Er schobsie Daniel Cooper zu.»Der Wagen hat jetzt die
gleiche Farbe wie der vom Sicherheitsdienst. Eigentlich könnten wir diebeiden jetzt schon verhaften.«
«Und mit welcherBegründung? Weil sie Visitenkarten haben drucken und einen Wagen neu lackieren lassen? Wir haben erst dann etwas Handfestes, wenn wir siebei der Verladung der Goldbarren stellen.«
Dieser Sack tut so, als wäre er hier der Chef.»Was wird er Ihrer Meinung nach als nächstes machen?«
Cooperbetrachtete das Foto.»Das Gold ist zu schwer für diesen Wagen. Er wird dieBodenbretter verstärken lassen.«
Die Werkstatt war klein und lag ein wenig abseits in der Muider‑Straat.
«Guten Tag, Mynheer. Was kann ich für Sie tun?«
«Ich will mit diesem Wagen Altmetall transportieren«, erklärte Jeff,»und ichbin nicht ganz sicher, obderBoden das aushält. Ich hätte dieBretter gern mit Metallstreben verstärkt. Geht das?«
Der Mechaniker sah sich denBoden des Lastwagens an.»Ja. Kein Problem.«
«Wunderbar.«
«Bis Freitag habich's fertig.«
«Ichbrauche es aber schon morgen.«
«Morgen? Nein, das geht nicht. Ich…«
«Ich zahle Ihnen das Doppelte.«
«Also — Donnerstag.«
«Morgen. Ich zahle Ihnen das Dreifache.«
Der Mechaniker kratzte sich nachdenklich das Kinn.»Wann morgen?«
«Punkt zwölf.«
«In Ordnung.«
Wenige Sekunden nachdem Jeff die Werkstatt verlassen hatte, befragte ein Kriminalbeamter den Mechaniker.
Am selben Morgen folgte ein Überwachungsteam Tracy zur Oude Schans, wo sie eine halbe Stunde mit demBesitzer eines Kanalboots sprach. Als Tracy verschwunden war, ging einer der Kriminalbeamten anBord. Er zeigte dem Schnaps süffelndenBesitzer seinen Dienstausweis.»Was wollte die junge Dame?«
«Sie und ihr Mann möchten durch die Kanäle in der Umgebung schippern. Sie hat meinBoot für eine Woche gemietet.«
«Abwann?«
«AbFreitag. So eine Tour ist eine feine Sache, Mynheer. Wenn Sie und Ihre Frau Interesse hätten…«
Der Kriminalbeamte war schon fort.
Die Taube, die Tracybei der Zoohandlungbestellt hatte, wurde in einem Käfig ins Hotel geliefert. Daniel Cooper ging in das Geschäft und horchte denBesitzer aus.
«Was für eine Taube haben Sie ihr geschickt?«
«Eine ganz normale.«
«Sind Sie sicher, daß es keineBrieftaube ist?«
«Ja. «Der Mann kicherte.»Ich habe sie gestern abend eigenhändig im Vondel‑Park gefangen.«
Siebenhundertachtundfünfzig Kilo Gold und eine ganz normale Taube… Wie reimt sich das zusammen? dachte Daniel Cooper.
Fünf Tage vor dem Abtransport der Goldbarren aus der Amro‑Bank hatte sich auf Kommissar Joop van Durens Schreibtisch ein hoher Stapel Fotos angesammelt.
JedesBild ist ein Glied in der Kette, über die sie straucheln wird, dachte Daniel Cooper. Die Polizei von Amsterdam hatte zwar keine Phantasie, aber sie war gründlich, das mußte man ihr lassen. Jeder Schritt der Vorbereitungsphase des Verbrechens war fotografiert und dokumentiert. Tracy Whitney
konnte dem Schwert der Gerechtigkeit nicht mehr entgehen.
IhreBestrafung wird meine Erlösung sein.
Als Jeff den Wagen mit dem verstärktenBoden von der Werkstatt abgeholt hatte, fuhr er zu einer Garage, die er im ältesten Teil von Amsterdam gemietet hatte. Am selben Tag wurden sechs leere Holzkisten mit der Aufschrift MASCHINENTEILE in die Garage geliefert. Ein Foto von den Kisten lag auf Kommissar van Durens Schreibtisch, als er das neueste Tonband abhörte.
Jeffs Stimme:»Wenn du mit dem Wagen von derBank zumBoot fährst, dann halte dichbitte an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich möchte genau wissen, wie lang die Fahrt dauert. Hier hast du eine Stoppuhr.«
«Kommst du nicht mit, Liebling?«
«Nein. Ich habe zu tun.«
«Was ist mit Monty?«
«Der trudelt am Donnerstagabend ein.«
«Wer ist Monty?«fragte Kommissar van Duren.
«Der Typ, der als zweiter Wachmann fungieren soll«, erklärte Cooper.»Sie werden Uniformenbrauchen.«
Der Kostümverleihbefand sich in der Pieter‑Cornelisz‑Hooft‑Straat.
«Ich möchte zwei Uniformen für eine Kostümparty«, erklärte Jeff demBesitzer.»So ähnlich wie die, die Sie im Schaufenster haben.«
Eine Stunde späterbetrachtete Kommissar van Duren ein Foto von einer Wachmannuniform.»Er hat zweibestellt und gesagt, er würde sie am Donnerstag abholen.«
Die zweite Uniform war offenbar für einen sehr viel längeren undbreiteren Mann als Jeff Stevens gedacht. Der Kommissarbemerkte:»Unser Freund Monty dürfte also ungefähr zwei Meter groß und zwei Zentner schwer sein. Das lassen wir durch den Computer von Interpol laufen«, fuhr er zu Daniel Cooper gewandt fort,»und dann werden wir ja erfahren, um
wen es sich handelt.«
In der angemieteten Garage hockte Jeff auf dem Wagendach, und Tracy saß auf dem Fahrersitz.
«Bist du soweit?«rief Jeff.»Jetzt!«
Tracy drückte einen Knopf am Armaturenbrett. Aufbeiden Seiten des Wagens rollte eine große Plane herunter, auf der HEINEKENBIER stand.
«Es funktioniert!«jubelte Jeff.
Kommissar van Duren ließ denBlick über die Kriminalbeamten schweifen, die sich in seinemBüro versammelt hatten. An die Wand war eine Reihe von vergrößerten Fotos gepinnt.
Daniel Cooper saß schweigend im Hintergrund. Für ihn war dieseBesprechung vergeudete Zeit. Er hatte schon längst geahnt, was Tracy Whitney und ihrBeischläfer machen würden. Sie waren in die Falle gegangen, und die Falle würdebald zuschnappen. Während die Kriminalbeamten imBüro vor Aufregung rote Ohrenbekamen, empfand Daniel Cooper eine seltsame Leere.
«Die einzelnen Stücke haben sich jetzt zum Ganzen zusammengefügt«, sagte Kommissar van Duren.»Die Verdächtigen wissen, für welche Zeit der Sicherheitsdienst die Ankunft des gepanzerten Wagensbei derBank geplant hat. Sie wollen etwa eine halbe Stunde früher eintreffen und so tun, als seien sie vom Sicherheitsdienst. Wenn dann der richtige Wagen kommt, werden sie verschwunden sein. «Van Duren deutete auf das Foto eines gepanzerten Wagens.»Sie werden so von derBank abfahren, aber hundert Meter weiter, in irgendeiner Seitenstraße…«, er zeigte auf das Foto des Lasters mit der Heineken‑Plane,»… wird der Wagen plötzlich so aussehen.«
Ein Kriminalbeamter in der Nähe der Tür meldete sich zu Wort.»Wissen Sie, wie sie das Gold außer Landes schaffen
wollen, Kommissar?«
Van Duren deutete auf ein Foto von Tracy anBord des Kanalboots.»Zunächst mit diesemBoot. Es gibt soviel Wasserstraßen in Holland, daß sie sich praktisch unauffindbar machen können. «Er deutete auf ein Luftbild des Lastwagens, der an der Oude Schans entlangfuhr.»Sie haben die Zeit gestoppt, die sie von derBankbis zu ihremBootbrauchen. Sie können in aller Ruhe das Gold verladen und ablegen, bevor jemand Verdacht schöpft. «Van Duren ging zum letzten Foto an der Wand, das einen Frachter zeigte.»Vor zwei Tagen hat Jeff Stevens Frachtraum für Stückgut auf der Oresta reservieren lassen. Sie läuft nächste Woche von Rotterdam aus — nach Hongkong. Jeff Stevens hat angegeben, bei der Fracht handle es sich um Maschinenteile.«
Kommissar van Duren wandte sich um undblickte über die versammelten Kriminalbeamten hin.»Nun, meine Herren, wir werden die Planung derbeiden ein wenig umkrempeln. Wir lassen sie die Goldbarren aus derBank holen und in den Wagen laden. «Er schaute Daniel Cooper an und lächelte.»Und dann… dann ertappen wir diese schlauen Leute auf frischer Tat.«
Ein Kriminalbeamter folgte Tracy zur Niederlassung von American Express, wo sie ein mittelgroßes Paket in Empfang nahm. Anschließend kehrte sie sofort ins Amstel‑Hotel zurück.
«Es konnte nicht ermittelt werden, was in dem Paket war«, sagte Kommissar van Duren zu Cooper.»Wir haben in Whitneys und Stevens Abwesenheit die Zimmer derbeiden durchsucht, aber es war nichts Neues da.«
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