Dort stand sie nun und wartete darauf, in ein Flugzeug geladen zu werden, das zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Kilometer entfernt war.
George Adams füllte die beiden Tanks auf und ging seine Checkliste durch. Danach brachte er das Logbuch auf den aktuellen Stand. Der Helikopter hatte den Flug von der Oregon zügig und zuverlässig absolviert, daher gab es wenig einzutragen — lediglich die Flugzeit, die Wetterverhältnisse und einen kurzen Hinweis auf eine schwache Vibration des Helikopters. Adams hatte den Papierkrieg kaum beendet, da kurvte Cabrillo bereits mit einem winzigen Mietwagen über den Flugplatz und rollte auf die Maschine zu. Er hielt neben Adams und drehte die Seitenscheibe herunter.
»Hey, Juan«, sagte Adams belustigt, »hatten sie nur noch einen halben Mietwagen frei?«
»Das ist ein Smart, das kleinste vollwertige Auto auf dem Markt«, erwiderte Cabrillo mit einem säuerlichen Grinsen. »Es war alles, was sie mir anbieten konnten — trotzdem ist es immer noch besser, als zu Fuß zu laufen. Und jetzt schnapp dir das Fernglas und das Ortungsgerät und steig ein.«
Unter dem Hubschraubersitz holte Adams ein Fernglas und die stählerne Box hervor, die die Signale der Minisender empfing, die auf den Meteoriten gestreut worden waren. Dann ging er zum Smart hinüber und zwängte sich auf den Beifahrersitz. Das Fernglas fand seinen Platz auf dem Boden. Die Ortungsbox behielt er auf dem Schoß. Während Cabrillo losfuhr, suchte Adams die Signale der Peilsender und berechnete ihre Position.
»Mein Apparat meint, dass sich das Objekt unmittelbar vor uns befindet«, meldete George Adams.
Juan Cabrillo erreichte die Kuppe eines Hügels unweit des Flughafens — das Flugfeld lag direkt unter ihnen.
Auf der anderen Fahrspur näherte sich ein roter Lieferwagen, dessen Fahrer die Lichthupe betätigte. Cabrillo begriff, dass er wie im heimatlichen Amerika auf der rechten Straßenseite gefahren war, also schwenkte er sofort auf die richtige Fahrspur hinüber.
»Juan«, sagte Adams, »wir sind ihm dicht auf den Fersen.«
Cabrillo blickte zur Seite, als der Lieferwagen sie passierte — der Fahrer drohte ihm wegen seiner fragwürdigen Fahrkünste grinsend mit dem Finger, dann beschleunigte er und entfernte sich in Richtung Flughafen. Cabrillo schaute von dem Berg hinunter auf ein großes Schiff, das soeben im Begriff war anzulegen.
»Da«, sagte er und deutete mit dem Finger auf das Schiff. »Das muss der Kahn sein.«
Der Linienführung nach handelte es sich bei dem Schiff um eine zivile Jacht, allerdings war sie so schwarz wie ein Stealth-Bomber. Cabrillo konnte deutlich die Matrosen erkennen, die mit Leinen in den Händen an Deck bereitstanden, während der Kapitän das Schiff mit Hilfe der Manövrierdüsen an den Pier bugsierte.
»Das Signal wird schwächer«, stellte Adams fest.
Cabrillo lenkte den Wagen an den Straßenrand und verfolgte, wie die Jacht festgemacht wurde. Auf der ihm zugewandten Seite konnte er eine schmale Treppe erkennen, die vom Achterdeck bis fast zur Wasserlinie hinunterführte. Dann kam ihm schlagartig die Erleuchtung.
Er griff nach seinem Telefon und wählte die Nummer der Oregon.
Gleichzeitig legte er eine Hand auf das Mikrofon, während Hanley sich meldete, und teilte Adams seine Erkenntnis mit.
»Sie haben auf See eine Umladeaktion vorgenommen«, stieß er hastig hervor. »Ich bringe dich sofort zum Hubschrauber zurück und folge dann dem Signal.«
»Ruf Washington an und bitte unsere Leute, die dänischen Behörden zu veranlassen, das Schiff zu beschlagnahmen, das soeben angelegt hat.«
Nachdem Hanley bestätigt hatte, alles richtig verstanden zu haben, schaltete Cabrillo sein Telefon aus, drehte dann das Lenkrad bis zum Anschlag herum und gab Gas. Der Smart wendete in einer engen Kurve, und Cabrillo fuhr den Weg zurück, den er gekommen war. Am Flughafen angelangt, fuhr er sofort weiter zum Robinson. Adams sprang aus dem Wagen und ließ das Ortungsgerät auf dem Beifahrersitz liegen.
»Sieh zu, dass du in die Luft kommst, George!«, rief ihm Cabrillo zu. »Ich melde mich gleich bei dir!«
Dann trat er wieder aufs Gaspedal und folgte dem Peilsignal.
James Bennett hatte das Fliegen in der U.S. Army erlernt, doch er hatte noch nie einen Helikopter geflogen. Seine Befähigung erstreckte sich auf das Lenken von Flugzeugen mit starren Tragflächen. Weil die U.S. Air Force eifersüchtig über ihre Domäne wachte, war er innerhalb der Army einer der wenigen Piloten mit dieser Befähigung. Die wenigen Flugzeuge mit starren Tragflächen, die die Army besaß, wurden zur Beobachtung und Vorwärtsaufklärung verwendet. Hinzu kamen noch einige Zivilmaschinen, wie man sie von bedeutenden Industrieunternehmen kannte, mit denen Generäle umherkutschiert wurden.
Bennett hatte Cessna-Aufklärungsflugzeuge geflogen, während er noch im aktiven Dienst war, daher war das Cessna-Modell 206, das er jetzt lenkte, wie ein guter alter Bekannter für ihn. Bennett hatte mit der müden alten Propellermaschine während des Fluges nach Norden bescheidene hundertsiebzig Kilometer in der Stunde geschafft. Jetzt bremste er sie ab, um die Landung einzuleiten, und blickte durchs Seitenfenster auf die Rollbahn hinunter. Diese war ziemlich kurz und endete mit einem schroffen Felsabbruch, aber das war okay. Bennett war schon auf Pisten gelandet, die man aus undurchdringlich wirkendem Dschungel herausgehackt hatte, oder auf schmalen, halbwegs ebenen Geländestreifen im Schatten steiler Bergflanken in Südostasien und einmal sogar auf dem Acker eines Farmers zu Hause in Arkansas, als er seinen Motor verloren hatte.
Verglichen damit war die Landung auf diesem Flugplatz auf den Faröern ein Spaziergang.
Bennett beendete die Runde um den Flugplatz und ging in den Landeanflug. Er ließ die Cessna in einem leichten Gegenwind stetig sinken, und sie berührte den Boden nur mit einem leisen Zwitschern der Reifen. Bennett ließ die Maschine zügig weiterrollen, während er die Wegbeschreibung las, die auf einem Bogen Papier notiert war, der auf seinem Schreibbrett klemmte.
Dann bremste er die Maschine weiter ab und bog auf einen Nebenweg zum Frachtterminal ab.
Cabrillo trat das Gaspedal bis aufs Bodenblech durch. Das kleine Auto zu lenken war so ähnlich, als würde er ein Gokart mit einer Kanne Kaffee und einem halben Dutzend Hallo-wach-Tabletten im Bauch über eine Piste prügeln. Der Smart machte bei jeder Unebenheit einen kleinen Hüpfer und schlingerte nervös hin und her. Cabrillo raste an der Reihe von Hangars und Lagerhallen entlang und behielt das Peilgerät dabei aufmerksam im Auge. Eine Cessna hatte soeben die Landebahn verlassen und rollte durch sein Gesichtsfeld. Cabrillo betrachtete das Schwanzleitwerk der kleinen Maschine, dann stoppte er plötzlich und warf einen Blick auf das Peilgerät.
Nachdem George Adams abgesetzt worden war, dauerte es kaum drei Minuten, bis er mit dem Robinson in der Luft war. Der Helikopter hatte noch nicht einmal lange genug am Boden gestanden, um den Motor abkühlen zu lassen. Während er auf einer Seite am Rand des Flughafens entlangflog, setzte er den Tower davon in Kenntnis, dass er einen Ausrüstungstest durchführe, und begann dann, niedrige träge Kreise in den Himmel zu zeichnen.
Das einzige andere Flugzeug, das man im Augenblick sehen konnte, war eine Cessna, die soeben gelandet war. Er beobachtete, wie sie vor einem Hangar ausrollte und stehen blieb. Dann verfolgte er, wie sich Cabrillo der Maschine im Smart langsam näherte.
Ein uniformierter Angestellter kam zur Cessna heraus und musste rufen, um den Lärm des laufenden Flugzeugmotors zu übertönen. »Sollen Sie die Ersatzteile für die Bohrinsel abholen?«
Bennett nickte und antwortete: »Ja!«
Der Angestellte winkte, um anzuzeigen, dass er verstanden hatte, und rannte zurück in den Hangar. Wenige Sekunden später kehrte er mit der Kiste zurück. Vor dem Hangar stellte er die Kiste auf die Erde, dann näherte er sich wieder der Maschine.
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