Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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Und dann steht er mit Osarobo gemeinsam auf, zieht sich die braunen Schuhe an, die am bequemsten sind, und begleitet ihn auch auf dem Rückweg.

25

Die Äthiopierin trägt die Haare heute nach oben gesteckt, aber einige Strähnen ringeln sich um ihr Gesicht. Während sie mit Leseübungen für die Analphabeten unter den Schülern beginnt, macht Richard sich in einer Ecke des Raumes mit den zwei fortgeschrittenen Schülern, die sie ihm zugeteilt hat, daran, einen Konversationskurs zu eröffnen. Guten Tag, wie geht es, wie heißen Sie, aus welchem Land sind Sie, wie alt, und seit wann in Berlin? Yussuf ist aus Mali und Ali aus dem Tschad. Es freut Richard, dass er im selben Raum wie die Lehrerin unterrichtet, denn so sieht er, wie sie etwas erklärt, ihren Schülern Wörter diktiert, ihnen beim Schreiben hilft, mit dem Handballen hier und da etwas an der Tafel wegwischt, etwas anderes hinschreibt, dann in die Runde fragt, manchmal streift sie mit dem Blick dabei sogar die Fortgeschrittenen-Gruppe. Er seinerseits kommt nun mit Ali und Yussuf auf die Berufe zu sprechen: Ich habe in Libyen auf dem Bau gearbeitet und in Italien als Krankenpfleger, sagt Ali. Als Krankenpfleger, wirklich? Ja, eine Zeitlang. Und Yussuf? Ich habe in Italien in der Küche gearbeitet. Aha, Yussuf, du bist also Koch? Richard rührt in einem imaginären Topf. Nein. Was hast du in der Küche gemacht? Ich habe Teller saubergemacht. Aha, du warst also Tellerwäscher. Wie heißt das? Tellerwäscher. Sein fortgeschrittener Schüler hält ihm seinen Block hin, er soll ihm das Wort notieren. Dann liest Yussuf ab: Tellerwäscher, Richard feilt mit ihm noch an dem»Ä«, und dann ist die Aussprache so gut wie perfekt: Tellerwäscher! Tellerwäscher! Ich bin Yussuf aus Mali und habe in Italien als: Tellerwäscher gearbeitet! Richard sieht den lachenden Yussuf aus Mali, einen kleinen, kohlrabenschwarzen Mann, der in Italien, bevor er nach Deutschland kam, als Tellerwäscher gearbeitet hat. Die Aussprache ist perfekt. Der Satz ist perfekt. Als Satz. Als Aussage ist er, ganz sicher, Yussufs Verhängnis. Soviel hat Richard schon von den europäischen und deutschen Gesetzen verstanden. Unwillkürlich fällt ihm eine Zeile von Brecht ein: Der Lachende hat die furchtbare Nachricht nur noch nicht empfangen. Hast du, fragt er Yussuf jetzt, bevor du nach Italien kamst, in Libyen vielleicht eine Ausbildung gemacht? Nein, sagt Yussuf. Und in Mali? Nein, sagt Yussuf, ich wäre gern in eine Schule gegangen, aber meine Eltern hatten kein Geld. Und schon lacht er wieder: Jetzt bin ich hier und kann schreiben und lesen, ich spreche Arabisch, Französisch, Italienisch, Englisch, bald auch Deutsch — jetzt kann ich viel mehr als die Schüler in Mali!

Das glaubt Richard gern.

Und du? fragt er Ali.

Ich bin nur auf eine arabische Schule gegangen. Mein Vater hat gesagt, erst wenn ich mit der arabischen Schule fertig bin, darf ich eine französische Schule besuchen. Was ist eine arabische Schule? Wir haben den Koran auswendig gelernt. Du kannst den Koran auswendig? Nicht den ganzen, nur etwa drei Viertel. Du kannst drei Viertel vom ganzen Koran auswendig auf Arabisch? Ja. Aber dann sind wir nach Libyen geflohen. Englisch habe ich erst in Italien von meinen Freunden gelernt. Und Italienisch von der alten Frau, die ich gepflegt habe, in drei Monaten nur, aber Deutsch ist schwerer.

Die Äthiopierin wiederholt mit ihren Schülern gerade den Stoff der vorletzten Woche: Um das Perfekt zu bilden, braucht man immer zwei Verben. So hat Richard sie kennengelernt, an der Tafel vorbeischwimmend (bin geschwommen), fliegend (bin geflogen), gehend (bin gegangen). Glück des Paralleluniversums. Was würdest du denn, fragt er nun Ali, gern für einen Beruf lernen? Ich würde gern ein richtiger Krankenpfleger sein. Und du? fragt er Yussuf: Ich wäre gern Ingenieur. In der Pause, die jetzt eintritt, in der Richard überlegt, was er nun sagen soll, als Bewohner eines Landes mit 70 000 unbesetzten Lehrstellen und mit Fachkräftemangel, das dennoch die schwarzhäutigen Flüchtlinge, die nun einmal nicht wie die Vögel im Frühling über Italien oder Griechenland oder die Türkei hinwegfliegen können, ohne den Fuß auf den falschen Boden zu setzen, nicht einmal als Bewerber um Asyl akzeptiert, geschweige denn aufnimmt, ausbildet und ihnen Arbeit gibt, in dieser kleinen Pause, wirft Richard ganz in Gedanken, einen Blick zur Lehrerin hinüber: Für das Perfekt hat sie immer zwei Männer paarweise nach vorn gestellt — einer stellt das Hilfsverb sein oder haben dar, und der andere das Verb, das gebeugt wird. Khalil und Mohamed sind Freunde, sagt sie, nicht wahr? Ja, sagen alle. Und Moussa und Yaya auch, oder? Ja, sagen alle. Moussa ist der mit der blauen Tätowierung im Gesicht, den Richard schon damals auf dem Oranienplatz gesehen hat. Nun, da die Lehrerin den Gegensatz von Perfekt und Präsens verdeutlichen will, fragt sie nach einem von ihnen, der immer ganz allein sei, der keinen Freund habe und mit niemandem spreche. Die Stille, die auf ihre Frage folgt, ähnelt der Stille, die von Richard ausging, nachdem Yussuf eben Ingenieur gesagt hat. Es folgt ein Murmeln und aus dem Murmeln bildet sich allmählich ein Name, und der Name ist Rufu. Rufu kommt nach vorn, als Beispiel für jemanden, der immer allein ist, kommt folgsam nach vorn, um sich in seiner Einsamkeit anschauen zu lassen. Ingenieur, denkt Richard, Menschenskind, und sieht, dass die Lehrerin auch gerade verstummt. Rufu steht da vorn an der Tafel als Beispiel für die Zeitform der Gegenwart, die keines Hilfsverbs bedarf. Ich gehe, sagt die Lehrerin nun merklich schneller. Ich schwimme. Und — ich fliege. Also: das Verb in der Gegenwart ist immer allein. Jetzt könnt ihr euch alle wieder setzen. Und da gehen die beiden Freunde Khalil und Mohamed, und der im Gesicht blau tätowierte Moussa mit seinem Freund Yaya paarweise, aber Rufu allein — alle wieder auf ihre Plätze zurück. Richard seinerseits sagt zu seinen zwei fortgeschrittenen Schülern: Egal, welchen Beruf ihr einmal ausüben wollt, es ist auf jeden Fall sehr gut, wenn ihr Deutsch lernt.

Das Gesicht von Rufu.

Im Wismarer Dom hat Richard einmal eine Madonna gesehen, die mit beiden Füßen auf dem Kopf eines am Boden liegenden Mohren stand. Wie er später nachlas, war es gar nicht der Kopf eines Mohren, sondern sollte in Wahrheit der Mond sein, der zur Entstehungszeit des Altars um 1500 noch silbern bemalt war, aber die silberne Farbe ist mit den Jahren dunkel geworden. Fünf Jahrhunderte hat es gedauert, bis die Madonna nun einen schwarzen Mond in den Staub tritt, und dieser Mond hat, fünf Jahrhunderte später, so ein Gesicht wie Rufu, der auf der Welt ganz allein ist, keinen Freund hat und mit niemandem spricht.

Wenigstens stellt sich die Frage, wie der Unterricht nun weitergehen soll, weder für die Lehrerin noch für Richard, denn nun kommt zur offenen Tür plötzlich Apoll hereingestürmt, seine quicklebendigen Haare springen auf und ab, er spricht laut und schnell zu den anderen auf Hausa, dann wieder auf Italienisch, dann auf Französisch, dann wieder auf Hausa. Alle fangen jetzt an, in verschiedenen Sprachen miteinander zu diskutieren, packen ihre Hefte zusammen, stehen auf und verlassen schließlich den Raum. Der Unterricht scheint sich selbst beendet zu haben. Auf dem Weg nach draußen sagt Tristan-Awad zu Richard:

How are you?

Fine, aber was ist denn los?

Der Umzug nach Spandau, der morgen stattfinden sollte, ist wegen der sickness noch einmal verschoben.

Wegen der Windpocken?

Ja.

Und welcher Umzug nach Spandau?

In ein anderes Haus — wir hatten alle schon unsere Sachen gepackt.

Du auch?

Ja.

Aha.

Take care, sagt Tristan noch und wartet, bis Richard ihn wirklich anschaut und nickt, aber dann ist auch er zur Tür hinaus und verschwunden. Pass auf dich auf, das hat schon lange niemand mehr zu Richard gesagt. Die Lehrerin hat indessen die Tafel abgewischt, jetzt packt sie ihre Buchstaben ein, Richard fragt sie: Haben Sie von dem Umzug gewusst?

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