In Halifax war Lara erst zweimal gewesen. Im Vergleich zu Glace Bay war es eine Großstadt mit überfüllten Gehsteigen, lärmendem Autoverkehr und Luxusgeschäften mit üppigen Auslagen. Sean MacAllister fuhr mit Lara zu einem Motel am Stadtrand. Nachdem er seinen Wagen geparkt hatte, tätschelte er ihr Knie. »Schätzchen, du wartest hier, bis ich uns angemeldet habe.«
Lara blieb sitzen und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Ich verkaufe mich, dachte sie. Wie eine Nutte. Aber ich habe nichts anderes zu verkaufen, und er findet immerhin, daß ich zweihunderttausend Dollar wert bin. Mein Vater hat sein
Leben lang keine zweihunderttausend Dollar auf einmal zu sehen bekommen. Er ist immer viel zu ...
Die Autotür wurde geöffnet, und MacAllister stand grinsend neben ihr. »Alles klar. Komm, wir gehen.«
Lara bekam plötzlich kaum noch Luft. Ihr Puls begann wie rasend zu schlagen, als wollte ihr Herz aus ihrer Brust fliegen. Ich habe einen Herzanfall, dachte sie erschrocken.
»Lara ...« Er starrte sie forschend an. »Geht's dir nicht gut?«
Nein, dachte sie. Ich bin todkrank. Sie bringen mich ins Krankenhaus, und dort sterbe ich. Unberührt. »Mir geht's gut«, behauptete sie tapfer.
Lara stieg langsam aus und folgte ihm in einen schäbigen Bungalow mit geblümten Vorhängen, einem Doppelbett, zwei Sesseln, einer zerschrammten Spiegelkommode und einem winzigen Bad.
Sie fühlte sich wie in einem Alptraum.
»Für dich ist's also das erste Mal, was?« fragte MacAllister.
Lara dachte an die Jungen aus der Schule, die sie geküßt, ihre Brüste gestreichelt und dabei versucht hatten, ihr zwischen die Beine zu greifen. »Ja«, sagte sie.
»Das ist trotzdem kein Grund, nervös zu sein. Sex ist die natürlichste Sache der Welt.«
Sie beobachtete, wie MacAllister sich auszukleiden begann. Sein Körper war schwammig.
»Zieh dich aus!« befahl er ihr.
Lara streifte langsam Schuhe, Rock und Bluse ab. Darunter trug sie Slip und Büstenhalter.
MacAllister starrte sie bewundernd an und kam langsam auf sie zu. »Du bist schön, weißt du das, Baby?«
Sie spürte, wie sein aufgerichtetes Glied sich gegen ihren Körper preßte. Als er sie dann küßte, wurde ihr beinahe schlecht.
»Los, zieh dich ganz aus!« verlangte MacAllister. Er trat ans Bett und streifte seine Unterhose ab. Sein Glied war rot und hart.
Das kann ich niemals in mich aufnehmen, dachte Lara. Das bringt mich um.
»Beeil dich!«
Sie hakte langsam ihren Büstenhalter auf und zog den Slip aus.
»Mein Gott«, sagte er, »du bist phantastisch! Komm, setz dich hierher.«
Lara setzte sich gehorsam auf die Bettkante. MacAllisters Hände kneteten ihre Brüste so grob, daß sie vor Schmerz aufschrie.
»Das hat gut getan, was? Wird allmählich Zeit, daß du 'nen richtigen Mann kriegst.« MacAllister stieß sie aufs Bett zurück und zog ihr mit Gewalt die Beine auseinander.
Lara bekam es mit der Angst zu tun. »Müssen wir nicht irgendwas nehmen?« fragte sie. »Ich meine . ich könnte schwanger werden.«
»Keine Angst«, versprach MacAllister ihr, »ich komme nicht in dir.«
Im nächsten Augenblick spürte Lara, wie er in sie eindrang. Es tat weh.
»Nicht so schnell!« rief sie. »Ich ...«
Aber MacAllister konnte und wollte nicht länger warten. Er stieß mit Gewalt in sie hinein, und der Schmerz wurde fast unerträglich. Sein Körper klatschte fester und fester gegen ihren, und Lara mußte sich den Mund zuhalten, um nicht laut zu kreischen. Gleich ist's vorbei, sagte sie sich, und dann gehört mir mein Gebäude. Und ich baue noch eines. Und noch eines .
Es schmerzte immer schlimmer.
»Los, beweg deinen Arsch!« verlangte MacAllister. »Lieg nicht einfach so da. Beweg dich gefälligst!«
Sie versuchte sich, unter ihm zu bewegen, aber das war unmöglich. Es tat zu weh.
Plötzlich begann MacAllister zu keuchen, und Lara fühlte seinen Körper zucken. Im nächsten Augenblick sank er befriedigt stöhnend zur Seite.
Lara war entsetzt. »Sie haben mir versprochen .«
MacAllister richtete sich auf einem Ellbogen auf und sagte ernsthaft: »Darling, ich hab' mich nicht beherrschen können, weil du so verdammt schön bist. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Solltest du schwanger werden, weiß ich 'nen guten Arzt, der das wieder in Ordnung bringt.«
Lara drehte den Kopf zur Seite, damit er ihren angewiderten Gesichtsausdruck nicht sah. Sie hinkte wund und blutend ins Bad. Unter der warmen Dusche dachte sie: Jetzt ist's vorbei! Ich hab's überstanden. Das Grundstück gehört mir. Ich werde reich!
Sie brauchte sich nur noch anzuziehen, nach Glace Bay zurückzufahren und dafür zu sorgen, daß die Bauarbeiten sofort begannen.
Als sie aus dem Bad kam, sagte MacAllister: »Das hat so gut getan, das müssen wir gleich noch mal machen!«
Charles Cohn hatte fünf von der Nova Scotia Construction Company errichtete Gebäude begutachtet.
»Eine erstklassige Firma«, hatte er Lara versichert. »Mit der dürften Sie keine Schwierigkeiten haben.«
Jetzt besichtigten Lara, Charles Cohn und Buzz Steele gemeinsam den Bauplatz.
»Von der Größe her ideal«, sagte Buzz Steele. »Etwas über viertausend Quadratmeter. Mehr als genug Platz für ein Gebäude mit neunzehnhundert Quadratmetern Grundfläche.«
»Können Sie das Gebäude bis zum einunddreißigsten Dezember bezugsfertig erstellen?« fragte Charles Cohn, der entschlossen war, Lara mit allen Mitteln zu beschützen.
»Sogar schon früher«, antwortete Steele. »Ich garantiere Ihnen die Fertigstellung bis Weihnachten.«
Lara strahlte. »Wie bald können Sie anfangen?«
Buzz Steele überlegte kurz. »Mitte nächster Woche«, sagte er dann. »Bleibt's also dabei?«
Cohn sah zu Lara hinüber und nickte.
»Ja, es bleibt dabei«, antwortete sie zufrieden.
Das Entstehen des Neubaus war das Aufregendste, was Lara jemals erlebt hatte. Sie war jeden Tag auf der Baustelle. »Ich möchte dazulernen«, erklärte sie Charles Cohn. »Für mich ist das bloß der Anfang. Ich werde noch Dutzende von Gebäuden errichten!«
Cohn fragte sich, ob Lara wirklich wußte, worauf sie sich eingelassen hatte.
Als erstes kamen die Vermesser. Sie bestimmten die genauen
Grenzen des Grundstücks und bezeichneten seine Eckpunkte mit in Leuchtfarben angestrichenen Pflöcken. Am nächsten Morgen traf schon sehr früh eine Planierraupe auf der Baustelle ein, die auf einem Tieflader transportiert wurde.
Auch Lara Cameron war bereits draußen. »Und was passiert jetzt?« fragte sie Buzz Steele.
»Wir räumen ab und planieren.«
Lara zog die Augenbrauen hoch. »Was bedeutet das?«
»Die Raupe gräbt Baumstümpfe aus und macht das Gelände ungefähr eben.«
Als nächstes kam ein Hydraulikbagger, der nahe den Fundamentgräben weitere Gräben für Strom, Wasser und Abwasser aushob.
Inzwischen hatten die Mieter im Fremdenheim mitbekommen, was im Gange war, und der Baufortschritt wurde morgens und abends zum Hauptthema ihrer Tischgespräche. Natürlich drückten alle Lara die Daumen.
»Na, wie weit seid ihr jetzt?« erkundigten sie sich oft.
Lara, die allmählich zur Expertin wurde, hatte ihren Spaß daran, diese Fragen zu beantworten.
Der Bau machte rasche Fortschritte. Sobald die baustahlbewehrte Fundamentplatte betreten werden konnte, trafen große Lastwagen mit Bauholz ein, und die Zimmerer machten sich daran, die hölzernen Wandelemente zu erstellen. Ihr Hämmern und das Kreischen der Motorsägen waren ohrenbetäubend - aber Musik in Laras Ohren. Zwei Wochen später wurden die von Tür- und Fensteröffnungen durchbrochenen Wandelemente aufgestellt, als sei das Gebäude plötzlich aufgeblasen worden.
Passanten mochte der Bau als Labyrinth aus Holz und Stahl erscheinen, aber für Lara bedeutete er ihren Wirklichkeit gewordenen Traum. Sie fuhr jeden Morgen und Abend daran vorbei und starrte ihren Neubau an. Das alles wird in meinem Auftrag gebaut, dachte Lara. Das alles gehört mir!
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