Lutz Seiler - Kruso

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Kruso: краткое содержание, описание и аннотация

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Inselabenteuer und Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft: Kruso, der erste, lang erwartete Roman von Lutz Seiler, schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei. Als das Unglück geschieht, flieht Edgar Bendler aus seinem Leben. Er wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und» jenseits der Nachrichten «liegt. Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt Ed Alexander Krusowitsch kennen — Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt. Geheimer Motor dieser Gemeinschaft ist Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes (und des Lebens) in drei Nächten zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Doch der Herbst 1989 erschüttert die Insel Hiddensee. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod — und ein Versprechen.

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Eine einzige wirklich genaue Erinnerung ist mir geblieben, sie betrifft das Sektionsbesteck, wahrscheinlich, weil es mir vertraut vorkam — Messer, Löffel, Suppenkellen. Die Organe würden paketweise entnommen, erst Herz und Lunge, dann Magen, Darm und Leber und am Ende Nieren, Blase, Geschlechtsorgane. Alles würde abgespült und einzeln gewogen, und meist entnähme man auch Proben.»Diese Plastiktöpfchen zum Beispiel stehen für die Asservate bereit. «Plötzlich hielt ich eines dieser Becherchen in der Hand. Es enthielt ein weißes Pulver.»Natriumfluorid«, erklärte Sørensen,»das stoppt die Verwesung. «Er griff nach dem Becherchen. Pflichtschuldig zog ich mein Notizbuch hervor, was den Obduzenten dazu verleitete, auf» mein besonderes Interesse «einzugehen, wie er es nannte. Wasserleichen seien Faulleichen und hätten schon einen gewissen Geruch, im Grunde unerträglich. Da sitze man im Auto nach Hause, man stehe im Stau, und plötzlich: der Geruch. Er stecke in der Haut, in den Haaren, einfach überall. Frische Leichen wären einem da schon lieber. Sørensen lachte und entschuldigte sich sofort. Das alles sei schließlich ohne Bedeutung. Die Neugier sei das Wichtigste, eine gewisse, vielleicht übertriebene Neugier, diese Neugier dürfe man niemals verlieren.

Beim Abschied wechselte Dr. Sørensen ein paar Worte mit den Sekretärinnen. Sicher machte ich einen verstörten Eindruck, jedenfalls begleitete mich die ältere zum Ausgang. Vor dem Fahrstuhl trat sie etwas näher an mich heran, dann sagte sie es: Wenn ich trauern wolle, also, falls ich den richtigen Ort dafür suche, den Ort, um Abschied zu nehmen von meiner Freundin (so drückte sie sich aus), dann solle ich auf den städtischen Friedhof gehen, zum Grab der Unbekannten. Dabei drückte sie mir einen Zettel in die Hand: Bispebjerg Kirkegård, Frederiksborgvej 125, Nørrebro.

Ich weiß nicht mehr viel über den Rest des Tages. Halb bewusstlos war ich den Trampelpfaden der Touristen gefolgt und irgendwann im Hafen gelandet. Ich erwachte mit einem Staunen — darüber, wie klein die Kleine Meerjungfrau ( Den lille Havfrue ) tatsächlich war. In meinem Stadtführer las ich, dass man ihr 1964 den Kopf und 1984 den rechten Arm abgesägt hatte, aber es waren keine Wunden, keine Spuren zu entdecken. Sie sah unfassbar traurig aus — mitleidig und jedes Mitleids würdig. Es war der Moment, in dem ich beschloss, nach Bispebjerg zu gehen, daran erinnere ich mich. Unterwegs versuchte ich, mir die kleine Meerjungfrau ohne Kopf und ohne Arm vorzustellen; sie war nicht zu Gischt geworden, nicht zu einem Geist aus Luft, nein, ihr verwester Körper lag zwischen den Steinen, frisch gestrandet, aber niemand unternahm etwas. Nur ein paar Touristen, die Fotos machten. Dann Polizei, Gerichtsmedizin, Obduktion, Protokoll. Immerhin hatte sie einen Namen, jeder Däne hätte sie erkannt, auch ohne Kopf.

Das Besondere am Bispebjerg Kirkegård war, dass man ihn befahren konnte. Es gab ein großes, gut asphaltiertes Oval, einer Rennstrecke ähnlich, und einige kleinere Seitenstraßen. Alle Wege waren Chausseen, gesäumt von Pappeln oder Tannen. Ich parkte zunächst am Krematorium und orientierte mich an einem Lageplan. Rings um die Rennbahn waren verschiedene Abteilungen angeordnet, ausgeschildert wie Autobahnabfahrten — schwedische, russische, muslimische, katholische Abfahrt und am anderen Ende des Geländes, hinter der Südkurve, das Tyske Grave, die deutschen Toten. Ich stieg in den Shiguli und fuhr bis dahin, etwa drei Kilometer.

Das Tyske Grave war eine Anlage mit drei Steinkreuzen, drei Eichenbäumen und einer großen bronzenen Gedenkplatte. Auf einer Reihe weiterer, kleinerer Tafeln wurden die Toten aufgeführt, alphabetisch geordnet, mit Geburts- und Sterbedatum. Die Liste schloss mit dem Hinweis auf» siebzehn unbekannte deutsche Flüchtlinge«.

Was ich in diesem Moment empfand — ich erinnere mich nicht. Ich weiß, dass es mir schwerfiel, auf dem Friedhof zu schlafen, obwohl ich mich sicher fühlte im Shiguli. Und ich weiß, dass ich um Mitternacht noch einmal aus dem Auto gekrochen und zum Stein gegangen bin. Im Dunkeln sah alles anders aus, wärmer. Ich legte das knittrige Foto ins Gras und wartete ab. Es war still. Kein Wind in den Bäumen, kein Rauschen, nichts geschah. Kein Zeichen. Ich dachte an Kruso, an Sonja und also auch an G. Ich erfüllte ein Versprechen, als hätte ich es mir selbst gegeben.

«Du wirst mich also nicht verlassen, Sonja?«

«Nein, nein, nie und nimmer. Ich werde dir folgen.«

Knapp zwanzig Jahre später sah ich, wie ein Mann auf eine weite leere Wiese zeigte und sagte:»Hier überall liegen die Toten begraben. «Es war ein Film des Norddeutschen Rundfunks über die Ostseefluchten. Ich hatte bis kurz vor Mitternacht gearbeitet und dann den Fernseher eingeschaltet. Ich hatte schon Wein getrunken, eine halbe Flasche. Alles ist Zufall. Ich hatte nur müde werden wollen, bettschwer, wie meine Mutter das nannte, und es gab keine bessere Methode.

Das Auge der Kamera schwenkte langsam (trauernd) über die Wiese und verharrte schließlich (andächtig) im Geäst einer großen alten Buche, die dort Ehrenwache hielt. Wiese und Bäume, sonst nichts. Der Friedhof hieß Bispebjerg Kirkegård, aber der Ort ähnelte nicht im Mindesten jenem, an dem ich zwei Jahrzehnte zuvor gewesen war, einen Abend und eine Nacht, um Abschied zu nehmen , wie es die Sekretärin aus der Gerichtsmedizin vorgeschlagen hatte. Der junge Däne vor der Kamera trug einen halblangen Mantel, sein Haar war blond und reichte ihm bis auf die Schultern. Hinter ihm nichts als Gras und hier und da, in einigem Abstand, kleine bunte Blumeninseln.

Was man versprochen hat. Es lag nicht daran, dass ich am falschen Grab gewesen und vielleicht für dumm verkauft worden war. Es hatte nichts mit meiner Empörung zu tun, nein: Ich war nachlässig gewesen. Ich hatte mich zu schnell und im Grunde mit nichts zufriedengegeben.

In den folgenden Wochen las ich alles, was zum Thema greifbar war. Ich fand nicht allzu viel. Zwei Bücher mit sorgfältigen Recherchen und Analysen, einige Artikel, eine Wanderausstellung. Eine Statistik verzeichnete über 5600 Flüchtlinge, 913 davon erfolgreich, 4522 Festnahmen und mindestens 174 Todesopfer seit 1961, angeschwemmt zwischen Fehmarn, Rügen und Dänemark. Die ergiebigsten Fluchtgeschichten hatte man verfilmt, kein großes Kino, aber gute Dokumentationen für die dritten Fernsehprogramme: Zwei Surfer, die es bei Novembersturm von Hiddensee nach Møn geschafft hatten (mit selbstgefertigten Surfbrettern). Zwei junge Ärzte im Schlauchboot, aufgelesen von einem dänischen Kutter. Ein Mann, der in vierundzwanzig Stunden achtundvierzig Kilometer geschwommen war, von Kühlungsborn nach Fehmarn, mit fünf Tafeln Schokolade als Proviant. Aus Fluchten wurden Fluchtgeschichten und aus Flüchtlingen Helden, Menschen, die alles riskiert und überlebt hatten.»Wir haben es geschafft «oder» Wir haben unser Ziel erreicht«, immer wieder dieser Satz, einer Beschwörung ähnlich.

Auch von zahlreichen missglückten Fluchtversuchen war die Rede, nur über die namenlosen Toten fand ich nichts, nirgendwo. Kein Fundort, kein Datum, kein Grab, allein der vage Hinweis auf eine Bestattung in Kopenhagen. Seltsamerweise tauchte hier und da die Zahl 15 auf, 15 unbekannte Opfer, wie es hieß, gestrandet an den Küsten Dänemarks. Ich fragte mich, wie es zu dieser Zahl gekommen sein konnte. Ungeachtet einer oft erwähnten Dunkelziffer, die vermutlich, wie es hieß, um ein Vielfaches höher liege, mussten diese Toten immerhin als Ostdeutsche identifiziert worden sein. Jemand musste sie gesehen und es festgestellt haben: Sie kommen von da .»Wenn unsere Fischer zwischen Møn und Rügen das Schleppnetz hochholten, lagen manchmal Leichen zwischen den Fischen. Ich kann mich an zwölf Tote erinnern. Wir brachten sie hier an Land und übergaben sie dem Gerichtsmedizinischen Institut in Kopenhagen.«

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