Ich möchte Sie ungern mit einer Dankesrede wie bei der Oscar-Verleihung langweilen – Autoren, die das tun, ärgern mich sehr –, aber ich muss trotzdem den Hut vor einigen weiteren Leuten ziehen. Die große Nummer eins ist Gary Mack, Kurator des 6th Floor Museum in Dallas. Er hat eine Million Fragen beantwortet, manche zwei- oder dreimal, bevor ich die Informationen gefressen hatte. Der Rundgang durch das Texas School Book Depository war eine traurige Notwendigkeit, die er durch beträchtliche Intelligenz und enzyklopädisches Wissen auflockerte.
Mein Dank gilt auch Nicole Longford, Geschäftsführerin des 6th Floor Museum, und Megan Bryant, Direktorin für Sammlungen und Urheberrechte. Durch Brian Collins und Rachel Howell, die in der Abteilung Geschichte der Dallas Public Library arbeiten, erhielt ich Zugang zu alten Filmen (manche davon ziemlich komisch), die zeigen, wie die Stadt zwischen 1960 und 1963 ausgesehen hat. Susan Richards, Rechercheurin bei der Dallas Historical Society, war ebenso hilfsbereit wie Amy Brumfield und David Reynolds vom Hotel Adolphus. Martin Nobles, der schon lange in Dallas lebt, fuhr Russ und mich in der Stadt herum. Er brachte uns zu dem noch stehenden, aber inzwischen geschlossenen Kino Texas Theatre, in dem Oswald verhaftet worden war, zu dem ehemaligen Haus von Edwin Walker, in die Greenville Avenue (heruntergekommen, aber nicht so gruselig, wie der Rotlichtbezirk von Fort Worth einst war) und in die Mercedes Street, in der es die 2703 nicht mehr gibt. Das Haus wurde wirklich von einem Tornado zerstört, allerdings nicht 1963. Und Hut ab vor Mike »Silent Mike« McEachern, der seinen Namen für wohltätige Zwecke hergab.
Ebenfalls danken möchte ich Doris Kearns Goodwin und ihrem Mann, dem ehemaligen Kennedy-Assistenten Dick Goodwin, für die geduldige Beantwortung meiner Fragen nach Worst-Case-Szenarien, wenn Kennedy überlebt hätte. George Wallace als 27. Präsident war ihre Idee … aber je mehr ich darüber nachdachte, desto plausibler erschien sie mir. Mein Sohn, der Schriftsteller Joe Hill, hat mich auf verschiedene Folgen von Zeitreisen hingewiesen, die ich nicht bedacht hatte.
Und ich möchte meiner Frau danken, meiner liebsten Erstleserin und schärfsten, fairsten Kritikerin. Als glühende Kennedy-Bewunderin hat sie ihn kurz vor seinem Tod selbst gesehen und das nie vergessen. Weil sie ihr Leben lang Querdenkerin gewesen ist, überrascht es mich nicht – und sollte es auch Sie nicht überraschen –, dass Tabitha auf der Seite der Verschwörungstheoretiker steht.
Habe ich hier Dinge falsch dargestellt? Bestimmt. Habe ich Tatsachen geändert, um sie dem Erzählfluss besser anzupassen? Gewiss. Nur ein Beispiel: Es stimmt, dass Lee und Marina zu einer Willkommensparty gingen, die George Bouhe gab und zu der die meisten russischen Emigranten aus der Umgebung kamen, und es ist wahr, dass Lee diese Wohlstandsbürger, die Mütterchen Russland den Rücken gekehrt hatten, hasste und verachtete, aber die Party fand drei Wochen später statt als in meinem Buch. Und während es stimmt, dass Lee, Marina und die kleine June in dem Haus West Neely Street 214 wohnten, habe ich keine Ahnung, wer – falls überhaupt jemand – das Erdgeschoss bewohnte. Aber das war die Wohnung, die ich besichtigte (nachdem ich zwanzig Dollar für dieses Vorrecht bezahlt hatte), und ich hätte es schade gefunden, ihren Grundriss nicht einzubeziehen. Und was für eine kümmerliche kleine Behausung das war!
Meistens habe ich mich jedoch an die Wahrheit gehalten.
Manche Leute werden protestieren, dass bei mir die Stadt Dallas sehr schlecht wegkommt. Dem möchte ich widersprechen. Wenn überhaupt, gestattete Jake Eppings Erzählung in der Ich-Form mir, sie zu milde zu beurteilen, wenigstens nach dem Stand von 1963. An dem Tag, an dem Kennedy auf dem Flughafen Love Field landete, war Dallas eine hasserfüllte Stadt. Fahnen der Konföderierten wehten richtig herum; Sternenbanner waren verkehrt herum gehisst. Auf dem Flughafen hielten einige Zuschauer Schilder mit der Aufschrift HELFT JFK, DIE DEMOKRATIE AUSZUROTTEN hoch. Nicht lange vor jenem Tag im November mussten Adlai Stevenson und Lady Bird Johnson in Dallas von Wählern einen Spuckeregen erdulden. Die dort Mrs. Johnson bespuckten, waren Hausfrauen aus dem Mittelstand.
Heute haben sich die Zustände gebessert, aber in der Main Street sieht man immer noch Schilder, auf denen SCHUSSWAFFEN IN DER BAR VERBOTEN steht. Dies ist ein Nachwort, kein Leitartikel, aber ich habe zu diesem Thema starke Überzeugungen, vor allem angesichts des gegenwärtigen politischen Klimas in meinem Land. Wenn Sie wissen wollen, wozu politischer Extremismus führen kann, sehen Sie sich den Zapruder-Film an. Achten Sie besonders auf Einzelbild 313, auf dem Kennedys Kopf explodiert.
Bevor ich schließe, möchte ich einem weiteren Menschen danken: dem längst verstorbenen Jack Finney, der zu den großen Phantasten und Geschichtenerzählern Amerikas gehörte. Neben Unsichtbare Parasiten [bzw. als Neuübersetzung Die Körperfresser kommen ] hat er meiner bescheidenen Meinung nach mit Das andere Ufer der Zeit [bzw. als Neuübersetzung Von Zeit zu Zeit ] den großen Zeitreiseroman geschrieben. Ursprünglich wollte ich dieses Buch ihm widmen, aber letztes Jahr im Juni ist unsere Familie um eine süße kleine Enkelin gewachsen, deshalb erhält Zelda den Vorzug.
Jack, ich bin mir sicher, das würdest du verstehen.
Stephen King
Bangor, Maine