Eine erste Pfeilsalve hielt schreckliche Ernte in ihren Reihen und stoppte ihren Ansturm. Die einzigen grünen Krieger auf der Thuria waren eine Minute lang tote grüne Krieger, und die Bogenschützen von Kar Komak sprangen sofort über die Reling des Schiffes, um den grünen Horden auf dem Boden einen erbitterten Kampf zu liefern.
Utan nach Utan stieg aus dem Bauch der Thuria nach oben und warf sich auf die grünen Krieger, denen es gelang, das Deck zu erreichen. Kulan Tith und seine Kaolianer standen sprachlos vor Staunen da und starrten mit großen Augen herüber, als sie Tausende dieser seltsamen, wilden Krieger aus einem Schiffchen auftauchen sahen, das mit höchstens fünfzig Personen vollgestopft hätte werden können.
Es dauerte nicht sehr lange, dann konnten selbst die wilden grünen Horden am Ansturm dieser mindestens ebenso wilden Bogenschützen nicht mehr standhalten. Erst zogen sie sich noch langsam und hinhaltend über die ockerfarbene Ebene zurück, und die Bogenschützen drängten nach. Kar Komak stand auf dem Deck der Thuria und sah vor Erregung zitternd zu.
Aus vollen Lungen stieß er den wilden Kriegsschrei längst vergangener Zeiten aus. Er röhrte Aufmunterungen und Befehle, feuerte seine Utans an und konnte schließlich seiner Kampfeslust nicht mehr widerstehen, als sich der Kampf immer weiter und immer schneller von der Thuria entfernte.
Er sprang also mit einem Satz über die Reling und raste hinter seinen Bogenschützen drein über den toten Seegrund. Und er rannte solange, bis er seine Männer einholte, bis er sich selbst daran beteiligen konnte, die grünen Horden in die Flucht zu schlagen.
Hinter einem niederen Hügel, der früher einmal eine Insel gewesen war, verschwanden die grünen Krieger in Richtung Westen. Ihnen auf den Fersen folgten die alten Seefahrer-Bogenschützen aus einer längst vergangenen Zeit, und zwischen ihnen stürmte der riesige Kar Komak dahin. Er schwang aufmunternd sein Kurzschwert, das er einem Torquasianer abgenommen hatte und trieb seine Truppen hinter dem davonrennenden Feind her.
Als der letzte der Männer hinter dem Hügel verschwunden war, wandte sich Carthoris an Thuvia von Ptarth.
»Sie haben mich etwas gelehrt, diese dort verschwundenen Bogenschützen von Lothar«, sagte er. »Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, dann bleiben sie nicht, um ihren Herrn und Meistern zur Last zu fallen. Kulan Tith ist mit seinen Kriegern da und kann dich beschützen. Meine Taten haben, glaube ich, meine Lauterkeit und die Ehrlichkeit meines Herzens bewiesen. Leb wohl.« Damit kniete er zu ihren Füßen nieder und hob ein Gehänge ihres Harnisches an seine Lippen.
Das Mädchen streckte die Hand aus und legte sie auf den dicken schwarzen Haarschopf des gesenkten Kopfes vor ihr.
»Wohin willst du gehen, Carthoris?« fragte sie.
»Ich gehe mit Kar Komak, dem Bogenschützen«, erwiderte er. »Dort wird es immer Kampf und Vergessen geben.«
Thuvia legte die Hände über die Augen, als wolle sie eine übermächtige Versuchung nicht länger mehr sehen.
»Mögen meine Vorfahren Erbarmen mit mir haben,« rief sie, »wenn ich Worte spreche, die ich nicht sagen dürfte. Aber ich kann es nicht ertragen, wenn du sein Leben wegwirfst, Carthoris, Prinz von Helium! Bleib, mein Häuptling. Bleib, denn ich liebe dich!«
Lange Zeit sprach niemand mehr ein Wort. Dann hustete jemand hinter ihnen, und beide drehten sich um. Zwei Schritte von ihnen entfernt stand Kulan Tith, Jeddak von Kaol.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Jeddak sich räusperte.
»Ich konnte es nicht vermeiden, daß ich alles mit anhörte«, sagte er. »Ich bin kein Narr und auch nicht blind für die Liebe, die zwischen euch ist. Ich bin auch nicht blind für die Ehre, die dich, Carthoris, bewogen hat, dein Leben und das ihre aufs Spiel zu setzen, um das meine zu retten, obwohl du doch selbst daran gedacht haben mußt, daß diese Tat dich der Möglichkeit beraubt, sie für dich zu gewinnen.
Und ich muß auch deine Tugendhaftigkeit anerkennen, Thuvia, die deine Lippen versiegelt hat, so daß kein Wort der Liebe für diesen Heliumiten ihnen entfloh. Ich weiß, daß du jetzt zum erstenmal ihm gesagt hast, daß du ihn liebst. Ich verdamme dich nicht. Eher hätte ich dich verdammt, wenn du mich geheiratet hättest, ohne mich zu lieben.
Nimm deine Freiheit zurück, Thuvia von Ptarth«, rief er, »und versprich dich mit dem, an den dein Herz schon jetzt gekettet ist.
Und wenn dann die goldenen Kragen auf euren Schultern liegen, dann werdet ihr sehen, daß Kulan Tith als erster sein Schwert hebt, um der neuen Prinzessin von Helium und ihrem königlichen Gefährten ewige Freundschaft zu schwören!«
von Namen und Begriffen, die in den Mars-Büchern gebraucht werden:
Aaanthor – eine tote Stadt des alten Mars
Apt – ein arktisches Monster. Es ist ein riesiges, weißpelziges Tier mit sechs Beinen. Vier davon sind kurz und sehr kräftig, tragen es über Schnee und Eis; zwei wachsen aus sehr breiten, mächtigen Schultern zu beiden Seiten eines langen, kräftigen Halses und enden in weißen, haarlosen Händen, mit denen sie ihre Beute fangen und festhalten. Kopf und Maul ähneln etwa dem eines Flußpferdes, mit dem einen Unterschied, daß zu beiden Seiten des Unterkiefers mächtige Hörner herausragen, die leicht zur Brust eingebogen sind. Zwei riesige, glühende Augen reichen von der Schädeldecke über den seitlichen Kopf zum Ansatz der Hörner, so daß diese schrecklichen Waffen tatsächlich aus dem unteren Augenrand wachsen. Die Augen selbst sind sehr komplizierte Gebilde, die aus etlichen tausend Ocelli bestehen.
Der Apt kann, wenn er will, soviele dieser Augenfacetten schließen, wie er nicht braucht, denn jedes einzelne Auge ist mit einem bewimperten Lid ausgestattet. Das sieht natürlich ziemlich merkwürdig aus.
Astok – Prinz von Dusar
Avenue der Ahnen – eine Straße in Helium
Banth – der barsoomische Löwe. Es ist ein wildes Raubtier der niederen Hügel an den toten Seen des alten Mars. Er ist fast haarlos und hat nur eine eindrucksvolle Mähne fast stacheliger Haare um den Hals. Der lange, schlanke Körper wird von zehn Beinen getragen, und das riesige Maul ist mit einigen Reihen sehr eindrucksvoller Fangzähne ausgestattet. Der Banth kann das Maul bis zu den winzigen Ohren aufreißen. Er hat vorstehende sehr große grüne Augen.
Bar Comas – Jeddak der Warhoon
Barsoom – Mars
Carter, John – Kriegsherr vom Mars
Carthoris von Helium – Sohn von John Carter und Dejah Thoris Dak Kova – Jed der Warhoons, später Jeddak Darseen – ein chamäleonähnliches Reptil
Dator – Häuptling oder Prinz der Erstgeborenen
Dejah Thoris – Prinzessin von Helium
Djor Kantos – Sohn von Kantos Kan, Padwar der Fünften Utan
Dar – Tal des Himmels
Dotar Sojat – John Carters marsischer Name, der sich aus den beiden Zunamen der ersten beiden von ihm getöteten Kriegshäuptlingen zusammensetzt
Dusar – ein marsisches Königreich
Dwar – Kapitän oder Hauptmann
Ersit – ein sehr harter Stein
Erstgeborene – Schwarze Piraten genannt, schwarze Marsrasse
Gozava – Tars Tarkas’ tote Frau
Gur Tus – Dwar der Zehnten Utan
Haad – Marsmeile
Hal Vas – Sohn von Vas Kor, eines Edlen aus Dusar
Hastor – eine Stadt von Helium
Heilige Therns – ein religiöser Kult auf dem Mars
Hekator – Titel des Vaters der Therns
Helium – Das Reich des Großvaters von Dejah Thoris
Читать дальше