Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Nein, sagt sie.

Auf Wiedersehen, sagt sie und greift nach ihrer Tasche.

Auf Wiedersehen, sagt Richard und wundert sich, dass sie nicht losgeht.

Mit Rufu — das tut mir leid.

Naja, sagt er, auch mir sind solche Sachen passiert — ganz normale Sätze hören sich hier plötzlich ganz anders als sonst an.

Trotzdem.

Dann erst verlässt sie den Raum.

Dass sie mit sich nicht zufrieden ist und das sogar ihm gegenüber bekennt, gefällt ihm. Gefällt ihm vielleicht sogar noch mehr, als ihre Haare, ihre Brüste, ihre Nase und ihre Augen. Immer sind es die Falschen, die sich Gedanken um ihre Versäumnisse machen, denkt er, die, die ohnehin am allerwenigsten Schuld auf sich laden und sich trotzdem zermartern, so wie sein graubärtiger Kollege, Fachgebiet Altertumskunde, der schon am Morgen nach dem Mauerfall eine Selbstkritik ans Schwarze Brett heftete, in der stand, dass er geglaubt habe, an der Verwirklichung dessen zu arbeiten, was er für den Willen des Volkes hielt, und nun eines Besseren belehrt sei. Eine Selbstbezichtigung jedoch des jungen Kollegen, Fachgebiet Byzantinische Literatur, der als informeller Mitarbeiter der Stasi den konspirativen Bericht über Richards außereheliches Verhältnis geschrieben hatte, hing weder gleich nach dem Mauerfall, noch je zu einem späteren Zeitpunkt am Schwarzen Brett. In seiner Akte hatte Richard diesen Bericht ’95 gefunden: Ansatzpunkte für Gegner gegeben durch Arroganz und vorliegende Hinweise auf eheliche Untreue (aktive Verbindung mit der wissenschaftlichen Assistentin XXX. Selbige arbeitet bei Prof. XXX). Zum weiblichen Geschlecht hat die Person im allgemeinen große Neigungen und ist kontaktfreudig. Seine politisch-ideologische Grundposition unterliegt starken Schwankungen. Zu politisch angespannten Zeiten neigt die Person zu politischen Fehleinschätzungen, die bis zu Äußerungen mit feindlich-negativem Charakter gehen. Für eine konspirative Zusammenarbeit gemäß RL 1/79 ist die Person nicht geeignet. Der byzantinische Kollege hat jetzt einen Lehrstuhl in Basel. Der Graubärtige ist fünf Jahre nach dem, was jetzt überall Wende genannt wird, gestorben. Die DDR-Geschichte könnte, wenn man so will, inzwischen auch Forschungsgegenstand sein in der Altertumskunde, denkt Richard und stellt sich einen Moment lang vor, Honecker hätte seine Reden als Staatsratsvorsitzender auf Lateinisch gehalten — er grinst vor sich hin ins Leere, bevor er bemerkt, dass er grinst. Ob dieses Grinsen, das er in letzter Zeit häufiger an sich bemerkt, ein Zeichen von Senilität ist? Oder von Abgeklärtheit? Dann macht er das Licht aus.

26

In der Kaufhalle, die heutzutage Supermarkt heißt, entscheidet Richard sich für die kürzeste Schlange und sieht erst, als er seinen Einkauf gerade aufs Band legt, dass sich Rufu, der schwarze Mond von Wismar, genau hinter ihm angestellt hat. Er erkennt ihn an dem schmerzlichen Zug um den Mund, der ihm schon im Unterrichtsraum aufgefallen ist, an der Bitterkeit, die so deutlich aus diesem Gesicht spricht, dass man es daran erkennen kann wie an einer Blessur oder einer Narbe. Richard nickt ihm zu und sagt: Guten Tag, und auch Rufu erkennt ihn und sagt: Come stai? Ein Sack Zwiebeln ist sein Einkauf. Richard hat Salat, Tomaten, Paprika, Käse und Nudeln gekauft, das macht 16,50 Euro, aber als er sein Portemonnaie sucht, ist es nicht da. Nein, anschreiben kann die Verkäuferin leider nicht, sie kann den Einkauf nur deponieren, bis er mit dem Geld zurückkommt. Geht das wirklich nicht anders? Sie kennt ihn doch. Leider nein. Rufu sagt: Hai dimenticato la moneta? Si. Richard sucht immer noch, linke Manteltasche, rechte, auch innen. Gerade, als er überlegt, ob Rufu vielleicht, aber nein, das will er nicht glauben, obgleich, er steht schließlich direkt hinter ihm, und hätte leicht in seine Tasche, gerade da hält Rufu der Verkäuferin einen Zwanziger hin. Das geht nun wirklich nicht, sagt Richard. Du gibst es mir später wieder, sagt Rufu. Das kann ich nicht annehmen. Non c’é un problema. Werden Sie sich heute noch einig? sagt die Verkäuferin, da dankt Richard schließlich und lässt Rufu seinen Einkauf bezahlen. Draußen aber besteht er darauf, dass er ihm das Geld sofort wiedergeben will und lässt nichts gelten und sagt, er koche jetzt sowieso, und Rufu sei auf jeden Fall eingeladen zum Essen. Genauso folgsam, wie Rufu vorhin im Unterricht nach vorn an die Tafel gegangen ist, wo er das Beispiel sein sollte für jemanden, der keinen einzigen Freund hat, genauso folgsam geht er jetzt auch neben Richard her. Das Portemonnaie liegt im Flur auf dem Boden, da, wo Richard vorhin seine Schuhe zugebunden hat, zwei Zehner will Richard dem Mond von Wismar geben, aber der Mond schüttelt den Kopf und nimmt nur einen. Bitte nimm beide! Rufu schüttelt den Kopf. Dann nimm wenigstens die 16,50. Mond schüttelt. Oder wenigstens 15! Rufu nimmt den zweiten Zehner nicht an, auch nicht zum ersten dazu 6,50 Euro, oder wenigstens 5, nein, auf gar keinen Fall. Richard legt den verschmähten Zehner auf die Konsole im Flur, und da bleibt er liegen.

Willst du vielleicht etwas lesen, so lange, wie ich mit dem Essen beschäftigt bin? Rufu sagt: Si, volontieri. Das einzige Buch in italienischer Sprache, das Richard besitzt, ist Dantes» Göttliche Komödie«. Der von ihm lange gehegte Plan, sie im Original zu lesen, ist irgendwann in Vergessenheit geraten. Das Wörterbuch steht seit Jahren daneben im Bücherregal. Nel mezzo del cammin di nostra vita/ mi ritrovai per una selva oscura/ ché la diritta via era smarrita. Den Anfang kann er noch immer auf Italienisch hersagen und weiß auch die deutsche Übersetzung: Als ich auf halbem Weg stand unsers Lebens/ fand ich mich einst in einem dunklen Walde/ weil ich vom rechten Weg verirrt mich hatte. Vielleicht gar nicht so verkehrt, denkt er, und gibt dem Flüchtling, der um eine halbe Welt von seinem Leben abgeirrt ist, den in weinrotes Leinen gebundenen ersten Band, und so sitzt dieser, während Richard kocht, lesend am Tisch und blickt nur einmal auf, nämlich als Richard auf das Pedal des Mülleimers tritt und der Deckel sich in die Höhe hebt. Da steht er kurz auf, tritt auch auf das Pedal, der Deckel hebt sich, Rufu, der Bittere, dessen Gesicht sonst so schmerzverzerrt ist, lächelt, und dann setzt er sich wieder hin und liest weiter. Als Richard ihm sagt, dass das Essen nun fertig sei, legt er das Buch beiseite und bedankt sich.

Woher bist du eigentlich?

Aus Burkina Faso.

Richard hat wieder vergessen, wo Burkina Faso liegt. An der Küste? Oder im Innern des Kontinents?

Rufu ist jedenfalls sehr schwarz.

Sag einmal, kennst du vielleicht den, der immer saubermacht, so einen mit — Richard steht kurz vom Tisch auf und macht die Bewegung des Fegens vor, weil er nicht weiß, was Besen auf Italienisch heißt.

Con una ramazza?

Ja. So ein Dünner aus Ghana.

Wie ist sein Name?

Ich weiß nicht.

Nein. Ich kenne ihn nicht.

Nach dem Essen räumt Rufu seinen Teller weg und will abwaschen.

Nein, lass mal.

Dann zieht Rufu seine Schuhe wieder an, und auch Richard die braunen, die am bequemsten sind, der Zehner liegt noch immer auf der Konsole, nein, Rufu will ihn auch jetzt nicht.

Wenn du Lust hast weiterzulesen, dann ruf mich einfach an, ich gebe dir meine Nummer.

Richard tippt seinen Namen und seine Nummer in Rufus Mobiltelefon ein, dann gehen sie zusammen los, erst links, dann die Soundso-Straße, dann an der Seite vom Platz entlang und so weiter, bis sie das Heim sehen.

Am Abend schaut Richard im Stadtplan nach, wie weit es nach Spandau ist. Es ist weit. Selbst mit dem Auto mindestens eine Dreiviertelstunde.

27

Sein Kopf fällt ihm beinahe auseinander vor Schmerzen, Awad will nicht denken, aber er muss, das Denken ist in seinen Kopf eingesperrt und stößt von innen gegen den Schädel. Seit halb vier Uhr in der Frühe geht das schon so, schwindlig ist ihm vor Müdigkeit, und doch muss er seinen Kopf hergeben für dieses wildgewordene Denken, muss denken und will nicht, muss sich erinnern und will nicht, seit halb vier Uhr in der Frühe ist ihm übel von diesem Denken und diesem Erinnern, das seinen Kopf besetzt hat, seit halb vier Uhr früh ist er schon wach, erst hat er auf dem Bettrand gesessen und gehofft, dass es irgendwann wieder aufhört und er einschlafen kann. Gegen halb acht hat er begonnen, auf und ab zu gehen, wieder und wieder, auf und ab, auf und ab, seine Zimmergenossen sind davon wachgeworden und dann hinuntergegangen zum Billard, jetzt ist es halb elf, und noch immer ist keine Aussicht auf Frieden in seinem Schädel, da klopft es.

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