»Aha«, sagte Dmitri. »In der Schiffsachse läge sie durchaus sicher, wie der Podo Thaktan. Weiter?«
»Alle Wände des Raumes sind mit quadratischen dicken Fernsehschirmen bedeckt, etwa so groß wie der Podo Thaktan. Auf ihnen habe ich unsere leere Zelle gesehen, Dawson und eine von den Frauen, eine rothaarige, wie sie gemeinsam im Garten gearbeitet haben, aber keine Notiz voneinander nahmen. Auch dich, Genosse Rogatschow, habe ich gesehen, hihi hi. Du hast sehr fleißig ausgesehen.«
»Weiter«, gebot Arwid.
»Da war noch viel mehr auf den Bildschirmen. Auf einem konnte man drei Fithp vor einer Bildwand erkennen. Sie haben sich einen Film angesehen, in dem es ein Mann und eine Frau miteinander trieben – Genossen, der Bursche hatte ein Mordsding, und sie hat es von vorn bis hinten geschluckt!«
»Was erzählst du da?« unterbrach ihn Dmitri scharf.
»Was ich gesehen habe«, sagte Nikolai. »Es gab noch ein paar ähnliche Szenen.«
»Wie haben die Fithp darauf reagiert?« fragte Dmitri.
»Genosse Oberst, sie müssen es interessant gefunden haben, denn sie haben das Band zurückgespult und noch einmal angeschaut. Dann haben sie sich unterhalten und etwas in die Nachrichtenleitung gesprochen.«
»Aha«, sagte Dmitri zu sich selbst.
»Was?« wollte Arwid wissen.
»Ich weiß nicht warum, aber ich finde das beunruhigend«, sagte Dmitri. »Hast du mitbekommen, mit wem sie gesprochen haben?«
»Nein. Bald war der Bildschirm dann schwarz. Ich habe weiter gewartet, aber es kam nichts mehr. Gerade als ich weg wollte, habe ich zwei Ansichten des HauptSteuerraums gesehen. Er hat ein Fenster, also muß er vorn liegen. Ich dachte mir, daß es noch mehr Bildschirme geben müßte, also bin ich durch die Kanäle um den Raum herum gezogen, um aus einem anderen Blickwinkel mehr zu sehen.« Nikolai senkte seine Stimme zu einem Flüstern. Dmitri und Arwid drängten sich näher an ihn. Sie taten, als hätten sie Schwierigkeiten mit der Gitterbefestigung.
»Ich habe nach draußen gesehen. Vier Bildschirme nebeneinander. Drei sind auf die Sterne gerichtet, und auf dem vierten sieht man einen schwarzen Fels. Offensichtlich werden die Kameras beständig geschwenkt. Immer am Ende eines Schwenks sieht man am Rumpf von Thaktan Flishithy entlang. Sein vorderes Ende ist mit einem Meteoriten verkoppelt.
Erinnert ihr euch an die Filme, die sie uns gezeigt haben, und wie das Raumschiff den anderen Stern verlassen hat? Da hat seine Nase gegen eine Art Kugel gedrückt und sie vor sich hergeschoben. Jetzt ist es ein schwarzer Fels, mit einem ganz verrückten Umriß.«
Arwid sagte: »Sie haben also einen Stützpunkt auf einem Asteroiden.«
»Aber sie schieben ihn vor sich her«, sagte Dmitri. »Spürt ihr das nicht?«
Zwar nahmen sie das Summen des Antriebs nicht mehr bewußt wahr, aber es war noch da. »Doch, stimmt! Wohin bringen sie ihn? Ich glaube nicht, daß uns die Antwort gefallen wird. Also, Nikolai, du hast am Rumpf entlanggesehen. War er glatt, oder konntest du Einzelheiten erkennen?«
»Ich hatte Glück. Eine der Sternkameras schwenkte seitwärts auf eine ovale Öffnung zu. Sie ging auf, während ich zusah, und eine große metallene Schlange hat sich abgewickelt. Dann machte die Kamera wieder einen Schwenk, und man bekam eine Draufsicht vom Kopf der Schlange aus und sah eine weitere Metallschlange sich in ihre Luke zurückziehen. Dann schwenkte die Kamera nach hinten am Rumpf entlang. Ich habe eine ganze Menge erkennen können, bis sie sich wieder den Sternen zugewandt hat. Hinter dem Schiff liegt weißvioletter Dunst. Um den Rand herum sind ziemlich große Schiffe angeordnet, aber eine ganze Reihe von Halterungen waren leer.«
»Leer, das ist gut«, sagte Dmitri. »Vielleicht sind das Schiffe, die wir zerstört haben.«
»Vielleicht aber auch welche, die dageblieben sind, um die Erde anzugreifen«, sagte Arwid. »Du hast gute Arbeit geleistet, Nikolai.«
Frauen! Wie lange schon…
14. Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich bin aber *fleischlich, unter die Sünde verkauft. * V. 18; Joh. 3, 6.
15. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das tue ich.
16. So ich aber das tue, was ich nicht will; so gebe ich zu, daß das *Gesetz gut sei. *V. 12.
19. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
BRIEF DES APOSTELS PAULUS AN DIE RÖMER, 7, 14–16, 19
Zeit: Sechs Wochen nach der Stunde Null
An der Tür hielt der Herr der Herde inne. Gewiß würden ihn weitere Schwierigkeiten erwarten. Zumindest brauche ich mich nicht länger über die merkwürdigen Ansichten Fathistihtalks zu ärgern. Einer der Wächter öffnete die Tür.
Bestimmt ist er tot. Aber wo? Irgendwo liegt ein Kadaver, ein Schlüssel zu schrecklichen Geheimnissen. »Tipartethfaft!«
»Leitet mich, Herr der Herde.«
»Laß die Begräbnisgrube durchsuchen. Ich bin gewiß, daß der Berater tot ist und möchte wissen, wie er ums Leben gekommen ist.«
»Sogleich.«
Ob tot oder nicht, ich habe keine andere Wahl. Pastempihkeph trampelte einander widerstrebende Gefühle tief in die schlammige Unterschicht seines Bewußtseins. Die Ziehende Herde muß weiter, und ohne Berater sind keine Entscheidungen möglich. Ein anderer muß an seine Stelle treten. Diesen anderen habe ich gefunden. Warum also bin ich so verstört?
Siplisteph ist eine gute Wahl. Er war auf Winterheim, hat Raumgeborene befehligt, und sie haben seine Führerschaft anerkannt. Die weiblichen Schläfer sind mit ihm einverstanden, obwohl er nicht verpaart ist. Jetzt muß er eine Gefährtin wählen. Pastempihkeph überlegte, wer dafür in Frage käme. Es gibt so wenige. Werden die Schläfer eine raumgeborene Gefährtin für den Berater akzeptieren? Das wäre ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Einigung der Ziehenden Herde.
Die Tür öffnete sich. Mit festem Schritt trat Pastempihkeph in den halbrunden Vorführraum. Er hätte sich nicht um Fassung zu bemühen brauchen. Siplisteph, Rästapispmins und Fistartihthaktan standen Schulter an Schulter vor der Projektionswand. Keiner sah auf.
Der Wachoffizier Tipartethfaft hob seinen Snnfp, wollte mit lautem Trompeten auf den Herrn der Herde aufmerksam machen, aber der legte ihm die Grifflinge quer über die Stirn. »Es ist nicht erforderlich. Wir wollen sehen, was sie so fesselt.«
Die Ausrüstung stammte von Winterheim, die einzige Zutat der Fithp war ein behelfsmäßig zusammengebastelter Transformator zur Anpassung der Aufzeichnungsgeräte der Winterheim Eingeborenen an die an Bord der Bote verwendete Netzspannung.
Der Herr der Herde stellte sich hinter die anderen. Vorderwand und Seitenwände bildeten eine ebene weiße Krümmung, eine Projektionsfläche, die auch bei Schub und Rotation verwendbar war. Berater, Umerzieher und Priester stritten erregt miteinander. Ihre durch die Luft zuckenden Grifflinge warfen Schatten auf die Projektionswand, wo zwei Erdlinge mit den Armen wedelten und in einer Weise trompeteten und brüllten, wie es kein Fi’ je vermocht hätte. In den Ohren der Fithp klang es wie ein Lied von Wut und Verzweiflung. Beide trugen dicke Kleidung, waren wohl gegen die Kälte gepolstert. Das Männchen schwenkte etwas Kleines, Scharfes durch die Luft. Es glänzte.
»Endlich sind meine Grifflinge wieder heil«, übersetzte Rästapisp mins.
»Das heißt?« erkundigte sich der Herr der Herde.
Rasch wandten sich die drei Fithp um. »Entschuldigung«, sagte der Umerzieher. »Ich habe Euch nicht hereinkommen hören.«
»Macht nichts. Also, was bedeutet das, was der Erdling da gesagt hat?«
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