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Simon Green: Wächter der Menschheit

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Simon Green Wächter der Menschheit
  • Название:
    Wächter der Menschheit
  • Автор:
  • Издательство:
    Bastei&Lübbe
  • Жанр:
  • Год:
    2010
  • Город:
    Köln
  • Язык:
    Немецкий
  • ISBN:
    978-3-8387-0700-6
  • Рейтинг книги:
    4 / 5
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Wächter der Menschheit: краткое содержание, описание и аннотация

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Wissen Sie was? Es ist alles wahr. Alles, was Ihnen jemals Angst eingejagt hat, von Verschwörungstheorien über Monster unter dem Bett bis hin zu Gespenstern und Ghulen und langgliedrigen Bestien. Nur aus einem einzigen Grund haben sie die Welt noch nicht übernommen: Weil meine Familie immer da gewesen ist und sich ihnen in den Weg gestellt hat. Wir hüten die Tür, wir schützen euch vor dem großen bösen Wolf, und ihr kennt noch nicht einmal unsere Namen. Natürlich muss dafür ein Preis gezahlt werden. Von uns - und von euch. Mein Name ist Bond. Shaman Bond. Naja, nein; eigentlich ist das nur mein Rufname. Wenn die Stellenbeschreibung von einem verlangt, regelmäßig persönlich mit Kreaturen der Nacht zu verkehren, muss man sich seinen Spaß suchen, wo man kann. Mein richtiger Name ist Eddie Drood. Mit der Lizenz zum Treten in übernatürliche Ärsche. Meine Familie ist eine der ältesten in England, vielleicht die älteste, und wir haben die Menschheit für mehr Jahrhunderte vor den Mächten der Finsternis beschützt, als selbst wir Lust haben zurückzudenken. Es gibt welche, die sagen, Drood sei nur eine Ableitung von Druide. Die Aufgabe eines Schamanen ist es, seinen Stamm vor Bedrohungen von außen zu beschützen, und genau das habe ich immer getan. Ich habe meinen Job geliebt. Bis mir alles um die Ohren flog.

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»Tun Sie mir nichts!«, sagte er und blickte mich mit fast kindlicher Unvoreingenommenheit an.

»Pst!«, sagte ich. »Sie halten einfach den Mund, und ich bin sofort wieder weg. Weswegen sind sie überhaupt hier drin?«

»Weil ich den Mund nicht halten kann«, antwortete er traurig. »Man hat mich konditioniert, umprogrammiert, meine Arbeitsparameter geändert, und alles ist schrecklich schiefgelaufen. Wenn mir jetzt jemand eine Frage stellt, muss ich sie beantworten, ob er das richtige Passwort kennt oder nicht. Ich bin zu einem Sicherheitsrisiko geworden.« Plötzlich weiteten sich seine Augen, und Angst spiegelte sich in seiner Miene wider. »Sie werden rauskriegen, dass ich mit Ihnen gesprochen habe! Sie werden denken, dass Sie mich gefragt haben, was kommen wird! Ich werde es Ihnen nicht sagen! Auf keinen Fall!«

Er biss die Zähne zusammen, und ich hörte ein deutliches Knirschen. Seine Muskeln zogen sich krampfhaft zusammen, sein Rücken wölbte sich vom Bett hoch, seine Augen quollen aus den Höhlen, und dann lag er schlaff und reglos da, und sein letzter Atemzug war ein kleiner, trauriger Seufzer. Ich fühlte nach einem Pulsschlag an seinem Hals, aber er war definitiv tot. Ein Giftzahn, um Gottes willen! Ich dachte, die wären in den Sechzigern aus der Mode gekommen! Ein Mann hatte sich gerade vor mir umgebracht, und ich hatte keine Ahnung, warum. Ich weiß nicht, was er glaubte, dass ich ihn fragen könnte. Der Gottlose fleucht, und niemand jagt ihn, und dergleichen.

Dann kam mir in den Sinn, dass eine ganze Menge Leute sich richtig darüber aufregen würden, dass so eine wertvolle Ressource wie der Karma-Katechet meinetwegen tot war. Vielleicht würde ich diesen speziellen Zwischenfall in meinem Missionsbericht lieber doch nicht erwähnen.

Ich horchte sorgfältig an der Tür: Die Sirenen heulten sich noch immer ihre kleinen elektronischen Herzen aus dem Leib, aber die wütenden Schritte schienen sich entfernt zu haben. Sachte öffnete ich die Tür und schlüpfte auf den Korridor hinaus. Weitere Gewehre stießen aus den Wänden und eröffneten augenblicklich das Feuer, als sie sahen, wie die Tür sich bewegte. Ich sprintete durch den Gang, wobei meine Rüstung mir übernatürliche Geschwindigkeit verlieh, und rannte lachend durch die Kugeln, als ob sie nichts als Regentropfen wären.

Ich erreichte das Ende des Korridors und sprang die Treppe zum nächsten Stockwerk hinunter, segelte in einem Satz von der obersten bis zur untersten Stufe durch die Luft. Meine gepanzerten Beine beugten sich bei der Landung, um den Aufprall zu absorbieren, und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Manchmal ist meine Arbeit so verdammt cool! Ich spurtete durch den nächsten Korridor und bewegte mich mittlerweile so schnell, dass den Gewehren in den Wänden keine Zeit zu reagieren blieb. Ich kam am Ende an - und dann vor der obersten Stufe der nächsten Treppe rutschend zum Stillstand: Eine ganze Kompanie schwer bewaffneter und gepanzerter Wachmänner war bereits auf halber Höhe der Treppe. Ich machte kehrt und rannte den Weg zurück, den ich gekommen war. Ich hätte mich durch sie durchkämpfen können. Sie hätten nicht gewusst, was sie traf, bis es zu spät gewesen wäre. Ich hätte sie alle töten können, ohne in Schweiß auszubrechen, aber so etwas mache ich nicht. Ich bin ein Agent, kein Mörder. Diese Wachen waren nicht die wirklich bösen Typen hier, sondern nur bezahlte Hilfskräfte. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, was vor sich ging, oben auf den gesperrten Stockwerken. Wahrscheinlich dachten sie, Saint Baphomet sei nur eine weitere Klinik für reiche Exzentriker.

Ich töte schon, wenn ich muss. Aber meistens muss ich nicht. Also mache ich es nicht.

Ich fand die Aufzüge, brach die protestierenden Türen mit meinen gepanzerten Händen auf und sprang den leeren Schacht hinunter. Ich ließ mich fallen und hielt dabei mit einer goldenen Hand das Stahlkabel fest gepackt, um meinen Absprung zu steuern. Fette Funken vom Kabel erfüllten die Düsterkeit des Schachts wie Feuerwerk. Mit einem höllischen Krach traf ich auf dem Boden des Schachts auf und merkte rein gar nichts. Ich brach die Aufzugstüren auf, trat hinaus in die Eingangshalle … und da war Saint Baphomets Sicherheitschef und erwartete mich. Ich hatte gehofft, ich würde ihm nicht über den Weg laufen, seit ich seinen Namen in den Missionsinstruktionen gelesen hatte. Wir hatten Vergangenheit.

Ich gestattete mir ein paar innerliche Flüche. Keinen davon laut, versteht sich; das hätte als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden können, und die Droods sind niemals schwach. Es ist alles eine Frage der Haltung, wissen Sie noch?

Also entspannte ich mich ostentativ und nickte dem Sicherheitschef lässig zu. Ich wusste, wer er war, wer er sein musste, auch wenn sein Gesicht und sein Körper mir neu waren. Dies war mein alter Widersacher Archie Leech, der einen neuen Körper einlief, groß und muskulös und vollgepackt mit Waffen. Ich erkannte ihn nur an dem kandarianischen Amulett, das um seinen Hals hing: ein hässlicher Klumpen geschnitzten Steins, Relikt einer Rasse, die vor Jahrtausenden ausgelöscht worden war, und das auch ganz zu Recht. Er erlaubte Archie, seine Seele nach Belieben von einem Körper zum nächsten springen zu lassen. Es ging das Gerücht, dass er ständig ein Dutzend oder so in scheintotem Zustand auf Reserve hatte, nur für den Fall, dass der, den er gerade trug, zu viel Schaden davontragen sollte, um weitermachen zu können.

Archie war ein Körperusurpator, ein Serienseelenschänder, und es war ihm völlig schnuppe, was aus den Körpern wurde, wenn er sie wieder aufgab. Ich hatte in der Vergangenheit versucht, einige davon zu retten, aber es war nicht immer möglich. Ich hatte Archie früher schon getötet, wenn ich es unbedingt musste, aber es hatte nie angeschlagen. Ich weiß nicht, wie er ursprünglich einmal ausgesehen hatte. Es war ohne Weiteres möglich, dass nicht einmal er selbst sich noch daran erinnern konnte, nach so vielen Gesichtern. Er blickte mich finster an, denn dank seines verfluchten Amuletts konnte er mich deutlich sehen. Drei Mal in einer Nacht … ich fing an, mir ein kleines bisschen auffällig vorzukommen.

»Dieser Ort ist tabu für jedermann«, sagte Archie mit ausdrucksloser Stimme. »Sogar für die anmaßenden Droods.«

Ich musste lächeln hinter meiner goldenen Maske. »Nirgendwo ist tabu für uns, Archie. Das weißt du doch.«

»Was willst du hier, Drood? Sind nicht mal mehr Krankenhäuser sicher vor dir und deinesgleichen?«

»Das aus deinem Mund zu hören ist ja köstlich, Archie! Wann hat es dich je interessiert, ob du Unschuldige in Gefahr bringst? Droods gehen hin, wo wir hingehen müssen, um zu tun, was wir tun müssen. Hast dir ein neues Aussehen zugelegt, was, Archie? Machst einen auf groß und brutal und Anabolikamissbrauch. Normalerweise hast du sie doch gern jünger - und hübscher.«

Er zuckte die Schultern. »Ist ein bisschen lang im Arm, aber gut für schweres Heben. Und in letzter Zeit haben sie sich so schnell abgetragen.«

Ich machte einen bedächtigen Schritt nach vorn. Er rührte sich nicht vom Fleck. »Tritt zur Seite, Archie!«, sagte ich. »Mein Auftrag ist ausgeführt. Ist nicht nötig, dass das hier hässlich wird.«

»Du machst dir Gedanken um die Körper, die ich trage«, sagte er und lächelte mit seinem gestohlenen Mund. »Das war schon immer deine Schwäche.«

»Tritt zur Seite!«, sagte ich. »Oder ich werde dich beschädigen.«

»Nicht die geringste Chance. Ich wollte schon immer mal einen Drood töten.«

Er eröffnete das Feuer mit einer Maschinenpistole und bespritzte mich mit Kugeln. Sie prallten von meinem gepanzerten Gesicht und Brustkorb ab, und ich ging mitten in den Kugelregen hinein und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Er hieb nach mir mit einem leuchtenden Messer, aber auch die Zaubersprüche, mit denen die Schneide verzaubert war, reichten nicht aus, um mehr als einen Funkenschauer hervorzurufen, als die Klinge über meine Kehle glitt. Ich griff nach dem Amulett um Archies Hals, aber im letzten Moment rutschte meine Hand zur Seite. Das Amulett hatte ernst zu nehmende Schutzzauber.

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