»Und warum er?«
»Er hat eine BenzinBezugskarte. Kennst du sonst jemanden, der so was hat?«
»Aber… ach, hol’s der Teufel, Roger! Du kommst doch zurück? Bitte.«
»Bestimmt. Ich verspreche es.«
Man hat der Nation einen Assegai in den Unterleib gestoßen.
Es gibt nicht genug Tränen, um die Toten zu betrauern.
KETSCHWAYO König der Zulus, nach der Schlacht von Ulundi
* * *
»Der Sieg ist unser.« Das Bild des Herrn des Angriffs, Kuthfektil rasp, war leicht verschwommen, und im Tonkanal rauschte es.
Afrikanische Nacht lag unter der Bote. Hie und da erhellte wild aufzuckender Lichtschein die dunkle Wolkendecke. Bei seinem Anblick zitterten die Nervenenden des Herrn der Herde, aber er brachte es nicht fertig wegzusehen. Die zerstörten Leitungen reparieren, sonst stirbt das Schiff! Er wartete, bis die atmosphärischen elektrischen Entladungen aufhörten. Sie waren jetzt seltener als bei der Landung der Fithp in den ersten Wochen nach dem Fußfall – damals hatten sie nahezu unausgesetzt getobt.
Das Bild wurde schärfer. »Wir haben großartige Maschinen erbeutet, die Elektrizität herstellen, und Transporteinrichtungen sowie Maschinen, die andere Maschinen erzeugen. Wir haben Sklaven. Das Land ist groß, und es gehört uns. Wir essen dasselbe wie die Eingeborenen.«
»Wir müssen feststellen, ob es Giftstoffe enthält oder ob Nährstoffe fehlen. Schickt Proben zur chemischen Untersuchung an Bote.«
»Mit der nächsten Fähre. Herr der Herde, Tshintithpitmäng möchte für die Paarungszeit zurückkehren. Er wird uns sehr fehlen, aber er hat es gewiß verdient.«
»Ja, ich erinnere mich an eure Berichte.« Andererseits ist er ein Abtrünniger, gehört zur Fithp des Jahres Null! Was haben sie erfahren, daß sie so weit in die Zukunft blicken?
» Könnt ihr wirklich eure besten Krieger entbehren? Ihr hattet hohe Verluste!«
»Ja, Herr der Herde. Das wird so lange weitergehen, bis die gemeingefährlichen Einzelgänger unter diesen Erdlingen ausgerottet sind. Fistartihthaktan hatte recht. Die ganze Gattung besteht aus solchen Einzelgängern; vielleicht übertrifft ihre Zahl gar die der Normalen. Fistartihthaktans Gehilfen versuchen festzustellen, wie es dazu gekommen sein könnte. Möglicherweise sind wir gerade zur rechten Zeit gekommen, um die Eingeborenen von Winterheim zu retten, es scheint fast, als sei das unsere Bestimmung gewesen. Wir bekommen ein neues, ein riesiges Reich. Wir stehen auf hohen Aussichtspunkten und können die Grenzen unseres Gebietes nicht überblicken!«
»Euer Reich wird groß, und die Fithp werden weniger. Die Krieger sind des Gemetzels müde.«
»Das wird nicht immer so bleiben. Die wahren Erdlinge lernen. Wir töten nur gemeingefährliche Einzelgänger. Das zu tun ist Aufgabe der Krieger.«
Der Herr der Herde unterdrückte das Bedürfnis, triumphierend zu trompeten. »Aber seid Ihr so sicher, daß es sich bei manchen um wahre Erdlinge handelt?«
»Ich will es euch zeigen.« Der Herr des Angriffs machte eine Handbewegung und trat dann beiseite. Ins Blickfeld der Kamera traten UmerzieherEins, Rästapispmins, und ein in feinen Stoff gekleidetes dunkelhäutiges ErdlingsMännchen. Es hielt sich beiseite, wohl, weil es fürchtete, dem Umerzieher zu nahe zu stehen, und war daher nicht vollständig erkennbar.
»Dieser hier hatte im Stamm der Afrikaner einen hohen Rang inne. Er spricht unsere Sprache kaum, aber ich will Euch seine Worte wiedergeben. Ihm liegt daran, den Krieg zu beenden.«
Der Erdling hielt eine lange Rede.
»Er spricht merkwürdig«, bemerkte Tashajämp.
Pastempihkeph wandte sich ihr zu. »Ist das nicht Englisch?«
»Ja, Herr der Herde, aber nicht, wie ich es gelernt habe.«
Der Umerzieher dolmetschte: »Er sagt, der Krieg bringe Unheil, und Erdlinge wie Fithp würden dabei verlieren. Er wolle tun, was in seiner Kraft stehe, um den Kampf zu beenden und beiden Seiten ein Zusammenleben zu ermöglichen. Er nennt das Frieden. Wir haben seine Unterwerfung im Rahmen einer Zeremonie entgegengenommen, die allen Erdlingen hier übertragen worden ist, und weil sie meinen Fuß auf seiner Brust gesehen haben, wollen ihm viele nicht mehr gehorchen.«
Wütend trompetete der Herr der Herde. »Warum suchen wir dann überhaupt Anführer? Müssen wir uns denn jeden einzelnen unterwerfen? Wir haben nicht genug Füße für alle!«
»So ist es nicht, Herr der Herde. Wir gestatten ihnen, sich zu versammeln. Diese Erdlinge haben, ähnlich wie wir, Zusammenkünfte, bei denen die Ältesten für alle sprechen. Ihre Beschlüsse sind bindend. Die Erdlinge tun nichts, ohne zuvor miteinander darüber zu reden. Wir werden den Ältesten gestatten, sich zu versammeln und zu unterwerfen. Sie werden einen aus ihren Reihen zu ihrem Führer ernennen, und er kann dann den ErdlingsKriegern befehlen, Ordnung zu halten, und somit unsere Herrschaft bekräftigen!«
Daß die AfrikaFithp nicht wie früher war, ließ sich sogar über den Bildschirm erkennen, und allmählich begriff der Herr der Herde, woran das lag. »Geht diese ungewöhnliche Vorgehensweise auf deinen eigenen Befehl zurück, Umerzieher?«
»Herr der Herde, die Erdlinge wollen stets über Bedingungen verhandeln, bevor sie sich unterwerfen. Aus Neugier habe ich mit einer kleineren Gruppe von Erdlingen ›ÜbergabeBedingungen ‹ besprochen.«
»Ich war zuerst dagegen«, warf der Herr des Angriffs, Kuthfektilrasp, ein. »Aber ich hatte unrecht. Erdlinge, die sich zu entsprechend vereinbarten Bedingungen unterwerfen, halten gewöhnlich ihr Wort.«
»Aber bestimmt nicht alle.«
»Manche kämpfen weiter, Herr der Herde, und diese allgemein bekannten gemeingefährlichen Einzelgänger, die sich sogar gegen ihre eigenen Führer stellen, töten wir. Dabei unterstützt uns die ErdlingsFithp. Aber letztendlich werden wir wieder eine einzige Herde haben.«
* * *
Colonel Julius Carter versuchte es erneut. »Drei meiner Männer sind verwundet. Einer von ihnen würde einen Transport nicht überleben. Ich bitte doch nur um einen Unterschlupf!« Damit, daß die schwarzen Afrikaner nichts von uns wissen wollen, hatte ich gerechnet. Aber der hier ist Brite!
Hilflos breitete der Pflanzer die Hände aus. »Ich kann nicht.«
»Er… er ist ein Weißer. Nicht schwarz wie ich.«
Brant Chisholm lachte bitter. »Als ob das eine Rolle spielte. Mann Gottes, ich würde ja gern helfen!«
Carter legte einen kalten, drohenden Ton in seine Stimme. »Wenn Sie es nicht tun, legen wir Sie um und brennen Ihr Anwesen nieder.«
Müde nickte der Pflanzer. »Nur zu! Warum bringt ihr nicht auch gleich meine Angehörigen, meine Nachbarn, ihre Frauen und alle Kinder mit um?«
»Wir sind Amerikaner, keine Ungeheuer!«
»Wenn die Jumbos Sie hier finden, schlachten sie alle ab, die ihnen in die Hände fallen. Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Colonel! So schlimm wie die können Sie gar nicht sein.«
»Ach was«, sagte Carter. »Sie wissen sehr gut, daß ich Sie nicht einfach abknallen kann.«
»Das wäre aber das beste, falls Sie hier bleiben wollen. Erschießen Sie mich und legen Sie meine Leiche möglichst auffällig an einen Ort, wo die Jumbos sie finden können«, sagte Chisholm und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Vielleicht geben die dann Ihnen die Schuld und nicht den anderen hier.«
»Verdammter Mist!« Carter gab auf. »Wir wollen Ihnen doch gar nichts tun, Mann, aber wir brauchen Hilfe. Wir haben uns von der Küste bis hierher vorgearbeitet, um Freiwillige zu finden.«
»Sieht es schlimm aus da unten?«
»Das kann man wohl sagen. Einfach entsetzlich. Überall Raubvögel, die Aas wittern.« Aasgeier, Ungeziefer, und rundherum Tod und Verderben. Verwesende Leichen am Strand, daneben neue Tote. Wir haben die Elefantenbüchsen so weit geschleppt, wie wir konnten, und jetzt müßten wir jemanden finden, der bereit ist, sie zu benutzen. Das aber wagt keiner mehr. »Na schön, wir verschwinden. Kann ich Corporal Allington hierlassen?«
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