Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe
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Alles an mir erinnert an einen Prinzen: ein schillernder Farbdruck im abgegriffenen Album eines kleinen Jungen, seit langem unwiederbringlich tot.
Mich lieben heißt Mitleid mit mir haben. Eines Tages, gegen Ende der Zukunft, wird jemand ein Gedicht über mich schreiben, vielleicht beginne ich erst dann, in meinem Reich zu regieren.
Gott heißt, wir existieren, und das ist nicht alles.
23
Absurdes
Verwandeln wir uns in Sphinxe, wenn auch in falsche, bis wir an den Punkt gelangen, an dem wir nicht mehr wissen, wer wir sind. Im übrigen sind wir falsche Sphinxe und wissen nicht, was wir wirklich sind. Wir können mit dem Leben einzig im Einklang sein, wenn wir mit uns selbst im Mißklang sind. Das Absurde ist das Göttliche.
Theorien aufstellen, sie mit Geduld und auf ehrliche Weise durchdenken, nur um sie anschließend zu verwerfen – handeln und unser Handeln durch Theorien rechtfertigen, die es verurteilen. Sich einen Weg durch das Leben bahnen und dann, während wir diesem Weg folgen, entgegen diesem Weg handeln. Gesten vollziehen und Haltungen einnehmen in bezug auf etwas, das wir nicht sind, das wir nicht sein wollen und von dem wir auch nicht möchten, daß andere denken, wir seien es.
Bücher kaufen, um sie nicht zu lesen; Konzerte besuchen, weder um Musik zu hören, noch um zu sehen, wer sich dort sehen läßt; lange Spaziergänge machen, weil wir des Laufens müde sind, und Tage auf dem Land verbringen, nur weil uns das Landleben langweilt.
24
Heute spürte ich mit jeder Faser meines Körpers jene alte Angst, die bisweilen übermächtig wird, und konnte in dem Restaurant oder Eßlokal, dessen erster Stock mir die Grundlage für mein Weiterleben bietet, weder ordentlich essen noch wie gewöhnlich trinken. Als der Ober bei meinem Fortgehen bemerkte, daß ich die Weinflasche nur halb geleert hatte, drehte er sich nach mir um und sagte: »Bis bald, Herr Soares, und gute Besserung!«
Beim Fanfarenstoß dieses einfachen Satzes wurde mein Herz so leicht, als hätte plötzlich der Wind einen verhangenen Himmel freigeblasen. Und ich erkannte klar wie nie zuvor, daß mir die Kaffeehaus- und Restaurant-Kellner, die Friseure und die Dienstmänner an den Straßenecken eine spontane, natürliche Sympathie entgegenbringen, die ich mich nicht rühmen kann, von denen zu erhalten, die mit mir auf unzutreffenderweise so genanntem vertrauten Fuße stehen.
Auch der freundliche Umgang kennt feine Unterschiede.
Manche regieren die Welt, andere sind die Welt. Zwischen einem amerikanischen Millionär, einem Cäsar, Napoleon oder Lenin und einem sozialistischen Dorfbürgermeister gibt es keinen Unterschied in der Qualität, sondern nur in der Quantität. Wir stehen unter ihnen, wir, die Gestaltlosen, der hitzköpfige Dramatiker William Shakespeare, der Schulmeister John Milton, der vagabundierende Dante Alighieri, der Dienstmann, der mir gestern eine Nachricht zustellte, oder der Friseur, der mir Witze erzählt, und der Kellner, der mir soeben die Freundlichkeit erwies, gute Besserung zu wünschen, weil ich meinen Wein nur zur Hälfte getrunken habe.
25
Bei diesem Farbdruck ist nichts zu machen. Ich betrachte ihn unverwandt und weiß nicht, ob ich ihn sehe. In dem Schaufenster sind noch andere, und dann dieser. Er thront in der Mitte und versperrt mir die Sicht auf die Treppe.
Sie preßt den Frühling an ihren Busen und betrachtet mich unverwandt mit traurigen Augen. Sie lächelt mit papiernem Glanz, und ihre Wangen sind von schönstem Rot. Der Himmel hinter ihr ist hellblau, wie gewirkt. Ihr Mund fein gezeichnet, fast klein, und über seinem Postkartenausdruck blicken ihre Augen mich unverändert leidvoll an. Der Arm, der die Blumen hält, erinnert mich an einen anderen Arm. Das Kleid oder die Bluse öffnet sich zu einem bestickten Dekolleté. Die Augen sind wirklich traurig: Sie betrachten mich aus der Tiefe ihrer lithographischen Wirklichkeit, spiegeln eine Wahrheit wider. Sie ist mit dem Frühling gekommen. Ihre traurigen Augen sind groß, aber das ist es nicht. Ich gebe meinen Füßen einen Ruck und reiße mich von dem Schaufenster los. Überquere die Straße, drehe mich um in ohnmächtiger Empörung. Sie hält noch immer den Frühling fest, den man ihr in den Arm gelegt hat, und ihre Augen sind traurig wie alles, was mir nicht vergönnt ist im Leben. Aus der Ferne wirkt das Bild farbiger. Sie trägt ein dunkelrosa Band um ihr hochgestecktes Haar; ich hatte es nicht bemerkt. In menschlichen Augen – selbst auf einem Farbdruck – liegt etwas Schreckliches: das unvermeidliche Anzeichen eines Bewußtseins, der heimliche Schrei, der von einer Seele zeugt. Mühsam erhebe ich mich aus meinem feuchten Schlaf, schüttle wie ein Hund die dunkle Nebelnässe ab. Und als nähmen sie Abschied von etwas anderem, übersehen diese zutiefst lebenstraurigen Augen dieses metaphysischen Farbdrucks, den wir von Ferne betrachten, mein Weggehen und betrachten mich unverwandt, als wüßte ich etwas von Gott. Unter der Abbildung ist ein Kalender, oben und unten von zwei schwarzen, leicht gewölbten und schlecht gemalten Leisten gerahmt. Zwischen diesem Oben und Unten seiner Begrenzung, über der mit einer altmodischen Vignette kunstvoll verzierten Jahreszahl 1929, die den unvermeidlichen 1. Januar verdeckt, lächeln mich ironisch die traurigen Augen an.
Seltsam, woher ich dieses Gesicht bereits kenne. Hinten in meinem Büro hängt in einer Ecke ein ebensolcher Kalender, mein Blick hat ihn oft gestreift. Doch aufgrund eines Geheimnisses, das in dem Farbdruck liegt oder in mir, drücken die Augen der Doppelgängerin im Büro keinen Schmerz aus. Es handelt sich um einen Farbdruck (der auf Glanzpapier sein verblassendes Dasein über dem Kopf des Linkshänders Alves verschläft), und nichts weiter.
Über all dies lachte ich am liebsten, doch verspüre ich großes Unbehagen. Und in meiner Seele die Kälte einer plötzlichen Krankheit. Mir fehlt es an der Kraft, mich gegen eine solche Absurdität aufzulehnen. Welchem Fenster zu welchem Geheimnis Gottes könnte ich mich ungewollt genähert haben? Wohin führt das Schaufenster vor dem Treppenabsatz? Was hat es auf sich mit den Augen auf dem Farbdruck? Mich fröstelt fast. Unwillkürlich sehe ich auf zu der Ecke im Büro, wo der echte Farbdruck hängt. Ich kann meinen Blick nicht mehr lösen von dort.
26
Jeder Gemütsbewegung eine Persönlichkeit zuordnen, jedem Seelenzustand eine Seele.
Sie kamen um die Wegbiegung, eine Schar junger Mädchen. Singend gingen sie dahin, und ihre Stimmen klangen glücklich. Wer sie waren, weiß ich nicht. Ich hörte ihnen eine Zeitlang von weitem zu, ohne selbst etwas zu empfinden. Doch Kummer ergriff mein Herz.
War es ihre Zukunft? Ihre Unbewußtheit? Waren wirklich sie es?, oder – wer weiß – vielleicht nur ich?
27
Literatur, eine mit dem Denken vermählte Kunst und eine Verwirklichung ohne den Makel der Wirklichkeit, scheint mir das Ziel, dem alles menschliche Bestreben gelten sollte, wenn es denn wahrhaft menschlich und nicht allzu tierhaft wäre. Ich glaube, eine Sache in Worte fassen heißt ihr die Kraft bewahren und den Schrecken nehmen. Felder sind grüner in der Beschreibung als in ihrem Grün. Beschreibt man Blumen mit Sätzen, die sie im Bereich des Imaginären definieren, sind ihre Farben von einer Dauer, die ihr zelluläres Leben nicht hergibt.
Sich bewegen heißt leben, sich in Worte fassen heißt überleben. Nichts im Leben ist weniger wirklich, weil es gut beschrieben wurde. Kleinkarierte Kritiker pflegen zu betonen, ein Gedicht in hymnischen Rhythmen besage letztlich doch nur, daß der Tag schön ist. Doch in Worte fassen, daß der Tag schön ist, ist schwierig, zudem vergeht auch der schöne Tag. Mithin müssen wir den schönen Tag in einem wortreichen, blühenden Gedächtnis bewahren und auf diese Weise die Felder oder Himmel der leeren, vergänglichen äußeren Welt mit neuen Blumen oder neuen Sternen übersäen.
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