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Edgar Burroughs: Die Götter des Mars

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Edgar Burroughs Die Götter des Mars

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Nach einem langen Exil auf der Erde ist John Carter endlich auf seinen geliebten Mars zurückgekehrt, doch die schöne Dejah Thoris, die Frau, die er liebte, ist verschwunden. Nun war er im legendären Eden des Mars gefangen – einem Eden, dem niemand je lebendig entrann.

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Doch was für grauenvolle Dinge würden inzwischen in diesem Raum vor sich gehen!

»Xodar! Kann keine Macht dieses gräßliche, sich drehende Monster zum Halten bringen?« fragte ich. »Gibt es niemanden, der das Geheimnis dieses schrecklichen Gitters kennt?«

»Ich fürchte, niemanden, den wir noch rechtzeitig herholen könnten. Dennoch werde ich gehen und es versuchen. Warte hier auf mich.«

Nachdem er gegangen war, sprach ich mit Dejah Thoris, und sie streckte mir ihre liebe Hand durch die gnadenlosen Gitterstäbe, damit ich sie bis zum letzten Augenblick halten konnte.

Thuvia und Phaidor traten ebenfalls näher, aber als Thuvia sah, daß wir allein sein wollten, zog sie sich zur anderen Seite des Raumes zurück. Nicht so die Tochter von Matai Shang.

»John Carter, dies ist das letzte Mal, daß du eine von uns erblickst«, sagte sie. »Sage mir, daß du mich liebst, damit ich glücklich sterben kann.«

»Ich liebe nur die Prinzessin von Helium«, erwiderte ich ruhig. »Es tut mir leid, Phaidor, aber es ist so, wie ich dir von Anfang an gesagt habe.«

Sie biß sich auf die Lippen und wandte sich ab. Doch vorher sah ich, wie sie Dejah Thoris einen finsteren, feindseligen Blick zuwarf. Nun stand sie etwas entfernt, doch nicht so weit weg, wie ich es mir gewünscht hätte, denn ich hatte der langvermißten Geliebten viele kleine Vertraulichkeiten zuzuraunen.

Wir unterhielten uns einige Minuten leise. Die Öffnung wurde immer kleiner. Bald würde sie zu schmal sein, als daß die schlanke Gestalt meiner Prinzessin hätte hindurchgleiten können. Warum beeilte sich Xodar nur nicht? Über uns konnten wir den schwachen Widerhall eines großen Tumults hören.

Unzählige schwarze, rote und grüne Männer kämpften sich durch das Feuer des lodernden Tempels von Issus.

Ein Luftzug von oben trug uns den Geruch von Rauch zu. Während wir auf Xodar warteten, wurde der Rauch immer dicker. Da hörten wir Rufe am fernen Ende des Ganges und eilige Schritte.

»Komm zurück, John Carter, komm zurück!« rief eine Stimme. »Jetzt brennen sogar die Gruben.«

Einen Augenblick später brachen ein Dutzend Männer durch den nun jede Sicht nehmenden Rauch und kamen zu mir. Das waren Carthoris, Kantos Kan, Hor Vastus und Xodar mit einigen wenigen, die mir in den Tempelhof gefolgt waren.

»Es besteht keine Hoffnung, John Carter«, sagte Xodar. »Der Schlüsselbewahrer ist tot, die Schlüssel sind nicht an seinem Körper zu finden. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, die Feuersbrunst zu löschen und dem Schicksal zu vertrauen, daß deine Prinzessin nach einem Jahr noch lebendig und unversehrt ist. Ich habe genügend Nahrung mitgebracht, daß sie damit auskommen. Wenn dieser Spalt geschlossen ist, kann der Rauch nicht zu ihnen dringen, und wenn wir die Flammen schnell löschen, glaube ich, daß sie sicher sind.«

»Dann geh und nimm die anderen mit«, erwiderte ich. »Ich werde hier bei meiner Prinzessin bleiben, bis ein gnadenvoller Tod mich von meiner Trauer erlöst. Mir liegt nichts mehr am Leben.«

Während meiner Worte hatte Xodar eine große Menge kleiner Konservenbüchsen in die Gefängniszelle geworfen. Einen Augenblick später war der Spalt nicht mehr als ein Zoll breit. Dejah Thoris stand so dicht wie möglich dahinter und flüsterte mir Worte der Hoffnung und der Ermutigung zu. Sie drängte mich, an die eigene Rettung zu denken.

Plötzlich erblickte ich hinter ihr das schöne Antlitz Phaidors von haßerfüllter Bosheit verzerrt. Als ich ihrem Blick begegnete, sagte sie: »Glaube nicht, daß du die Liebe von Phaidor, der Tochter des Matai Shang, so leichtfertig verschmähen kannst. Und hoffe auch nicht, deine Dejah Thoris je wieder in den Armen zu halten. Warte du nur dieses lange, lange Jahr. Doch wisse: Wenn das Jahr vorüber ist, werden es Phaidors Arme sein, die dich willkommen heißen – nicht die der Prinzessin von Helium. Sieh hier, sie stirbt!«

Als sie geendet hatte, sah ich, wie sie einen Dolch hob, und dann sah ich noch eine andere Gestalt. Es war die von Thuvia. Als der Dolch auf die ungeschützt Brust meiner Geliebten niederstieß, befand sich Thuvia fast zwischen ihnen. Eine Rauchwolke versperrte mir die Sicht und verbarg die Tragödie in dieser schrecklichen Zelle – ein Schrei ertönte, ein einziger Schrei, als der Dolch herab stieß.

Nachdem sich der Rauch verzogen hatten, blickten wir auf eine kahle Wand. Der letzte Spalt hatte sich geschlossen, und nun würde die grauenvolle Kammer ihr Geheimnis ein ganzes Jahr lang vor den Blicken der Menschen verbergen.

Sie drängten mich, wegzugehen.

»In wenigen Augenblicken ist es zu spät«, sagte Zodar. »Es gibt ohnedies nur noch eine geringe Chance, daß wir je lebendig zu den Außengärten gelangen. Ich habe befohlen, daß die Pumpen angeworfen werden, und in fünf Minuten werden die Gruben überflutet sein. Wollen wir nicht wie Ratten in einer Falle ertrinken, müssen wir nach oben eilen und uns durch den brennenden Tempel in Sicherheit bringen.«

»Geht«, drängte ich sie. »Laßt mich hier neben meiner Prinzessin sterben – für mich gibt es nirgends noch Hoffnung oder Glück. Wenn sie die heißgeliebte Tote in einem Jahr von diesem entsetzlichen Ort wegbringen, sollen sie den Körper ihres Gatten hier vorfinden, der auf sie wartet.«

Von den darauffolgenden Ereignissen habe ich nur eine unklare Erinnerung. Mir war, als kämpfte ich mit vielen Männern, dann wurde ich vom Boden aufgehoben und weggetragen. Ich weiß nichts mehr, ich habe niemals gefragt. Auch hat niemanden von denen, die an diesem Tag dort waren, meinem Schmerz erneut aufgewühlt und mir die Geschehnisse vor Augen geführt, von denen sie wußten, daß sie nur die schreckliche Wunde in meinem Herzen aufreißen würden. Ach, wüßte ich nur das eine – welche Bürde der Ungewißheit würde von meinen Schultern genommen! Doch ob der Dolch der Mörderin die Brust meiner Geliebten oder die der anderen erreicht hatte, würde nur die Zeit enthüllen.

1

Wo immer John Carter auch die Zeit-, Gewichts-, Entfernungsmessung u. ä. vom Mars angewendet hat, habe ich sie so genau wie möglich in ihre irdische Entsprechung übertragen. Seine Niederschriften enthalten viele Tabellen vom Mars und eine Unmenge wissenschaftlicher Daten, doch wahrend die Internationale Astronomische Gesellschaft gegenwärtig dabei ist, diese unzähligen, bemerkenswerten und wertvollen Informationen auszuwerten, einzuordnen und nachzuprüfen, habe ich gespürt, daß es die Geschichte von Hauptmann Carter nicht interessanter machen wird oder der Vergrößerung des menschlichen Wissensvorrates dient, wenn man sich diesbezüglich allzu strikt an das Original hält. Es könnte den Leser verwirren und seine Aufmerksamkeit von der Geschichte lenken. Jenen, die dennoch Interesse haben, möchte ich erklären, daß ein Tag auf dem Mars eine Kleinigkeit länger ist als 24 Stunden 37 Minuten (Erdenzeit). Diesen teilen die Marsmenschen in zehn gleiche Abschnitte, den Tag ungefähr um 6 Uhr beginnend. Die Zodes bestehen aus fünfzig kürzeren Zeiträumen, von denen ein jeder aus zweihundert kurzen Zeitabschnitten besteht, ungefähr von der Dauer einer Erdensekunde. Der Zeitkalender auf Barsoom, wie unten zu finden, stellt nur einen Auszug der vollständigen Tabelle dar, wie sie in Hauptmann Carters Niederschriften erscheint.

Tabelle

200 Tals = 1 Xat

50 Xats = 1 Zode

10 Zodes = 1 Umdrehung des Mars um seine eigene Achse

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