Ursula Krechel - Landgericht

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Nach "Shanghai fern von wo" geht Ursula Krechel noch einmal den Spuren deutscher Geschichte nach. Ihr neuer Roman handelt vom Exil und von den fünfziger Jahren, von einer Rückkehr ohne Ankunft.Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt? Nach ihrem gefeierten, 2008 erschienenen Buch "Shanghai fern von wo" geht Ursula Krechel mit ihrem neuen großen Roman "Landgericht" noch einmal auf Spurensuche. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragischen Geschichte von einem, der nicht mehr ankommt. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaasschen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Ursula Krechels Roman lässt Dokumentarisches und Fiktives ineinander übergehen, beim Finden und Erfinden gewinnt eine Zeit atmosphärische Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet. Mit sprachlicher Behutsamkeit und einer insistierenden Zuneigung lässt "Landgericht" den Figuren späte Gerechtigkeit widerfahren. "Landgericht", der Roman mit dem doppeldeutigen Titel, handelt von einer deutschen Familie, und er erzählt zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.

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Im Schindelhaus zeigte Kornitzer der Tochter die Zimmer und ließ sie wählen, ob sie Georges oder Selmas Zimmer benutzen wollte. Nach einem kurzen, kritischen Blick auf die Druckgraphik mit den blauen Pferden entschied sie sich für Georges Zimmer. Den Globus drehte sie so, daß Amerika im Blickfeld lag. Sie sprach mit Wärme von ihrer Mutter, aber auch mit Respekt. Sie sagte, wie schwer sie es habe in der Schule, die sie doch liebe. Alles sei jetzt ideologisiert in Kuba, der Mathematikunterricht bestehe darin, auszurechnen: Wenn im Jahr 1956 soundsoviel Prozent der kubanischen Bevölkerung Analphabeten gewesen seien, wieviel es heute nur noch seien. Das Bildungsmonopol der Besitzenden solle gebrochen werden. Aber weder Charidad noch die Kusine und ihr Mann seien Besitzende. Noch im nachhinein empörte sich Amanda darüber, daß im April 1961 alle höheren Schulen geschlossen worden waren, die Schüler wurden nach rasch organisierten Schnellkursen als Alphabetisatoren aufs Land geschickt. Was, um Himmels willen, konnte ich denn jemandem beibringen? Alten Leuten? Männern, die Zuckerohr ernten und nie einen Bleistift in der Hand gehalten hatten? fragte Amanda. Fast alle Kasernen seien in Schulen verwandelt worden, aber was für Schulen! höhnte sie. Pseudo-Enthusiasmus wurde belohnt, sorgsames Abwägen wurde gebrandmarkt. Nur ein großes JA wurde akzeptiert, aber auch das sei vielleicht in einem halben Jahr nicht vollmundig genug gewesen. Die neuen Lehrer seien in den Bergen ausgebildet worden, das hieß, sie wurden politisch geschult und körperlich ertüchtigt. Nur für ihren Verstand fiel nicht allzu viel Schulung ab; und Didaktik war ein Fremdwort. Charidad, die eifrige Lehrerin an einem Jungengymnasium (das jetzt als eine ehemalige elitäre Bonzenschmiede galt und gründlich „gesäubert“ worden war), mußte sich pausenlos die Haare gerauft haben, das begriff Kornitzer ohne viele Erklärungen von Amanda.

Auch über die Ziehmutter und den Ziehvater und die Geschwister in dem großen Haushalt in der kleinen Stadt sprach sie mit Wärme. Das war gleich deutlich: Amanda hatte ein großes Herz, in dem viele verschiedene Menschen Platz hatten. Der Ziehvater, erzählte sie, war inzwischen nach Florida emigriert und hatte Arbeit gefunden. Er versuchte, nach und nach die Familie zu sich zu holen (das kam Kornitzer bekannt vor), aber sie, Amanda, hätte, als sie den Plan verstanden hatte, gleich gesagt: Sie möchte nicht nach Florida, sie möchte, nein, sie müsse nach Paris. Warum Paris? fragte Kornitzer einigermaßen erstaunt. Ich singe, sagte sie mit der größten Selbstverständlichkeit. Das heißt, du möchtest eine Gesangsausbildung in Paris machen? Sie antwortete nicht direkt. Doch dann platzte es aus ihr heraus: Paris ist die Hauptstadt des Chansons, oder? Das mußte Kornitzer zugeben. Da muß ich hin, sagte sie. (Wieder mit der größten Selbstverständlichkeit.) Sie hatte schon Französisch gelernt — bei einer Nonne mit einer soo großen Flügelhaube, sie breitete die Arme aus, und Richard war überzeugt, daß sie heftig übertrieb. Ángel de la guarda , Schutzengel nannte sie die geflügelte französische Nonne zu seiner Überraschung. Manchmal sang die Tochter in ihrem Zimmer, auch auf der Treppe oder in der Küche, die sie gleich in Beschlag genommen hatte. Richard wußte nicht, ob es ihm gefiel oder nicht. Es war machtvoll, ihr Singen füllte das Haus, und das Gefühl, das ihn überwältigte, hatte keinen anderen Begriff als AMANDA SINGT. Ja, es fehlte ihm ein Begriff, eine Beurteilung, aber das machte nichts.

Kornitzer mußte sie ziehen lassen, wie er Charidad hatte gehen lassen müssen, wie er Selma und George ihren Willen lassen mußte, er hatte schon Erfahrung, und mit dieser Erfahrung fühlte er sich alt. Und während er schlaflos dalag, im Nachbarzimmer die neu gewonnene Tochter, die ihn glücklich machte auf unbestimmte Weise, sagte er sich: Ich bin nach Kuba gegangen und zurückgekommen. Claire ist geblieben, wo sie war, und Charidad ist geblieben, und der Globus hat sich gedreht, und die Zeiten haben sich geändert, und Amanda ist von Kuba nach Europa gekommen, und die Doppelseite aus dem Atlas, die sie mitgebracht hatte in der Handtasche, war gut präpariert. Frankfurt war unterstrichen, und ein wenig westlicher von Frankfurt war in die grüne Grundfarbe des Atlas „Mainz“ geschrieben worden (von Charidad, der gründlichen Geographie-Lehrerin?), und auf der linken Seite des Atlas war noch ein Stück von Frankreich zu sehen, bis Metz etwa, und Paris war abgeschnitten, Amandas Sehnsuchtsstadt, wie auf dem Photo, das Charidad ihm mitgegeben hatte, die Hand, die das kleine Mädchen hielt, abgeschnitten war. Und nun mußte er seine Hand, die er Amanda gereicht hatte, abschneiden, damit sie gehen konnte. Er richtete ein Konto für sie ein, kaufte Schuhe mit ihr, einen seriösen Wintermantel, eine Notentasche und einen lustigen Regenschirm, obwohl sie der Meinung war, in Paris regne es nie. (Sie hatte französische Filme gesehen!) Ein Regenschirm hilft auch gegen zudringliche Männer, erklärte er. Darüber lachte sie unbändig und akzeptierte das sperrige Geschenk. Ángel de la guarda , antwortete er auf ihren Heiterkeitsausbruch.

Auch Goldenberg kehrte Kuba den Rücken, nach 19 Jahren im Lande sah er keinen Sinn mehr in seinen politischen Anstrengungen. Er reiste nach England, schrieb ein brillantes Buch über die kubanische Revolution, in dem er seine Enttäuschung, so gut es ging, mit wissenschaftlicher Abstraktion zügelte. Nach vier Jahren zog er nach Köln weiter, wo er die Lateinamerika-Redaktion der Deutschen Welle übernahm. Es zählte nicht mehr, ob dies eine weitere Station seiner Emigration war oder eine Heimkehr.

Amanda war eine bessere Briefschreiberin als Charidad. Und wie beschäftigt sie war, Auftrittsmöglichkeiten ausfindig zu machen, Kontakte zu knüpfen und Lieder zu schreiben. Sie schickte ihrem Vater Texte und Noten, die er nicht lesen konnte; dann schließlich eine Schallplatte und ein paar gute Kritiken dazu. Er las von der Sängerin mit den kubanisch-deutschen Wurzeln, und es war ihm, als läse er über eine gänzlich fremde Künstlerin, und dann war er stolz auf sie und schrieb zurück: Wohnst du auch gut? Und: Ist dein Zimmer warm? Du darfst dich nicht erkälten. Und hältst du deine Stimmbänder warm? Mütterliche Fragen, mütterliche Ermahnungen. Und er fügte einen Scheck hinzu. Sie dankte ihm postwendend. Nein, Geld brauche sie nicht. Sie singe, sie habe eine Gage . (Das Wort schrieb sie groß, als wäre es ein Zauberwort. Und malte ein kindliches Herz unter ihren in Eile geschriebenen Brief.)

1970 bot die Oberfinanzdirektion Berlin Kornitzer in gütlicher Einigung , wie sie selbst befand, ohne Anerkennung der Rechtspflicht einen Schadensersatz von 3.000 DM an. Ich weise darauf hin , schrieb der Bearbeiter seines Falles, daß auch nach den eigenen Angaben der inzwischen verstorbenen Antragstellerin nicht festzustellen ist, ob es sich um eine amtliche Beschlagnahme oder um eine reine Plünderung gehandelt hat und daß zum Umfang des Verlustes nur summarische Wertangaben ohne eingehende Beschreibung der verloren gegangenen Gegenstände vorliegen .

Verloren gegangen? Wird vage vorausgesetzt, daß Claire unachtsam war? Daß sie kopflos das Armband hat offen liegen lassen, als die Gestapo in ihre Wohnung eindrang, vielleicht weil sie Kompromittierendes hatte verschwinden lassen? Auch der Krieg war ja angeblich verloren gegangen, aber niemand hatte ihn gefunden. Kornitzer schreibt unverzüglich an die Oberfinanzdirektion zurück, und das soll wirklich der letzte Brief sein, er will nicht mehr, er kann nicht mehr: „Trotz einiger Bedenken bes. bezüglich der Höhe der Erstattung nehme ich zur endlichen Bereinigung dieser Sache den Vorschlag hiermit an. Danach werden mir wegen des Verlustes von Schmucksachen und einer Schreibmaschine der Geschädigten, meiner seligen Ehefrau Claire Kornitzer, geb. Pahl, zum Ausgleich aller Ansprüche 3.000 DM Schadensersatz geleistet. Ich erkläre, daß damit alle irrtümlich im Entschädigungsverfahren angemeldeten Rückerstattungsansprüche nach der Geschädigten erledigt sind. Doppel anbei und gleichzeitig direkt an die Wiedergutmachungsämter.“

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