich noch einen Schluck, um mir nichts anmerken zu lassen und meine Gefühle für sie zu betäuben.
Doch es funktionierte nicht. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Evelyn, was mich so langsam in den Wahnsinn trieb. Was sie jetzt wohl machte? Ob sie noch im Krankenhaus war? Ob sie meine Blumen heute bekommen und die Karte gelesen hatte? Ob sie auch an mich dachte? Ich konnte sie einfach nicht aufgeben, so sehr ich es auch wollte, es ging einfach nicht.
>> Wer hat Lust auf einen Nachtisch?<< fragte Jen plötzlich in die Runde, woraufhin sie in der Küche verschwand und die Schokoladenküchlein holte, da so gut wie alle Lust darauf hatten. Zwar hatte ich keinen Appetit, aber ihr zu Liebe würde ich auch das noch in mich hineinstopfen und in einigen Minuten nach Hause fahren. Immerhin hatte ich drei Stunden mit ihnen überstanden und hatte somit erst einmal wieder Ruhe, um meine Trennung zu verarbeiten.
>> Du auch Blake?<< fragte mich Jen, als sie neben mir stand und mir einen Teller hinhielt.
>> Danke.<<
Sie nickte nur und setzte sich wieder, als ich mir den ersten Bissen nahm und die Schokolade auf meiner Zunge zergehen ließ.
>> Es schmeckt wirklich sehr gut.<< lobte ich sie, weswegen sie mich warmherzig anlächelte, wobei sie ihr Mitleid nicht verstecken konnte.
>> Das freut mich.<<
Sie wollte noch etwas sagen, als mein Telefon klingelte und ich es eilig aus meinem Jackett nahm. Mein Herz blieb beinahe stehen, da dieser Klingelton nur zu einer Person passte. Hastig drückte ich auf annehmen und stand bereits auf, um in den Garten zu gehen und dort ungestört zu telefonieren.
>> Evelyn, hi!<< begrüßte ich sie, weswegen mich sofort alle im Raum ansahen, doch das ignorierte ich und öffnete die Tür in den Garten.
>> Hi, störe ich grade?<<
>> Nein, überhaupt nicht. Wie geht es dir?<< versuchte ich so neutral und locker zu sagen, wie es ging, wobei es sicherlich total verkrampft und verzweifelt klang.
>> Na ja, nicht toll, aber es wird besser und dir?<< hakte sie nach, wobei ihre Stimme zitterte und sehr leise war.
>> Ähnlich.<< gab ich zu, woraufhin eine kurze Pause entstand, da wir beide ziemlich fertig waren und ich auch nicht wusste, was ich sagen sollte.
>> Ich... Ich wollte dich auch nicht lange stören, ich hätte nur zwei Sachen, die ich gern mit dir bereden würde.<< erklärte sie mir, während ich hoffte, dass sie ewig mit mir telefonieren würde, da der Klang ihrer Stimme mich dermaßen glücklich machte, wobei der Satz nichts Gutes vermuten ließ.
>> Dann fang mal an.<< antwortete ich, nachdem ich tief durchgeatmet hatte und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen.
>> Der Mann, der Adam von mir weggerissen hat, war das einer deiner Männer?<< hakte sie nach, wobei ihre Stimme bei der Frage kaum noch zu hören war, da sie das ganze wohl doch noch ziemlich mitnahm.
>> Ja, es war Dimitrij. Einer meiner Leibwächter, wieso?<<
>> Könntest du ihm im Namen von mir danken, oder könntest du mir seine Nummer geben, damit ich das selbst machen kann? Immerhin hat er mich vor ihm gerettet.<<
>> Gerettet ist gut... Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen, dass Adam dich auch nur hätte anfassen können.<< knurrte ich und spürte bereits wieder die Wut in mir aufsteigen.
>> Mag sein, aber er hat...<<
>> Er hat was?<< hakte ich nach, da sie nicht mehr weitersprach und ich ungeduldig war.
>> Er... Er hat mich auch in Zukunft vor ihm gerettet, er kann mir nie wieder etwas antun und dafür kann ich ihm gar nicht genug danken.<<
>> Ist er gestorben?<< fragte ich nach, da ich diese Information noch nicht bekommen hatte. Seitdem Laura einen ziemlich großen Streit mit Evelyn gehabt hatte, erzählte sie mir nichts mehr, da sie sonst ihren Beruf aufs Spiel setzte, was nicht grade leicht für mich gewesen war.
>> Ja, vor zwei Tagen. Ich habe ihn heute Abend noch gesehen, um mich selbst davon zu überzeugen.<<
>> Wie denn?<<
>> In der Leichenhalle.<<
>> Du warst in der Leichenhalle?<< fragte ich schockiert nach und hatte sofort die Bilder aus irgendwelchen Filmen oder Serien im Kopf. Wie konnte jemand da freiwillig hingehen?
>> Ich musste ihn sehen, um wirklich sicher gehen zu können.<<
>> Verstehe. Ich werde es Dimitrij ausrichten, es war zwar sein Job, den er auch hätte besser machen können, aber ich richte es ihm aus.<< versicherte ich ihr und war überaus erleichtert, dass Adam Dimitrijs Schläge nicht überlebt hatte. Immerhin das hatte er richtig gemacht.
>> Danke.<<
>> Was ist denn das zweite?<< fragte ich nach und wartete einige Sekunden auf ihre Antwort, da es ihr anscheinend schwerer fiel.
>> Blake, ich... Du weißt hoffentlich, dass ich dich liebe und dass ich finde, dass du ein außergewöhnlicher und toller Mann bist, aber das mit uns, dass.... Wir wollen unterschiedliche Dinge und die Frau, die du gerne hättest, die du an deiner Seite brauchst, die werde ich niemals für dich sein können, so sehr ich das auch wollte, aber es funktioniert nicht, also bitte akzeptier das endlich und hör auf mir Blumen und Nachrichten zu schicken. Das macht das alles doch nur noch schwerer für uns beide.<< erklärte sie mir mit einer zittrigen Stimme und schluchzte dabei ein wenig, was mich fertig machte.
Ich konnte Evelyn noch nie weinen sehen oder hören, da ich dann immer das Bedürfnis verspürte, sie zu trösten und sie in den Arm zu nehmen, weil sie dann immer so klein und verloren wirkte, aber das konnte und durfte ich jetzt nicht. Mein Herz zog sich dabei zusammen und schmerzte, woraufhin ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, was ein wenig dauerte.
>> Es ist wirklich endgültig für dich? Hast du keine Zweifel daran, dass ich einen Fehler gemacht haben könnte, dass wir eigentlich doch zusammengehören und wir das schaffen könnten? Vermisst du mich nicht?<< fragte ich sie direkt und wollte ihre Antwort eigentlich schon nicht mehr hören, da ich sie mir schon denken konnte.
>> Natürlich vermisse ich dich, sehr sogar, aber es war die richtige Entscheidung von dir. Also ja, es ist endgültig.<<
>> Wenn das so ist...<< begann ich den Satz, sprach ihn jedoch nicht zu Ende, da ich diesen endgültigen Strich einfach nicht wahrhaben wollte.
>> Ich bin sicher, dass du eine tolle Frau finden wirst, die dir das gibt, was du brauchst und bei der du an erster Stelle stehst Blake. Glaub mir, sie wird kommen und du wirst mich schnell vergessen und es einsehen...<< sagte sie, während sie immer lauter weinte, was ich nicht ertrug. Evelyn leiden zu hören, war für mich zu viel des Guten, aber sie hatte ihren Standpunkt klar gemacht, weswegen ich auflegte, um nicht noch verzweifelter nach einer weiteren Chance zu betteln, die es niemals gäbe.
Zudem ertrug ich es einfach nicht, sie leiden zu hören und hätte nichts mehr sagen können, ohne ihr das Gegenteil von dem zu sagen, was sie hören wollte. Ich wollte sie und brauchte sie, nur wollte sie das nicht mehr, weswegen ich es akzeptieren musste. Auch wenn sie litt, weinte und es ihr schwer fiel, brachte es nichts mehr, da ich wusste, wie stur sie war. Nachdem ich so abrupt aufgelegt hatte, bereute ich es, allerdings war es dafür nun zu spät.
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