Chinesische Spionage und nationale Sicherheit gegen drei unbekannte ehemalige Richter. Teddy wusste, dass er die Begnadigungen bekommen würde.
«Wenn sie das Land verlassen, wohin werden sie dann gehen?«fragte der Präsident.
«Das wissen wir noch nicht.«
Der Kaffee wurde serviert. Als der Diener gegangen war, fragte der Präsident:»Kann diese Sache dem Vizepräsidenten in irgendeiner Weise schaden?«
Mit ausdruckslosem Gesicht antwortete Teddy:»Nein. Wie sollte sie das?«
«Das will ich ja von Ihnen wissen. Ich habe keine Ahnung, was dahintersteckt.«
«Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sir. Ich bitte Sie nur um einen kleinen Gefallen. Mit ein bisschen Glück wird es noch nicht einmal eine kleine Meldung in den Zeitungen geben.«
Sie tranken ihren Kaffee. Beide wollten das Gespräch beenden. Der Präsident freute sich auf einen Nachmittag voller angenehmer Termine, und Teddy wollte sich ausruhen. Der Präsident war erleichtert, dass der CIA-Direktor ihn um eine solche Kleinigkeit bat, und Teddy dachte: Wenn du wüsstest.
«Geben Sie mir ein paar Tage, um die Hintergründe zu erforschen«, sagte der Präsident.»Wie Sie sich vorstellen können, werde ich laufend um irgendetwas gebeten. Alle Welt scheint zu denken, dass jetzt, da meine Tage gezählt sind, der rechte Augenblick dafür ist.«
«Ihr letzter Monat wird der schönste sein«, sagte Teddy und lächelte — ein seltener Anblick.»Ich habe genug Präsidenten gehen sehen, um das beurteilen zu können.«
Nach vierzig Minuten schüttelten sie sich die Hand und vereinbarten, in einigen Tagen noch einmal zu telefonieren.
Es gab in Trumble fünf ehemalige Anwälte, und der neueste saß in der Bibliothek, als Argrow eintrat. Der arme Kerl hatte zahllose Notizen vor sich ausgebreitet und arbeitete fieberhaft. Offenbar unternahm er einen letzten Versuch, ein Berufungsverfahren zu bekommen.
Spicer ordnete juristische Fachbücher ein und schaffte es, einen einigermaßen beschäftigten Eindruck zu machen. Beech saß im Besprechungszimmer und schrieb etwas. Yarber war nirgends zu sehen.
Argrow zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche und gab es Spicer.»Ich hab gerade mit meinem Anwalt gesprochen«, flüsterte er.
«Was ist das?«fragte Spicer und drehte das Papier hin und her.
«Eine Überweisungsbestätigung. Euer Geld ist jetzt in Panama.«
Spicer warf einen Blick auf den Anwalt, der am anderen Ende des Raums saß, doch der war in seine Notizen vertieft.
«Danke«, flüsterte er. Argrow ging wieder hinaus, und Spicer brachte die Bestätigung zu Beech, der sie sorgfältig durchlas.
Ihr Geld befand sich jetzt in der Obhut der First Coast Bank of Panama.
Joe Roy hatte weitere acht Pfund abgenommen, rauchte nur noch zehn Zigaretten täglich und legte pro Woche 40 Kilometer auf der Aschenbahn zurück. Dort marschierte er mit ausgreifenden Schritten, als Argrow kam.
«Wir müssen miteinander reden«, sagte Argrow.
«Noch zwei Runden«, sagte Spicer, ohne das Tempo zu verlangsamen.
Argrow sah ihm nach und trabte dann los, bis er ihn eingeholt hatte.»Was dagegen, wenn ich mitkomme?«
«Überhaupt nicht.«
Sie gingen nebeneinander in die Kurve.»Ich habe gerade mit meinem Anwalt gesprochen«, sagte Argrow.
«Mit deinem Bruder?«fragte Spicer schnaufend. Seine Schritte sahen nicht annähernd so elegant aus wie die von Argrow, aber der war schließlich auch zwanzig Jahre jünger.
«Ja. Er hat mit Aaron Lake gesprochen.«
Spicer blieb stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Er starrte Argrow an und sah dann in die Ferne.
«Wie gesagt: Wir müssen reden.«
«Sieht so aus.«
«In einer Stunde in der Bibliothek«, sagte Argrow und spazierte davon. Spicer sah ihm nach, bis er verschwunden war.
Im Branchenverzeichnis von Boca Raton gab es keinen Rechtsanwalt Jack Argrow. Das machte sie misstrauisch. Finn Yarber hatte eines der abgehörten Telefone mit Beschlag belegt und sprach mit der Auskunft für Süd-Florida. In Pompano Beach wurde man fündig, und Yarber lächelte. Er notierte die Nummer, wählte sie und hörte eine Ansage:»Sie sind mit der Kanzlei von Jack Argrow verbunden. Mr. Argrow ist nur nach Vereinbarung zu sprechen. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und eine kurze Beschreibung des Grundstücks, an dem Sie interessiert sind. Wir
rufen Sie dann so bald wie möglich zurück. «Yarber legte auf und ging mit raschen Schritten quer über den Rasen zur Bibliothek, wo seine Kollegen ihn erwarteten. Argrow war bereits um zehn Minuten verspätet.
Kurz bevor er erschien, betrat der neu eingewiesene Anwalt den Raum. Er trug einen dicken Aktenordner unter dem Arm und schien entschlossen, die nächsten Stunden mit dem Versuch seiner Rettung zu verbringen. Wenn sie ihn baten zu gehen, würde es nur Streit geben, und außerdem würde es ihn misstrauisch machen — er wirkte ohnehin nicht wie einer jener Anwälte, die Respekt vor Richtern hatten. Darum zogen sie sich einer nach dem anderen in das Besprechungszimmer zurück, wo Argrow sich zu ihnen gesellte. Wenn Beech und Yarber ihre Briefe schrieben, war es in diesem Raum schon eng genug. Jetzt, da mit Argrow noch ein vierter Mann anwesend war, der zudem einen gehörigen Druck auf sie ausübte, kam ihnen das Zimmer noch kleiner vor. Als sie sich an den Tisch setzten, konnte jeder die anderen drei berühren.
«Ich weiß bloß, was man mir gesagt hat«, begann Argrow.»Mein Bruder ist Anwalt in Boca Raton und übernimmt nur noch Fälle, die ihn interessieren. Er hat einiges Geld und mischt seit Jahren bei den Republikanern in Süd-Florida mit. Gestern sind ein paar Leute, die für Aaron Lake arbeiten, an ihn herangetreten. Sie hatten einige Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass ich sein Bruder bin und im selben Gefängnis sitze wie Joe Roy Spicer. Sie haben ihm dies und das versprochen und ihn zur Geheimhaltung verpflichtet. Und er wiederum hat mich zur Geheimhaltung verpflichtet. Und jetzt, wo wir hier so schön und vertraulich zusammensitzen, könnt ihr zwei und zwei zusammenzählen.«
Spicer hatte noch nicht geduscht. Sein Gesicht und sein Hemd waren schweißnass, aber sein Atem ging ruhiger. Beech und Yarber sagten keinen Ton. Die Richter waren wie in Trance. Sprich weiter, sagten ihre Blicke.
Argrow sah in die Runde und spulte sein Programm ab. Er zog ein Stück Papier aus der Tasche, faltete es auseinander und legte es auf den Tisch. Es war eine Kopie ihres letzten Briefes an AI Konyers, des Erpresserbriefes, in dem sie die Bombe hatten platzen lassen, unterschrieben von Joe Roy Spicer, Bundesgefängnis Trumble. Sie kannten ihn auswendig und brauchten ihn nicht noch einmal zu lesen. Sie sahen die Handschrift des armen kleinen Ricky, und ihnen wurde bewusst, dass sich der Kreis geschlossen hatte: von ihnen zu Mr. Lake, von Mr. Lake zu Argrows Bruder, von Argrows Bruder wieder zu ihnen — alles in dreizehn Tagen.
Spicer hob ihn schließlich auf und betrachtete ihn.»Na, dann bist du ja im Bilde, oder?«sagte er.
«Ich weiß nicht, ob ich alles weiß.«
«Was haben sie dir erzählt?«
«Ihr drei habt da eine Sache laufen. Ihr inseriert in Schwulenmagazinen, baut Brieffreundschaften mit älteren Männern auf, bringt irgendwie ihren wirklichen Namen in Erfahrung und erpresst sie dann um Geld.«
«Eine ziemlich genaue Zusammenfassung«, sagte Beech.
«Und Mr. Lake hat den Fehler begangen, auf eine von euren Anzeigen zu antworten. Ich weiß nicht, wann er das getan hat, und ich weiß auch nicht, wie ihr herausgekriegt habt, wer euch da geschrieben hat. Aus meiner Sicht gibt es da noch ein paar Lücken.«
«Es ist für alle Beteiligten auch besser, wenn das so bleibt«, sagte Yarber.
«Na gut. Ich hab mich nicht freiwillig für diesen Job gemeldet.«
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