Wie gelangt man von der Erde auf einen andern Planeten? Solnzew ist Astronom und nicht Ingenieur; deshalb bleibt sein Traum nicht an den technischen Einzelheiten einer Planetenreise haften. Sein Traum vom Planetoplan gleicht dem, den die Menschen von der Aviatik träumten, bevor Motor und Flugzeug erfunden wurden. Der frühere schöne Traum von einer Reise in die Luft ist nun alltägliche Wirklichkeit geworden. Ebenso sicher werden sich auch einmal die Träume von einem Verkehr von Planet zu Planet in der Zukunft verwirklichen.
Um sich von der Erde loszureißen und die Anziehungskraft derselben zu überwinden, muß das Planetenflugzeug eine Anfangsgeschwindigkeit von nicht weniger als 12 Kilometern in der Sekunde haben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Wissenschaft und Technik das erreichen werden. Die Erschließung neuer Energiequellen und vielleicht die Ausnutzung der Photonen werden auch zur Verwirklichung des Traumes beitragen. All diese Momente haben auch die schöpferischen Gedanken und Arbeiten des hervorragenden russischen Gelehrten K. E. Ziolkowskij, des Erfinders und Konstrukteurs der Raketenmotoren, gelenkt.
Es gibt keinen zehnten Planeten. Die Reise des Gelehrten Solnzew ist nur seine astronomische Phantasie, die er im Zustand eines kurzen, nicht tiefen, sogenannten Halbschlafes erlebt, der nach wissenschaftlichen Feststellungen ein Schlaf mit Traumbildern ist. Es wurde festgestellt, daß Interessen und Eindrücke des Wachzustandes das Material für die Entstehung der Traumbilder bilden können. Der Wissenschaftler I. P. Pawlow stellt in seinen klassischen Vorlesungen über »Die Funktionen der Großhirnhemisphären« fest:
»Ein Traumbild ist die Folge einer zeitlich früher stattgefundenen Reizung.« (23. Vorlesung.)
Eine Reihe von Gelehrten stellte auch fest, daß in den Traumbildern neben der Zusammenhangslosigkeit, der Unterbrechung, dem Widerspruch und dem Zufall der Verbindungen auch die Fähigkeit zu einer höheren psychischen Tätigkeit — zu Geistesschärfe, schöpferischer Leistung, wertvollen Schlußfolgerungen usw. — bleibt.
Es ist bekannt, daß der berühmte französische Fabeldichter Lafontaine im Zustand einer Art von Halbschlaf eine interessante Fabel geschrieben hat.
Die Erlebnisse Solnzews sind die natürlichen eines sowjetischen Gelehrten, der die Epoche des Großen Vaterländischen Krieges tief empfunden und im Gedächtnis bewahrt hat. Nach 15 Jahren, also 1956, beherrschen ihn diese früheren Eindrücke und Erlebnisse noch sehr stark.
In der Erforschung der verschiedenen Formen des nicht tiefen Schlafes und der Traumbilder haben die Physiologen und die Psychologen erst die ersten Schritte gemacht.
Meiner Ansicht nach ist hier ein Gebiet, auf dem das künstlerische Schaffen des Schriftstellers der Wissenschaft dienen kann.
S. BELJAEW
FUSSNOTEN
1)
Jeans, bekannter englischer Physiker und Astronom.
2)
Russell, amerikanischer Astronom.
3)
Eddington, bekannter englischer Physiker und Astronom.
4)
Fixsterne, die periodisch ihre Helligkeit ändern.
5)
Mitschurin, I. W. (1855—1935), russischer Pflanzenzüchter, bahnbrechend durch seine Selektionsarbeit auf dem Gebiete des Obstbaus, brachte viele neue Sorten heraus.
6)
Interferenz, die Verstärkung oder das Nachlassen an Schwingungen, die sich bei der Begegnung von zwei oder mehreren Wellen ergibt. Erscheinungen dieser Art werden für die Wellen an der Oberfläche einer Flüssigkeit, für elektromagnetische und Schallwellen einschließlich der Lichtwellen beobachtet.